Werkstattbericht zu Hüter Bd. 4 "Kampf um das Drachenblut"
WARUM?
WARUM SCHREIBEN?
- Ein Werkstattbericht -
von Stefan Albertsen
Also, das ist ja eine Gurkentruppe (völlig nett und positiv gemeint, ja?) hier!
Zuerst meldet sich Oli Fröhlich (toller Kerl) bei mir und fragt an, ob ich Interesse habe für den Geisterspiegel zu schreiben.
Hallo? Interesse?
Warum meint er wohl, dass ich Rezensionen veröffentliche oder Stories (von letzteren hat er wohl noch keine gelesen, denn die erschienen bislang bei DTM).
Natürlich habe ich Interesse, wie ich – freundlich und zuvorkommend – mitteile.
Was? Da wird eine Romanserie geschrieben? „DER HÜTER“?
Interessant. Wie komme ich da ran?
Völlig unproblematisch, wie sich herausstellt, denn der Verantwortliche – Horst Hermann von Allwörden (auch richtig Klasse!) – meldet sich ebenfalls und findet es toll, dass ich mitschreiben möchte.
„Leg doch einfach mal ein Expose vor, wenn Du Dich etwas in die Materie eingelesen hast.“
So oder ähnlich klingt es aus seiner E-mail (leider haben wir uns bislang noch nicht persönlich getroffen), die mich wenig später erreicht.
Einfach so?
Okay, also ich will ja nicht angeben oder dergleichen (hähähä), denn dass liegt mir tollem, hervorragenden, hyperintelligenten Menschen ja überhaupt nicht, aber so ganz unerfahren im Umgang mit Tastaturen und Wörtern bin ich ja nicht.
Ich schreibe immerhin seit meinem 14ten Lebensjahr und habe schon allerhand erlebt, bewirkt und geschaffen (in Hobby-literarischem Sinne versteht sich).
Also gut, ich lese mich ein und sogleich gefällt mir das Machwerk um den Hüter.
Erinnert mich an die guten alten Zeiten (in den 80ern), als Heftromane noch richtig Spaß machen konnten.
Aber nun wird es schwierig, denn wie kann ich mich – der ich eigentlich gewohnt ist, alleine an Stories und Serien zu arbeiten – in dieses Team eingliedern?
Ich beschließe das Ganze als Herausforderung anzusehen und grüble und grüble und grüble…
Menno, mir fällt nix ein. Das kann es doch nicht geben, wo ich doch wirklich und wahrhaftig schon die tollsten Ideen (aus meiner Sicht versteht sich) aus dem Ärmel geschüttelt habe.
Wie kann ich meinen Einstand im Hüter schaffen?
Hmmmmmmm, (langes Grübeln)…………
Ich stelle mir die Frage, warum ich eigentlich immer Hobbys betreibe, die irgendwie anstrengend für die Großhirnrinde sind.
Z. B. spiele ich Theater (als Amateur nicht mal schlecht, wie man mir oft genug unterstellt hat).
Die vielen Proben, das Auswendiglernen von viel Text, die Kostüme, die Hitze (die meisten Aufführungen finden in den letzten Maiwochen statt) usw., usw…
Dann lese ich viel und versuche mich dadurch fortzubilden.
Auch anstrengend, nun mal ehrlich sein.
Und als Krönung natürlich – die Schriftstellerei.
Oh Gott, dass ist ja wirklich mit Arbeit verbunden (vor allem jetzt, wo es gilt gewisse Termine einzuhalten – aber die sind großzügig angelegt, das möchte ich hier noch erwähnen).
Warum schreibe ich?
Was bewegt es in mir, wenn ich mich vor den PC (früher die Schreibmaschine oder ein Blatt Papier mit Kugelschreiber) setze und dann jene phantastischen Konstrukte aus der Versenkung meines Geistes hole und noch mit mehr oder weniger (meist weniger) gelungenen Wortkombinationen oder Satzaufbauten zu garnieren versuche?
Ich beginne zu vergessen, weshalb ich eigentlich grüble und denke jetzt über dieses Thema nach.
Eine Szenerie entspinnt sich vor mir und ich sehe mich, wie ich abends nach Hause komme.
Die Luft ist heiß und stickig (wie auch jetzt, da ich diese Zeilen schreibe), die Patienten waren zickig (Anmerkung des Verfassers: Ich bin von Beruf Physiotherapeut = höfliche Umschreibung oder Knochenbrecher = unhöfliche Umschreibung).
Der Verkehr auf den Strassen war wieder mal das letzte und irgendein verwaltungstechnischer Sch....dreck ist wegen mir in die Hose gegangen.
Erledigt sinke ich auf meinem Lieblingssessel nieder und will eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Mein inneres Gleichgewicht ist, sozusagen, aus dem Takt gekommen und wenn ich ehrlich bin (und meistens bin ich ehrlich) fühle ich mich nicht mehr wie ein Mensch.
Doch dann…das Wunder geschieht…ich bin glücklich, denn ich reite auf meinem treuen Streitross Nagora durch die weiten Steppen Aldras, hinaufblickend zum smaragdgrünen Himmel, an dem die beiden türkisen Monde ihre Bahn ziehen.
Neeeee, nicht heute…Ich jage den Supergangster Rod Bagley und muss mich vor seinen MPi-Garben in Deckung bringen.
Shit, für Gewalttätigkeiten habe ich heute auch keinen Sinn.
Nein, ich begebe mich an Bord des interstellaren Frachters „Jackpot“, wo ich durch ein Asteroidenfeld steuern muss, welches die Special-Effects-Experten von Star Wars vor Neid erblassen lassen würde.
Egal, wohin es mich verschlägt, egal was ich vor meinem geistigen Auge sehe oder mit wem ich mich abgeben oder beschäftigen muss.
Ich entkomme dem alltäglichen Wahnsinn, entgleite seinen Klauen und finde mich in Welten wieder, die von mir geschaffen worden sind.
Auch diese sind ebenso wenig vollkommen, wie die echte, in der wir leben, essen, atmen, arbeiten und schlafen, aber es sind meine.
Hier geschieht nur, was ich für richtig halte, was mich interessiert und was mich letztlich bewegt.
Geschichten zu verfassen ist für viele Menschen ein harter Job.
Ich denke da an Leute wie A. F. Morland und andere, die sich vor die Tastatur begeben und mit dieser Kunst ihr tägliches Brot verdienen müssen.
Aber ich denke auch, trotz dieser Professionalität, verliert das Schreiben niemals diesen – ja lasst es mich ruhig so ausdrücken – omnipotenten Reiz.
Natürlich kann ich mich dahingehend auch irren, aber das glaube ich einfach nicht.
Der Schriftsteller kreiert Universen voller Möglichkeiten, voller Abenteuer und voller Besonderheiten.
Und das ist vielleicht auch die Antwort auf die anfänglich gestellte Frage.
Warum schreibe ich?
Vielleicht, weil ich Unglaubliches zu bewegen vermag?
Weil ich an Orte reise, die ich niemals aufzusuchen in der Lage bin?
Weil ich – und nun möge man mir verzeihen – nur so die Chance habe zumindest als ein kleiner Gott zu fungieren und die Geschicke von Menschen, die in meinen Stories vorkommen, lenken und leiten kann, wie ich es will?
Wahrscheinlich ist die Antwort so komplex, dass jede dieser genannten Möglichkeiten (und noch viele, die ich hier nicht anführe) der Wahrheit entspricht.
In meinem Grübelvorgang vertieft nicke ich plötzlich und sehe die gestellte Frage nicht vollständig beantwortet, doch es soll mir genügen.
Eine Frage nicht vollständig beantworten zu können, stachelt ja die Phantasie an, und genau so etwas will ein Schriftsteller doch (auch wenn er nur als Hobby schreibt).
Diese Erkenntnis verzückt mich regelrecht und wieder gleiten meine Gedanken nach Aldra, ein Fantasyland, welches ich vor einigen Jahren schuf und von dem ich drei kurze Geschichten verfasst habe.
Ich sehe diese wunderschöne, blühende Welt mit ihren altertümlichen Bauten, ihren rustikalen Menschen und den bösen Umtrieben direkt vor mir.
Auch entdecke ich meinen Aldrahelden – Clay Lomax – der wieder einmal auszieht, die Mächte des Bösen in Aldra in Schach zu halten.
Dieses Mal wird er gegen einen Drachen kämpfen.
Ich stocke…
Ein Drache, natürlich! Ich baue einen Drachen in meine erste Hütergeschichte ein.
Oder nein, erstmal nur Drachenblut, und dieses…
Oh, Entschuldigung, ich muss jetzt Schluss machen, denn wenn die Ideen erst einmal fließen, muss man ihnen nachgeben.
Also, Drache…Drachenblut…Mark Larsen… Klasse und weiter…?
ENDE