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Ein wenig ruhiger – aber kein bisschen müde

Perry, Action und ich - Mein Perry Rhodan TagebuchEin wenig ruhiger – aber kein bisschen müde
Hans Kneifel und der Beweis, dass PERRY-RHODAN-ACTION auch in actionlosen Szenen zu überzeugen weiß

Bevor hier jetzt das große Geschrei losgeht und alle Fans sich vor Entsetzen die Haare raufen, weil sie befürchten, dass PRA seinem Titel untreu wird und die Actioneinlagen aus dem Programm nimmt.

Keine Sorge, das passiert nicht.

Hans Kneifel, seines Zeichens Autor von Rhodan mal tausend – PRA 3 lässt es ordentlich krachen. Doch im letzten Drittel des Romans zeigt er, dass es nicht unbedingt immer Kämpfe sein müssen, die eine auf Action ausgelegte Serie vorantreiben und für Spannung sorgen.

Die erste Phase des Romans: Von wegen immer Egoshooter
Wir erinnern uns: Da waren einmal zwei Romane, genannt Trafalgars Killer und Sturm der Kriegsandroiden, die die Auftaktbände einer SF-Action-Serie darstellten. Und es gab wirklich, wirklich jede Menge von dem Zeug, was sich da so Action nennt: Es wurde geschossen, gerannt, geflucht, Personen flogen wie wild durch die Gegend, und alles, was nicht per Anordnung der allmächtigen Exposeeautoren als „geschütztes Objekt“ markiert war, wurde kurz und klein geschlagen. Ein findiger Mitarbeiter des Zauberspiegels sprach vom „Perry-Rhodan-Egoshooter“, denn beim Lesen fühlte er sich, als spiele er eines der so umstrittenen Computerspiele.

Da es ihm gefiel, was er da las, war er schon gespannt auf den kommenden Roman, in der Hoffnung, auch hier wieder eine Menge Action geboten zu bekommen – und er wurde nicht enttäuscht.

Ein wenig überrascht wurde er allerdings schon...

So, weil mir dieses Gerede von mir selbst in der dritten Person allmählich auf die Nerven geht, schnell wieder zurück in den Normalmodus. Was allerdings nichts dran ändert, dass Rhodan mal tausend eine vollkommen andere Art von Action bietet als die ersten beiden Bände der Reihe.

Während sich die Actionsequenzen in den Vorgängerromanen auf den Kampf Mann gegen Mann konzentrierten, auf die Schicksale und die Erlebnisse einzelner Protagonisten, die Auge in Auge mit dem Feind standen, legt Kneifel mehr wert darauf, dem Leser einen Überblick über die Handlung im Großen zu verschaffen. Natürlich gibt es auch hier wieder einzelne Personen und ihre Erfahrungen im Kampf gegen die Androiden der „Regenten der Energie“ zu bewundern, doch im Mittelpunkt stehen die großen Schlachten als solche, wenn Dutzende von Robotern gegen Dutzende von Terranern kämpfen und sich dabei das Schicksal von ganz Trafalgar und nicht nur das eines einzelnen Menschen entscheidet.

Die Art, wie Kneifel hier die Kampfsequenzen in Szene setzt, hat mich ziemlich überrascht. Diese sind völlig anders, als es ähnliche Szenen in den ersten beiden PRA-Romanen waren.

Was ganz und gar nicht heißt, dass sie schlechter wären.

Hans KneifelHans Kneifel beweist: Es geht auch anders. Action ist nun mal nicht gleich Action. Und es muss nicht immer ein Egoshooter sein, der dem geneigten Leser eine gute Portion Action verpasst. In bester Raumschlacht-Manier (na gut, irgendwie unglücklich gewählt, diese Bezeichnung, spielt sich das Kampfgeschehen doch auf der Oberfläche des Planeten Trafalgar und nicht im Weltall ab), wie sie in Star Wars, oder diversen Star Trek-, Stargate- und BSG-Folgen so eindrucksvoll zelebriert wird, lässt der Autor Menschen und Androiden einen gnadenlosen Kampf ausfechten. Und das Beste daran: Die Szenen sind klasse geschrieben und spannend umgesetzt. Mag die Art der Action auch eine andere sein und nur sehr wenig mit der Egoshooter-Perspektive aus Roman 1 und insbesondere auch Roman 2 zu tun haben, weniger überzeugend und mitreißend ist sie deshalb nicht.

PRA erweist sich, was die Action angeht, als erstaunlich wandlungsfähig und äußerst interessant. Über zu wenig Abwechslung kann man sich, auch wenn man eigentlich kein Action-Fan ist, eigentlich nicht beschweren.

Die zweite Phase des Romans: Es geht auch ohne...
Was einmal geht, das geht auch ein zweites Mal: Herr Kneifel hat schon bewiesen, dass Action durchaus verschieden interpretiert werden kann, ohne ihre Attraktivität zu verlieren, da kann er dann auch noch beweisen, dass ein auf Action ausgelegter Roman auch dann spannend ist, wenn er mal ohne Actionsequenzen auskommen muss. So, wie etwa das letzte Drittel von Rhodan mal tausend.

Wie, mag man sich jetzt fragen, kann es sein, dass es notwendig ist, eine Actionserie ohne Action auskommen zu lassen? Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt da ein Element, dass sich „Handlung“ nennt, und dieses Element hat es nun mal an sich, dass es in Szenen ohne viel Geballere und Gefluche deutlich besser zur Geltung kommt.

Action ist nun mal nicht alles, was eine gute Geschichte ausmacht, auch dann nicht, wenn sie genau genommen auf diesem Konzept fußt. Doch ohne eine überzeugende Story, die einen an das Geschehen fesselt, wird man der Action schnell überdrüssig. Daher ist es notwendig, immer mal wieder Platz zu schaffen für ein paar Ereignisse, die die Handlung vorantreiben und für frischen Wind sorgen, ohne dass gleich alles in die Luft fliegt, was nur in die Luft fliegen kann.

Dass diese actionlosen Momente auch dann zu fesseln wissen, wenn sie auf eine Unmenge an Action folgen, zeigt Hans Kneifel sehr schön gegen Ende des dritten PRA-Bandes.

Die Schlacht ist geschlagen, doch ausruhen dürfen sich die Protagonisten nicht. Es gilt, sich die Wunden zu lecken, die Vorräte wieder aufzustocken, und auf das vorzubereiten, was  in nicht allzu ferner Zukunft noch kommen mag. Doch, was noch viel wichtiger ist, Kneifel nutzt die actionfreie Zeit, um die Figuren der Reihe einige interessante Erkenntnisse über die „Regenten der Energie“ gewinnen zu lassen. Besonders eine Entdeckung – und die möglichen Konsequenzen dieser, die auf der letzten Seite des Romans angesprochen wird – sorgt dafür, dass man als Leser nur mit Mühe einen Fluch zerbeißen kann, wenn das Heft mal wieder viel zu schnell zu Ende ist, ohne dass alle Fragen geklärt wurden.

Keine Frage, selten wurde die Neugier des Lesers bei PRA so sehr geweckt wie auf den letzten Seiten von Rhodan mal tausend. Ganz ohne groß angelegte Actionszene wird die Handlung hier fortgeführt und viel Spannung aufgebaut. Kneifel zeigt, wie sehr ruhigere Momente zu überzeugen wissen, selbst dann, wenn sie auf große Actionsequenzen folgen und man eigentlich meinen sollte, dass eine solche Szene beim Leser nun eher für Langeweile als Interesse sorgen sollte.

Action ja, aber eben nicht nur
Drei Romane sind bereits erschienen, und zumindest eine Sache ist mittlerweile deutlich geworden: Perry Rhodan Action erweist sich als bedeutend vielschichtiger, als es der Titel der Reihe vermuten lässt.

Spätestens nach diesem Heft sollte jedem Leser klar sein, dass die Reihe mehr zu bieten hat als gut geschriebene Actionsequenzen. Die Macher der Mini-Serie scheinen sich ja eine wirklich interessante Story ausgedacht zu haben, die vermutlich noch für die ein oder andere Überraschung gut sein wird.

Und noch eins sollte deutlich geworden sein: Mitreißende Action-Overkills und eine ebenso fesselnde Storyline schließen sich nicht gegenseitig aus. Hans Kneifels Roman ist der beste Beleg dafür. Wer meine Rezension zu dem Heft liest, der wird feststellen, dass es durchaus den ein oder anderen Punkt gibt, den man kritisieren kann. Das ändert jedoch nichts daran, dass Kneifel eine wunderbare Symbiose zwischen knallharter Action und überzeugender Handlung gelungen ist. So macht das Lesen einer Heftserie wirklich Spaß.

Und was folgern wir nun daraus?
Vor dem ersten PRA-Roman war ich skeptisch, ob ich als Neuleser das Spin-Off zu PR würde genießen können. Meine Bedenken wurden während der Lektüre des Romans hinfortgespült.

Nach Band 1 befürchtete ich, dass die Serie dieses Niveau kaum würde halten können, das da vorgelegt wurde. Christian Montillon belehrte mich eines besseren.

Band zwei war ja nun enorm actionlastig. Nun fragte ich mich: Wird die Handlung der Serie darunter nicht zu leiden haben? Dann kam Rhodan mal tausend, und schon war meine Frage hinfällig.

PRA erweist sich immer mehr als echter Glücksgriff. Sympathische Charaktere, großartige Actioneinlagen, spannende Handlungsstränge – was will das Leserherz mehr? Bisher jedenfalls hat mir die Reihe äußerst viel Spaß bereitet, und ich bin jetzt schon traurig, dass nach nur 12 Bänden wieder Schluss ist.

Doch noch ist es ja zum Glück nicht so weit. Noch erwarten uns 9 Hefte, in denen es hoffentlich genauso weitergeht, wie es angefangen hat: Spannend, überzeugend und von der ersten Seite an mitreißend.

So viel für diesmal. Bis in zwei Wochen dann, wenn es heißt:

 Festung der Regenten

Perry Rhodan Action Nr. 4 - Festung der Regenten von Achim Mehner

 

 
und die Serie hoffentlich um keinen Deut nachlässt (auch wenn sich meine Befürchtungen in dieser Hinsicht nun wirklich auf ein absolutes Minimum beschränken).

Kommentare  

#1 Christian Montillon 2008-05-02 22:24
natürlich les ich als expo-autor von PRA immer jochens beiträge ... und bin ebenso natürlich erleichtert, wie positiv PRA wegkommt :-)

(gell, jochen, die 10 Euro gehen dir bald zu :lol: )

Im Ernst - gerade weil Jochen ja Neuleser ist, bin ich umso erleichterter! Auch bin ich froh, dass rüberkommt, was rüberkommen sollte --- Action ist nicht gleich Action --- und hier geht es einen ganz anderen Weg. Soll so sein, hat funktioniert. Klasse!

Ansonsten schreibst du, Jochen, in der Rezi sinngemäß: "wer bsg (neu) und ds9 (spätere staffeln) mag, wird PRA lieben".
DAS finde ich hochinteressant ... denn aktuell kenne ich nix besseres als bsg, und die späten staffeln von ds9 sind absolut meine lieblingszeit von startrek! (gemeinsam mit vielen einzelfolgen und staffel 3 von enterprise).

cool ... offenbar hab ich irgendwas in die expos gebracht, was damit zu tun hat. darüber muss ich nachdenken.

gespannt, wies weitergeht in jochens kommentaren: christian
#2 Gabriel Adams 2008-05-04 00:14
@christian

Freut mich, dass dir meine Artikel zu PRA zusagen. Dass PRA dabei so gut wegkommt, ist sowohl den Autoren als auch dem Konzept der Serie zu verdanken; bisher haben mir die Hefte einfach gut gefallen.
Und bevor jetzt einer behauptet, ich mache Werbung und wäre nicht objektiv: Wenn mir was nicht gefällt, dann schreib ich's auch (siehe meine kritischen Bemerkungen in der Rezi zu PRA 3). Doch ich hoffe, dass es so weitergeht wie bisher und ich einfach nix zu meckern finde.
Schließlich ist es viel schöner, ein spannendes Heft zu lesen, als später eine negative Kritik zu schreiben.

(Und Christian, danke noch mal für die ersten Zahlungen auf mein Schweizer Nummernkonto! Ist alles angekommen! :lol: )
#3 Thomas Rippert 2008-05-05 17:28
"Und bevor jetzt einer behauptet, ich mache Werbung und wäre nicht objektiv: Wenn mir was nicht gefällt, dann schreib ich's auch (siehe meine kritischen Bemerkungen in der Rezi zu PRA 3)."

Man sollte nicht der Falschmeinung aufsitzen das eine Rezension auch nur im entferntesten "objektiv" sei. Sie ist immer rein "subjektiv". Wenn man nichts zu meckern hat und einem alles gefällt - dann ist das eben so, und das ist dann auch keine "Werbung" sondern einfach nur das subjektive Empfinden des Schreibes der Besprechung.

Soll man denn gezwungen nach etwas suchen das man dann zu Sau machen kann? Ich denke nicht, obwohl es Schreiberlinge gibt die sowas machen. Es ist doch auch für die Macher mal nett wenn mal nicht überall alles kaputtgeschrieben und seziert wird, sondern auch mal jemand, der "keine Werbung" (mal übespitzt) macht und nicht dem Big-Name-Fandom entspringt (und sich aus der guten Publicity was erhofft) was nettes schreibt. :)

You got my drift? ;-)
#4 Stefan Holzhauer 2008-05-07 16:33
Kneifels Einstieg in den Roman fand ich etwas langatmig und dröge, das mag aber auch damit zusammen hängen, dass ich nicht alles mag, was er schreibt. Das geht von völliger Ablehnung (Atlan Zeitabenteuer) bis heißgeliebt (Kneifels Raumpatrouille-Romane). Ob der "alte Meister" sich erst in Stimmung schreiben mußte? Wer weiß.
Ist der Einstieg aber mal gefunden, dann ist dieser "zurück gezoomte" Action-Roman eine erfreuliche Abwechslung zum "first-person"-Stil der ersten beiden. Strategie nach Taktik, die auch Aktion und Dramatik aufzubieten hat, allerdings auf eine ganz andere Weise feil geboten. Sehr schön. Durch die konzeptionsimmanente Fokussierung der Handlung auf Rhodan bleiben natürlich die typisch "farbenfrohen" kneifelschen Charaktere aus oder handlungstechnisch auf der Strecke. Aber anders war das wohl leider nicht machbar. Prima ist aber dass sich das hohe Niveau der bisherigen Romane nicht nur fortsetzt sondern sogar noch erhöht. 8)

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