Mann mit mehreren Identitäten - »Doppelagent George Blake«
Mann mit mehreren Identitäten
»Doppelagent George Blake«
Auf authentischen Vorkommnissen basiert auch Georg Marischkas Fernsehfilm „Doppelagent George Blake“ aus dem Jahr 1969.
Der in Schwarz-Weiß gedrehte Fernsehfilm für das ZDF ist damit sogar einer der spätesten Vertreter dieses Genres. Ab 1963 hatte die lose Film-Reihe „Interpol“ für Quotenerfolge gesorgt, und im gleichen Jahr war auch die Serie „Die fünfte Kolonne“ gestartet, die sich auf die Agententätigkeiten innerhalb der beiden deutschen Staaten konzentrierte. Eine weitere, in loser Folge produzierte Reihe des ZDF unter dem Obertitel „Die großen Spione“ beinhaltete auch heute noch sehenswerte Fernsehfilme wie „Der Mann, der sich Abel nannte“, „Oberst Wennerström“ oder „Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats“. Einige dieser Werke zeichneten sich durch gestochen scharfe Dialoge aus, die von exzellenten Schauspielern dargeboten wurden, andere wiederum punkteten durch vergleichsweise aufwändige On-Location-Aufnahmen, die einige Jahre zuvor selbst für Kinofilme zu teuer gewesen wären. „Doppelagent George Blake“ hat von all dem ebenfalls etwas zu bieten, aber von allem nur ein bisschen, so dass er insgesamt, trotz der spannenden, auf realen Vorkommnissen basierenden Geschichte, hinter den Erwartungen zurückbleibt.
George Blake (Gerd Vespermann) ist verhaftet worden. Das vernichtende Urteil lautet auf dreimal vierzehn Jahre Haft, die hintereinander abgesessen werden müssen. Die daraus resultierenden 42 Jahre Gefängnis sind somit sogar länger als lebenslänglich, da hier bereits nach 25 Jahren eine Begnadigung erfolgen könnte. In Rückblenden erzählt der Film, wie es zu diesem historischen Urteil kommen konnte. Blake wird von Mr. J. (Arnold Marquis) für den britischen Secret Service angeheuert. Eine seiner ersten Missionen führt ihn nach Korea, das nach dem Zweiten Weltkrieg ein zweigeteiltes Land voller Konflikte ist. Er gerät in nordkoreanische Gefangenschaft, aus der er mit cleveren Einfällen und List entkommen kann. Heimgekehrt nach London wird er als Held gefeiert. Weitere Einsätze führen Blake nun nach Berlin, wo er mit seiner Sekretärin Gill (Ingeborg Schöner) eine Familie gründet, bald aber auch ein doppeltes Spiel beginnt, weil er sich auch auf die Gehaltsliste der Sowjets setzen lässt. Nach wie vor versorgt er den britischen Geheimdienstchef in Berlin, Miller (Hans Daniel), mit brisanten Informationen, schmuggelt im Gegenzug aber auch Informationen zu den Russen, was zur Eliminierung zahlreicher britischer Agenten im Osten führt.
Stefan Gommermanns Drehbuch ist reichlich wirr angelegt und die Zuordnung der verschiedenen handelnden Personen, die in Agentenfilmen ohnehin meist etwas schwerer ist, wird dadurch noch weiter verkompliziert. Die Rückblenden werden auch immer wieder durch Szenen aus der Gegenwart durchbrochen, in denen George Blake mit Hilfe seines ehemaligen Mitgefangenen Bourke (Werner Schumacher) versucht, aus dem Knast zu entkommen. Erst zur Hälfte des Films steigt das Spannungspotenzial an, wenn das eigentliche Doppelspiel im geteilten Deutschland beginnt. Gegen Ende finden sich dann die gelungensten Szenen des Films, wenn die abenteuerliche Flucht aus dem Gefängnis dann in die Tat umgesetzt wird. Ein mit Abstrichen gelungener Genrebeitrag, der für Fans einen Blick wert sein dürfte. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein zufriedenstellendes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Auf zusätzliches Bonusmaterial hat man verzichtet.
Kommentare