Der Lektor - dein Freund und Helfer August 2011
Der Lektor - dein Freund und Helfer
August 2011
August 2011
Uschi, wie wichtig kann ein Lektor für einen angehenden Autoren sein?
: Ein Lektor ist von enormer Bedeutung für jeden, gerade aber auch für einen angehenden Autoren, denn er setzt sich professionell mit dem eingereichten Text auseinander, sobald er Potenzial darin entdeckt. So war es bei mir damals.
Das war Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre, als es noch keine Schreibseminare gab und man wirklich allein im stillen Kämmerlein als Autodidakt "kämpfte". Dass mein 1000-Seiten-Erstling nicht publikationsreif war, darüber waren sich die Lektorate schnell klar, aber sie erkannten das Potenzial darin, und so kam ich innerhalb kurzer Zeit mit den Lektoren von Thienemann, Goldmann, Knaur, Suhrkamp und Bastei in Kontakt - und zwar persönlich. Der Thienemann-Lektor kam sogar zu mir nach Hause. Alle drei gaben mir sehr wertvolle Tipps und Hilfestellungen, ich lernte viel, gab weitere Probetexte ab, und so entwickelte sich meine beginnende Professionalität, die wenige Jahre später zur Erstveröffentlichung führte.
Der Lektor war und ist die bedeutendste Schnittstelle zwischen Autor und Leser, er hat das richtige Gespür für einen guten Text oder ein entwicklungsfähiges Talent, was aber auch vom Leser angenommen werden muss. Gerade in den letzten Jahren wurden die deutschsprachigen Autoren ja "wiederentdeckt" und eine Autorenbetreuungs-Renaissance hat eingesetzt. Aber auch für gestandene Autoren wie mich ist die Zusammenarbeit mit dem Lektor unentbehrlich. Das ist die bedeutendste Vertrauensperson im Schreibprozess, zugleich auch ein Coach und Ratgeber. Für mich ist das Feedback des Lektors sehr wichtig und ich höre immer sehr aufmerksam zu, was er anzumerken hat. Er mag ja nicht immer recht haben, aber die letztendliche Entscheidung bleibt ja beim Autor, ob er die Vorschläge annimmt. Deswegen sollte man gerade als Anfänger sehr darauf achten, was ein Lektor zu sagen hat, um zu erkennen, wo die eigenen Schwerpunkte und Fähigkeiten liegen und wie man Fehler am besten vermeiden kann.
Sollte die Entwicklung des Autors schon so weit fortgeschritten sein, dass er quasi an der Professionalität kratzt, bevor sich ein Verlag für ihn interessiert?
: Natürlich ist das dem Verlag am liebsten, dennoch wird ein Manuskript immer lektoriert und es gibt immer was "zu meckern". Und das ist gut so, schließlich soll der Text geschliffen und in Form gebracht werden, um Gefallen beim Leser zu finden. Man kann immer was verbessern ... na gut, meistens. Manchmal stimmt auch alles, und es geht nur noch um sprachlichen Schliff hier oder da. Aber das ist eher bei kürzeren Texten der Fall, je länger ein Text, desto mehr Verbesserungsmöglichkeiten gibt es. Aber selbstverständlich sollte man als Anfänger schon die Grundregeln des Schreibens und eine erkennbare Erzähltechnik beherrschen, bevor man ein Manuskript abschickt ...
: Nein.
: Ein Lektor ist von enormer Bedeutung für jeden, gerade aber auch für einen angehenden Autoren, denn er setzt sich professionell mit dem eingereichten Text auseinander, sobald er Potenzial darin entdeckt. So war es bei mir damals.
Das war Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre, als es noch keine Schreibseminare gab und man wirklich allein im stillen Kämmerlein als Autodidakt "kämpfte". Dass mein 1000-Seiten-Erstling nicht publikationsreif war, darüber waren sich die Lektorate schnell klar, aber sie erkannten das Potenzial darin, und so kam ich innerhalb kurzer Zeit mit den Lektoren von Thienemann, Goldmann, Knaur, Suhrkamp und Bastei in Kontakt - und zwar persönlich. Der Thienemann-Lektor kam sogar zu mir nach Hause. Alle drei gaben mir sehr wertvolle Tipps und Hilfestellungen, ich lernte viel, gab weitere Probetexte ab, und so entwickelte sich meine beginnende Professionalität, die wenige Jahre später zur Erstveröffentlichung führte.
Der Lektor war und ist die bedeutendste Schnittstelle zwischen Autor und Leser, er hat das richtige Gespür für einen guten Text oder ein entwicklungsfähiges Talent, was aber auch vom Leser angenommen werden muss. Gerade in den letzten Jahren wurden die deutschsprachigen Autoren ja "wiederentdeckt" und eine Autorenbetreuungs-Renaissance hat eingesetzt. Aber auch für gestandene Autoren wie mich ist die Zusammenarbeit mit dem Lektor unentbehrlich. Das ist die bedeutendste Vertrauensperson im Schreibprozess, zugleich auch ein Coach und Ratgeber. Für mich ist das Feedback des Lektors sehr wichtig und ich höre immer sehr aufmerksam zu, was er anzumerken hat. Er mag ja nicht immer recht haben, aber die letztendliche Entscheidung bleibt ja beim Autor, ob er die Vorschläge annimmt. Deswegen sollte man gerade als Anfänger sehr darauf achten, was ein Lektor zu sagen hat, um zu erkennen, wo die eigenen Schwerpunkte und Fähigkeiten liegen und wie man Fehler am besten vermeiden kann.
Sollte die Entwicklung des Autors schon so weit fortgeschritten sein, dass er quasi an der Professionalität kratzt, bevor sich ein Verlag für ihn interessiert?
: Natürlich ist das dem Verlag am liebsten, dennoch wird ein Manuskript immer lektoriert und es gibt immer was "zu meckern". Und das ist gut so, schließlich soll der Text geschliffen und in Form gebracht werden, um Gefallen beim Leser zu finden. Man kann immer was verbessern ... na gut, meistens. Manchmal stimmt auch alles, und es geht nur noch um sprachlichen Schliff hier oder da. Aber das ist eher bei kürzeren Texten der Fall, je länger ein Text, desto mehr Verbesserungsmöglichkeiten gibt es. Aber selbstverständlich sollte man als Anfänger schon die Grundregeln des Schreibens und eine erkennbare Erzähltechnik beherrschen, bevor man ein Manuskript abschickt ...
: Nein.
Bis zur nächsten »Mail mit Uschi« im September!
Kommentare
eine Frage, bezüglich der letzten Interviewfrage. Viel Output birgt auch sehr viel Schrott. Aber eBooks zu veröffentlichen ist heute so simpel. Wird es den Autoren irgendwann so gehen wie den Tageszeitungen, dass der Freecontent so groß wird, dass der qualitative Content probleme mit dem Absatz bekommt? Oder ist das Unwahrscheinlich, weil Romane durch ihre Länge einen unschlagbaren Vorteil haben gegenüber kurzen Newsartikeln, die auch Blogger schreiben können ohne eine Ausbildung zu haben.
Und gibt es schon Hilfsmittel für Autodidakten. Sprich Computerlektorenprogramme? Also eine Erweiterung der Rechtschreibkorrektur?
Grüße, bis Mannheim!
Sehr informative Kolumne. Lese ich immer wieder gerne.
Ganz cool Uschis Antwort auf die letzte Frage!
Da gibt es wirklich nicht mehr dazu zusagen.
Bis zum nächste Ma(i)l.
Qualität setzt sich letztendlich immer durch, und die Wahrnehmung der Leute ist logischerweise hauptsächlich auf Autoren gerichtet, die "im Gespräch" sind, sprich, die gestreute Rezensionen haben, Interviews und dergleichen mehr. Heutzutage kann jeder seine Texte ins Internet stellen oder ein eBook produzieren, doch wenn diese Texte nicht einmal die Minimalkriterien erfüllen, finden sie keine Verbreitung.
Es gibt heutzutage schon einige Programme für Autoren, die nützlich und hilfreich sind. Aber sie können den kommunikativen Austausch nicht ersetzen.
ICH weiß als Autorin ganz genau, was ich mir dabei gedacht habe, als ich einen Satz, Absatz, Szene etc. schrieb. Lese ich die Passage im Rahmen der Überarbeitung wieder durch, setzt sofort das Kopfkino ein und teilt mir (unbewusst) mit, was ICH mir dabei gedacht habe, sodass es für mich immer noch ein stimmiges Bild, einen stimmigen Satz etc. ergibt. ABER meine LeserInnen haben nicht mein Kopfkino im Kopf, sondern ihr eigenes, das durch das erzeugt wird, was ich tatsächlich GESCHRIEBEN und nicht, was ich mir dabei gedacht habe.
Außerdem neigen wir alle dazu, bis zu einem gewissen Grad so zu schreiben, wie wir sprechen und denken. Da passiert dann schon mal, dass der eine und andere Satz, Absatz, Dialog usw. entsprechend gefärbt ist, was aber hinsichtlich der literarischen Qualität "suboptimal" (bis Sch...) sein kann. Auch hier sind wir zu nah am eigenen Text dran, um das bewusst zu merken. Selbst wenn wir den Text monatelang liegenlassen, bevor wir ihn überarbeiten, bringt das NICHT den erforderlichen Abstand, weil die Erinnerung sofort das besagte Kopfkino aktiviert, weshalb uns dann etliche Fehler immer noch durchgehen.
Ganz zu schweigen von den Schreibfehlern. Man kann den eigenen Text 100 mal lesen, sich sicher sein, dass alle Fehler beseitigt sind - und findet doch immer noch einen, wenn man das gedrckte (und unlektorierte) Werk vor sich hat.
Deshalb ist es unerlässlich, dass jemand den Text lektoriert, der den erforderlichen Abstand zu ihm hat, eben ein/e LektorIn. Nur der/die kann einen z. B. auch auf liebgewonnene, aber suboptimale Formulierungen aufmerksam machen, die für uns selbst geläufig sind und gefühlt gut klingen, für die LeserInnen aber eher holperig daherkommen.
Und ja, Qualität setzt sich immer durch. Auch wenn es manchmal für den einen Autor und die andere Autorin ziemlich lange dauert
"Es" braucht keinen Lektor. Man braucht ihn.
Nun, da ich selber mit Lektorieren mein Geld verdiene, mir in den Augen von Ronald aber zu wenig Gedanken beim Formulieren der Frage gemacht habe, bitte ich ihn, sich jenseits der Grenzen von Mundart und Hochsprache seinerseits Gedanken darüber zu machen, ob es nicht doch einen Bedeutungsunterschied zwischen "es braucht" und "man braucht" gibt.
Und wann sind eigentlich Mundart und Umgangssprache in der Schriftsprache verboten worden?