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Zwischen Realität und Fiktion

Aus MADDRAX' WeltZwischen Realität und Fiktion!

Dass man bei Maddrax immer wieder Themen unserer gegenwärtigen Zeit aufgreift ist nichts Neues. Auch nicht, dass man zum Teil hellseherische Kräfte zu haben scheint. So wurde ja schon bei Erscheinen des ersten Bandes Arnold Schwarzenegger als Präsident der USA bezeichnet und ehemaliger Gouverneur von Kalifornien. Heute wissen wir, dass dies teilweise richtig war.
 
Aber es wurden auch stets ernste Themen erzählt. Einer der eindrucksvollsten Romane diesbezüglich dürfte Band 226 "Das Schädeldorf" von Mia Zorn sein. Hierbei wurde eine reale Begebenheit aus den 70er-Jahren aufgegriffen: die Schreckensherrschaft der "Roten Khmer" in Kambodsha. Dass Matt, Aruula und Yann, die damals zusammen unterwegs waren in diesem Land, auf die Hinterlassenschaften dieser Roten Khmer treffen, ist daher nur der logische Schritt.

Hierbei wurde keineswegs mit einem erhobenen Zeigefinger gearbeitet, sondern mit nichts als der simplen Realität. Doch genau das macht bei MADDRAX den Reiz aus. Hier wird gerne mal ein wenig "Geschichtsunterricht" vermittelt, aber das auf eine Weise, die wirklich zu unterhalten weiß.

Auch der Roman, der vor zwei Wochen erschien, greift die Realität auf.

Matt, Aruula, Xij und Rulfan finden sich an einem düsteren Ort wieder und werden gefangen genommen. Schon bald zeigen sich erste Symptome einer Krankheit, und dass viele Menschen dieses Ortes mit Gasmasken umherlaufen, erweckt auch nicht gerade das Vertrauen der Protagonisten. Erst durch einen Zufall erfährt Matt den früheren Namen dieser Stadt: Prypjat!
 
Prypjat war einst eine Stadt in der Ukraine - in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem anderen Ort, der vor 25 Jahren unserer Zeit traurige Berühmtheit erlangte: Tschernobyl!
 
Es wird eindrucksvoll beschrieben, wie auch über 500 Jahre später die Auswirkungen die Umwelt und die Menschen beeinflussen. Am Ende gab es zwar ein "Happy End", bei dem die Protagonisten von den Nebenwirkungen geheilt werden, allerdings wirft diese Art der Heilung Fragen auf. Die Heilung fand durch einen Daa´muren-Kristall statt, doch sollten sie eigentlich nach dem Verschwinden des Streiters in Band 199 vollkommen inaktiv sein. Weswegen es also doch noch einen aktiven Kristall gab, blieb offen. Ob es jetzt "reell" ist, dass ein Alien die Strahlung einfach so vollständig aufheben kann, mag weit hergeholt sein, aber scheinbar gab es keine andere Lösung.
 
Die Bewohner werden heutzutage durch die Strahlung selbst beherrscht. Einmal im Monat werden die Menschen "gereinigt" und können dort weiterleben. Doch ist das wirklich ein Leben? Prypjat besteht nur noch aus Ruinen. Es ist ein trostloses Leben, ohne Hoffnung auf Besserung. Doch am Ende des Romans werden die Bewohner durch die Vernichtung des Kristalls dazu gebracht, ihre Stadt zu verlassen. Wünschen wir ihnen, dass sie woanders ein besseres Leben führen werden.
 
Doch wie reell ist es eigentlich, dass zur Handlungszeit von MADDRAX, immerhin über 500 Jahre in der Zukunft, noch immer zahlreiche Gebiete unbewohnbar sind? Es ist leider sehr reell und zeigt, dass Atomkraft eine Kraft ist, die der Mensch niemals unter seine Kontrolle bringen kann. Und selbst wenn es die nukleare Explosion in Tschernobyl nicht gegeben hätte, selbst wenn es in Fukushima nicht zum Worst-Case gekommen wäre: Wo soll man den nötigen Platz hernehmen, um die Abfälle für Millionen von Jahren zu lagern?
 
Auf der Leserseite des Romanes weist der Lektor darauf hin, dass die Idee zum Roman schon Anfang des Jahres stand und der Roman rund eine Woche vor Fukushima vorlag. Dennoch wollte man diesen Roman bringen, und ich finde, es war die richtige Entscheidung. Es ist einerseits ein Roman, der zu unterhalten weiß, aber auf der anderen Seite zeigt der Autor sehr gut auf, dass der Mensch eben nicht alles kontrollieren kann.
 
In der Realität gibt es Kaffeefahrten nach Tschernobyl - etwas, das ich persönlich nur mit Verachtung bedenken kann. Eine Kaffeefahrt in diese Region? Alleine schon die Gefahr durch die Strahlung. Und diese Sensationsgeilheit mancher Menschen ...
Vielleicht sollte die Menschheit lieber über ungefährliche(re) Stromerzeugung nachdenken - und auch handeln.
 
Der Roman war zum Teil fiktiv, doch die Auswirkungen waren reell! Schon wenige Stunden, nachdem Matthew Drax gefangen genommen wurde, haben sich erste gesundheitliche Probleme eingestellt. Wenn man bedenkt, dass es nicht direkt neben dem AKW war, sondern in einer Nachbarstadt, dann sollte das doch zu denken geben. Viele Ältere kennen ja bestimmt noch die Zeit der 80er-Jahre, wo zahlreiche Lebensmittel besser gemieden werden sollten. Sogar, wenn sie aus Deutschland selbst kamen! Und Deutschland liegt ja schon weit weg von Tschernobyl. Und doch ... Und doch haben wir es gemerkt.
 
Ein leichter Stoff war dieser Roman nicht. Er regt sehr zum Nachdenken an. Auch aus diesem Grunde ist die Serie bei den Lesern beliebt. Spannende Geschichten, die auch zeitweise auf der Realität basieren. Es macht teilweise Angst, wie bedrückend diese Geschichten erzählt werden. Vor allem, wenn man weiß: Es könnte sich jederzeit wiederholen.
 
Die Regionen in Russland und Japan werden vielleicht für alle Zeiten unbewohnbar sein. Doch daraus gelernt haben die Weltmächte leider nichts. Gar nichts ...
 
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Kommentare  

#16 mDiS 2011-06-11 18:43
Laurin, als jemand der so alt ist, wie Du politisch aktiv warst, kann ich auch durchaus verstehen, warum Parteien unattraktiv sind. Nur, änderbar wäre es halt nur, wenn mehr Menschen "einfach" Mitgleid würden und ein Gegengewicht zu der absoluten Mehrheit der aktiven Parteimitglieder bildeten, die entweder im kommunalen Trott (bzw. Fraktion) gefangen sind oder nur nach der Karriere gucken.
Und natürlich ist die Rolle des "Rufers in der Wüste" eine undankbar, aber bei den meisten Parteien habe ich das Gefühl, würde vieles schon besser laufen, wenn es ihn denn noch gäbe. Das meiste würde zwar nicht (und nie) befolgt werden, aber es klingt zumindest im Hinterkopf nach.

Dass stattdessen aber Entscheidungen und Engagement von einzelnen Themen abhängig gemacht werden, ist zwar besser als gar nichts, kann aber langfristig in meinen Augen nur zu wenig führen. Denn kaum hat man seine Ein-Themen-Partei dann an die Macht gebracht, in der man selbst nicht Mitglied ist und deren Fundament man nicht genau kennt, laben sie sich an den Fressnäpfen - wie Du es formuliert hast - oder lassen die Bahn halt wieder buddeln - wie es in Baden-Württemberg geschieht. Da bedürfte es einer kreischenden Basis, die es halt nicht mehr gibt, weil sie schon weg ist.
#17 Hermes 2011-06-11 19:07
Auch meine Erfahrung ist die, dass es den Parteifunktionären zu 99% nur um die eigene Karriere und den Machterhalt geht. Wenn jemand tatsächlich bestimmte Ziele wie z.B. Umweltschutz verfolgt, der stört nur und wird so schnell wie möglich kalt gestellt. Da nützt es dann auch nichts, wenn die Mehrheit der Mitglieder hinter diesem Ziel steht. Es gibt halt unzählige Tricks, wie man die Basis in so einem Fall austricksen kann.
#18 Laurin 2011-06-11 20:51
#15 mDiS:
Glaub mir, die kreischende Basis wirst du kaum noch finden und ein Gegengewicht aufbauen mit anderen Mitgliedern, da wünsch ich jedem viel Spaß! :lol:
Viele lassen sich einschüchtern und wenn du die passiven Mitglieder aus den Parteien rausnehmen würdest, dann wird manche heutige Partei, die sich als Volkspartei bezeichnet zum Miniverein. Bewegungen für oder gegen etwas kamen meist aus der außerparlamentarischen Ecke (Beispiel Grüne), die dann in einer Parteigründung mündete. Einmal am Futtertrog wird die Partei dann flockig gesäubert (wieder Beispiel die Grünen, weil, sie eignen sich bestens dafür) von allen Gegengewichten und fertig ist die Kiste. Zurück bleiben wieder ein paar wenige Rufer in der Wüste, aber die nutzt man höchstens als Feigenblatt, ab und an. Da sieht es Hermes (#16) durchaus realistischer.
#19 mDiS 2011-06-11 23:53
Ich habe keinen Zustand beschrieben, sondern etwas, was wünschenswert wäre. Das Gerede von Basis ist heute reinster Hohn, denn rechnet man - wie Du sagst - inaktive und zu alte von den Parteimitgliedern ab, dann ist man schon ziemlich nah an dem Funktionärskern. Daher "bedürfte" es in vielen Fällen einer kreischenden Basis, die es aber halt nicht gibt.
#20 Laurin 2011-06-12 04:06
#18 mDiS:
Okey, wünschenswert wäre es schon, da geb ich dir recht. Nur, bevor der Wunsch wahr wird, fliegen die Amis noch zu meinen Lebzeiten zum Mars und gründen da die freie Republik "Rotsand". :P
#21 Larandil 2011-06-14 11:08
zitiere Hermes:
Auch meine Erfahrung ist die, dass es den Parteifunktionären zu 99% nur um die eigene Karriere und den Machterhalt geht.

Sie wollen die Macht oft nicht mal, um selber etwas zu bewegen oder zu verändern. Sie wollen sie, damit andere, die vielleicht was bewegen möchten, dafür bei ihnen anklopfen und sie hofieren müssen. Und damit dieses Lebensgefühl möglichst lange erhalten bleibt, wird erstens jeder halbwegs fähige potentielle Rivale hinausgeekelt und zweitens ein gefügiger Handlanger aufgebaut für den Tag, wo man selbst schließlich doch den liebgewonnenen Vorsitz räumen muß und zum Ehrenvorsitzenden befördert wird. :-x
#22 Laurin 2011-06-14 14:27
Larandil, genau so ist es! :lol:

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