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Gut schlecht?

SternengeflüsterGut schlecht?

Die Serie „Sternenfaust“ zeigt im derzeitigen Finale, dass sie wirklich eine gute Serie ist. Denn der zweite von drei Finalbänden, „Invasionsstufe Drei“, löst nicht nur ein großes Versprechen aus dem vorherigen Heft ein, sondern schafft es auch eine eigentlich eher schlechte Geschichte spannend und gut zu erzählen. Das zeigt, dass die Serie selbst im Finale auch Storyschwächen ausgleichen kann. So etwas führt dazu, dass kein Heft ein Totalausfall ist, was eine gute Heftromanserie auszeichnet.

Die letzte Kolumne beschäftigte sich mit den großen Ankündigungen, die die Titel der Romane machen. „Das Ende einer Ära“ wurde zum Beispiel im vorherigen Roman versprochen. Im Roman wurde davon jedoch nicht viel erzählt.

Das Ende einer ÄraDas ändert „Invasionsstufe Drei“. Hier wird für vier Milliarden Menschen eine Ära beendet, nämlich die eigene. Denn die Wanagi brauchen Energie, um gegen die sich nähernden Kad'Chie vorzugehen. Ihre Energie ziehen sie aus Menschen. Auf einen Schlag bringen sie so vier Milliarden Menschen um, was eine irre Zahl ist.

Und genau diese Gigantomanie ist einer von zwei schlechten Punkten an dem Roman. Denn dabei bleibt es nicht. Die Kad'Chie und die Wanagie kämpfen jeweils mit Millionen Schiffen. Das ist ein unvorstellbarer Bereich. So geschehen in diesem Roman unvorstellbar viele Tode und unvorstellbare Schlachten. Beides passt irgendwie nicht zu „Sternenfaust“, es wirkt zu unrealistisch. Selbst wenn man anführt, dass „Perry Rhodan“ seit Jahrenden mit irren menschlichen und maschinellen Summen hantiert, ist das auch nicht wünschenswert. Denn je größer die Verluste, desto unbeteiligter ist man. Wenn ein Hauptcharakter stirbt, gibt es in der Regel einen Aufschrei. Wenn ein gerade eingeführter oder erst seit ein paar Heften bekannter Soldat stirbt, berührt einen das irgendwie. Selbst wenn ein Dorf oder eine Stadt auf einem Planeten ausgelöscht wird, kann man dazu noch eine Verbindung aufbauen. Aber vier Milliarden Menschen? Das ist eine Größenordnung, zu der man nur sehr schwer eine emotionale Verbindung aufbauen kann.

Die zweite Schwäche des Romanes ist seine Nebenhandlung, die sehr viel Platz einnimmt. Sie spielt auf dem Planeten Ebeem und ist wirklich gut erzählt. Auch inhaltlich ist sie nicht schlecht, sie ist nur sehr ungünstig platziert. Denn sie greift ein Thema aus dem vorherigen Zyklus wieder auf. Damals griffen die J'ebeem die Alendai an und sorgten für viel Unglück. Die Nebenhandlung beginnt damit, dass die Nachwirkungen dieses Angriffes noch einmal diskutiert werden. Leider offenbar genau diese Unterhaltung die Schwäche der Nebenhandlung. In einem Finale werden eigentlich Handlungsstränge zusammengeführt. Hier wird hingegen ein neuer Strang um die Christophorerin Frieda und den J'ebeem Gondel begonnen. Das ist zwar gut erzählt, für ein Finale hätte man aber etwas anderes aufgreifen können.

Invasionsstufe 3Denn die Sternenfaust kommt schon wieder nicht vor. Wie im vorherigen Roman wird lediglich über sie geredet. Zum Schluss wird ihr dann befohlen zu einem Planeten zu fliegen, vor dem der mittlerweile tote Orphane Adric warnt. Das ist zwar ein sehr gelungener Cliffhangar, deutet aber wohl daraufhin, dass die Sternenfaust im letzten Roman alles löst. Das muss nicht schlecht werden. Und da angedeutet wird, dass Dana Frosts Wangenmahl auch etwas mit der Bedrohung durch die Wanagi und die Kad'Chie zu tun hat, wird es auch eine gelungene Auflösung geben. Doch den Handlungsstrang um die Sternenfaust hätte man auch in den ersten beiden Final-Romanen vorbereiten können.

Kurzum, die Geschichte des letzten Bandes fand ich nicht zufriedenstellend. Es gab zwar eine große Katastrophe, aber die wirkte fern und unwirklich, während gleichzeitig eine neue Handlung in einem Finale eröffnet wurde.

Aber – und das zeigt, dass man sich um die Qualität der Serie zur Zeit wirklich keine Gedanken mehr machen muss – das fiel mir erst nach der Lektüre auf. Während des Lesens wird man gut unterhalten. Denn natürlich sind die Entwicklungen spannend. Und mit der kurzweiligen Handlung auf Ebeem merkt man beim Lesen gar nicht, dass die Handlung auf der Erde nach dem schrecklichen Tod eines Großteils der Bevölkerung eher stagniert.

Das war mal anders. Im Basiru-Aluun-Zyklus war ein schlechter Roman auch schlecht zu lesen. Und selbst das schlechte Finale konnte nur bedingt Spannung aufbauen, da es mal wieder auf eine offensichtliche Last-Minute-Waffe setzte. Es ist anzunehmen, dass auch die Wanagi und die Kad'Chie durch eine Last-Minute-Idee besiegt werden. Doch bei Thomas Höhl ist auch zu vermuten, dass die Siegesidee nicht vorherzusehen sein wird.

„Invasionsstufe Drei“ kommt von dem Inhalt nicht an die vielen gelungenen Romane des bisherigen Zyklus heran. Doch der Roman ist eben so spannend erzählt, sodass man ihn gerne liest. Und mehr erwarte ich von einem Heftroman auch gar nicht. Außerdem wird nach diesem Finale tatsächlich nicht so sein wie vorher. Das sorgt für viele neue Storymöglichkeiten. Insofern sind die Ereignisse zwar nicht gut, langfristig könnten sie sich für die Serie sogar auszahlen. Sie hätten dann nicht nur für einen flüssigen Roman gesorgt, sondern auch noch für gute Folgegeschichten. In dem Fall hätten eine kalte gigantomanische Idee und eine fehlplatzierte Handlung für viel Gutes gesorgt.

Kommentare  

#1 Jonas Hoffmann 2011-10-03 10:50
Zitat:
Beides passt irgendwie nicht zu ?Sternenfaust?, es wirkt zu unrealistisch.
Eine Serie muss sich aber auch weiter entwickeln.

Des Weiteren spielen in dieser Szene zwei Völker miteinander die der solaren Zivilisation mehr als 1 Million Jahre technologisch im Vorteil sind! Dadurch wird die Raumschlacht sehr realistisch, denn dadurch erkennt man sehr gut wie technologisch die Solaren Welten, eigentlich alle bekannten Völker der Galaxis hintendran sind und dass es noch sehr viel zu entdecken gibt.

Was die Nebenhandlung angeht, die du für daneben hälst, musst du aber doch bedenken, dass es sich hier um einen Dreiteiler handelt von dem du bisher nur 2/3 gelesen hast. Von daher ist es schwerlich zu beurteilen ob das irrelevant ist oder doch einer Idee folgt. Zumal ja eine Notwendigkeit schon aufgedeckt wurde. Nämlich, dass da auch schon eine Sphäre materialisiert ist.
#2 mDiS 2011-10-04 00:14
Zitat:
Eine Serie muss sich aber auch weiter entwickeln.
Keine Frage, die Richtung muss mir nur nicht gefallen. Das hat aber keine Allgemeingültigkeit, schließlich lesen genügend Leute "Perry Rhodan", wo das ja durchaus öfters auf der Tagesordnung steht. Ich finde aber, dass bei Massenschlachten -toden und sonstigen -ereignissen in der Regel der Bezug und somit auch die emotionale Bindung zu den Opfern verloren geht. Das finde ich schade und in der Regel unnötig. "Sternenfaust" ist durchaus in der Lage spannende, mitreißende und bewegende Geschichten zu erzählen, ohne dabei auf solche "Massenevents" zurückzugreifen.

Zitat:
Was die Nebenhandlung angeht, die du für daneben hälst, musst du aber doch bedenken, dass es sich hier um einen Dreiteiler handelt von dem du bisher nur 2/3 gelesen hast. Von daher ist es schwerlich zu beurteilen ob das irrelevant ist oder doch einer Idee folgt. Zumal ja eine Notwendigkeit schon aufgedeckt wurde. Nämlich, dass da auch schon eine Sphäre materialisiert ist.
Da hast Du völlig recht. Das ist aber nicht genau das, was ich meine.

In einem Finale laufen Handlungsstränge zusammen. Die Nebenhandlung greift einen Handlungsstrang auf, der den ganzen Zyklus vernachlässigt, nicht einmal erwähnt wurde! Man kann durchaus ein Volk wie die J'ebeem einen Zyklus lang in Ruhe lassen. Man sollte sie dann nur nicht im Finale wieder mit einweben. Denn so muss erst einmal nachgeholt werden, was an dem Ort während des ganzen Zyklus geschehen ist. Das wirkt für ein - in der Regel - verdichtetes Finale merkwürdig. Ich fand die Handlung inhaltlich nicht schlecht und sie war auch nett zu lesen. Sie ist in meinen Augen einfach äußerst ungünstig platziert.
#3 Jonas Hoffmann 2011-10-04 09:45
zitiere mDiS:

In einem Finale laufen Handlungsstränge zusammen. Die Nebenhandlung greift einen Handlungsstrang auf, der den ganzen Zyklus vernachlässigt, nicht einmal erwähnt wurde! Man kann durchaus ein Volk wie die J'ebeem einen Zyklus lang in Ruhe lassen. Man sollte sie dann nur nicht im Finale wieder mit einweben. Denn so muss erst einmal nachgeholt werden, was an dem Ort während des ganzen Zyklus geschehen ist. Das wirkt für ein - in der Regel - verdichtetes Finale merkwürdig. Ich fand die Handlung inhaltlich nicht schlecht und sie war auch nett zu lesen. Sie ist in meinen Augen einfach äußerst ungünstig platziert.


In Ordnung, hier sehe ich einen Vor- aber auch einen Nachteil von StF und seiner Erscheinungsweise. Durch den zweiwöchigen Erscheinungsrythmus bedingt müssen die Zyklen (IMHO) eine höhere Taktzahl schlagen. Das ist einmal ein Vorteil, weil die Zylen rasanter wirken, hat aber auch den Nachteil, dass man weniger Details in die Handlung einbringen kann. Nehmen wir hier mal die beliebten Viererblöcke von Perry, wo manchmal (IMHO sehr oft) Handlung für ein Heft auf 4 Hefte "aufgeblasen" werden.

Von daher, einen Tod muss man sterben, ich seh das nicht so kritisch, geb dir allerdings durchaus recht, dass das unbefriedigt sein kann.
#4 Manfred Weinland 2011-10-05 14:17
zitiere Jonas Hoffmann:

Nehmen wir hier mal die beliebten Viererblöcke von Perry, wo manchmal (IMHO sehr oft) Handlung für ein Heft auf 4 Hefte "aufgeblasen" werden.


Erklär mal bitte einem alten Mann, was für einen Sinn diese komischen Viererblöcke, an denen so sklavisch festgehalten wird, überhaupt haben. Ich hab's bis heute nicht kapiert. Irgendwas mit Bertelsmann oder so, Kooperation?
#5 Jonas Hoffmann 2011-10-05 15:00
8) 8) 8)
Manfred, vielleicht verwechselst du mich ja gerade mit jemanden der bei VPM oder speziell in der PR-Redax arbeitet, aber ich habe damit nichts zu tun. Ich bin absolut kein Freund der Viererblöcke, wie man oben aus meinem Posting auch hätte rauslesen sollen können! (Womit wir bei einem zweiten Handicap sind, ich bin alles, aber sicherlich kein wortgewandter Schriftsetzer :-* )
What ever, hier das was ich meine:
www.perrypedia.proc.org/wiki/Der_Sternenozean_(Handlungsebenen)
Wie man sieht ist der gesamte Zyklus in Blöcke aufzuteilen, die meist vier aufeinanderfolgenden Heften entsprechen die sich abwechselnd um die Handlungsstränge drehen.

Warum das so ist? Keine Ahnung, da muss man halt die Aussage des Chefredax glauben, der da sagt:
Zitat:

Warum wir die Vierer-Blocks machen? Das hat schlicht was mit Planbarkeit zu tun, wie ich in diesem Forum schon gelegentlich erläutert habe. Für den Exposé-Autor sind die Vierer-Blocks nicht weniger, sondern mehr Arbeit; insgesamt ist es für die Planung (Titelbilder und Autoren aufeinander abstimmen etc.pp.) recht praktisch.
Quelle:

forum.perryrhodan.net/index.php?s=&showtopic=16551&view=findpost&p=506745


Wers glaubt.... :-* :-* :-*
#6 Manfred Weinland 2011-10-05 15:40
zitiere Jonas Hoffmann:
Ich bin absolut kein Freund der Viererblöcke, wie man oben aus meinem Posting auch hätte rauslesen sollen können!


Das hab ich durchaus herausgelesen. Aber es hat ja trotzdem seinen Zweck erfüllt. ;-) Danke für die Info, kannte ich so noch nicht. Finde ich ehrlich gesagt einfach nur billig, das als Grund für den Leser anzubieten. Das heißt also, Organisatorisches geht vor der Geschichte selbst. Ist doch einfach nur langweilig, wenn man von vornherein immer sicher sein kann, dass alles so strukturiert ist. Außerdem finde ich, es bringt viel mehr Abwechslung (= Unterhaltungswert) in die Serie, wenn immer mal (kurz!) hierhin oder dorthin abgestochen (im Sinne von: einen Abstecher machen 8) ) wird. Abba Bequemlichkeit ist ja auch ein verteidungswertes Gut. In ersten Linie offenbar für die Perry-Redaktion. :lol:
#7 Martner Thomas 2011-10-05 16:12
Bei Perry Rhodan (also bei meinen doch schon recht zahlreichen Wiedereinstiegsversuchen) würde ich Trilogien vorziehen, wenn schon eine Struktur. Die Viererblöcke fand ich immer zerdehnt, schlicht meist um einen Band zu lang, und Trilogien hätten den Vorteil, dass man auch mal zwei hinereinander bringen kann, die in der gleichen Handlungsebene spielen, ohne dass andere Schienen zu sehr vernachlässigt werden.
Außerdem: Mit Elfenzeit probiert sich die PR-Redaktion ja schon an einer monatlichen Hardcoverserie (übrigens gut gelungen!), und es zeigt sich, dass dieses Format genau richtig sein dürfte. Wobei hier sicher Bücher mit größerem Umfang auch vorstellbar sind ... Durchaus eine Option für PR, wenn die Heftromane als Publikationsform mal gmx.netaufgegeben werden.

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