Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Held des russischen Widerstands - »Duell – Enemy at the Gates«

Duell – Enemy at the GatesHeld des russischen Widerstands
»Duell – Enemy at the Gates«

Auch vor 80 Jahren herrschte Krieg in Europa, doch anno 1942 waren die Vorzeichen andere. Damals waren die Russen nicht die Invasoren, die einem anderen Land den Krieg aufdrückten, sondern sie waren die Überfallenen, die ihr Land gegenüber dem Naziregime Adolf Hitlers zu verteidigen versuchten. Vor diesem Hintergrund drehte Jean-Jacques Annaud im Jahr 2000 den aufwändigen Film „Duell – Enemy at the Gates“, der nun erstmals auf BluRay erschienen ist.

Duell – Enemy at the GatesJean-Jacques Annaud ist ein Fachmann für aufwändige und personenstarke Filmepen, besonders erfolgreich war er mit dem Urzeitdrama „Am Anfang war das Feuer“, mit der Umberto-Eco-Adaption „Der Name der Rose“ oder mit dem Tier-Abenteuerfilm „Der Bär“. Für seinen neunten abendfüllenden Spielfilm „Duell – Enemy at the Gates“ hatte er im Vorfeld aufwändig recherchiert, denn die zentralen Figuren in seiner Geschichte beruhen auf authentischen Personen. Insbesondere die Hauptfigur Vassili Zaitsev (1915-1991) genießt in der Sowjetunion einen legendären Status, denn der einfache Soldat aus einer Hirtenfamilie aus dem Ural erwies sich bei der Schlacht um Stalingrad in den Jahren 1942/43 als herausragender Scharfschütze, der deutsche Soldaten teilweise täglich im Dutzend tötete und schließlich zu einem wahren Volkshelden aufstieg. Die Inspiration für ihr Drehbuch erhielten Annaud und sein Co-Autor Alain Godard durch die beiden Bücher „Enemy at the Gates“ von William Craig und „Vendetta“ von Derek Lambert, die sich mit dem spannungsreichen Duell zwischen dem russischen Scharfschützen und einem deutschen Major auseinandersetzten, der eigens dafür abkommandiert worden war, um Zaitsev zu eliminieren. „Duell – Enemy at the Gates“ war mit einem Budget von 180 Millionen Mark seinerzeit die teuerste Produktion, die jemals in Deutschland gedreht worden war.

Duell – Enemy at the Gates1942 nähert sich Hitlers Eroberungskrieg einer entscheidenden Etappe. Tief im Osten sind die deutschen Soldaten bis nach Stalingrad vorgedrungen. Die zu Ehren des russischen Diktators Josef Stalin in den 1920er Jahren umbenannte Stadt (heute heißt sie Wolgograd) war Schauplatz einer der bekanntesten Schlachten während des Zweiten Weltkriegs. Aufgrund des bis dato unaufhaltsamen Vormarsches der Nazis war die Kampfmoral der Russen an einem Tiefpunkt angelangt, bis Vassili Zaitsev (Jude Law) mit seinen gezielten Schüssen auf deutsche Offiziere das Blatt zu wenden begann. Commisar Danilov (Joseph Fiennes) nutzte die Gunst der Stunde und seine Freundschaft zu Vassili, um aus diesem in den Zeitungen einen Nationalhelden zu machen, der seinen Landsleuten den Kampfwillen zurückgab. Auch der politische Kommissar Nikita Chruschtschow (Bob Hoskins) zählte zu den Bewunderern Zaitsevs und trug ebenfalls dazu bei, dessen Legende zu untermauern. Die Deutschen konnten die erheblichen Verluste vor Ort nicht länger hinnehmen und entsandten mit Major König (Ed Harris) einen ihrer besten Männer, der mit seiner präzisen Taktik nun seinerseits Zaitsev aus dem Weg räumen sollte. In den Ruinen Stalingrads entbrennt zwischen den beiden Scharfschützen ein Kampf auf Leben und Tod.

Duell – Enemy at the GatesMan hat Jean-Jacques Annauds Film des Öfteren vorgeworfen, dass er lediglich ein Western im Kriegsgewand sei, dass es bei ihm nur um das Duell zweier Männer ginge, die als klassische Heldenfiguren stilisiert und überhöht würden. Ein Stückweit treffen diese Vorwürfe tatsächlich ins Schwarze, aber „Duell – Enemy at the Gates“ wird dadurch keineswegs zu einem schlechten Film. Im Gegensatz zu Joseph Vilsmaiers rund zehn Jahre zuvor entstandenem „Stalingrad“ soll es hier nicht um das Grauen an einem der schlimmsten Kriegsschauplätze gehen, sondern um das Psychoduell zwischen zwei herausragenden Gegnern. Aus diesem Konflikt generiert Annaud jedenfalls eine gehörige Portion Spannung, die sich in minutenlangen Sequenzen Bahn bricht, in denen jeder der beiden als Erster vor das Visier des anderen geraten und dabei getötet werden könnte. Die famose Darstellerriege trägt ihrerseits dazu bei, dass man hier mit viel Thrill nervenaufreibend unterhalten wird. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bietet ein sehr gutes, überaus detailreiches Bild (im Widescreen-Format 2,35:1). Der Ton liegt leider mal wieder nur in der englischen Originalfassung in Dolby TrueHD 5.1 vor, für die deutsche Synchronfassung muss man sich unverständlicherweise mit Dolby TrueHD 2.0 begnügen (optional sind Untertitel in beiden Sprachen verfügbar). Die Extras (einige davon kennt man schon von älteren DVD-Veröffentlichungen) umfassen die Specials „Durch das Fadenkreuz“ (20 Minuten) und „Einblicke in ‚Duell – Enemy at the Gates‘“ (15 Minuten), neun entfernte Szenen in SD (zusammen 10 Minuten) sowie den englischen Originalkinotrailer zum Film.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles