Luxuriöse, unbewegte Bilder - IDW – Artist Edition
Luxuriöse, unbewegte Bilder
IDW – Artist Edition
Das Unternehmen wurde ursprünglich durch Horror-Comics bekannt, wie „30 Days of Night“ und „Dark Days“. Das Unternehmen begann dann, spezialisiert auf lizenzierte Eigenschaften, den Erwerb der Rechte an Film-Serien und Charakteren wie „Underworld“ und „Godzilla“, sowie als TV-Serie „24“ und „Angel“ und der Spielzeug-Linie „Transformers“.
Mittlerweile wird ein buntes Gemisch von Serien angeboten, die von „Ghostbusters“ bis „X-Files“ reichen. Es werden abgeschlossene wie auch offene Serien veröffentlicht.
Aufmerksam wurde ich beim durchblättern des monatlichen „Previews“-Katalogs, den mein Comic-Shop für mich immer auf die Seite legt.
Darüber suche ich mir seit Jahren aus, was die amerikanischen Verlage in drei Monaten zu veröffentlichen gedenken. Zumeist klappt das auch.
IDW hat sich auf die Flagge geschrieben, was für den Verlag „Dark Horse“ für viele Jahre ein lukratives Geschäft war: Filme in Comicform weiterführen. Mittlerweile hat sich „Dark Horse“ teilweise davon entfernt und bringt auch eigene Geschichten heraus. IDW hat das Konzept übernommen und es scheint ihnen mit den Lizenzen gut zu gehen.
Nebst „Locke & Key“ habe ich bereits die eine oder andere Mini-Serie von John Byrne gelesen, die in diesem Verlag veröffentlicht wurde, ansonsten lasse ich Publikationen wie „24“ und „X-Files“ links liegen. So gut mir die TV-Serien auch gefallen haben, bin ich doch schon öfters enttäuscht worden, was die Qualität betrifft.
Ich bin einfach der Meinung, dass man etwas in dem Medium belassen soll, in dem es zuerst aufgetaucht ist und da auch gefallen hat. Mit Comicadaptionen – oder auch Büchern, wie das „Dark Horse“ mit „Alien“ gemacht hat – kann der Fan zwar eine Einstellung „umgehen“, da es seine Serie immer noch gibt, doch irgendwann geht auch dieses Projekt den Bach runter und man steht wieder am selben Punkt. Grund: die Qualität fluktuiert sehr.
Erstaunlicherweise beweist „Dark Horse“ mit „Buffy – The Vampire Slayer“ ein goldenes Händchen, da die Serie bereits in der dritten Comic-Staffel steht, also der zehnten, die TV-Serie mitgerechnet. Es ist auch kaum verwunderlich, dass es hier funktioniert, schreiben doch immer wieder die Autoren der Serie auch am Comic mit. Zudem hält Joss Wheadon sein Händchen über der Figur. –Aber das ist unwesentlich für diesen Artikel.
Es muss 2012 gewesen sein, als IDW mit einem neuen Projekt an den Start ging: Artist Edition. Zwei Worte, die nicht wirklich viel aussagen, doch beim Aufschlagen der betreffenden Seite im Katalog, war gleich klar, was damit gemeint war: von den Originalen eingescannte (farbig!) Comiczeichnungen, bevor sie zum Colorist gebracht wurden, also schon mit Tusche (schwarz/weiss) versehen. Hier ein Bild dazu.
Dabei werden von bestimmten Zeichnern - auch von einer bestimmten Serie - die ganze Hefte oder auch Einzelbilder gebracht. Ausschlaggebend bei diesem Produkt ist die Größe, die ein normales Comic bei weitem überragt.
Die Bücher werden in der Originalgröße der Zeichnungen veröffentlicht, was gerade bei alten Comics (wie z. B. Spirit) zu einem Augenschmaus wird.
Stellenweise ist noch das Deckweiß ersichtlich, mit dem gearbeitet wurde, um Schmutz oder schlechte Linien zu entfernen. Die Seiten sind bereits gelettert. Auf diese Weise wird das Lesen dieser Seiten zu einem neuen Erlebnis. Es fühlt sich an wie Wide-Screen-Comic!
Über das Verstauen macht sich ein Comic-Fan wie ich einer bin, keine Gedanken. Man würde am liebsten alle haben wollen, aber da die ein Schweinegeld kosten, sind sie nicht für jedermanns Geldbeutel.
Für Jungeinsteiger sind die Ausgaben eher unangebracht. Bei dem Angebot handelt sich um älteres, zum Teil sogar um sehr altes Material. Da wird der emotionelle Bezug zu den Sachen fehlen und mit dem Geldbeutel ist es wohl auch nicht weit her. Zudem kann man für diesen Geldbetrag sehr viele normale Comics kaufen. Doch der ins Alter gekommene Fan bekommt auf diese Weise eine Möglichkeit geboten, sich auf eine wundersame Art mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und erlebtes/gelesenes neu aufleben lassen.
Neu und auf Vorbestellung kostet so ein Buch locker 150 Euros. Je nach Aufwand, der damit betrieben wurde – „Daredevil – Born again“ hat zum Beispiel Blindenschrift auf dem Cover; im Innern diverse Transparentpapiere, wie sie der Illustrator verwendet haben muss – kann es auch mehr sein. Es gibt welche für weniger Geld, nur wird da der Umfang auch kleiner ausfallen. Genau beurteilen kann ich es nicht, da ich nicht alle besitze.
Hier ein paar Bilder zur Ausgabe von Daredevil (alle von Michael V. De Dios):
Das Meiste ist bereits beim Erscheinen ausverkauft, was bei den kleinen Druckauflagen kaum verwundert. Über Amazon lässt sich das eine oder andere Teil noch besorgen, man muss aber damit rechnen eine Stange Geld hinblättern zu müssen, einiges mehr, als beim Neukauf. Beim Verlag sind sie zum Teil noch erhältlich. Es gibt jedoch zu beachten, dass es sich dabei um Neuauflagen handelt.
Mir persönlich gefallen diese Ausgaben sehr. Sie sind ein Stück Zeitgeschichte, eine Portion Nostalgie und dahinter steckt sehr viel Fandom. Ich ziehe den Hut vor dem Aufwand, der dabei geleistet wurde. Man musste zuerst einmal die Originalseiten auftreiben, die aufwendig scannen und anschließend zu einem anschaulichen Band zu verarbeiten, der sich in der Sammlung sehr gut macht.
In meinem Comicshop wurde eine Ausgabe jedenfalls mit großem Staunen betrachtet und ich fühlte die Herzen der Besitzer höher schlagen, als ich eines der Goldstücke extra für sie öffnete.
Sie hatten nur davon gehört, jedoch noch nie eine Ausgabe gesehen.
Jedes Buch wird mit Zertifikat versehen, in einem passenden Karton verpackt, damit dem teuren Ding beim Transport auch ja nichts geschieht.
Fünf Stück belasten mittlerweile meinen Wohnungsboden. Mehr werden es sicher noch werden. Bis der Boden bricht!
Hier die Bilder und weitere Impressionen der Ausgaben:
Kommentare
IDW bietet wirklich interessante Sachen. Ich lese zur Zeit Walt Simonsons Star Slammers wieder (oben auf dem Speicher liegt noch der jahrzehnte alte Ehapa(?)-Album) und freue mich auf Simonsons neue Serie Ragnarök eben bei IDW.
Das allgemeine Comic-Programm hingegen ist vom Niveau her unterste Schublade. (Und damit meine ich nicht das Merchandising-Comic an sich.) Aufwendige Cover, dann zweitklassige Autoren und drittklassiges Artwork. Niemand verlangt, dass sie das Rad neu erfinden, aber was hier geboten wird, ist wirklich schwach.
Was soll’s. Die Geschichte ist eindringlich, tragisch und erhebend.
Und seit ich ihn vor vielen Jahren in der Schweiz an einer kleinen Comicveranstaltung gesehen (muss Anfang der Neunziger gewesen sein) und auch gesprochen habe – er hat mir sogar einen kleinen DD-Sketch gemacht –, hat die Story eh einen speziellen Platz in meinem Herzen. Zu schade war damals mein Englisch noch nicht existent.
Walter Simonsons Art ist für mich ein zweischneidiges Schwert. 2012 hatte er eine Avenger-Serie unter sich, die in meinen Augen echt schlimm aussah. Das macht es mir dann schwer etwas Neues von ihm auf meine Liste zu setzen.
Seine Thor-Geschichten zieren dagegen als Omnibus mein Archiv. Mir gefällt auch da nicht alles, aber nachdem ich im Magazin „Modern Masters“ No 8 über ihn gelesen und Zeichnungen gesehen habe, musste ich mir die einfach besorgen.
@Andreas Decker: Mit „IDW“ ist es wie mit anderen Comic-Verlagen: man muss sich die Rosinen herauspicken. Manchmal hat man Glück, öfters nicht. Leider.
Mit „Locke & Key“ lag das Glück auf meiner Seite. Ebenso mit den „Artist Edition“, auch wenn ich mir da – noch wenn ich könnte – nicht jede besorgen würde. Auch als Nerd kenne ich nicht alles und muss auch nicht mehr alles haben.
Alles zu kennen lässt mein Geldbeutel schon gar nicht erst zu. Irgendjemanden wird das veröffentlichte Material auf jeden Fall ansprechen. Wir gehören nicht zu dieser Sparte.
Positiv ist mir jedenfalls aufgefallen, dass „IDW“ auch Kinderserien publiziert. Über die Qualität kann ich mir jedoch kein Bild machen, da ich dafür kein Interesse aufbringen kann.
Diese Omnibusse -- ich liebe diese Riesenwäscher. Ich hab hier den John Byrne-Fantastic Four-Omnibus 1 und 2 stehen, den Captian Britain-Omnibus (Alan Moore, Alan Davis), diverse Daredevils. Von DC entsprechende Sammlungen: Animal Man, Invisible, DC One Million (ich mag Grant Morrison), Sandman, ...
Vor ein paar Wochen ist Frank Millers Big Damn Sin City dazu gekommen.
Ach du Schande. Also vor vierzig Jahren hätte ich mir das alles nicht leisten können.
IDW hat auch die beiden Compleat John Byrne's Next Men herausgegeben. Schöne, fette Paperbacks, schwarz/weiß. Sie liefern doch auch nette Sachen.
Den Thor-Omnibus gibt es noch:
www.amazon.de/Thor-Walter-Simonson-Omnibus/dp/0785146334/ref=sr_1_2?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1406123404&sr=1-2&keywords=thor+omnibus
Kostet einfach ein Schweinegeld.
Deine Schätze sind auch nicht zu verachten!
John Byrnes FF: da liegen noch die Originale bei mir rum. -Wobei, die waren so cool, dass man sich zwei Sammelbände schon leisten könnte.
Next Men: da habe ich auch noch irgendwo die Originale. Zu schade, dass in den Nachdrucken die Leserseite nicht mitgedruckt wurde. Die war zum Teil spannender als der Comic selber. Und der war spannend!
Ich teile deine Ansicht zu den Omnibus. Nichts für zwischendurch, aber wenn man es sich zuhause auf einem bequemen Stuhl gemütlich gemacht hat und plant, diesen die nächsten zwei, drei Tage nicht mehr zu verlassen, dann ist das die richtige Lektüre.