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Highlights der »Bob Barring-Serie« Aus der Sicht von Gustav Feichtinger - Teil 2

Bob barringHighlights der »Bob Barring-Serie«
Aus der Sicht von Gustav Feichtinger - Teil 2

Gustav Feichtinger, der aktuelle Autor von Bob Barring, schickt den Helden und seinen Kompagnon Rolf auf neue Abenteuer rund um den Erdball. Barring ist überall. Was aber sind die Highlights aus der Sicht des aktuellen Verfassers? Weiter geht es mit Gustav Feichtingers Blich auf die spannendsten und besten Bände der österreichischen Serie Bob Barring, die Ende der vierziger Jahre von Karl Hans Koizar verfasst wurde.

Bob BarringBob Barring Nr. 27:
DIE SÜDSEE BRENNT 
Als wäre die Situation auf Himeo nicht ohnehin schon verwickelt genug, taucht ein Gegenspieler auf. Bob, Rolf und Flip sind nämlich nicht die einzigen Überlebenden des Schiffsuntergangs – Coogan, einer von Li Hungs Leuten auf der ‘Good Hope’ hat sich ebenfalls auf die Insel retten können und hetzt die Eingeborenen gegen seine Konkurrenten bei der Schatzsuche auf. Bei einer Auseinandersetzung mit dem üblen Gesellen sprechen die Fäuste.

Tati ruft eine Versammlung ein, bei der sich Coogan beschwert, verprügelt worden zu sein. Als Rolf schwören soll, dass Maui nicht ihr Wort gegenüber Peele gebrochen hat, dröhnt ein dumpfes Donnern aus dem Erdinneren.

‘Peele spricht! schrie Tati mit vor Schreck starren Augen …’

Steine fliegen durch die Luft und treffen Maui. Rolf sieht rot und will sie retten, doch sie weist ihn ab. Das höhnische Lachen der braunen Männer und Weiber trifft die beiden hart. Als Konsequenz verbannt Tati die Freunde von Himeo.

Am Abend dämmert es Rolf, dass Maui etwas Entsetzliches vor hat. Schweißgebadet eilt er den Pfad zum Feuerberg empor. Als er außer Atem bei Oleles Hütte ankommt, erfährt er, dass das Mädchen zum Krater hinauf ist.

‘Über dem Vulkan hing eine stickige Rauchschicht … Es wurde stockdunkel, sodass ich kaum vorwärts fand … eine Kette kleiner, blauer Flämmchen … leuchteten aus dem Lavaboden – Erdgase! … Wieder grollte der unterirdische Donner auf … Maui!’

‘Und da … dort drüben wankte das Mädchen … dem dampfenden Krater zu …’

Maui will sich opfern, damit der Feuergott das Dorf verschone. Sie verschwindet in die Tiefe, bleibt aber unterhalb des Kraterrandes im Lavagestein hängen. Trotz umherfliegender Steintrümmer, stickiger Dämpfe und Spritzern glühender Lava gelingt es dem besorgten Rolf Shark zu seiner Maui abzusteigen.

Der Weg zurück nach oben erweist sich als unmöglich. Und während tief unter den beiden schon die flüssige, rote Glut gluckste – alles deutete auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch hin – gelingt es Rolf einen rettenden Spalt zu erreichen und das Mädchen mit größter Mühe nachzuziehen.

Im folgenden Kapitel – passenderweise mit ‘IN DER HÖLLE’ überschrieben – erlebt das Paar einen Vulkanausbruch aus nächster Nähe. Der Kamin, in den der Spalt mündet, führt nämlich nicht ins Freie sondern auf glatter Lavabahn in die Tiefe. Die Rutschpartie endet in einem gewaltigen Felsendom, in dessen Tiefe ein rotglühender See brodelt.

‘Peeles Haus, schrie Maui erschauernd. Ich aber dachte: die H ö l l e.’

Die realistische Schilderung, die Karl Hans Koizar gibt, ist meines Erachtens ziemlich einzigartig in der Trivialliteratur. Ich versage mir weitere Zitate an dieser Stelle, um den Leser nicht um das schaurige Vergnügen der Lektüre zu bringen. Jedenfalls gelangen die beiden in einen Kamin, in dem sie von glühenden Lavazungen verfolgt werden.

Als sie dann endlich das Freie erreichen, wirft sie ein donnerndes Beben zu Boden.

‘Die Helle kam vom Vulkan … die Kuppel gleißte in einem Orangerot … und dann begann der glühende Aschenregen …’

Die beiden retten sich zu Oleles Hütte. Der Felsen dahinter schützt sie vor Gestein und Asche. Als die glühende Lava den Wald erreicht, beginnt dieser zu brennen. Ihr Vernichtungsweg endet in der See, wo sich Wolken heißen Dampfes bilden.

Inzwischen werden Bob und Flip von den Kanaken gefangen genommen. Sie sollen zwischen den Riffen geopfert werden, aber es gelingt ihnen sich zu befreien und in Richtung Tutu zu segeln. Vom Boot aus beobachten sie ein grausig-schönes Schauspiel:

‘Aus dem Kraterloch schien plötzlich eine brennend gelbe Tanne himmelhoch emporzuschießen, deren dunkler Stamm finsterer Rauch war. Die feurigen Zweige änderten alle Augenblicke ihre Farbe. Je nach den Gasen, die dem Vulkan entwichen, wurden sie grün, blau, violett oder orangerot. Dazu donnerte und orgelte es in den Lüften …’

Erst nach Stunden verebbt die Katastrophe. Rolf lässt Maui bei der Alten am Berg und macht sich auf die Suche nach Bob. Die Verwüstungen, die der Vulkanausbruch angerichtet hat, erweisen sich als verheerend. Der Boden ist mit Asche und herumliegenden Gesteinstrümmern bedeckt. Unter einem dieser Felsbrocken liegt mit eingeklemmtem Bein – Coogan. Mit viel Mühe gelingt es Rolf, den Gegner zu befreien.

Als dann Bob und Flip mit Tati und seinen Leuten in den Auslegerbooten erscheinen, zeigt sie sich mit den Eingeborenen versöhnt. Die Kanaken nehmen an, dass sich Maui für Peele geopfert hat. Unter keinen Umständen darf sie sich im Tal zeigen und muss bei Olele am Berg versteckt bleiben …

Im abschließenden Heft (Nr. 28: ‘Der Kampf um den Piratenschatz’) tauchen Bob und Rolf zur ‘Johnny Albertheen’, wobei ihnen eine Riesenkrake in die Quere kommt. Dem kampferprobten Duo gelingt es jedoch, dem Scheusal den Garaus zu machen und eine Kassette zu bergen. Doch die Freunde können sich an den Schätzen darin nicht erfreuen, da Coogan mit angeheuerten Kanaken über sie triumphiert.

Der Verbrecher steuert mit seinen Männern und den Gefangenen Tutu an. Was für ein Wiedersehn mit dem Korallen-Eiland, auf dem Rolf und Maui zueinander fanden …

Doch es kommt noch schlimmer: der Schluss ist echt tragisch. Als die Eingeborenen gemeinsam mit einem Missionar und Maui (!) ausrücken, um Rolf und Bob vor Coogan und seinen Kanaken zu retten, fällt das Mädchen einer Kugel des Schurken zum Opfer …

‘Lost Love Island’, resümiert Bob Barring. Rolf Sharks Liebe zu dem wunderbaren Südsee-Mädchen ist unerfüllt geblieben.

Eine Schnulze? Mit Sicherheit nicht (ausschließlich)! Wo findet man in der Trivialliteratur Bibelzitate eingestreut? In ‘Die Südsee brennt’ wird das Evangelium des Heiligen Markus über den Weltuntergang bemüht. In Abenteuergeschichten sind Happy Ends verpönt. Die ‘Unsichtbare Stadt’ muss zugrunde gehen, und Maui muss sterben. Oder kann sich jemand Rolf als braven, bodenständigen Gatten vorstellen? ‘Die Welt hat noch so viel für uns bereit. Unsere Wege führen uns zu Schicksalen abseits vom Alltag – in immer neues Land …!’ schließt der Reporter.

Bob BarringBob Barring Nr. 37:
DER EINSIEDLER VON GRANT-LAND
Polarnacht …

Monatelang keine Sonne am Himmel. Ein halbes Jahr Schneestürme und froststarre Kälte.

N o r d l i c h t …

‘Am Himmel stieg ein zitterndes, glimmendes Leuchten empor. Eine grünliche Lichtschleife bildete sich, die jetzt ins Violette hinüberspielte … Die Orgel am Himmel war orangeglühend geworden und schien hinauf ins Unermessliche zu wachsen …’

Ein seltsamer Kegel taucht im Dunkel vor den Gefährten auf. Seine drohend gegen den Himmel ragende Silhouette stellt den Beginn einer Reihe merkwürdiger Ereignisse dar. Der Kegel entpuppt sich als ein Schiffswrack, in dem ein seltsamer Heiliger haust – Doktor Morley, der in der Einsamkeit der Arktis seinen Forschungen nachgeht. Der Gelehrte hat Strahlen entdeckt, mit denen er Metalle zu Staub zerfallen lassen kann. Ihr Einsatz macht Bob, Rolf und den Eskimo Gruu waffenlos.

Vor Jahren war der Doktor nach Grant-Land gekommen, um Phänomene des Nordlichts zu untersuchen. Seither lebt er auf dem Wrack des damals gescheiterten Schiffes. Der Grund für sein Ausharren ist seine Entdeckung, dass sich der magnetische Nordpol in dieser Gegend befindet, was sich als entscheidend für seine Forschungen erwiesen hat. Die elektrische Energie, welche Morley für seine Labor-Untersuchungen benötigt, wird durch einen von der Meeresströmung betriebenen Dynamo erzeugt.

Gleich in der ersten Nacht setzt sich Morley mit maschineller Hypnose in Szene. In der ihnen angewiesenen Kajüte werden die Ankömmlinge Zeuge einer grausigen Erscheinung. Ein über ihnen auftauchender hell schimmernder Nebel formiert sich zu einer riesigen Hand, die mit blutig-rot fluoreszierenden Krallen nach ihnen zu greifen scheint. Am Morgen danach kommt es zu einer Diskussion über den Sinn des Lebens und den Tod. Der Doktor will mit seinen Experimenten Kontakt zum Jenseits herstellen. Er tötet einen Wolf und erweckt anschließend dessen abgetrennten Kopf mit seinen Apparaten wieder zum Leben.

Morleys Ziel ist jedoch, den Versuch mit einem Menschenkopf durchzuführen, der nach seiner Wiedererweckung über das Jenseits berichten soll. Seine Forderung, Gruu hierfür zur Verfügung zu stellen, stößt bei Bob und Rolf naturgemäß auf wenig Gegenliebe. Doch dann beginnen sich – abermals verursacht durch hypnotische Einwirkungen des Doktors – starke Hassgefühle von beiden gegen den Eskimo zu regen. Als die Freunde als letzte Rettung Morleys Apparate zerstören wollen, kommt es zur Auseinandersetzung mit diesem.

Da fällt unvermittelt das Licht im Wrack aus: ein Fremdkörper hat den Dynamo gestoppt. Bob steigt in einen Taucheranzug und findet des Rätsels Lösung: ein Leichnam ist in die Anlage geraten und hat die Stromerzeugung unterbrochen. Aussehen und Kleidung des Toten erinnern frappant an einen alten Wikinger; dabei scheint die Leiche erst kurz im Wasser zu liegen.

Höhepunkt der Erzählung ist dann Doktor Morleys Experiment:

‘Und jetzt flammte der zuckende Strahl der Antenne auf … das Summen des Hochfrequenzapparates steigerte sich zu einem singenden Ton … Und nun bildete sich das grünleuchtende Fluidum um den Totenkopf …‘

"Mehr Strom", stieß Morley hervor … "Wach auf – rede doch schon!"

"Vorsicht, Doktor", warnte Bob Barring … "Es kann ein Unglück geschehen, wenn sie Überspannung geben!"

"Wenn schon – mehr Strom!"

"Halt …" schrie, nein, brüllte ich. "Da … der Kopf …"

… schaute ich in zwei weit aufgerissene Augen … von einem seltsamen Blau, doch die Iris fast schwarz …

Und jetzt … während der grüne Schimmer … den Schädel umfloss, formten die Lippen ein Wort … "Heiß – heiß …"

"Wo kommst du her?" fragte Morley …

"Ich weiß nicht – Finsternis – Nacht, tief und weit – kalte Nacht …"

"Und vorher?" fragte Bob.

"Vorher – Maa, die Königin – im Land des Eises … Der große Schneesturm vernichtete die Blüten und die Königin weint …"

Ein wahnsinniger Schmerzensschrei entrang sich dem Totenkopf …

Die zu hoch angelegte Spannung führt zur Katastrophe. Feurige Blitze zucken aus den Apparaten. Explosionen erschüttern das Labor. Im Nu ist es von einem Flammenmeer erfüllt.

Bob und Rolf gelingt die Flucht in die Renntierhöhle, wo sie von Gruu erwartet werden. Von dort sehen sie, wie das ganze Wrack in die Luft fliegt. Und Morley, konnte er sich aus den Flammen retten?

Die Situation der Gefährten scheint aussichtslos – ohne Lebensmittel sind sie im Eis verloren. Doch da tutet das Nebelhorn des Eisbrechers, der sie von Grant-Land abholen soll …

Höhepunkt der Nordland-Serie – vermutlich der gesamten ‘Welt der Abenteuer’ – ist ‘Der Einsiedler von Grant-Land’. Bob Barring und Rolf Shark mit ihren weit aufgerissenen, entsetzten Augen, der wahnsinnige Doktor Morley und der in eine irisierende Lichthülle getauchte Wikinger-Kopf: ich meine, in der gesamten Heftliteratur gibt es kein eindrucksvolleres Titelbild als dieses. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich Ende der Vierzigerjahre die Geschichte mit unbändiger Begeisterung verschlungen habe. Merkwürdigerweise bin ich ebenso wie bei Karl Mays ‘Old Surehand I’ gleich bei der ersten Erzählung auf die beste gestoßen.

Die Story vom rastlosen Forscher, der in der arktischen Abgeschiedenheit seinen fantastischen Ideen nachgeht, bei denen er Herr über Leben und Tod sein will, ist originell und packend geschrieben. Wo anders wird in der Trivialliteratur über den Sinn des Lebens diskutiert? Was hat die Schmutz- und Schundgesetzgebung dazu veranlasst, eine Reihe zu verbieten, in der das Phänomen des Nordlichts erklärt und über ein Experiment berichtet wird, das – zwar in anderer Form – tatsächlich in einem russischen Labor durchgeführt wurde?

Bemerkenswert die Idee des Autors, Doktor Morley faustische Experimente im Schiffswrack mit dem aus einer anderen Welt aufgetauchten Kopf eines Wikingers zu verknüpfen.

Bob BarringBob Barring Nr. 39:
KÖNIGIN DES NORDLICHTS
Die ‘Northland’, ein kleiner Eisbrecher, nimmt Bob, Rolf und Gruu auf, um sie näher an den Pol heranzubringen. Bald friert das Schiff im Packeis ein. In der froststarrenden Polarnacht erleben die Gefährten eine gefährliche Auseinandersetzung mit einem Eisbären. Während der Schiffsrumpf außen vor Kälte knackt und im Inneren der Ofen glüht, feiern die Männer das Weihnachtsfest in der Arktis. Als dann nach unendlich langer Winternacht endlich der fahle Schein der Sonne auftaucht, werden die Schlitten mit Ausrüstung und Vorräten bepackt und die drei Gefährten brechen zum Pol auf …

Aber das Unternehmen der ‘Männer in Nacht und Eis’ (Bob Barring Nr. 38) steht unter keinem guten Stern. Unpassierbares Packeis, berstende Eisschollen, schwere Schneestürme und eine ungünstige Drift gestalten die Expedition zu einem Höllentrip. Die Strapazen werden zu viel für Rolf Shark und er gerät in eine Art Schneekoller. Plötzlich steht er mitten im Schneetreiben. Ist es die rätselhafte Eissphinx, die seine Schritte ins endlose Eis lenkt? Rolf versinkt in endloser Nacht ...

Als er erwacht, beugt sich ein seltsam aussehender Mann über ihn, dessen Kopf jenem von Doktor Morleys Experiment gleicht. Unser Held findet sich in einer Enklave von Wikingern wieder, die seit Generationen im ewigen Eis hausen. Er muss befürchten, dass Bob und Gruu in der Eiswildnis umgekommen sind.

Und dann lernt er Maa kennen, die Herrscherin über das kleine Volk der Nordmänner:

‘Unter einer Krone, die mit zuckendem, farbigem Feuer gefüllt zu sein schien, schimmerten … zwei dunkelblaue Augen und ein rätselhaft lächelnder Mund gaben dem Antlitz Leben.’

Von einer Loggia aus zeigt ihm die Königin des Nordlichts ihr phantastisches Land … Das Überleben ihres Volkes wird durch Vorhandensein von Gemüse gewährleistet. Eismassen sammeln die Sonnenstrahlen und werfen sie auf eisfreie Erde, auf welcher das lebensnotwendige Grünzeug dann gedeihen kann.

Trotzdem Rolf gut versorgt ist, trachtet er natürlich aus Maas Reich wegzukommen. Aber das Verlassen des Landes ist streng verboten … In einem gewaltigen Eisdom, in dem die Särge der Vorfahren der Königin stehen, schüttet Maa ihr Herz aus. Ein Fremder war auf einem ‘silbernen Vogel’ ins Land gekommen: Ra-ol, die einzige Liebe ihres Lebens. Doch eines Tages war der Mann mit einem Hundeschlitten verschwunden. Handelte es sich dabei womöglich um eine Spur des berühmten nor-wegischen Polarforschers Amundsen, der seinerzeit von einem Flug in die Arktis nie zurückgekehrt war?

Im Laufe der wieder angebrochen Polarnacht wird klar, dass Maa mehr als nur Zuneigung für Rolf empfindet.

‘Sie war eine Frau von eigenartigem Reiz. Aber das, was ich für sie empfand, war echte Freundschaft. Unwillkürlich drängte sich mir die Erinnerung an Maui auf …’

Und dann taucht Doktor Morley auf, der offenbar überlebt hat und beginnt, Intrigen zu spinnen. Mit den Apparaten, die er auf seinem von gezähmten Wölfen gezogenen Schlitten mitführt, beginnt er Maa und Rolf zu beeinflussen.

‘Aber was er in mir zu wecken vermochte, war nicht Liebe zu Maa, sondern nur Leidenschaft. Das Herz war Morleys Strahlen nicht untertan … Und am anderen Morgen lag Maa tot vor den goldenen Stufen ihres Thrones. Sie hatte sich von … der Loggia gestürzt, von der aus sie mir zum ersten Male ihr stilles, weißes Reich gezeigt hatte.’

Die aufgebrachten Nordmänner zerstören Morleys Apparate und wollen diesem, aber auch Rolf ans Zeug. Den beiden bleibt nur die Flucht auf welcher der verrückte Doktor mit seinem Wolfsgespann bei einem Seebeben im Inferno des Eismeeres versinkt.

Rolf bricht bei seinem Schlitten zusammen. Die Müdigkeit übermannt seinen erschlafften Körper … ‘Ich träumte von Maa, der Königin des Nordlichts, vom Phantasten Morley … und von Bob Barring …‘

Er erwacht von der Berührung einer Hundeschnauze – es ist Terra, Bobs Hündin, die Rolf dann zu Bob führt. Die Freude des Wiedersehens kann man sich ausmalen …

Auch das Titelbild dieses Heftes ist bemerkenswert und künstlerisch wertvoll gestaltet. Koizars Idee von einem kleinen Wikinger-Volk, das seit Generationen im ewigen Eis der Arktis überlebt, ist originell; der phantastische Lebensraum der Nordmänner wird gekonnt beschrieben, die Handlung ist packend. Unrealistische Tatsachen, wie die Rettung von Morleys Maschinen aus dem in die Luft geflogenen Wrack, fallen dabei weniger ins Gewicht. Symptomatisch für die Bob Barring-Geschichten sind wieder die Schilderungen diverser Katastrophen – Lawinen, Gletscherspalten, brechende Eisschollen, Seebeben usw. – aus denen sich die Helden immer wieder retten können …

Im abschließenden Heft der Nordland-Serie (Bob Barring Nr. 40, ‘Eisscholle Morgenrot’) erdulden Bob, Rolf und Gruu unsagbare Fährnisse und Strapazen in der Polarnacht, bis endlich wieder die Sonnenscheibe über dem Horizont erscheint und sie von einem Walfangschiff aufgenommen werden. Im Nachhinein stellt sich dann heraus, dass die Freunde das Expeditionsziel erreicht haben: die Drift hat sie direkt über den Pol getrieben.

Bob BarringBob Barring Nr. 44:
DAS EILAND DER TRÄUME
Aus dem nächtlichen Dunkel leuchten fahl glänzende Kuppeln und weiße Mauern auf. Zum Dank für ihre Rettung aus Seenot haben einst indische Seefahrer auf einer Klippe mitten im Meer einen Tempel zu Ehren der vielarmigen Göttin SHA errichtet – T u r g u l …

Die Schiffbrüchigen, die vom geheimnisvollen Motorboot per Fernsteuerung hierher gebracht wurden, hoffen auf Schutz hinter den Klostermauern. Unwillkürlich tastet Rolf Shark nach dem Ledersäckchen, in dem sich die Imitationen von Dena Darlos Diamanten befinden. Die echten Steine trägt Bob Barring am Hals. Angeblich wurden sie vor Jahren aus einem Tempel bei Kalkutta geraubt. Seither haben sie ihren Besitzern nur Unglück gebracht. Die ‚Diener der SHA‘ verfolgen die Inhaber der Juwelen gnadenlos um den halben Erdball mit ihrer Rache. Um dem Blutvergießen ein Ende zu setzen, wollen Bob und Rolf die Edelsteine nach Indien zurückbringen.

Sind die seltsam auf- und abschwellenden Töne, die übers Wasser klingen, ein Willkommensgruß? Die Begegnung mit Rambindrah Sahib, dem Abt des Klosters, lässt die Gefährten daran zweifeln. Das verzehrende Feuer, das in seinen Augen brennt, weist ihn als Religionsfanatiker aus. Zunächst allerdings lädt er die Schiffbrüchigen zu einem Gastmahl ein, bei dem als spezielle Attraktion der Indische Seiltrick vorgeführt wird.

Das weitere Geschehen wird durch einen Piratenangriff bestimmt. Tsching Fu, der ‘Gelbe Teufel’, taucht mit drei Schiffen vorm Kloster auf und beginnt es mit seinen Kanonen zu beschießen. Doch die Mönche wehren sich erbittert. Ein auf künstlichen Nebel projiziertes Bild der Göttin führt zum Rückzug der Seeräuber. Im Kampfesgetümmel versuchen Bob, Rolf und die Polizeiagentin Hazel Miller mit dem Motorboot aus Turgul zu entkommen, werden aber von den Dienern der SHA gestellt.

Jetzt zeigt Rambindrah Sahib sein wahres Gesicht. Der Angriff des Gelben Teufels hatte ihn daran gehindert, seine grausamen Pläne gleich nach dem Gastmahl zu verwirklichen. Jetzt, nach dem Sieg über die Piraten, lässt der Abt Hazel Miller gewaltsam zur Insel Borongo bringen, wo man ‘für junge Frauen Verwendung habe’. Die Schiffbrüchigen werden mit Opium betäubt und anschließend ermordet. Mit Bob und Rolf hat der Oberpriester aber Besonderes vor. Durch Hypnose werden sie zu willenlosen Kreaturen. Im Mönchsgewand sollen sie als niederste Diener der SHA den Rest ihrer Tage verbringen …

‘Wie schwere Hammerschläge trafen die Worte des Abts mein Hirn. Sprengten Stück um Stück von meinem Gedächtnis fort. Das Lied von Turgul schläferte mich ein. Verständnislos sah ich das zufriedene Lächeln Rambindrah Sahibs und spürte den Ruck, mit dem er den Beutel mit den Diamanten von meinem Hals riss. Mechanisch, wie eine aufgezogene Puppe, und ohne zu wissen, was ich tat, wendete ich mich um und ging: Bob Barring an meiner Seite …’

Ich sah vor mir die kahle, nüchterne Zelle, das schmale vergitterte Fenster mit dem Blick auf das Meer. Ich dachte mir nichts, als ich eine Stunde später vor den Klippen ein Schiff aufkreuzen sah, von dessen Mast ein Gehängter baumelte. Ich dachte mir auch nichts, als noch etwas später das kleine Motorboot durch die Brandung schoss. Zwei Mönche standen darin, bei ihnen lag eine gefesselte weiße Frau …’

‘Lange vernahm wohl auch das Mädchen im Boot das Sirenenlied der Äolsharfen, das der Wind von den Zinnen des weißen Klosters über das Meer trug.‘

Turgul ...

Wenn ich heute ‘Das Eiland’ zur Hand nehme, ist es mir, als höre ich die Klänge der Äolsharfen vom Kloster übers Meer tönen – gleichsam als Gruß aus meiner fernen Jugend. Damals hat das Heft, ebenso wie ‘Der Turm’ sowie ‘Der Einsiedler’ zu den besten der Bob Barring-Reihe gehört und tut es, zumindet für mich, auch heute noch. Sozusagen eine lebenslange Liebe.

Die Story vom Kloster Turgul, seinem grimmigen Abt mit den hypnotischen Kräften, das stimmige Titelbild, der typische Stil des frühen Karl Hans Koizar – all das zusammen erzeugen in kaum übertreffbarer Weise das Flair einer echten Abenteuererzählung ...

Highlights der Bob Barring Serie - Aus der Sicht von Gustav Feichtinger (Teil 1)

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