Unfreiwillig aneinandergefesselt - »Flucht in Ketten« (1985)
Unfreiwillig aneinandergefesselt
»Flucht in Ketten«
In all den Jahrzehnten hatte sich an der grundlegenden These des Films nicht viel geändert. Und auch im Jahr 2021, also nochmals mehr als 35 Jahre danach, ist der Rassismus, nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten von Amerika, ein noch immer alltägliches Problem. So kommt es, dass die einstmals von den Drehbuchautoren Nathan Douglas und Harold Jacob Smith aufgestellten Ideen auch fast 65 Jahre nach dem Originalfilm nichts von ihrer Sprengkraft eingebüßt haben und vom Publikum problemlos nachvollzogen werden können. David Lowell Rich hat sich in seiner Version auch stets sehr dicht an den schwarz-weißen Originalfilm gehalten, den er in einigen Szenen nahezu identisch nacherzählt hat. Ein grundlegender Unterschied besteht darin, dass die Protagonisten bei Stanley Kramer in ein Dorf kommen, dessen Rädelsführer Selbstjustiz an ihnen verüben möchte, wohingegen diese Rolle bei Rich dem Gefängnisdirektor zugeschrieben wird, der von Anfang an versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen und den Fall am Sheriff vorbei auf eigene Faust zu Ende zu bringen.
Beim Unfall eines Gefangenentransports gelingt den beiden aneinander geketteten Sträflingen „Joker“ Johnson (Robert Urich) und Cullen Monroe (Carl Weathers) die Flucht. Schon im Vorfeld waren die beiden gegensätzlichen Typen mehrfach aneinandergeraten, da „Joker“ aus seinem Rassismus keinen Hehl macht und den dunkelhäutigen Monroe verachtet. Da sie nun aber nicht voneinander loskommen und nur gemeinsam den Hauch einer Chance haben, ihren Verfolgern zu entkommen, müssen sie widerwillig zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Sheriff Doyle (Ed Lauter) hat mit seinen Männern, einem Helikopter und einem Trupp Spürhunden bereits die Verfolgung aufgenommen. Dem Gefängnisdirektor Floyd Carpenter (Barry Corbin) verweigert er allerdings die Teilnahme an der Jagd, zumal dieser einige zwielichtige Männer um sich geschart hat. Aber Carpenter lässt sich davon nicht beirren und macht sich seinerseits an die Verfolgung der Geflüchteten, da er etwas zu verheimlichen hat und ihm daran gelegen ist, Joker und Monroe als Erster zu stellen.
David Lowell Rich erweist sich als exzellenter Spannungsregisseur, dem es mit diesem Remake eindrucksvoll gelingt, sein Publikum anderthalb Stunden an das Schicksal der beiden entflohenen Häftlinge zu fesseln. Robert Urich und Carl Weathers haben in ihren Parts, ähnlich wie vor ihnen Tony Curtis und Sidney Poitier, allerhand körperliche Strapazen auf sich genommen, um auch die physischen Aspekte ihrer Rollen glaubwürdig zu vermitteln. Unübersehbar ist neben den Unterhaltungsqualitäten aber auch die moralische Botschaft der Geschichte, die Vorurteile abbauen und zu gegenseitigem Verständnis aufrufen möchte. Die DVD-Erstveröffentlichung des Remakes kann mit einem exzellenten Bild (im Vollbildformat 1,33:1) überzeugen, das eine tolle Schärfe mit hohem Detailreichtum aufweist. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) entspricht den Möglichkeiten der Entstehungszeit und ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Für die deutsche Synchronfassung hat man dabei auf die der Videofassung von MGM/United Artists aus dem Jahr 1986 (mit Michael Brennicke und Frank Engelhardt auf dem Sträflingsgespann) zurückgegriffen, die den meisten sicherlich nicht so geläufig sein dürfte wie diejenige, die für die Fernsehausstrahlungen des Films 1988 für die ARD neu angefertigt wurde und in der Frank Glaubrecht und Kurt Goldstein für Urich und Weathers zu hören waren. Extras sind keine vorhanden.