# 153: Isoliert
# 153: Isoliert
... erst recht, wenn man Fan von Heftromanhelden und deren Autoren ist. Dabei war ich noch nicht mal ein gesellschaftlich isolierter Nerd oder Geek. Ich war als fußballspielender Jungspund gesellschaftlich voll anerkannt und integriert in der Meute. Wenn auch gelegentlich Scherze über mein Hobby gemacht wurden (der Spitzname Hexen-Hermann hat da ja seinen Ursprung), war ich doch Teil der Meute.
Aber Gleichgesinnte waren ganz selten. Zudem waren das zumeist Mitleser, aber keine Fans. So war man immer irgendwie allein mit dem Hobby Heftroman oder spezifischer fantastischer Heftroman. Keiner folgte mir wirklich mit Arn Borul oder Perry zu den Sternen, vernichtete mit Larry, Dorian oder John das Übersinnliche oder kämpfte an der Seite von Dragon oder Mythor mit mir gegen Drachen, Caer und Amazonen.
Das war so manches Mal ganz schön hart. Da war ich gerade mal wieder in die Welten des Heftromans abgetaucht. Aber sich dann darüber unterhalten? Fehlanzeige ... Es ging mir wie Max Raabe und seinem Anrufbeantworter. Ihn rief keiner an. Mit mir sprach keiner drüber.
Ätzend!
Meine Mitschüler lasen kaum oder wenn, was anderes und nix mit Vampiren, Raumschiffen und Schwerthelden ... Die Mitleser kamen nicht über ein "Toll" hinaus. Und sonst gab es da keinen, der so etwas Seltsames las und quasi Fan und Sammler war.
Gruselig.
Da saß man immer allein da und musste seine Begeisterung am Leben halten. Auch wenn meine erste Sammlung dann weg war, vom Brackwasser und Schlamm der Sturmflut hinweggespült. Zu FOLLOW konnte ich nicht gehen. Als ich das erste Mal davon las, mag ich so um die zehn Jahre gewesen sein und das ging nicht. Selbst Perry-Fans gab es in Drochtersen nicht oder falls es sie doch gegeben haben mag, dann outeten sie sich nicht.
So war ich allein und verlassen. Aber trotzig hielt ich an meinem Hobby fest und war der Experte im Ort für alles, was Horror, SF und Fantasy betraf (obwohl mein Wissen noch längst nicht den Stand hatte, den mir das Fandom und der Austausch mit Gleichgesinnten brachte). Doch: Der Expertenstatus nutzte mir nicht, da ich ihn nicht an anderen messen konnte.
Das Dorfleben, das ich sehr schätze und Drochtersen, das ich immer noch sehr mag, waren in dieser Hinsicht echte Einöden und dem Fandasein sehr abträglich. In Städten mag man eher auf Gleichgesinnte treffen. Aber im Dorf und mit einem so exotischen Hobby? Keine Chance.
Ich begann mich aus der Isolation zu befreien, als der Dan Shocker's Fantastik Club seine Pforten öffnete. Ich tauschte mich mühevoll, aber recht begeistert via Brief aus und telefonierte selten mit anderen Fans (man mag es kaum glauben, aber zu dieser Zeit waren Ferngespräche noch richtig teuer).
Das Dorfleben, das ich sehr schätze und Drochtersen, das ich immer noch sehr mag, waren in dieser Hinsicht echte Einöden und dem Fandasein sehr abträglich. In Städten mag man eher auf Gleichgesinnte treffen. Aber im Dorf und mit einem so exotischen Hobby? Keine Chance.
Ich begann mich aus der Isolation zu befreien, als der Dan Shocker's Fantastik Club seine Pforten öffnete. Ich tauschte mich mühevoll, aber recht begeistert via Brief aus und telefonierte selten mit anderen Fans (man mag es kaum glauben, aber zu dieser Zeit waren Ferngespräche noch richtig teuer).
Doch nach und nach löste ich mich aus meiner Isolation.
Noch etwas, wofür ich meinem Inspirator Jürgen Dan Shocker Grasmück dankbar sein muss.
Kommentare
Natürlich ist es schöner, wenn man sich mit jemandem über seine Bücher austauschen kann (und gern auch die Bücher austauschen). Aber wenn nicht, davon würde ich mir den Spaß nicht verderben lassen. Schließlich bin ich das ja von klein auf gewohnt, dass ich eben nicht darüber reden konnte, nicht mit der Familie, weil die ja darauf bestand, bildungsfern bleiben zu wollen, und nicht mit Freunden, weil man unter diesen Lebensumständen keine Freunde haben kann.
Das Lesen war dann immer meine Insel, auf die ich mich begeben habe, wenn ich mal raus wollte aus dem ganzen Mist der Realität in solch einem Saustall ohne Liebe und Geborgenheit. Und es hat mir viel geistige Anregung gegeben, die ich im realen Umfeld niemals hätte finden können.
Heute hat sich zwar einiges an meinem Leben gebessert, aber das Lesen ist wichtig geblieben.
Inzwischen habe ich auch Leute, mit denen ich mich über die Bücher austauschen kann. Das ist sehr schön und ich genieße das. Aber ich lese deutlich mehr, als ich darüber rede oder schreibe. Ich lese ja für mich und diesen Zweck erfüllt es, auch im Stillen.
Letztlich sah meine Mutter aber ein, dass ich zwar ein isolierter Geek war, aber immer noch besser als Raucher, trinker, Weiber-Aufreißer, oder sonst was.
In der Schule schüttelten die Lehrer mit dem Kopf, als sie erfuhren, was ich las. Verständnis und Beachtung erntete ich erstaunlicherweise bei den Mitschülern. Obwohl die sich damals wirklich für andere Dinge interessierten. Mit einigen tauschte ich Hefte und Hörspiele aus.
Irgendwann starb der Heftroman, und so wurde ich Ende der Achtziger doch noch ein normaler Heranwachsender, der sich einer Clique anschloß, durch Diskos zog, Biere nippte und zumindest versuchte ein Aufreißer zu sein.
1.) Die Dorfgemeinde kommt zu Harantor angerannt und bitten ihm um den Rat des Experten, oder
2.) die Dorfgemeinde nimmt diesen waschechten Vampir gar nicht für voll und Klein-Harantor hätte auf eigene Faust wie in Lost Boys auf Vampirjagd gehen müssen.
Bei mir war das ganz, ganz anders. Ich bin erst so in der 7./8. Klasse mit dieser Schundliteratur in Berührung gekommen. Davor und auch wärend waren es die Comics.
Da ich aus einer relativ großen Stadt komme, hatte ich keine Probleme Gleichgesinnte zu finden.
Und mit 15 wurde es richtig derbe, da kamen die Pen-&-Paper-Rollenspiele.
Zitat: Ick glob' det jeht los, ey!
"Bücher austauschen!"
Sich über Bücher austauschen, natürlich. Aber "Bücher austauschen"!? - Kommt niemals in Frage, selbst wenn die Hölle einfriert und die Erde sich aufhört zu drehen. Niemals!
Ich verleihe nichts, was ich in irgendeiner Form sammel! Habe in der Grundschule dreimal (Actionfigur, Comic, Buch) und einmal (Videospiel) in der Oberschule schlechte Erfahrung mit verleihen von Dingen gesammelt.
Wenn ich mal wirklich gut drauf bin und ich denjenigen welchen ganz doll' vertraue, dann darf dieser jemand vielleicht mal ganz, ganz vorsichtig und sachte mit den Fingern über den Buchrücken streichen - aber nur wenn ich dabei bin!
Und wehe(!) es kommt jemand auf die irrwitzige und lebensmüde Idee eigenständig ein Buch in meiner Bibliothek aus dem Regal zu nehmen...
Manch einer behauptet ja, ich wäre speenig...
"Bücher austauschen..."
Früher sagte man uns immer: Paß auf, das Monster kommt aus der Kanalisation, oder, das Monster sitzt im Keller, oder auf dem Dachboden, oder, das Monster wartet auf dem Friedhof oder sitzt im Schrank...
Aber nein, alles quatsch! Die Monster kommen aus den Büchern!
Zitat: War bestimmt ein Schicksalsschlag. Erzähl mal mehr darüber.
Da fällt mir ein (dummer) Witz ein! Ein kleiner Junge kommt ins elternliche Schlafzimmer gestürzt und schreit: "Unter meinem Bett ist ein grauenvolles Monster!" Denkt der Vater bei sich"In meinem Bett auch!"
Da gefiel mir Major Payne besser.
www.youtube.com/watch?v=L4MOGdPzzvY&feature=related
ich sammele nicht, ich lese. (Ausnahme: Die Conan-Bücher, die alten gelben und was dann später rauskam, bevor Heyne die Serie kaputtbesessen hat. Aber die könnte ich trotzdem verleihen, wenn die Person sie zuverlässig zurückbringt.) Was gut ist, wandert in mein Regal, was weniger gut war, geht als anonyme Spende an die örtliche Bücherei. Ich habe kein Problem damit, ein geliehenes Buch zu lesen (wegen unmöglicher Öffnungszeiten und altbackenem Angebot allerdings kaum aus der Bücherei) und Freunden und Bekannten meine Bücher zu leihen. Wenn mir ein geliehenes Buch sehr imponiert, kann ich es immer noch selbst kaufen, damit ich es dauerhaft zur Verfügung habe.
Meine Freundin und meine Chefin haben einen ähnlichen Büchergeschmack wie ich, da ist das Ausleihen ein Gewinn für alle - außer vielleicht Verlag und Autor, die dann nur einmal verdienen können.
Andererseits habe ich kürzlich ein Buch bestellt von einer Autorin, die ich durch ein geliehenes Buch meiner Chefin kennen gelernt habe. Ohne diese Anregung wäre ich sicher nicht auf sie aufmerksam geworden, und da sie noch mehr auf dem Markt hat, hat sie weitere Chance, von meinem Geld was abzukriegen.
Bei E-Books würde diese Marketing-Quelle jedenfalls nicht funktionieren.
Eine Frau, die Conan-Bücher sammelt... Das finde ich ersteinmal interessant.
Um wirklich alle Bücher des Conan-Zyklus zu besitzen muß man die sandgelben Ausgaben (die, mit den Arnold-Fotos) und die nachfolgende schwarze (die wohl umfassendste Ausgabe des Conan-Zyklus) besitzen, da meines Wissens die meisten gelben Bücher in der nachfolgenden schwarzen Ausgabe nicht veröffentlicht wurden.
Der Conan-Zyklus umfasst 54 Bände, die in Deutschland veröffentlichst wurden.
Die Bände 1 - 29 liegen in gelb vor.
Die Bände 1 - 14 und dann ab Band 30 - 54 liegen in schwarz vor.
Wer die schwarze Ausgabe besitzt, muß also die Bände 15 - 29 in gelb besitzen, um die Sammlung vollständig zu haben; wer die gelbe Ausgabe komplett hat, braucht Band 30 - 54 der schwarzen Ausgabe zur Komplettierung.
Das ist natürlich schade, dass diese beiden Ausgaben nicht allein für sich stehen können, zumal ich finde, dass sowohl die Arnold-Fotos der gelben, als auch die Aquarellmalereien der schwarzen Ausgabe ein Armutszeugnis darstellen. Viel schöner wäre es gewesen, wenn Bilder von Frank Frazetta oder Ken Kelly Verwendung gefunden hätten.
Was verstehst Du denn unter "kaputtbesessen"?
Immerhin hat sich Heyne dann doch noch dazu herabgelassen sämtliches Conan-Material von Robert E. Howard in drei dicken Taschenbüchern zu veröffentlichen.
Deine Argumente bzgl. Bücher verleihen sind natürlich zutreffend. Allerdings nutze ich meine Bücher auch als Wissensquelle und Nachschlagewerk. Wenn ich etwas suche und nachschlagen möchte, was ich vielleicht in einem geliehenem Buch gelesen habe und es deswegen nicht mehr finde, würde ich mich ja quasi totsuchen.
Die Comics, die es jetzt gibt, brauche ich nicht. Die Bilder will ich im Kopf haben, nicht auf dem Papier.
Warum soll eine Frau denn nicht Conan sammeln? Ich behaupte auch, dass ich beim Lesen erkennen kann, welcher Autor was vom Schwertkampf und anderen Kampftechniken versteht und welcher nicht (Stichwort: Hiebe und Hebel, die physikalisch unmöglich sind, kommt auch immer mal vor).
Die typische Frauenliteratur mit Liebesschnulzen und Kuschelvampiren interessiert mich nun mal ums Verrecken nicht. Oder die ach so taffen Juppiedamen, die auf High Heels und mit einem Pfund Schminke durch die High Society stöckeln, auf der Suche nach Mr. Right im Armani-Anzug, der selbstverständlich nicht nur gut aussehen, sondern auch ein paar Millionen in petto haben muss ... würg!
Womit wir wieder beim Thema von Horsts Beitrag sind: Isoliert! Mit meiner Abneigung gegen diese Frauenliteratur hebe ich mich schon sehr von meiner Umgebung ab, packe ab und zu Buchgeschenke aus, wo ich die Zähne zusammenbeißen muss, und wenn kann nicht mitreden, wenn die neuesten Abenteuer der Wanderhure durchgehechelt werden - nicht, dass ich was für eine Bildungslücke hielte. Was solls? Anpassung war noch nie mein Ziel.
Mit Kaputtbesitzen meine ich, dass Heyne die Rechte für die deutschen Übersetzungen hatte, aber die letzten Bände immer zögerlicher herausbrachte, die selbst gesetzten Erscheinungstermine um Monate überschritt und schließlich gar keine Bände mehr brachte, obwohl es noch Nachschub in Englisch gab. Ich habe mal versucht, eins in Englisch zu lesen, aber das habe ich dann aufgeben müssen, weil da soviel Redensarten und Begriffe drin waren, die ich nicht kannte. Wenn man bei jedem Satz mehrere Worte nachschlagen muss und manche nicht findet, Redensarten wörtlich übersetzt ergeben auch meist wenig Sinn, dann kriegt man keinen Überblick für den Gesamtinhalt. Heute kenne ich zwar wesentlich mehr Vokabeln, aber zum flüssigen Lesen eines ganzen Buches reicht vielleicht auch das nicht.
Bücher leihen: Es sind ja meist Krimis oder Thriller, die ich leihe, keine Nachschlagewerke. Und wenn ich zu dem Schluss komme, dass ich ein Buch dauerhaften haben will, kann ich es doch immer noch kaufen, und sei es antiquarisch. Umgekehrt kann einen die Methode auch vor einigen teuren Fehlkäufen bewahren.