# 28 Das dauert nicht lang
# 28: Das dauert nicht lang
Wir waren zwar schon einen Schritt weiter als die Generation, die Matrizen beschriftete, etwa fünfzig mal abzog (mehr gab die Vorlage nicht her) und wieder Matrizen beschriftete (was besonders übel bei Fanzines mit hohen Auflagen war, wo für ein und dieselbe Seite mehrere Matrizen erzeugt werden mussten, was insbesondere für Zeichner heftig war, da sie ein und dieselbe Zeichnung mehrfach herstellen durften). Dazu waberte Alkoholdunst durch den Raum. Auch auf Normal statt auf Thermopapier konnten wir schon kopieren. Die Herstellung an sich war schon einfach geworden, gleichgültig, ob man selbst am Kopierer stand oder das den Angestellten überließ.
Aber: Wir mussten die Überschriften mit Rubbelbuchstaben erzeugen oder mit der Hand malen. Dazu kam, dass Zeichnungen in extra gelassene Lücken eingeklebt wurden. Und: es wurde natürlich mit der Schreibmaschine gearbeitet. Tipp-Ex und Korrekturbänder waren obligatorisch. Immerhin konnte man nach der Einführung von Kugelkopf und Typenrad schon mal die Schrift wechseln oder kursiv schreiben. Jedenfalls war alles viel mühevoller als heute. Glücklicherweise verfügte ich von Anfang an über elektrische Maschinen. Trotzdem war es alles in allem ein hartes, beinahe mühevolles Geschäft. Auch das Klappern der Schreibmaschine war nicht immer erbaulich. Doch sei, um falschen Eindrücken vorzubeugen, gesagt: Ich möchte weder diese Zeit, noch die Erfahrung missen, Fanzines nach heutigen Maßstäben derart primitiv gestalten zu müssen.
So, wir hatten gut vorgearbeitet. Eigentlich war alles fertig. Der Manonreiter geschrieben, die (obwohl wir es nicht wussten) letzte Folge der Symbionten (unser erster Versuch einer Horrorserie), Stories, Artikel und Rezensionen. Das große und ganze stand. Aber hier und da fehlte noch eine Überschrift. Ein paar halbe Seiten waren noch mit Zeichnungen oder Text zu füllen. Kleinigkeiten! Das ist schnell gemacht, war der einhellige Tenor, als ich bei Norbert an einem Dienstag in den großen Ferien eintraf. Mittwoch sollte gedruckt und versendet werden. Spielkram. Das machen wir mit links, ohne größere Anstrengungen. Mit unserer Erfahrung aus vier Magazinen ein echtes Kinderspiel.
Also erstmal einen Videofilm rein, ein bißchen was trinken, essen und schwatzen. Man hatte ja soviel Zeit. Also wurde es früher Abend, bis die Schreibmaschinen aufgebaut, die Rubbelbuchstaben und die übrigen benötigten Dinge bereit lagen. Noch kurz ein bißchen die Tagesschau angesehen. Dann noch ein zwei Stunden Arbeit. Was gibt's dann im Fernsehen?
Das Fernsehprogramm (drei Sender gabs nur, aber wenn ich mir heutzutage das Nachtprogramm anschaue mit Spielshows, gesungene Telefonnummern und Astrologen da wünscht man sich doch wieder den Sendeschluss und das Testbild herbei) konnten wir uns abschminken. Die wenigen halben Seiten, die ganzen Überschriften und was sonst noch zu tun war, hielt uns bis morgens gegen halb sechs wach. Diese ganzen Details, die heute mit ein paar Mausklicks auf Schriftart und Schriftgröße und einer passenden Clipart-Sammlung (wenn's geht aus eigener Produktion) erledigt sind, zogen sich und zogen sich. Das Klima wurde rauher. Wir beschimpften den Zauberspiegel und verfluchten und verdammten ihn. Dabei meinten wir uns selbst, die einfach den Aufwand unterschätzten. Und hier sammelten wir Erfahrungen, die uns klug machten.
Noch eben frühstücken, dann ab zur S Bahn und rüber ins Univiertel in den Copyshop unseres Vertrauens. Vorlagen erstellen (was uns entging, war, dass zwei oder drei Buchstaben am rechten Rand teilweise verloren gingen. Man war ja müde. Sehr müde. Dann drucken und drucken. Auch haben wir das Cover verrissen, so dass wir einen Zauberspiegel 5A herstellten, der eine Heftromanverkaufsliste enthielt.
Wieder zu Norbert, 60 Ausgaben zusammenlegen und heften. Wobei: Das Heften hatte seine eigenen Tücken. Norbert hatte der Redaktion einen Klammeraffen spendiert, der auf Zuwachs ausgelegt war. Er konnte 24/8-Klammern verschießen, die bis zu 25 Blatt, also etwa 100 Seiten heften konnten. Eine Zahl, die der Zauberspiegel erst mit der Nummer 8 erreichen sollte. In der Theorie. Praktisch verbog er bei jedem zweiten Hieb die Klammer, die dann mühevoll rausgepuhlt werden musste. Und so zog sich dieser Vorgang bis in den frühen Abend hin.
Als alles fertig war noch die Dinger in die Versandtüten stecken, Adresse drauf und rein in den Briefkasten. Danach taumelte ich zum Bahnhof, kroch in den Zug, fuhr nach Hause und wollte dann nur noch ins Bett.
Aber: Wir mussten die Überschriften mit Rubbelbuchstaben erzeugen oder mit der Hand malen. Dazu kam, dass Zeichnungen in extra gelassene Lücken eingeklebt wurden. Und: es wurde natürlich mit der Schreibmaschine gearbeitet. Tipp-Ex und Korrekturbänder waren obligatorisch. Immerhin konnte man nach der Einführung von Kugelkopf und Typenrad schon mal die Schrift wechseln oder kursiv schreiben. Jedenfalls war alles viel mühevoller als heute. Glücklicherweise verfügte ich von Anfang an über elektrische Maschinen. Trotzdem war es alles in allem ein hartes, beinahe mühevolles Geschäft. Auch das Klappern der Schreibmaschine war nicht immer erbaulich. Doch sei, um falschen Eindrücken vorzubeugen, gesagt: Ich möchte weder diese Zeit, noch die Erfahrung missen, Fanzines nach heutigen Maßstäben derart primitiv gestalten zu müssen.
So, wir hatten gut vorgearbeitet. Eigentlich war alles fertig. Der Manonreiter geschrieben, die (obwohl wir es nicht wussten) letzte Folge der Symbionten (unser erster Versuch einer Horrorserie), Stories, Artikel und Rezensionen. Das große und ganze stand. Aber hier und da fehlte noch eine Überschrift. Ein paar halbe Seiten waren noch mit Zeichnungen oder Text zu füllen. Kleinigkeiten! Das ist schnell gemacht, war der einhellige Tenor, als ich bei Norbert an einem Dienstag in den großen Ferien eintraf. Mittwoch sollte gedruckt und versendet werden. Spielkram. Das machen wir mit links, ohne größere Anstrengungen. Mit unserer Erfahrung aus vier Magazinen ein echtes Kinderspiel.
Also erstmal einen Videofilm rein, ein bißchen was trinken, essen und schwatzen. Man hatte ja soviel Zeit. Also wurde es früher Abend, bis die Schreibmaschinen aufgebaut, die Rubbelbuchstaben und die übrigen benötigten Dinge bereit lagen. Noch kurz ein bißchen die Tagesschau angesehen. Dann noch ein zwei Stunden Arbeit. Was gibt's dann im Fernsehen?
Das Fernsehprogramm (drei Sender gabs nur, aber wenn ich mir heutzutage das Nachtprogramm anschaue mit Spielshows, gesungene Telefonnummern und Astrologen da wünscht man sich doch wieder den Sendeschluss und das Testbild herbei) konnten wir uns abschminken. Die wenigen halben Seiten, die ganzen Überschriften und was sonst noch zu tun war, hielt uns bis morgens gegen halb sechs wach. Diese ganzen Details, die heute mit ein paar Mausklicks auf Schriftart und Schriftgröße und einer passenden Clipart-Sammlung (wenn's geht aus eigener Produktion) erledigt sind, zogen sich und zogen sich. Das Klima wurde rauher. Wir beschimpften den Zauberspiegel und verfluchten und verdammten ihn. Dabei meinten wir uns selbst, die einfach den Aufwand unterschätzten. Und hier sammelten wir Erfahrungen, die uns klug machten.
Noch eben frühstücken, dann ab zur S Bahn und rüber ins Univiertel in den Copyshop unseres Vertrauens. Vorlagen erstellen (was uns entging, war, dass zwei oder drei Buchstaben am rechten Rand teilweise verloren gingen. Man war ja müde. Sehr müde. Dann drucken und drucken. Auch haben wir das Cover verrissen, so dass wir einen Zauberspiegel 5A herstellten, der eine Heftromanverkaufsliste enthielt.
Wieder zu Norbert, 60 Ausgaben zusammenlegen und heften. Wobei: Das Heften hatte seine eigenen Tücken. Norbert hatte der Redaktion einen Klammeraffen spendiert, der auf Zuwachs ausgelegt war. Er konnte 24/8-Klammern verschießen, die bis zu 25 Blatt, also etwa 100 Seiten heften konnten. Eine Zahl, die der Zauberspiegel erst mit der Nummer 8 erreichen sollte. In der Theorie. Praktisch verbog er bei jedem zweiten Hieb die Klammer, die dann mühevoll rausgepuhlt werden musste. Und so zog sich dieser Vorgang bis in den frühen Abend hin.
Als alles fertig war noch die Dinger in die Versandtüten stecken, Adresse drauf und rein in den Briefkasten. Danach taumelte ich zum Bahnhof, kroch in den Zug, fuhr nach Hause und wollte dann nur noch ins Bett.