Matt, Zamorra, Perry und der Sinclair ...
Matt, Zamorra, Perry und der Sinclair ...
Wir kennen leider bei Heftromanen keinerlei Verkaufszahlen. Der Herausgeber hier hat ausgerechnet, dass bei Bastei durchschnittlich zehn- bis fünfzehntausend Exemplare abgesetzt werden, aber 1968 hat Bastei bei einer Auflage unter 40.000 Stück eingestellt.
Dann möchte ich als Erfolgsindikator einmal einfach das Vorhandensein mit einer hohen Zahl erschienener Bände am Markt als Erfolg werten. Wer sich hält, verkauft sich zumindest ausreichend.
Dazu zählen ohne Frage Maddrax, Zamorra, Perry und John Sinclair.
Eines haben alle vier Protagonisten - oder auch Helden - gemeinsam: Sie sind durch einen Zufall in ein Abenteuer geschlittert und ahnten nicht, dass sich alles ändern würde.
Matt verschlug es in die Zukunft. Zamorra erbte ein Schloß und ein magisches Amulett. Perry fand auf dem Mond ein Raumschiff - und Sinclair? Nun, er durfte zum Auftakt eine Zombiearmee bekämpfen.
In bester Tradition der Heftromanhelden sind drei von ihnen blond. Damit reihen sie sich in die Abfolge der blonden Wundertiere (wie sie der Herausgeber nennt) ein.
Am Anfang ...
Aber wie haben diese Helden (die wie wir uns geeinigt haben erfolgreich sind) begonnen? Wie sind sie zu den Helden der Endzeit, Meister des Übersinnlichen, Erbe des Universums und Sohn des Lichts geworden?
Schaun mer mal, sagte der Kaiser. Folgen wir mal seinem Rat.
Matts Geschichte begann in unserer Zeit - ein Komet schlug auf die Erde ein und einige Personen, die vom All aus das Schlimmste verhindern sollten, wurden rund 500 Jahre in die Zukunft geschleudert. Doch keiner von ihnen ahnte zunächst, was geschehen war. Und: Sie wurden voneinander getrennt!
Matt musste sich also alleine durchschlagen, und wäre ihm die Barbarin Aruula nicht zu Hilfe gekommen, dann wäre er von mutierten Riesenratten - Taratzen - gefressen worden. Erst viel später erfuhr Matthew Drax, was geschehen war, und dass Außerirdische die Hände im Spiel hatten.
Zamorra hingegen wollte bloß zur Testamentseröffnung seines verstorbenen Onkels nach Frankreich reisen. Dass er jedoch das Schloß seines Onkels erben würde, damit rechnete niemand. Vor allem seine Tante war sehr ungehalten und beschimpfte ihn als Erbschleicher. An die Dämonen, die in den Gewölben hausen sollten, glaubte er nicht. Dies änderte sich jedoch, als er ein Amulett fand - ein Siegel, das die Feuerdämonen gebannt hatte, brach und Zamorra musste das erste Mal gegen das Übersinnliche antreten. Dass ein machtgieriger Mensch ebenfalls mitmischte, ist da fast unwichtig - fast, denn er ist der Mörder von Louis de Montagne und hat Zamorra dadurch in den Besitz des Schlosses und Amuletts gebracht. Ein großes Manko haben die ersten 110 Romane allerdings: Absprachen zwischen den Autoren gab es fast keine und Jason Dark war auch kein wirklich guter Lektor - so wimmelt es nur so von Logikbrüchen zwischen zahlreichen Romanen. Dass der Professor sich also bis Band 111 - ab dann gab es Absprachen, die in erster Linie dem neuen Autor Werner K. Giesa zu verdanken waren - halten konnte, ist schon ein Wunder. Oder waren die Leser damals nicht besonders anspruchsvoll? Dazu wäre es interessant, ein paar Zeitzeugen zu hören.
Perry Rhodan begann ebenfalls recht bodenständig: Er und seine Crew sollten die erste bemannte Mondlandung in der Menschheitsgeschichte vornehmen. Der Start glückte zwar, allerdings kam es zu Problemen, die in einer Bruchlandung auf dem Trabanten gipfelten. Zum Erstaunen aller befand ich jedoch schon ein Raumschiff dort oben. Waren die Russen schneller gewesen? Eher nicht, zumal das Raumschiff sehr eigenartig aussah.
Man begab sich in das Innere jenes Flugobjekts und traf auf die Besatzung. Der größte Teil war scheinbar "wahnsinnig". Nur zwei der Insassen - Crest und Thora - waren ansprechbar und erklärten, dass sie Arkoniden seien und dass ihr Volk in großer Not sei. Es stellte sich heraus, dass der Zustand der Arkoniden an Bord - apathisch, gleichgültig - auch auf Arkon herrschte. Darum waren Crest und Thora aufgebrochen, um auf dem Planeten des ewigen Lebens Hilfe zu suchen ... Rhodan erkannte seine Chance: Da Crest an Leukämie erkrankt war und man ihm auf Arkon nicht (mehr) helfen konnte, sollte er die Crew zur Erde begleiten. Dort würde man ihm helfen - im Austausch für Wissen! Crest willigte ein und nur wenige Hefte später hatte Perry Rhodan die "Dritte Macht" gegründet und zwang die Regierungen regelrecht zum Weltfrieden! In den ersten Jahren schrak Rhodan nur selten vor Erpressung zurück, um seine Ziele zu verwirklichen. Vielleicht wurde die Reihe auch deswegen ein Erfolg, weil der Held eben kein reiner Saubermann war.
John Sinclair war zunächst nur ein Inspektor. In einem Dorf namens Middlesbury verschwanden immer wieder Leichen. Dass man sofort den kürzlich hinzugezogenen Professor Orgow verdächtigte, lag auf der Hand: er war neu!
Und er ließ sich fast nie im Dorf blicken und ... es gab Gerüchte über ihn. Dass man ihn von seiner Universität verbannt hatte wegen abstruser Theorien ... dass man ihn dort den "Hexer" nannte ... Scotland Yard erfährt von den Vorgängen und setzt Inspektor Sinclair auf den Fall an. Er begibt sich in das kleine schottische Dorf und möchte zunächst den Professor selbst anhören. Doch er wurde gefangen genommen und Orgow demonstrierte ihm seine Macht. John Sinclair konnte allerdings entkommen - was Orgow nicht hinderte, eine Armee von Zombies gegen Middlesbury aufzubieten. Doch mit Flammenwerfern wurde diese Gefahr behoben und Orgow nahm sich das Leben. Doch einige Monate später bekam er es das erste Mal mit einem längeren Gegenspieler zu tun: Dr. Tod. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war John Sinclair vielen Menschen ein Begriff.
Und heute ...?
Wo stehen diese Erfolgreichen (wir haben uns ja darauf geeinigt) jetzt?
Maddrax wird in Kürze den 300sten Band feiern. Es soll Veränderungen geben, welche die Leserschaft spalten sollen. Ich bin jedenfalls gespannt, was man da unternehmen wird und hoffe, dass es nicht zu gravierend ist und möglicherweise viele Leser vergraulen wird ...
Bekannt ist zudem, dass viele Serienvölker in diesem Band vertreten sein werden und sich das Serienlogo - wie alle 50 Bände - verändern wird. Man darf gespannt sein. Wer MX nicht kennt - Band 300 wird sicherlich perfekt zum Einsteigen sein.
Perry darf hingegen den 2600sten Roman feiern. Wie üblich gibts zur "Nullnummer" einen neuen Zyklus, wo der Leser am Anfang keine Ahnung haben wird, was geschehen wird. Bekannt ist zwar einiges, aber wie sich das auswirken wird, das muss man abwarten. Wer in diese Serie einsteigen möchte, sollte bis zu Band 2600 warten, da man am Zyklenende meistens nichts verstehen wird, wenn man neu eingestiegen ist.
Zamorra darf in rund 1 1/2 Jahren das 1000er-Jubiläum feiern. Bekannt ist eigentlich nur, dass wohl die Hölle zurückkehren wird. Natürlich fragen sich alle Leser, wie dies geschehen wird. Dass die Vernichtung der Hölle nicht von Dauer sein würde, dies ist natürlich keine wirkliche Überraschung. Immerhin ist Zamorra ja eine Gruselserie. Jeder, der sie noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall hineinlesen!
John Sinclair darf in rund 40 Wochen den 1750sten Band feiern, was meines Erachtens nach auch eine besondere Nummer ist. Leider hat die Qualität der Romane in den letzten Jahren sehr nachgelassen. Logikfehler gibts bald mehr als Sand am Meer. Zusammenhänge zwischen den Romanen findet man auch mit der Lupe nur schwer. Es ist also mehr als verwunderlich, wieso die Reihe noch existiert.
Auf jeden Fall sollte sich Jason Dark auf alte Werte besinnen und die Romane wie in der guten alten Zeit schreiben - und vor allem endlich wieder eine große Rahmenhandlung einbauen, die auch zu unterhalten weiß! Oder darauf verzichten und zu seiner Stärke zurückkehren, das Monster der Woche zu killen und diese in einen lockeren Zusammenhang stellen ... Bei anderen Reihen oder vielen Animes klappt das ja auch wunderbar.
Natürlich haben alle 4 Helden auch ihre dauerhaften Begleiter, die wie Schatten - untrennbar - zu ihnen gehören: Aruula, Suko, Bill, Nicole, Bully, Atlan, Gucky ...
Alles Namen, die längst bekannt geworden sind - und selbst wer die Personen nicht kennt, der vermag sie richtig zuzuordnen. Oftmals sind es sogar diese »Schatten«, die der Serie erst die richtige Würze geben.
Und auch wenn es so aussieht: Superhelden sind sie alle nicht. Jeder hat Stärken und Schwächen. Doch genau das macht sie menschlich und man kann mit ihnen mitfiebern. Würde ihnen alles gelingen, wen würde es noch interessieren? Wobei zumindest John Sinclair in den letzten Jahren schon eine Art Supermann geworden ist. Fast jeder Fall wird gelöst, schade.
Matt, Perry und Zamorra haben immer wieder Fehlschläge, und bei allen steht das Zyklusfinale vor der Haustüre. Und für alle drei Serien wurden Änderungen versprochen, die es in sich haben. Schauen wir mal, wer uns am meisten überraschen wird. Bei Maddrax und Perry wurde ja schon gesagt, dass es sehr gravierend ausfallen würde. Bei Zamorra wissen wir zwar, dass die Hölle in Band 1000 wohl zurückkehren wird, aber nicht wie. Wobei die Rückkehr der Hölle ohnehin nur eine Frage der Zeit sein konnte, da Zamorra sonst auf Dauer arbeitslos wäre. Ich vermute, dass es mit dem ORONTHOS - für jene, die Zamorra nicht lesen: das Jenseits der Dämonen (eine Einbahnstraße: rein kann jeder, raus niemand!) - eine Rolle spielen wird. Immerhin wissen wir über den ORONTHOS fast nichts. Es wäre also wahrscheinlich, dass diese Dimension die neue Hölle wird.
Fragt sich bei MX nur, welcher Endgegner das Zyklusfinale bestreiten darf und wer vielleicht abtreten muss. Und wird ES bei Perry wirklich - wie man munkelt - sterben? Was würde dies für Folgen haben? Spannend wäre es auf jeden Fall, denn moralisch einwandfrei kam mir ES in den Romanen, die ich kenne, nie rüber. Vielleicht werden bei allen Serien einige Leser beleidigt abspringen, aber ich finde: Wer Fan ist, sollte auch so etwas hinnehmen können. Immerhin wäre es doch langweilig, wenn nie etwas Gravierendes passieren würde. Ich fand zwar auch einiges schade, was in den Romanen geschah, aber ich lese die Serien, weil ich das Gesamtpaket mag - nicht bloß wegen einer einzigen Rolle. Darüber sollten manche Leser - vielleicht vor ihren Ausstieg - auch mal nachdenken.
Und jetzt verabschiede ich mich erst einmal in den Urlaub.
Und jetzt verabschiede ich mich erst einmal in den Urlaub.
Ob es in 2 Wochen eine neue Kolumne von mir geben wird oder einen Ersatz?
In 2 Wochen werdet ihr es wissen ...
Kommentare
Ich finde deine Argumentation etwas seltsam. Nur weil es Heft 1 nun als E-Book in verschiedenen Formaten gibt, nimmt deswegen der Wert des originalen Heftes 1 nicht automatisch ab. Ein viel größerer Einfluss auf sinkende Werte von Sammlungen hat ebay, wo die Hefte ohne großen Aufwand weltweit angeboten werden können.
Und "verramscht" werden E-Books schon gar nicht. Weshalb sollte dies getan werden? Der Markt wird ständig größer, die Absatzzahlen steigen dementsprechend. Verramscht werden Bücher, die nicht mehr zum Originalpreis verkauft werden können. Bei E-Books wäre es sogar möglich, dass es zu einer Preiserhöhung kommen könnte, falls dereinst Zusatzcontent angeboten wird.
Zitat: Ja, Ironie klang bei Deinem Posting schon ein wenig mit.
Auch ich bin Sammler und bei Leibe bestimmt kein Abstauber. Aber auch ich finde, daß die Preise in sogenannten (Comic- oder Roman-) Preiskatalogen ein bis zwei Drittel nach unten korrigiert werden müssen, um einen realistischen Wert zu entsprechen.
Unter anderem auch deswegen, weil sich der Markt durch ebooks in einem großen Wandel befindet, dessen Auswirkungen man jetzt noch gar nicht absehen kann.
Zitat: Yepp. In der Regel schon. Aber auch da gibt es Grenzen, wenn eine Neuauflage gedruckt oder als ebook angeboten wird.
Marc A. Herren
Zitat: Aber natürlich! Ich weiß zwar nicht, welches Heft 1 Du meinst, aber ich denke mal Du meinst Heft 1, egal von welcher Serie, im allgemeinen.
1.) Einem Verlag interessiert es nicht, ob für irgendein altes Heft/Buch von ihm Sammlerpreise bezahlt werden. D.h. wenn für irgendein altes Heft (1) z.B. ein Sammlerpreis von 30,- Euro gezahlt wird, kann der Verlag dieses alte Heft als ebook (oder auch als gedrucke Neuauflage) für 2,- Euro herausbringen. So gesehen hat der Verlag auch kein Problem alte Hefte in 10er Blöcken oder gar in 100er Blöcken preiswert anzubieten.
So kommt jeder Interessent mit einem ebook-Download preiswerter, sicherer und schneller an den gewünschten Content.
Da wird jeder ebook-Besitzer dem Verkäufer eines alten Heftes auf einer Börse sagen: "Nee, laß ma' stecken. Bevor ich 30,- Euro hier für dieses Heft ausgebe, lade ich es mir für 2,- Euro aus dem Internet herunter."
2.) Unterliegen Sammlermärkte generationellen und wirtschaftlichen Interessen.
D.h. nur weil ein Romanheft, Buch, Comic usw. älter wird, bedeutet das noch lange nicht, daß der Wert weiterhin steigt. Er sinkt sogar!
Beispielsweise interessiert sich heutzutage kaum noch jemand für die alten Tibor, Nick und Sigurd-Comics. Die Sammler, die diese Serien früher gesammelt haben, haben nun Probleme, diese zu verkaufen. Auch wenn die Hefte in guten Zuständen sind. Es interessiert sich keiner mehr dafür. In den 80er Jahren hätte man noch Höchstpreise bekommen können.
3.) Was meinst Du, wie weit und schnell nun die Preise von Vampira aus den 90er Jahren sinken werden, jetzt wo es eine Neuauflage gibt?