Ungewöhnlicher Spionage-Ulk - »Serenade für zwei Spione«
Ungewöhnlicher Spionage-Ulk
»Serenade für zwei Spione«
In erster Linie hatte Michael Pfleghar fürs Fernsehen gearbeitet, wo er seit Mitte der 1950er Jahre etliche Shows, Fernsehspiele oder Serien verantwortet hat. Legendär sind seine Inszenierungen für das Caterina-Valente-Vehikel „Bonsoir, Kathrin!“, und in den 1970er Jahren revolutionierte er schließlich die deutsche Fernsehcomedy-Szene, indem er mit den Serien „Zwei himmlische Töchter“ und „Klimbim“ in die hiesige Fernsehgeschichte einging. Verhältnismäßig selten drehte Pfleghar Spielfilme für die große Leinwand. Insgesamt entstanden unter seiner Regie lediglich drei Kinofilme, die allesamt in den Jahren 1964 bis 1966 ihre Uraufführung erlebten, danach war er als Co-Regisseur noch an zwei Episodenwerken beteiligt. Als im August 1965 „Serenade für zwei Spione“ anlief, erlebte die James-Bond-Hysterie gerade ihren ersten Höhepunkt. Spionagefilme waren en vogue, wurden im Dutzend nachgemacht und gelegentlich auch parodiert. Pfleghars Film fällt in letztere Kategorie, und schon hier erweist sich sein Sinn für Humor als überaus schräg und ungewöhnlich, weswegen diese Agenten-Parodie auch heute noch interessant und kurios anmutet.
Der Geheimdienst-Chef (Wolfgang Neuss) hat den Verdacht, dass sein Agent 001, Cormoran (Mimmo Palmara), auf der Jagd nach einem gestohlenen deutschen Lasergewehr in Amerika zum Feind übergelaufen ist. Jener heißt Pepino Gonzalez (Tony Kendall) und ist der Anführer der berüchtigten Pepitas-Bande. Da 007 gerade anderweitig beschäftigt ist, wird nun 006, John Krim (Hellmut Lange), nach San Francisco geschickt, wo er Cormoran überwachen und das Lasergewehr sicherstellen soll. Vor Ort macht Krim die Bekanntschaft mit der reizenden Tamara (Barbara Lass), die nebenberuflich in einem Casino in Las Vegas arbeitet, ansonsten aber die Sekretärin eines weiteren Agenten ist. Krim wird nicht so recht schlau aus Tamara und kann kaum einschätzen, ob sie ihm eine Hilfe ist, oder ihn vielmehr ans Messer liefern will. Auch eine weitere Schönheit, die Krim „Goldfasan“ (Heidelinde Weis) tauft und die ihm erstmals in seinem Hotel in San Francisco über den Weg läuft, könnte sowohl für als auch gegen ihn arbeiten. Wer ist Freund, wer ist Feind in diesem verwirrenden Spiel der Geheimagenten?
Nicht viele deutsche Komödien aus den 1960er Jahren gehen mit einer solch entwaffnenden Selbstreflexion zur Sache wie „Serenade für zwei Spione“. Die Parodie thematisiert Agentenfilme immer wieder ganz direkt, auch die Schauspieler durchbrechen gelegentlich die vierte Wand und wenden sich unverblümt ans Publikum. Viele aufwändige On-Location-Aufnahmen in San Francisco, Las Vegas und der Wüste von Nevada heben diesen Film ebenfalls deutlich von vergleichbaren Produktionen ab. Etwas mehr Witz hätte die Geschichte dennoch gut vertragen können, auch wenn sie solch absurd-originelle Szenen wie ein Unterwasserduell gegen Ende enthält, das einfach durch ein Aquarium hindurch gefilmt wurde. Für Fans der Darsteller und seltener deutscher Filmperlen gleichwohl eine lohnenswerte Entdeckung. Denn das Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) erstrahlt in sehr intensiven Farben und makelloser Schärfe, was keine Wünsche mehr offenlässt. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Als Extra gibt es auf der Scheibe einen zur DVD-Veröffentlichung erstellten Teaser zum Film sowie einen verkleinerten Nachdruck des zwölfseitigen „Illustrierten Filmkuriers“ (Nr. 54) zum Film als Booklet, der Stabangaben, eine Inhaltsangabe, Interviews mit „John Krim“ und Kameramann Ernst Wild, einen Text von Michael Pfleghar sowie ein Porträt der Darstellerin Heidelinde Weis sowie zahlreiche Fotos aus dem Film enthält.