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Erinnerungen an eine wunderbare Zeit

Das Grauen wird 40Erinnerungen an eine wunderbare Zeit

Stefan Bayerl und seine FrauEs sind mitunter die traurigen Momente im Leben, die letztendlich auch positive Dinge erschaffen oder doch zumindest bewirken können.

Im vorliegenden Fall wurde ich durch die traurige Nachricht vom Tode Werner Kurt Giesa’s, welche mir von Volker Krämer leider überbracht wurde, dahingehend aufgerüttelt, dass ich viele meiner Gedanken um die 25 Jahre zurück in die Vergangenheit schwelgen ließ.

40 Jahre Horrorheftroman, ein wirklich beeindruckendes Jubiläum, auch wenn die aktuellen Begleitumstände nicht uneingeschränkten Anlass zu Feierlichkeiten geben.

Nahezu 20 Jahre habe ich diese Zeit selbst miterlebt, wovon gut und gerne 14 Jahre aktive Mitarbeit im ehemals pulsierenden Fangeschehen repräsentieren.

Der Mensch neigt ja bekanntlich dazu rückblickend viele Dinge zu verklären und eventuell positiver in Erinnerung zu behalten, als sie letztendlich denn waren. Aber im vorliegenden Fall kann ich aus vollem Herzen bekennen, dass es eine wunderbare und irgendwo auch verrückte Zeit war!

Kreativ, energiegeladen und doch auch von einer gewissen Anarchie geprägt wurden etliche Fanclubs und Magazine geführt bzw. vertrieben.

Da hat es mitunter auch gewaltig gemenschelt und nicht immer ließen wir uns vom ehernen Grundsatz leiten, dass man „11 Freunde sein muss“, um erfolgreich bestehen zu können.

Viele unterschiedliche Charaktere erzeugen auch diverse Spannungsfelder. Diese haben sich hier und da auch entsprechend entladen und haben an manchen Tagen die Freude am Hobby etwas in Frage gestellt oder doch zuminderst leidlich geschmälert.

40 Jahre Horrorheftroman…

Ich muss so um das Jahr 1975 erstmals mit Heftromanen wirklich in Kontakt gekommen sein. Ich warf hier und da auf diverse Ausgaben unterschiedlicher Serien einen Blick, aber zu regelmäßigem Lesen kam es wohl eher erst gegen 1979/1980.

Viele der Romane erstand ich kostengünstig auf etlichen Flohmärkten und erst als sich meine eindeutigen Präferenzen herauskristallisierten, fing ich an diese auch gezielt im Zeitschriftenhandel zu kaufen bzw. letztendlich zu abonnieren.

Natürlich bekam auch ich damals mehrfach die Frage zu hören, warum es denn ausgerechnet dieser „Schund“ sein müsste und warum ich denn nicht auf „richtige Literatur“ umschwenken würde, usw. Ich denke, dass nur die Wenigsten von uns diese Frage niemals gestellt bekommen haben.

In meinem Fall wurde es großzügig als vorübergehende Verwirrung abgetan und früher oder später würde dieser Spuk vorüber gehen und damit gaben sich die Besorgten zufrieden gestellt.

Meine erste große Leseliebe im Bereich des Horrorheftromans war uneingeschränkt Jürgen Grasmück mit seinen Serien Macabros und Larry Brent. Wobei ich ehrlicher Weise gestehen muss, dass ich nie wirklich ein „richtiger“ Horrorfan war, sondern mehr aus der Ecke Science Fiction/Fantasy kam und vielleicht auch deswegen eher Macabros bei mir großen Anklang fand.

Intelligenten Horror fand jedoch schon immer eine gute Resonanz bei mir, aber Splatter oder handlungsfreie Schlachtorgien haben eigentlich immer nur einen Reiz ausgelöst, nämlich den Reiz des fortgeschrittenen Desinteresses.

Dies ist bis heute so auch geblieben.

Über die Serien Macabros und Larry Brent kam ich auch nach und nach mit etlichen Mit-Lesern in Kontakt. Aus diesen Kontakten entwickelten sich über die Jahre sehr viele gute Freundschaften, wenn auch in der Zwischenzeit fast alle wieder den Weg ins Nirvana gegangen sind. Aber das liegt wohl in der Sache der Natur, denke ich.

Über einen dieser Kontakte fand ich auch den Weg zum Fantastik Club, welcher mehr oder weniger Jürgen Grasmück’s Hofstaat darstellte. Mit dem Fantastik Club verbinde ich viele glückliche Jahre und sehr, sehr viele positive Erinnerungen.

Unvergesslich die Besuche der Marlos Cons und natürlich die wunderbaren Menschen, die ich durch diesen Club kennen lernen durfte.

Für immer in mein Gedächtnis gebrannt ist das fünfte Marlos Treffen in Nürnberg, welches im August 1983 stattfand. Zum ersten Mal traf ich Jürgen persönlich und noch einen weiteren Autoren, der für mein weiteres Wirken im Fanbereich unendlich viele Anreize geben sollte – nämlich Werner Kurt Giesa.

Leider fand mein Engagement im Fantastik Club kein positives Ende. Die Begleitumstände hierfür sind mir bis heute bis zu einem Großteil ein Rätsel und keiner der damals Verantwortlichen, so z.B. Harry Pfister, konnte mir wirklich erklären, was Jürgen zu diesem irrationalen Ausraster bewegt hatte, der letztendlich zu meinem Austritt beim Club führte.

Viel Zeit ist seither vergangen, viele weitaus wichtigere Dinge sind geschehen. Jürgen hat uns ebenfalls schon verlassen und an dieser Stelle soll keine schmutzige Wäsche gewaschen werden…

Viele Weggefährten aus dieser Zeit fallen mir spontan wieder ein; Kurt Labude, Oliver Grimm, Stefan Meyer, Irmtrud & Sonja Mahler, Peter Roegner, Erik Schreiber, Ralf Radzuweit, Thomas „E.T.“ Eichinger, Klaus Nieder, Klaus Held, Alfred Wallon und so weiter und so fort…

Natürlich darf ein Name in dieser Aufzählung nicht fehlen und muss an dieser Stelle separat genannt werden, nämlich Armin Steiner. Für einige Jahre fast schon eine Art von Seelenverwandtem und mit-treibende Kraft hinter solchen Projekten der UPA wie z.B. Merlins Stern, Flaming Desire, Brik Simon, Tränentau, Yan Monro, Der Nerv und was da sonst noch alles im Rahmen unseres Fanverlages publiziert wurde.

Wo auch immer Armin in diesen Tagen sein „Unwesen“ treiben mag, ich hoffe von Herzen, dass sich seine Lebensträume so entwickelt und erfüllt haben, wie er es sich immer gewünscht hatte.

Aus jenem besagten Marlos Treffen in Nürnberg ergab sich für mich die Heftroman Lese-Liebe meines Lebens è Professor Zamorra.

Für viele Jahre zog mich diese Serie in Ihren Bann und lies mich erst viele Jahre später wieder los.

Wie so viele andere auch hatte ich wohl das Glück in die Serie einzusteigen, als Werner gerade die wohl beste Schaffensphase seines Schriftstellerlebens hatte und viele wirklich sehr gute Heftromane ablieferte.

Es war dann das Autoren Dreigestirn Werner, Rolf und Manfred, die mich 1984 beim Frankensteinfest auf der Burg Frankenstein in Darmstadt-Eberstadt erfolgreich köderten, um das PZ Fanmagazin Merlins Stern zu übernehmen. Der damalige Herausgeber Thomas Eichinger musste so weit ich mich erinnere zum Bund und wollte aus diesem und noch dem einen oder anderen Grund das Magazin in neue Hände geben. Dieses waren denn letztendlich meine Hände und ich habe diese Zeit in vollen Zügen genossen.

Ich empfinde aus dieser Zeit heraus auch noch eine große Dankbarkeit Werner gegenüber, der während meines Schaffens bei Merlins Stern immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Viele exklusive Beiträge unendgeldlich pünktlich ablieferte und für seine Fans so manche zusätzliche Belastung auf sich nahm.

Ich möchte jetzt nicht jede einzelne Serie aufzählen, die ich mal gelesen oder in irgendeiner Form verfolgt habe. Dies würde wahrlich zu weit führen. Jedoch will ich es nicht verhehlen, dass ich mit einer Serie nie wirklich „warm“ wurde è John Sinclair.

Irgendwie ging mir die Faszination, die viele Fans dieser Serie abgewannen, vollends ab und die mehrfachen Leseversuche endeten immer wieder mit Kopfschütteln und dem beiseite legen des Heftromans nach einigen Seiten. Ich maße mir jetzt kein abschließendes Qualitätsurteil über diese Serie zu, aber es passte einfach nicht mit uns beiden.

Irgendwann gab ich dann auch die Staffel bei Merlins Stern weiter und widmete mich neuen Projekten. Die „große Zeit“ der GPFA und seinem angegliederten Fachverlag UPA begann. Für einige Jahre waren Armin und ich wirklich sehr umtriebig und versuchten nicht nur eigene Projekte zu realisieren, sondern gaben auch anderen die Möglichkeit ihre Ideen umzusetzen, indem wir die Finanzierung und den Vertrieb übernahmen. Um ehrlich zu sein, war nicht jedes Projekt von finanziellem Erfolg gekrönt, aber es war unser Hobby und da wurde auch schon einmal die eine oder andere Mark investiert ohne Aussicht auf Wiedersehen.

Wir hätten auch die Chance gehabt aus diesem Hobby eventuell mehr zu machen, aber dies scheiterte letztendlich.

1990 entschied ich mich dann mich beruflich zu verändern. Nach einigen Jahren des Orientierens war ich mit mir selbst übereingekommen, dass ich Karriere machen wollte und vor allem dem öden Trott meines damaligen Jobs entfliehen wollte.

Damit einher ging auch ein Umzug in ein anderes Bundesland.

Langsam musste ich realisieren, dass ich mein Engagement im bisherigen Umfang nicht mehr Aufrecht erhalten konnte. Berufliche Anforderungen und Freundeskreis sowie meine Liebe für den aktiven Fußball forderten ebenfalls ihre Rechte und alles zusammen war kaum noch im Einklang zu halten.

1992 lernte ich dann meine Frau kennen und lieben. 1993 folgte die Hochzeit, verbunden mit einem größeren Karriereschritt und letztendlich 1994/1995 meine letztendliche Abkehr vom aktiven Fandasein.

Nach und nach schlief auch das Interesse am Heftroman ein. Ich glaube die einzige Serie, die ich noch aktiv verfolgte war STAR GATE von Volker. Jedenfalls, so lange diese noch publiziert wurde.

Für einige Jahre blieb ich noch in Kontakt mit dem einen oder anderen, aber nach und nach schliefen diese Kontakte ein. Was ich im Nachhinein sehr bedauere.

Die einzigen Kontakte, die ich über die Jahre Aufrecht erhalten konnte, waren Volker Krämer und Renate Kissel. Auch wenn ich nicht immer der treueste Anrufer war und bin, bedeuten mir diese Kontakte nach wie vor sehr viel und ich werde mein Möglichstes tun, um diese bewahren zu können.

So war es auch Volker, der mich auf Horst und sein Online-Fanzine Zauberspiegel aufmerksam machte. Natürlich kannte ich Horst und Norbert noch aus den alten Zeiten und für mich war es fast wie ein kleines Wunder, das Horst über all die Jahre die Faszination Aufrecht erhalten konnte.

Hierfür kann man ihn nur bewundern und auch sehr viel beneiden.

Irgendwie merke ich, dass mir etwas zu fehlen scheint. Das Leben hat es gut mit mir gemeint, ich kann mich nicht im Geringsten beschweren. Aber seitdem ich auf den Seiten des Zauberspiegels gesurft habe, verspüre ich wieder ein Zucken in den Fingern.

Es hat mir wirklich riesigen Spaß gemacht diese Erinnerungen aufzuschreiben. Vielleicht werde ich den Ansprüchen des 40 Jährigen Horrorheftromans damit nicht gerecht, aber für mich selbst war es wie Balsam für die Seele.

Viele bekannte Gesichter sind während des Schreibens an meinem geistigen Auge vorbeigezogen, zumindest so, wie ich diese in Erinnerung habe.

Mit diesen Gesichtern verbinde ich viele wundervolle Erinnerungen und dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bei jedem einzelnen Begleiter aus dieser Zeit sehr herzlich bedanken. Selbst auf die Gefahr hin, dass keiner derjenigen diese Zeilen jemals zu lesen bekommt.

Leider scheint die Fanszene in diesen Tagen sehr zu stagnieren oder noch viel schlimmer stark rückläufig zu sein. In Zeiten einer Flutüberreizung an Unterhaltungsmöglichkeiten ist dies wohl aber nicht zu vermeiden. Es scheint auch so zu sein, als ob die noch vorhandenen Verlage auch nicht mehr so recht zu wissen, wie sie mit dem Medium Heftroman wirklich umgehen sollen. Die Umsatzzahlen sinken ebenso stark wie die Auflagenzahlen und es bleibt die Frage, wie lange es den Horrorheftroman in seiner bekannten Form noch geben wird.

Was auch immer die Zukunft bringen mag, die Erinnerungen an die Vergangenheit kann uns keiner nehmen und mit dieser Gewissheit möchte ich an dieser Stelle auch schließen.

Verliert niemals die Lesefreude und lasst euch von niemandem vorschreiben, was ihr lesen sollt. Haltet nicht zurück mit eurer Meinung, aber respektiert immer die Person, mit der ihr die Diskussion führt. Reden scheint immer mehr die dominante Disziplin zu werden, aber Zuhören fällt vielen immer schwerer.

Stefan Bayerl
Eichelberg, 14.07.08

Kommentare  

#1 benfi 2008-07-26 20:34
Ich glaube auch, dass - selbst nach jahrelanger Abstinenz - jeder ehemalige Fan zumindest ein Zucken in den Fingern verspürt, wenn er mit so Dingen wie diese Webseite hier in Berührung kommt.
Wir sind also alle abhängige Gruselheft-Junkies... :P

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