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Comics, Heftromane, Bücher oder Werdegang eines Lesers

0Comics, Heftromane, Bücher ...
... oder Werdegang eines Lesers

Als Kind bekommt man Bilderbücher geschenkt, da das geschriebene Wort für Knirps noch nicht wirklich geläufig ist.

Lose gestreuter Text vereinfacht es dem Elternteil der Handlung zu folgen und diese der Spur nach weiterzugeben.


Die Comics sind die natürlichen Nachfolger dieser Bildergeschichten.


0Zu den Bildern gesellt sich nun je nach Altersgruppe Text, der Hintergründe erklärt und die Geschichte verständlicher macht.

Heftromane werden allgemein als die Übergangsphase zwischen Comic und Buch gesehen. Auch diese Sparte wird zumeist nur besucht, bevor der Schritt zum Buch gemacht wird.

Wenn man alle Phasen durchgemacht hat, was kommt danach?

Mein Werdegang verlief relativ unspektakulär und wohl so, wie es vielen in meinem Alter ergangen ist:

Als ich des Lesens unfähig war – lange ist es her! -, muss es da sicher Bilderbücher gegeben haben, die an mich herangetragen wurden. Überlebt hat keines und sie sind durch die häufigen Umzüge irgendwo auf der Strecke geblieben. Vielleicht haben meine Eltern auch einfach alles entsorgt. Wer weiß das schon so genau, bzw. wer will das auch wirklich so genau wissen.

Erinnern kann ich mich an keines, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. „Globi“ und „Papa Moll“ sind mir natürlich ein Begriff, ebenso „Petzi“, aber worum es in den Geschichten ging, da fehlt mir das fotografische Gedächtnis eines Arkoniden.

0Comics waren in jungen Jahren mein Steckenpferd, und soweit mich meine Erinnerung nicht trügt, waren das in erster Linie die „Mickey Maus“ und „Fix und Foxi“, bevor diese Lektüre von Heftserien wie „Bessy“, „Silberpfeil“ und „Buffalo Bill“ abgelöst wurden.

Superhelden in Strumpfhosen, namentlich Superman, waren danach meine erklärte Lieblingslektüre. Auch wenn der Held im Titel das Logo zierte, waren nicht immer nur seine Abenteuer vertreten. Auf diese Weise kam ich in Kontakt mit Batman, Roter Blitz (tja), Grüne Leuchte (puh) und Wunder Girl (da wurde aus einer Frau ein Mädchen), die ich immer wieder auch in ihren eigenen Publikationen lesen durfte.

0In den Achtziger wechselten meine Helden (DC) zu denen von Marvel, als der Condor-Verlag „Die Spinne“ neu auf den Markt brachte. Die vorhergehenden Inkarnationen von BSV und Williams waren an mir vorbeigegangen, ohne dass ich die bemerkt hätte. Da war ich noch zu jung dazu.

0Auch bei Condor gab es diverse Publikationsformen, die ein breites Spektrum abdeckten, aber als ich Zugang zu den Originalheften bekam, war es um diese Jugendsünde geschehen. Das Lettering, welches vor allem in den Taschenbüchern grottig gehandhabt wurde, machte mir das Vergnügen, die Geschichten zu genießen, zunichte.

Wer jetzt denkt, dass ich extrem viele Comics in jungen Jahren konsumiert habe, der liegt nicht ganz falsch. Aber ein Haushalt von drei Kindern, und jedes mit einer anderen Geschmackrichtung ausgestattet, bringt an Vielfalt schon was her. Es war jedoch ein großer Spaß und auch sehr farbig, diese Zeit.

0Dass es Heftromane gab, war ich mir bewusst. Im Urlaub griff sich mein Vater immer wieder ein paar Jerry Cottons oder auch andere Krimis, weil er sonst dafür keine Zeit aufbringen konnte. Ich kam mit dem Heftroman erst durch einen Kumpel aus der Schulzeit in Kontakt. Als seine Tante verstarb hinterließ sie ihm einen Karton mit Perry Rhodan Heften. Da er nichts damit anfangen konnte, gab er mir ein paar ab, um sie auszutesten. PR 385 war mein erstes Heft, und es sollte nicht mein letztes gewesen sein!

Über viele Jahre hinweg blieb ich der Serie treu ergeben. Kaufte sogar die Ableger (Tabus, Silberbände und auch die Atlan-Serie, sogar den Horror-Ableger von Ernst Vlcek: den „Dämonenkiller“), bis das Leben selber – verliebt, verheiratet, geschieden usw. usf. – mir dazwischen kam, und anderes wichtiger, spannender wurde. Dies war ungefähr auch die Zeit, als die Bücher vermehrt Einzug in mein Leben hielten. Natürlich waren die zuvor schon vertreten gewesen, aber immer wieder unterbrochen von Phasen des Heftromans. Als dann noch das Englisch forciert wurde und sehr viel im Original zu bekommen war, was mein Interesse weckte, war es um den Heftroman geschehen. Aus die Maus!

0Tja, damit wäre eigentlich dieser Werdegang beendet, wenn es sich dabei um einen handeln würde, wie er den meisten Leuten passierte. Ich jedoch gehörte wohl zu jenem Typ Mensch, der sich als Nerd bezeichnen kann/darf/muss. Denn Comics sind auch jetzt noch immer wieder sehr interessant für mich, auch wenn ich gemerkt habe, dass DC und Marvel seit längerer Zeit Dinge auf den Markt bringen, die mir nicht mehr entsprechen. Diesen Verlagen bin ich wohl entwachsen. Nur noch gerade eine Serie aus dem Hause Marvel erhalte ich im Abo: Daredevil. Die hat – jedenfalls zumeist – keine Verbindung zu allen anderen verzahnten Serien, und da sie durch Mark Waid geschrieben wird, sind die Geschichten sehr unterhaltsam. Vom Ein- bis Mehrteiler wird seit ein paar Jahren alles geboten. Hoffentlich hat die Serie genügend Absatz, damit sie noch lange läuft.

Viele Serien lassen mich kalt, da sie irgendwo angefangen und an anderer Stelle beendet werden. Crossover mit Miniserien sind eher die Regel als die Ausnahme und interessieren mich zumeist nicht, da das Thema mir am Ärschle vorbei geht. Dann ist mir aufgefallen, dass die Helden über die Jahre hinweg wenig bis nichts mehr mit denen gemeinsam haben, die mir in jungen Jahren große Freude bereitet hatten.

0Wenn ich es nicht anders wüsste, dann könnte ich behaupten, dass die verantwortlichen Leute bei DC und Marvel darauf hinarbeiten, ihre ach so sorgfältig aufgebauten Universen in den Sand zu setzen. Das wird aber kaum der Fall sein, da sie davon leben. Aus diesem Grund habe ich mich eben zurückgezogen, als mich ständig über Dinge zu ärgern, die mir zuwiderlaufen. In dem Zusammenhang spreche ich als Beispiel nur mal das Kostüm von Superman an, das mir überhaupt nicht gefällt, nebst den anderen Superhelden in der Justice League. Was da Jim Lee geboten hat – Kragen, und nicht nur bei Supes! – entbehrt für mich jeder Ästhetik und Trend. Vielmehr kommen mir da Erinnerungen an die Discogeneration auf.

Die Geschichten mögen ja gut sein, aber da mich ein Comic auch visuell ansprechen muss, kann ich damit nichts (mehr) anfangen.

Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.

0Zum Glück gibt es andere Comics (z. B. Valiant), die erst noch ihren Weg nach Europa finden müssen, jedenfalls in einer deutschen Übersetzung. Die sind frisch, haben aber wenig mit dem Widererkennungswert der alten Helden zu tun, die der eine oder andere noch von seinem Vater her kennt.

Was mich positiv überrascht hat: auch wenn bereits in den Neunzigern einmal verschiedene Serien in diesem Verlag erschienen sind, werden sie nun neu mit frischen Geschichten verwoben. Die eine oder andere Story wird neu oder anders erzählt, ansonsten ist es neues Material von aktuellen/neuen oder alten Hasen aus dem Comic-Business.

Die aktuellen Hefte sehen visuell auch ansprechender aus, als die aus der ersten Generation. Sie sind zeitgemäßer, während man vor der Jahrtausendwende immer das Gefühl hatte, dass die Zeichnungen etwas altbacken seien. Nicht wirklich schlecht, aber doch gewöhnungsbedürftig.

Viele ältere Sachen werden von mir auch gekauft. Entweder habe ich die nie besessen, oder nur in einer deutschen Übersetzung oder unsere gemeinsamen Wege haben sich irgendwie getrennt. DC und Marvel bringen beide ihre alten Geschichten aus verschiedenen Jahrzehnten sporadisch heraus. Zum Teil als HC oder als Trade. Das zu einem Preis, der zwar hoch erscheint, aber div. Einzelhefte sind mittlerweile so teuer, dass sich die Anschaffung auf jeden Fall lohnt.

Kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle an die Papierqualität. Die alten Sachen druckte man damals auf ein Papier, das man unter Fans als Toilettenpapier bezeichnet. Mit den heutigen Druckmöglichkeiten sehen die Dinger zwar besser gedruckt aus, aber das Nostalgische geht etwas flöten. –Das nur so am Rande.

1Perry Rhodan wurde nach (m)einer dreißigjährigen Abstinenz vor fünf Jahren erneut mein wöchentlicher Begleiter. Nachdem vereinzelte Versuche mit einem Wiedereinstieg gescheitert waren – aus diversen Gründen (Story/Autoren etc.) - , schaffte es Band 2500 mich zu verzaubern. Seither gehöre ich wieder dazu und kann mir eine Zeit ohne meine SF-Dosis gar nicht mehr vorstellen. Die Zeit davor und was es genau gewesen war, was mich von der größten SF-Serie der Welt abgehalten hat, sind irgendwie verwischt. Zeit genug hätte ich immer irgendwie gehabt...

Ob es an den Büchern lag, die es nicht „zugelassen“ haben, dass ich auch noch einen Heftroman meinem wöchentlichen Pensum hinzufügte? Das wissen die Götter.

Nun sitze ich in der komfortablen Lage, alle Teile meiner Jugend in der einen oder anderen Form immer noch zu konsumieren. Mal sind es die Bücher, dann wieder die Comics, um dann auch den einen oder anderen Heftroman zu verschlingen. Damit erhalte ich mir einen Teil meiner Jugend und blicke auf ein Leben voller bunter Abenteuer, spannenden Geschichten und sehr vielen Erlebnissen, bei denen ich dabei sein konnte, zurück.

Dass mich diese Begeisterung – auch wenn sich die verändert hat – auch noch im hohen oder noch höheren Alter immer noch begleitet, das hätte ich mir in jungen Jahren nie träumen lassen. Ich bin mir sogar sicher, dass ich damit alt werde. –Böse Zungen behaupten, da wäre ich längstens angekommen.   Wink

Geschichten in jeder Art faszinieren mich und ich lasse mich gerne an der Hand nehmen und auf ein Abenteuer mitschleppen.

Meine Eltern haben dies immer als eine Phase angesehen. Aus der würde ich mal geläutert hervorgehen, um sich dann wichtigeren Sachen zu widmen. Aber der Plan ging nicht auf. Gut, mittlerweile läuft das Ganze über meinen eigenen Geldbeutel, und da kommt einiges im Monat zusammen. Aber warum sich die Freude nehmen und etwas ablegen, das Spaß macht? Ich habe nie verstanden, wenn in meinem Bekannten- und Freundeskreis plötzlich niemand mehr Comics und/oder Heftromane gelesen hat. Mir sind sie ein Zeitvertreib, den ich nie und nimmer hergeben will. Sie sind ein Teil, der zu mir gehört, wie meine Kleidung, aber sie machen mich nicht als Person aus. Das muss festgehalten werden. So sehr ich auch in die fantastischen Welten abdriften kann, so sehr bin ich mit beiden Füssen in der Realität verankert und weiß zu unterscheiden. Auch wenn meine Eltern wenig bis nichts mit diesen Phasenprodukten anfangen konnten, haben sie mir nie den Umgang damit verboten. Wohl auch aus dem Grund, dass sie mitbekamen, wie ich damit umging und diese Welten zu trennen vermochte.

Ich bin ihnen bis Heute sehr dankbar für dieses Vertrauen.

Fazit: Wenn einem etwas nicht (mehr) gefällt, kann ich nur folgendes empfehlen: andere Serien/anderer Lesestoff suchen! Man wird immer fündig werden.

Ich erst recht! Wenn ich vor der Wahl stehe zwischen zwei Büchern, nehme ich immer beide. Aus diesem Grund kann ich ohne Vorbehalte sagen: Ausgehen wird mir der Lesestoff nie!

Auf weitere gute Geschichten, egal in welchem Medium!

 

Kommentare  

#16 Ganthet 2014-07-26 10:10
Ich bin ja doch angenehm überrascht, dass hier so einige Comicleser zusammen kommen. Habe den ZS bisher immer nur als Forum für Heftromane wahrgenommen.

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