Mit Elefant durch Feindesland - »Hannibal Brooks«
Mit Elefant durch Feindesland
»Hannibal Brooks«
Eine der Hauptrollen in „Hannibal Brooks“ bekleidete anno 1968 der Amerikaner Michael J. Pollard, dessen Mitwirken in Michael Winners Film in den Werbematerialien und in Trailern groß herausgestrichen wurde. Was heute ein wenig verwundert, war der damaligen Popularität von Arthur Penns „Bonnie und Clyde“ geschuldet, in dem Pollard (1939-2019) nur wenige Monate zuvor die Rolle des C.W. Moss übernommen und sich offensichtlich stark ins Bewusstsein der Kinogänger eingebrannt hatte. 50 Jahre später dürfte für die meisten Zuschauer wahrscheinlich das Mitwirken von Oliver Reed (1938-1999) von größerem Interesse sein, weil der Brite sicherlich im Laufe seiner Karriere häufiger Hauptrollen übernehmen durfte und sich gerade im Genrebereich eine treue Fangemeinde aufgebaut hat. Für deutsche Zuschauer wird der Film auch durch die Besetzung etlicher deutschsprachiger Schauspieler interessant, da Winner seinen Film in Bayern und Tirol drehte und aufgrund der Handlung auch einige Deutsche in tragenden Rollen benötigt wurden. So kommt man hier in den Genuss, deutsche Film- und Fernsehlieblinge wie Karin Baal, Helmuth Lohner, Ralf Wolter, Peter Carsten, Ernst Fritz Fürbringer, Wolfgang Preiss, Jürgen Draeger, Til Kiwe und sogar Erik Jelde (bekannt als Synchronstimme von Harry Andrews oder Hugh Griffith) in einer internationalen Produktion zu erleben.
Corporal Stephen Brooks (Oliver Reed) ist in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft geraten. Er wird vom Stalag in den Tierpark Hellabrunn in München verlegt, wo er dem Elefantenhüter Kellermann (Ernst Fritz Fürbringer) assistieren soll. Als die Alliierten bei einem Angriff etliche Tiergehege zerstören und auch Kellermann sein Leben verliert, erhält Brooks vom Zoodirektor Stern (Erik Jelde) die Aufgabe, die Elefantendame Lucy (gespielt von Aida) in den sichereren Zoo ins Innsbruck zu bringen. Obersturmbannführer von Haller (Wolfgang Preiss) verhindert allerdings, dass die beiden wie angeordnet mit dem Zug reisen können. So müssen sie sich gemeinsam mit ihrem Bewacher Kurt (Peter Carsten), dem österreichischen Gefreiten Willi (Helmuth Lohner) und der polnischen Köchin Vronia (Karin Baal) zu Fuß auf den Weg machen. Immer wieder begegnet die Truppe dabei dem amerikanischen Kriegsgefangenen Packy (Michael J. Pollard), dem die Flucht geglückt ist und der nun mit einer Partisanengruppe versucht, den Nationalsozialisten gehörig eins auszuwischen…
Michael Winners Konzept ist höchst eigenwillig und originell, funktioniert insgesamt aber auch heute noch ausgesprochen gut. „Hannibal Brooks“ ist ein ungewöhnlicher Abenteuerfilm vor Kriegskulisse, der immer wieder ironisch gebrochen wird und sich erst gegen Ende zu einem genretypischen Kriegsfilm entwickelt. Beeindruckend sind die zahlreichen Szenen mit dem dressierten Elefanten, in denen sich vor allen Dingen Oliver Reed als unerschrockener Draufgänger bewährt. Ebenso spektakulär sind einige Actionszenen geraten, die mit enormem Aufwand und höchst überzeugend inszeniert sind, und noch immer Staunen machen. Eine von vielen Filmliebhabern gesuchte Rarität, die nach wie vor kurzweilig zu fesseln versteht. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) von beeindruckender Schärfe und mit natürlichen Farben und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo), der nur an einigen wenigen Stellen in der deutschen Synchronfassung etwas dumpf ausgefallen ist. Als Extras sind der englischsprachige Kinotrailer und eine größere animierte Bildergalerie mit aufgespielt.