# 84: Von Kirsche zu Kirsche
# 84: Von Kirsche zu
Kirsche
Nun machten wir uns in W. K.s Opel Admiral auf den
Weg nach Harburg. Zunächst passierte nichts Außergewöhnliches. Ich hatte mich
aber entschieden die Bundesstraße 73 zu meiden. Immerhin bundesweit einer der
unfallträchtigsten Strecken, wie auch Spiegel-TV feststellte. Auf den 45
Kilometer zwischen Stade und Hamburg waren diverse Leute ums Leben gekommen.
Außerdem sind die beiden Alternativstrecken durchs
alte Land (die an Jork vorbei und durch Jork hindurch) viel reizvoller (und
manchmal auch schneller).
So fuhren wir durch Stade (die Ostumgehung war der
Traum vieler Pendler, aber zu Beginn der Neunziger sollte er sich erfüllen),
fuhren am Hafen vorbei und dann durch die Altländer Straße.
Dann beginnt dann das Alte Land. Eines der größten
Obstanbaugebiete Europas. Und es war Saison...
Anfang Juli sind die Kirschen soweit und jeder Hof
hat einen Stand an der Straße oder gar einen Hofladen. Jeder wirklich jeder
und es gibt viele Obsthöfe.
Rolf und Werner scherzten zu Beginn darüber. Dann
der fünfte Obsthof, der Zehnte, Fünfzehnte. Der Gag nutze sich ab und wir
hatten noch nicht mal Jork erreicht.
Beim 40. Obsthof oder so, wurde aus den Scherzen frustriertes
Meckern. W.K. war so genervt, wie es nur vor ihm her kriechende Volkswagen es
vermocht hätten. Der mann war völlig entnervt und der Weg durchs alte Land ist
fast vierzig Kilometer lang und wir nutzten ihn voll aus.
Kirschen Erdbeeren, Erdbeeren, Kirschen. Ob es noch
was anderes gäbe, fragte er frustriert.
Ich entgegnete, ab September, hieße dann an jedem
Stand Äpfel, Zwetschen (ohne g ist Plattdeutsch) und Birnen.
Als W.K. dann zur Abwechslung mal den Hinweis auf
Johannisbeeren und Stachelbeeren entdeckte, freute er sich, nur um beim
nächsten Erdbeeren und Kirschen wieder zusammenzubrechen.
Mein Gott war der froh, als wir das Industriegebiet
erreichten und dann in die Stadt fuhren...