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Zyklusprobleme und ein Doppelcover - (Perry Rhodan, Bände 2577 - 2579)

Perry Rhodan ... das Universum und ichZyklusprobleme und ein Doppelcover
Perry Rhodan, Bände 2577 - 2579

Das Problem auf den Punkt gebracht –
PR Band 2577, »Kosmisches Puzzle«,  von Christian Montillon
Ich will es nicht verhehlen: Der aktuelle »Stardust«-Zyklus von PR kann mich nicht wirklich begeistern.

Anfangs noch mit Feuereifer bei der Sache, hat mein Interesse für den Kampf gegen die Frequenz-Monarchie und für die Suche nach dem PARALOX-Arsenal immer weiter nachgelassen und ist gegenwärtig auf einem ziemlich niedrigen Level angelangt.

 

Kosmisches PuzzleGründe für meine Unzufriedenheit gibt es verschiedene. Hauptursache ist dabei ein Problem, das sich anhand von PR Band 2577, »Kosmisches Puzzle«, dem ersten PR-Roman von Christian Montillon seit langer, langer Zeit, geradezu idealtypisch aufzeigen lässt. Zum einen, weil die Romanhandlung dem Leser das Problem in aller Deutlichkeit vor Augen führt, zum anderen, weil Perry Rhodan das Problem höchstpersönlich in seinen Überlegungen bezüglich des kosmischen Puzzles, dem er sich gegenwärtig gegenübersieht, zum Ausdruck bringt.

Die große Schwäche des »Stardust«-Zyklus, auf die ich anspiele, besteht darin, dass er viel zu zerfasert ist. Aktuell setzt sich die Handlung aus einem unübersichtlichen Wust aus Akteuren, Storylines und Schauplätzen zusammen, einem Gemisch, das derart vielgliedrig ist, dass es jemandem, der sich nicht tagtäglich mit der Mythologie von PERRY RHODAN beschäftigt, ungemein schwer fällt, den Überblick zu behalten.

In Montillons Roman kommt dies folgendermaßen zum Ausdruck: Zunächst einmal hätten wir da Rhodan, den Hauptprotagonist aus »Kosmisches Puzzle«. Während er von einem Schauplatz zum nächsten hetzt, sinniert er über die Komplexität seiner akuten Probleme nach. An allen Ecken und Enden verschiedener Galaxien, so schießt es Rhodan sinnbildlich durch den Kopf, scheint es zu brennen. Dutzende von Personen und Völkern sind in die verschiedensten Auseinandersetzungen verstrickt, müssen sich mit unterschiedlichsten Widrigkeiten herumschlagen. Da den Durchblick zu behalten, wer gerade was macht und wie die einzelnen Ereignisse zusammenhängen, fällt selbst einem Perry Rhodan nicht leicht.

Während ich die Gedankengänge des Terraners verfolgte, beschlichen mich wiederholt Gefühle vager Erinnerung, befreiender „Ach ja, stimmt, hatte ich ganz vergessen!“-Momente und gelegentlich auch echter Überraschung. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Viel von dem, was ich Rhodans Gedankenwelt entnehmen konnte, war mir nur noch bruchstückhaft oder bisweilen sogar überhaupt nicht mehr präsent. Dass etwa Mondra Diamond in TALIN ANTHURESTA verschollen ist, hatte ich ganz vergessen. Dass Julian Tifflor ebenfalls in der Dyson-Sphäre verschwunden ist, ist mir erst mit diesem Roman so richtig bewusst geworden. Und von den verschiedenen Völkern, auf die Rhodan im Laufe des Romans trifft, konnte ich mit einem Teil im Grunde nichts (mehr) anfangen, ebenso wenig wie mit den verschiedenen Polyport-Höfen, die ich ohne Rückgriff auf die Perrypedia längst nicht mehr voneinander unterscheiden kann.

Damit wären wir auch schon bei der Romanhandlung an sich, die symptomatisch ist für das, was im »Stardust«-Zyklus schief läuft. An sich gut geschrieben, vermag der Roman dennoch nur wenig Spannung zu erzeugen, da er, wie der Zyklus im Ganzen, allzu zerfasert wirkt. Rhodan hetzt von einem Schauplatz zum nächsten, verweilt überall lediglich ein paar Sekunden und hastet dann, ohne allzu viel getan oder bewirkt zu haben, weiter. Dieses Gefühl des „viel gesehen, viel geschehen, aber dennoch nix passiert“, das hier im Kleinen auftritt, verfolgt mich immer stärker, je länger ich dem »Stardust«-Zyklus folge. An allen Ecken und Enden kracht es, aufgrund der Unübersichtlichkeit des Geschehens versinken die Einzelereignisse jedoch in der Belanglosigkeit.

Ich hoffe, dass die Autoren im Folgezyklus ein Einsehen haben und die Zahl von Handlungssträngen und Protagonisten merklich (!) verringern. Es wäre schön, den allwöchentlich neu erscheinenden Roman lesen zu können, ohne alle paar Zeilen Dinge denken zu müssen wie: „Wer war das gleich noch mal?“ oder „Ja, da war doch was, ich glaube, da kann ich mich noch dunkel dran erinnern …“. Gegenwärtig verleidet mir diese Unübersichtlichkeit die Freude an PR jedenfalls gewaltig.

Das mahnende SchauspielZwischen Wohlgefallen und Frustration
PR Band 2578, »Das mahnende Schauspiel«, von Marc A. Herren
Mit Band 2578 blendet PERRY RHODAN um zu Alaska Saedelaere und somit einer weiteren Handlungsebene des »Stardust«-Zyklus. Der Maskenträger befindet sich mit dem Walzenraumer LEUCHTKRAFT noch immer auf der Suche nach Samburi Yura. Die bisher gefundenen Hinweise auf den Verbleib der Enthonin führen ihn zum Planeten Tolmar, wo das „mahnende Schauspiel vom See der Tränen“ aufgeführt werden soll. Alaska beschließt, dem Stück beizuwohnen – und gerät in den Bann geheimnisvoller Kräfte, die seinen Verstand trotz Mentalstabilisierung mehr und mehr narren.

Wie schon Band 2577 ist auch »Das mahnende Schauspiel« ein Roman, an dem sich in aller Deutlichkeit ein Grund dafür aufzeigen lässt, warum der »Stardust«-Zyklus zeitweilig so schwer zu genießen ist. An und für sich ist das Heft gar nicht mal schlecht. Romane aus der Feder von Marc A. Herren sind, seinem eingängigen Stil sowie dem gekonnten Umgang mit den Protagonisten sei Dank, immer eine angenehme Lektüre. Daran gibt es auch diesmal nichts zu rütteln.

Über die Geschichte als solche lässt sich durchaus streiten. Der Aufenthalt Alaskas auf Tolmar gestaltet sich als ausgesprochen merkwürdige Angelegenheit. Herren entwirft ein kunterbuntes Setting, wie man es sonst eher von Leo Lukas oder Wim Vandemaan gewohnt ist. Wer kein Faible für entsprechende Szenarios hat und wer mit Geschichten, die sich nur sehr langsam entwickeln, nichts anfangen kann, dem wird »Das mahnende Schauspiel« trotz des typischen Herren-Stils ziemlich schwer im Magen liegen.

Dennoch: Für sich alleine betrachtet ist der Roman, wie ich finde, eine runde Sache geworden.

Genau da allerdings liegt der Knackpunkt: für sich alleine betrachtet. »Das mahnende Schauspiel« ist jedoch kein eigenständiges Werk, sondern Teil einer Serie, mehr noch, es ist Teil eines Zyklus, der auf ein ganz bestimmtes Ziel hin arbeitet, nämlich die Rettung von ES durch die Wiederbeschaffung des PARALOX-Arsenals. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, gestaltet sich die Lektüre des Hefts als ziemlich frustrierend.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin ein großer Freund von Stand Alone-Abenteuern in Serien. Ich mag es, wenn Reihen und Zyklen selbst dann, wenn sie auf ein klares Ziel hin ausgerichtet sind, immer mal wieder eigenständige, mehr oder minder in sich abgeschlossene Abenteuer Geschichten erzählen. Ein Faktum, das ich gegenwärtig etwa bei »Torn« vermisse, wo mir der laufende Handlungsbogen viel zu zykluslastig ist.

Im aktuellen Zyklus von PR ist mir der Anteil an Romanen, welche die Rahmenhandlung nicht wirklich oder zumindest nicht erkennbar voranbringen, allerdings zu hoch. Viel zu oft, so habe ich den Eindruck, werden mehr oder minder eigenständige „Miniaturkosmen“ voll Schauplätzen, Geschehnissen und Protagonisten eröffnet, die nur für den aktuellen Roman von Bedeutung sind, darüber hinaus jedoch keine Rolle mehr spielen.

Die entsprechenden Werke mögen für sich genommen zwar durchaus interessant sein und kurzweilig unterhalten. Problematisch gestaltet sich die Sache allerdings dahingehend, dass der Leser zum einen ständig wieder neue dieser Miniaturkosmen geboten bekommt, in die er sich teilweise erst mühsam hineindenken muss, nur damit sie, kaum dass man so recht in dem entsprechenden Szenario angekommen ist, auch schon auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Dass den Autoren auf rund 64 Seiten (oder 128, wenn man einen Doppelband vorliegen hat) kaum genügend Raum bleibt, den neuen Kosmos auch nur ansatzweise auszugestalten, kommt noch erschwerend hinzu.

Zum anderen zerstückeln solche Romane, wenn sie derart gehäuft auftreten wie gegenwärtig, die Rahmenhandlung in erheblichem Maße. Es fällt schwer, die Dramatik des Haupthandlungsbogens angemessen zu würdigen, wenn diesem aufgrund viel zu vieler Miniaturkosmen kaum Raum gegeben wird. Man meint, die Handlung trete auf der Stelle. Der Rettung von ES jedenfalls ist man in diesem Roman nicht näher gekommen. Mag sein, dass sich in den finalen Bänden die Bedeutung der aktuellen Geschehnisse im Kampf um das Leben der Superintelligenz lüften wird. Im Moment jedoch habe ich nicht das Gefühl, dass der Roman den »Stardust«-Zyklus auch nur im Mindesten vorangebracht hat.

Ich hoffe sehr, dass im kommenden Zyklus ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Rahmenhandlung und Einzelabenteuern gefunden wird, entweder durch die bewusste Betonung von Einzelabenteuern, die lediglich durch einen roten Faden miteinander verbunden sind, oder aber durch Konzentration auf einen umfassenden Handlungsbogen, der lediglich in Ausnahmefällen von Stand-Alone-Abenteuern unterbrochen wird.

Der Spieler und die TotenEin ausgesprochen ansprechendes Cover 
PR Band 2579, »Der Spieler und die Toten«, von Marc A. Herren
Inhaltlich konnte mich der zweite Teil von Marc A. Herrens Doppelband leider nicht begeistern. »Der Spieler und die Toten« knüpft nahtlos an den Vorgängerroman an und löst die Rätsel um das berühmt-berüchtigte mahnende Schauspiel auf. Das Besondere dabei: Herren verwebt (Serien-)Realität und Schauspiel zu einer reichlich ungewöhnlichen Einheit, indem er das Bewusstsein des zuschauenden Alaska Saedelaeres immer wieder in dem Stück aufgehen und ihn gewissermaßen zwischen zwei Ebenen – der der Realität und der des ungewöhnlichen Bühnenstücks – springen lässt.

Von der Machart her originell, erweist sich diese Art der Darstellung jedoch leider als ziemlich zähe Angelegenheit. Die wiederholten Einschübe des mahnenden Schauspiels, sei es in klassischer Drama- oder eben in gewohnter Prosaform, sind langatmig, um nicht zu sagen langweilig. Hinzu kommt, dass hier schon wieder ein Roman geboten wird, der weder den Kampf gegen die Frequenz-Monarchie noch die Suche nach Samburi sonderlich weiterzubringen scheint. Stillstand an allen Ecken und Enden – wären da nicht Herrens exzellente Schreibe und seine wieder einmal hervorragende Darstellung der Figuren, ich hätte das Heft nach kurzer Zeit enttäuscht zur Seite gelegt.

Wesentlich ansprechender als der Roman gestaltet sich das Titelbild des Hefts. Man sollte wohl besser sagen, gestalten sich die Titelbilder der Hefte. PR Bände 2578 und 2579 gehören nämlich nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Cover her zusammen.

Autor Herren und der Zeichner Swen Papenbrock haben sich zusammengesetzt und sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die Titelbilder von »Das mahnende Schauspiel« und »Der Spieler und die Toten« sehen auf den ersten Blick ganz verschieden aus. Jedes für sich ist angenehm anzusehen und funktioniert wunderbar als eigenständiges Cover.

Die beiden Illustrationen lassen sich jedoch auch zu einem einzigen Bild zusammenfügen. Nebeneinander gelegt ergibt sich „aus zwei Einzelmotiven ein stimmungsvolles Gesamtbild“, wie es auf der Homepage von PERRY RHODAN so schön formuliert wird. Tatsächlich ist es Papenbrock hier gelungen, zwei im ersten Moment unvereinbar erscheinende Darstellungen zu einem harmonischen, ausdruckstarken Ganzen zu verbinden. Wer Zweifel hat, gelangt über diesen Link auf die Ankündigungsseite der PR-Homepage, wo man sich das Gesamtbild ansehen und sogar als kostenloses Wallpaper downloaden kann.

Im Grunde bin ich kein großer Freund von Extras. Weder aus den Bastelbögen noch aus den Postkarten, die in den letzten Monaten den Heften beilagen, habe ich mir sonderlich viel gemacht. Dieses Gimmick allerdings hat mir gefallen, insbesondere wegen der Download-Möglichkeit. Ich hätte von daher nichts dagegen, wenn Doppelbände in Zukunft öfter mit entsprechenden Doppelcovers versehen werden. Der sonst eher eintönige Desktop-Hintergrund meines PCs dankt es in jedem Fall!

Kommentare  

#1 Cartwing 2011-01-25 06:56
Ein Faktum, das ich gegenwärtig etwa bei »Torn« vermisse, wo mir der laufende Handlungsbogen viel zu zykluslastig ist.

Hmm, wenn das so ist, sollte ich das vielleicht doch mal wieder lesen... :-)

Was PR betrifft: Dein Artikel spricht mir aus dem Herzen. So ein kleines aber deutliches Donnerwetter war schon lange mal fällig. Ich verfolge nach wie vor deine Rezensionen seit meinem Ausstieg aus der Serie (2550)und sehe meine Entscheidung jedesmal aufs Neue bestätigt.
Ich glaube auch nicht, dass das im nächsten Zyklus groß anders oder besser wird.
Der letzte, der mich wirklich voll überzeugt hat, war der Tradom - Zyklus.
Na ja, Hut ab, dass du dich da noch durchquälst.
#2 Remis Blanchard 2011-01-25 08:22
Die erste Hälfte des Zyklus gefiel mir persönlich noch ganz gut. Aber nach 2550 entstand in meinen Augen ein totales Chaos. Mit Stardust hat es nicht mehr viel zu tun. Perry eilt von einem Schauplatz zum anderen, seine Freunde sind auch irgendwo unterwegs, manchmal wir ein kleiner Abstecher nach Stardust gemacht und dann hat man noch die Alaska Handlungebene. in mine Augen ein totales unübersichtliches Chaos. Bin gespannt auf die Auflösung am Ende und wie es danach weiter geht. In meinen Augen sind es zu viele Hanelungsebenen. Besser wären zwei maximal drei Handlungsebenen gewesen. Die Alaska Ebene hätte noch Zeit für den neuen Zyklus gehabt, es sei denn sie hätte etwas mit dem aktuellen Zyklus zu tun. Kann ich mir bis jetzt aber nicht vorstellen. Ich hoffe, dass der nächste Zyklus ein wenig übersichtlicher wird und dass man die Gigantomie ein wenig zurückstellt.

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