Schrecken des Atomkriegs - »The Day After – Der Tag danach«
Schrecken des Atomkriegs
»The Day After – Der Tag danach«
Der zu Beginn der 1980er Jahre regierende 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Ronald Reagan, hatte hinsichtlich der militärischen Überlegenheit der Sowjetunion die Entspannungspolitik seiner Vorgänger aufgegeben und das Wettrüsten wieder vorangetrieben. So verwundert es nicht, dass die Menschen zu jener Zeit in großer Angst vor einem Atomkrieg lebten. Die schrecklichen Folgen der erstmals im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Atombombe waren noch vielen in guter Erinnerung. Im Laufe der seitdem vergangenen Jahrzehnte hatte man auch erkannt, wie schwerwiegend noch die Langzeitfolgen einer Atombombenexplosion sind, die das Leben der durch Strahlung in Mitleidenschaft gezogenen Menschen rapide verkürzen. Edward Hume, spannungserprobt als Autor so beliebter Fernsehkrimiserien wie „Cannon“ und „Die Straßen von San Francisco“, aber auch etabliert durch seine Drehbücher für die realistisch-präzisen Vorlagen von „Die 21 Stunden von München“ über das Attentat während der Olympischen Spiele) oder „Zwei Minuten Warnung“ (über einen Terroranschlag auf ein Football-Stadium), schrieb das Drehbuch zu „The Day After – Der Tag danach“. Als Regisseur für den von ABC produzierten Fernsehfilm konnte man Nicholas Meyer („Star Trek II: Der Zorn des Khan“) gewinnen. Nur wenige Wochen nach der US-Fernsehpremiere feierte der Film hierzulande seine deutsche Erstaufführung im Kino, wo ihn der Verleih Tobis herausbrachte.
Mitte der 1980er Jahre im US-Bundesstaat Kansas. Die Bewohner gehen ihren üblichen Verrichtungen nach. Dr. Russel Oakes (Jason Robards) arbeitet als Chirurg in der Universitätsklinik von Lawrence. Jim Dahlberg (John Cullum) hat mit den Marotten seiner ältesten Tochter Denise (Lori Lethin) zu kämpfen, die den Tunichtgut Bruce (Jeff East) heiraten möchte. Nebenbei muss sich Jim um die Tiere seiner Farm kümmern, und auch das Korn sollte eigentlich längst geerntet werden. Billy McCoy (William Allen Young) ist ein junger Soldat, der nur noch wenige Monate Dienst abreißen muss, bevor er wieder in sein ziviles Leben zurückkehren kann. Doch die politische Situation ist heikel, denn die Sowjets haben gerade in der DDR Atomwaffen stationiert. Das wird von den NATO-Mitgliedsstaaten als Bedrohung angesehen, weswegen auch das US-Militär in den Ausnahmezustand versetzt wird. Gerade in Kansas, wo es einen großen Raketenstützpunkt gibt, spitzt sich die Lage immer weiter zu. Plötzlich ist es soweit: Mit Atomsprengköpfen versehene Raketen steigen über den idyllischen Feldern von Kansas empor. Eine halbe Stunde später werden sie Moskau und andere Ziele in der UdSSR erreicht haben. Doch auch in und um Kansas City gehen kurze Zeit später etliche Atombomben nieder. Wer nicht sofort verglüht, irrt durch eine völlig zerstörte Einöde, auf der Suche nach einem Unterschlupf. So wie der junge Stephen Klein (Steve Guttenberg), der schließlich auf der Dahlberg-Farm strandet.
„The Day After – Der Tag danach“ ist eine verstörend realistisch geratene Warnung vor den möglichen Folgen eines Atomkrieges. Von den meisten Darstellern einfühlsam interpretiert, geht ein Großteil des Unbehagens von den beängstigenden Bildern aus. Die Aussage Nicholas Meyers ist klar und für einen vom US-Fernsehen produzierten Film erstaunlich objektiv geraten. Die Mischung aus Dokumentaraufnahmen von Atombombentests und einem penibel konstruierten Setting in Kombination mit erschreckenden Make-up-Effekten lässt den Zuschauer hier eindringlich erleben, welches unsägliche Leid ein Atomkrieg entfesseln würde. Gerade angesichts der wieder neu entflammten Spannungen zwischen Ost und West ist dieser knapp 40 Jahre alte Film aktueller denn je. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein gutes, wenngleich doch recht grobkörniges Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) und einen ziemlich unspektakulären Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0). Als Extras sind die fünf Minuten kürzere Fernsehfassung des Films (im Vollbildformat 1,33:1), Interviews mit Darstellerin JoBeth Williams (13 Minuten) und Regisseur Meyer (28 Minuten) aus dem Jahr 2018 sowie drei schwarzweiße Kurz-Lehrfilme zum Thema Atomkrieg im englischen Original mit deutschen Untertiteln (zusammen 53 Minuten) mit aufgespielt.