Rockstar hinter dem Eisernen Vorhang - »Top Secret!«
Rockstar hinter dem Eisernen Vorhang
»Top Secret!«
Die aus Wisconsin stammenden Universitätsfreunde Jim Abrahams und die Brüder David und Jerry Zucker gründeten schon auf dem Campus das Kentucky Fried Theater, aus dem schließlich 1977 ihr Langfilmdebüt „Kentucky Fried Movie“ hervorgehen sollte, das damals allerdings noch John Landis („Blues Brothers“) inszenierte. Die wilde Sketchrevue gab schon einen Vorgeschmack auf den überbordenden Ideenreichtum und das Gagfeuerwerk im Sekundentakt, für das die drei Freunde schließlich weltbekannt werden sollten. Ihre „Airport“-Katastrophenfilmparodie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ inszenierten sie dann auch selbst und schufen, neben den liebevollen Genreparodien eines Mel Brooks, ihre ganz eigenen parodistischen Filmklamotten, die mehr als eine Dekade aus dem Hollywoodkino nicht mehr wegzudenken waren. Bereits ihr zweiter Film „Top Secret!“ floppte allerdings an den Kinokassen, genau wie ihre Fernsehserie „Die nackte Pistole“, aus der dann aber immerhin die höchst erfolgreiche Filmtrilogie um „Die nackte Kanone“ hervorgehen sollte.
In den frühen 1980er Jahren erhält der amerikanische Rock’n’Roll-Sänger Nick Rivers (Val Kilmer) die ungewöhnliche Ehre, hinter dem Eisernen Vorhang in Ostdeutschland ein Konzert geben zu dürfen. Zusammen mit seinem Manager Martin (Billy J. Mitchell) macht er sich auf die abenteuerliche Reise, der von offizieller Seite, insbesondere in Gestalt des Parteifunktionärs General Streck (Jeremy Kemp), mit viel Misstrauen begegnet wird. Durch einen Zufall macht Nick in einem feinen Restaurant die Bekanntschaft mit Waltraut Flammond (Lucy Gutteridge), die sich als britische Agentin erweist. Zusammen mit ihrem Geheimdienstkollegen Cedric (Omar Sharif) ist sie auf der Suche nach ihrem Vater. Der berühmte Wissenschaftler Dr. Paul Flammond (Michael Gough) wurde von der ostdeutschen Regierung entführt und soll gezwungen werden, eine Geheimwaffe für diese zu entwickeln. Da sich Nick und Waltraut auf Anhieb sympathisch sind, lässt sich der Sänger dazu überreden, Waltraut bei ihrem Plan, ihren Vater zu befreien, behilflich zu sein.
Das Zucker-Abrahams-Zucker-Team hat sich auch hier wieder Einiges einfallen lassen, um sein Publikum bei Laune zu halten. Da die Gags dennoch dünner gesät sind als in anderen Filmen des Trios, erkennt man mitunter auch die inhaltliche Dürftigkeit der Story. Nichtsdestotrotz kann man sich an einem guten Dutzend umwerfend origineller Einfälle und einer unglaublich spielfreudigen Besetzung (einschließlich der interessanten Neuentdeckung Val Kilmer, der in diesem Film sein Debüt direkt in einer Hauptrolle gab) amüsieren und gelegentlich richtig ablachen. Toll ist auch der enorme Aufwand, mit dem man sich an die visuelle Umsetzung der Gags gemacht hat. Das gilt insbesondere für die sensationelle Saloon-Schießerei unter Wasser oder den herrlich schrägen Gastauftritt Peter Cushings als schwedischer Buchhändler Sven Jorgensen, dessen Szene komplett rückwärts aufgenommen wurde, um ein enormes komisches Potenzial zu entfalten. In diesen und etlichen weiteren Szenen, die exzellent mit zum Teil großen Komparsenmengen choreografiert wurden, erkennt man die große Professionalität des Regie-Trios, wie es heutzutage nur noch selten in Hollywood-Komödien zu beobachten ist.
Die BluRay-Erstveröffentlichung von Paramount bietet ein ganz gutes, schmutzfreies Bild (im Widescreen-Format 1,78:1). Der Ton liegt mal wieder lediglich in der englischen Originalfassung im DTS HD Master Audio 5.1 vor, die deutsche, spanische und französische Synchronfassung sind lediglich in Dolby Digital 2.0 Mono aufgespielt. Immerhin hat man auf diese Weise die geniale deutsche Synchronisation von Arne Elsholtz erhalten und keine Neusynchronisation nur aufgrund eines besseren Surroundtons anfertigen lassen. Untertitel sind optional in diesen vier Sprachen sowie auf Englisch für Hörgeschädigte und auf Japanisch verfügbar. Als Extras gibt es einen Audiokommentar des Regietrios zusammen mit den Produzenten Jon Davison und Hunt Lowry (moderiert von Fred Rubin), vier alternative Szenen (zusammen 3 Minuten), die Buchgeschäft-Szene rückwärts abgespielt (also so, wie sie ursprünglich gedreht wurde, 2 Minuten) und den Original-Kinotrailer zum Film.
Kommentare
Da verweise ich eher auf das Kino der späten Sechziger und frühen Siebziger aus Deutschland. Da wurde der Humor mit beiden Händen gepackt und zu Tode gewürgt, wie auch beiso mancher Italo-Militär-Klamotte
Und klar, bei diesen deutschen Produktionen mit Hanis Kraus und Co. tun einem wirklich schon die Hirnwindungen weh. Das ist eher zum fremdschämen.
Generell bin ich hier auch wesentlich eher für den richtig schwarzen Humor zu gewinnen, wie es die Briten ja so schön hinbekommen. Und den kann man auch gut auf Deutsch rüberbringen, @Friedhelm, wenn man denn wirklich will und sich Mühe gibt. Leider, und da hast du dann durchaus nicht völlig unrecht, mangelt es aber doch manchmal gerade an dieser Mühe bei manchen Synchronisationen. Aber unmöglich ist es halt eben nicht.
wo man sich keine Mühe gibt, da verhunzt man dann eventuell auch verdammt viel im Film. Da gebe ich dir gerne recht und da geht natürlich dann auch einiges verloren.