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Michael Schmidt über die Seite “Der ErnstFall”, Kriminalromane und das Magazin “Zwielicht”

…Michael Schmidt über…
…die Seite »Der ErnstFall«, Kriminalromane und das Magazin »Zwielicht«

Ich bin schon seit längerer Zeit Besucher  der Seite bzw. des Blogs „Der ErnstFall“ von Michael Schmidt.

Aber mit der Zeit wollte ich etwas mehr über die Seite erfahren und schrieb daraufhin Michael an.

Aus dieser Mail entstand nachfolgendes Interview, das ich den Lesern des Zauberspiegels nicht vorenthalten möchte…


Zauberspiegel: Michael, kannst Du Lesern des Zauberspiegels kurz etwas über Deine Person erzählen?
Michael Schmidt:  Ich bin Jahrgang 70, geboren in Koblenz und arbeite als Elektroingenieur. In meiner Freizeit treibe ich Sport, lese und schreibe.

Zauberspiegel: Wie kamst Du auf die Idee zu Deiner Seite „Der ErnstFall“ und wie auf den Namen der Seite?
Michael Schmidt:  Ich bin Initiator des Vincent Preis und 2010 kam ich auf die Idee, alle Informationen des Horrorpreises in einem Blog zu präsentieren.
Fast gleichzeitig habe ich dann die Informationen zu mir und meiner Schreiberei, die vorher auf einer Homepage standen, in einem neuen Blog übertragen.
Seitdem präsentiere ich da Neuigkeiten zu meinen Werken, zum Magazin „Zwielicht“, Interviews und Rezensionen und was mir sonst noch in den Sinn kommt, querbeet halt.
Warum der Ernstfall? Beim Flippern hatte ich das Kürzel DEF, war großer Fan von der Hardrockcombo Def Leppard. Als dann die Emails IN wurden, war es nicht so einfach, eine passende Email zu generieren.
Michael und Schmidt sind beides Allerweltsnamen und dann hatte ich statt Michael3678 mich für Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! entschieden. DEF und meine Initialen. Meine Freundin merkt sich das dann mit dem Spruch „DerErnstFall“ und so war der Name des Blogs geboren.

Zauberspiegel: Könnte man sagen, dass der Fokus Deiner Seite zu einem Teil auf den  Besprechungen von Kriminalromanen liegt, insbesondere auch viele aus dem Bereich „Leihbücher“? Und warum gerade Kriminalromane?
Michael Schmidt:  Das hat sich irgendwann ergeben, dass ich zurück zu den Heftromanen gekehrt bin. In meiner Jugend habe ich da echt viele von gelesen. Krimis, Western, Grusel, später Science-Fiction und Fantasy. Irgendwann bin ich den Heftromanen dann erwachsen und bin eher durch Zufall wieder daran gekommen. Angefangen hatte es damals mit Kriminalromanen und da bin ich wieder hängen geblieben.
Da es schwierig war, da die passende Informationen zu bekommen habe ich begonnen die Romane, die ich gelesen habe, vorzustellen und zu besprechen. Und das Reich der Kriminalromane ist wirklich umfangreich. Die Autoren sind oft völlig unbekannt und die diversen Serien und Reihen kennen heutzutage nur noch Eingeweihte.
Ich habe dann beschlossen mich durch den „Bastei Kriminalroman“ zu lesen und habe mittlerweile 355 von 863 Bänden gelesen. Eine interessante Reihe. Dort erschienen am Anfang Krimis mit Western- Abenteuer, Liebes-  und Science-Fiction Einschlag.
Viele spielten in Deutschland oder Frankreich, bevor die Reihe sich änderte und überwiegend Serienabenteuer brachte, die in den USA spielten.
Die Bandbreite ist dabei groß. Da sind Romane, die man gut auch als Buch veröffentlichen könnte, aber auch Bände, über die man am besten den Mantel des Schweigens decken sollte.
Ja, und wenn man Kriminalromane bespricht, kommt man an Leihbüchern nicht vorbei. Zum Glück gibt es da die „Illustrierte Bibliographie der Leihbücher 1946-1976 Teil 1 Leihbücher“ von Herbert Kalbitz und Dieter Kästner.
Im Gegensatz zu ähnlichen Publikationen ist das echt ein Hammerwerk und ich habe bisher noch kein fehlendes Buch entdeckt und Fehler sind echt minimal.
Interessant finde ich, wenn man sich mit Heftromanen/Leihbüchern befasst, es hat sich nichts geändert. Es gibt die, die sowas lesen und die Klientel, die zwar ähnliches vor der Glotze goutiert, aber der Meinung ist, die Hefte sind was Minderwertiges.
Allerdings muss ich sagen, mir gefallen viele der alten Sachen besser als was da aktuell erscheint. Die Zeiten und Anforderungen an eine Geschichte haben sich gewandelt und machen vor den Heften keinen halt.

Zauberspiegel: Zum anderen liegt der Fokus Deiner Seite“ auf dem Magazin „Zwielicht“. Was genau ist denn das Magazin „Zwielicht“?
Michael Schmidt: „Zwielicht“ ist ein Magazin in Taschenbuchform. Es ist eigentlich eine erweiterte Anthologie. Kurzgeschichten, Übersetzungen und Artikel, hier und da auch mal Illustrationen.
Vorbild war da ein wenig das SF Magazin „Nova“, das es seit 2002 gibt. 2009 habe ich dann „Zwielicht“ bei Eloy Edictions veröffentlich, ein zweiter Band erschien, bevor der Verlag dicht machte.
Einen Verlag für so eine Publikation zu finden, ist gar nicht so einfach wie sich dann rausstellte. Zwielicht kam dann dank Vermittlung von Andreas Flögel zu Saphir im Stahl, schon vorher hatte ich in Eigenregie die eBooks veröffentlicht.
Saphir im Stahl war dann irgendwie nicht der passender Verlag, wir haben da gar nicht ins Programm gepasst und nach sechs Ausgaben haben dann Achim Hildebrand, der als Mitherausgeber seit „wielicht 6“ dabei ist, und ich beschlossen, wir machen es selbst.
Kdp von Amazon ist da sehr hilfreich und so ist gerade „Zwielicht 19“ erschienen. Parallel gab es 17 Ausgaben „Zwielicht Classic“, da gab es im Gegensatz zu „Zwielicht“ Geschichten und Artikel, die schon vorher erschienen sind.
Aber die Nachfrage war da insgesamt eher bescheiden. Als Sonderbände haben wir zwei Sammlungen von Algernon Blackwood veröffentlicht (Aileen und Traumpfade), ein dritter ist in Vorbereitung für 2024.
Frank Duwald hat dann noch einen Band zu Arthur Machen mit noch unveröffentlichten Sachen bei uns veröffentlicht.
Matthias Käther kannte ich von seinen Übersetzungen und Artikeln des Zauberspiegels und habe ihn dann angesprochen, ob er die Sachen nicht auch in „Zwielicht“ bringen will und seit „Zwielicht 10“ ist er mit an Bord.
Seine Geschichten und Artikel, die ja teilweise zuerst im Zauberspiegel erschienen, haben wir dann gesammelt bei Blitz als „Fantastic Pulp“ in drei Ausgaben gebracht.

Zauberspiegel: Wie oft und in welcher Form erscheint das Magazin?
Michael Schmidt: „Zwielicht“ erscheint 1-2mal im Jahr. Dazu kommen Sonderbände, die aber keinen festen Veröffentlichungsrhythmus haben. Immer als Taschenbuch und eBook, die Sonderbände zusätzlich als Hardcover.
Aktuell ist „Zwielicht 19“ erschienen und auf dem Bucon hatten wir eine Release Party mit einer Lesung dreier Geschichten aus dem Band.
Neben dem Artikel „Viktorianischer Schrecken“, ursprünglich im Zauberspiegel erschienen, gibt es Übersetzungen von Algernon Blackwod, Anabelle Kenealy und Brian Evenson, einem zeitgenössischen Autor aus den USA, dessen erste deutschsprachige Veröffentlichung wir bringen.
Ansonsten habe wir szenebekannte Autoren wie Torsten Scheib, Vincent Voss oder Erik Hauser, aber mit Lena Marlier auch eine tollte Story einer Autorin, die zum ersten Mal eine Geschichte veröffentlicht hat.
Das Buch gibt es bei Amazon, aber auch bei den üblichen Verdächtigen wie die Thalia und Reuffel.

Zauberspiegel:  Ist das Magazin ‚nur‘ etwas für Fans des phantastischen Genres?
Michael Schmidt:  Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wir bringen die ganze Bandbreite des Genres Horror und unheimliche Phantastik mit Ausflügen in die dunkle Science-Fiction.
Aber schon die erste Geschichte in Zwielicht 19, Monsieur Ortolan von der Kölner Autorin Ina Elbracht ist ein bitterböser, etwas deftiger Krimi. Die Grenzen zwischen Krimi/Thriller und Horror sind ja fließend und einer dieser, überaus gelungenen Grenzgänger ist diese Geschichte. Wer die verpasst, ist echt selbst Schuld.
Generell ist „Zwielicht“ vielleicht weniger was für Serienjunkies, die normalerweise John Sinclair lesen. Es sind abwechslungsreiche, manchmal tiefsinnige, hier und da auch heftige Geschichten enthalten. Einfach mal ausprobieren.
Definitiv ist „Zwielicht“ einzigartig. Eine vergleichbare Publikation mit bald 20 Ausgaben gab es auf dem deutschen Markt noch nie und ich sehe auch nicht, dass sich das ändert.
Wir bieten übrigens keine Themenanthologien, „Zwielicht“ will sich thematisch nicht einschränken. Die Autoren haben freie Hand, es gibt kurze und lange Geschichte, einzig, meinem Mitherausgeber Achim Hildebrand und mir müssen sie gefallen. Wir würden uns freuen, euch als Leser zu gewinnen.

Kommentare  

#1 G. Walt 2023-10-29 14:13
Interessant! Noch eine Seite, die sich mit phantastischer Literatur befasst.
#2 William 2023-11-01 10:48
Geschichten von Algernon Blackwood sind immer ein besonderes Lesevergnügen und das Coverbild von 'Traumpfade' ist großartig, da bekommt man ja geradezu Angst vor der nächsten Kaffeetafel. :D

Weiß vielleicht jemand, von wem das Bild ist? :-)
#3 mammut 2023-11-01 13:25
Klar, das ist vom schweizer Künstler Björn Ian Craig:
vincent-preis.blogspot.com/2019/04/interview-mit-bjorn-ian-craig.html
#4 William 2023-11-01 16:11
@mammut: Vielen Dank für die schnelle Information :-) - und ein interessantes Interview mit dem Künstler gab es auch gleich noch mit dazu, toller Service! *daumen*hoch* :-)
#5 mammut 2023-11-02 08:09
Gerne geschehen. Falls noch Fragen zu Zwielicht oder Björn sind, einfach loslegen. Björn macht alle Cover für Zwielicht sowie die beiden Blackwood Bände. Aufgefallen ist er mir durch das tollte Titelbild von Casus Belli.

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