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Leftis Plausch # 09: »Sparfilme« über große und tote Könige - King Arthur & King Kong

Leftis Plazusch # 9 - Sparfilme»Sparfilme« über große und tote Könige
King Arthur & King Kong

Zu Christi Himmelfahrt gab es einen ganzen Batzen diverser Filme im TV. Ein paar davon habe ich mir auch angeschaut. Grund genug für mich, diesen Plausch zu schreiben und zwischen zuschieben.

King Arthur
Da lief zum Beispiel am 16. Mai in Kabel1 um 20:15 Uhr King Arthur im TV und am 17. Mai um 18:10 Uhr lief er noch mal.

Dank meiner immens schnellen Auffassungsgabe habe ich gegen Ende der Wiederholung sofort bemerkt, dass es sich um ein und den selben Film handelte. Wink

Mit King Arthur aus dem Jahre 2004 zeigt Jerry Bruckheimer, dass auch er schlechte Filme produzieren kann. Ein „Sparfilm“, wie er im Buche steht. Oder sollte ich eher sagen: ein „Sparfilm“, wie er nur im TV gesendet wird? Ich kann mir bis heute noch nicht vorstellen, dass dieser Film zwischen 90 und 120 Millionen Dollar gekostet haben soll.

Worum geht’s? Welche unglaubliche Story mag man uns ans Schienbein nageln?
Im Jahre 452 n.Chr. werden am 120 km langen Hadrianswall diverse Recken stationiert, um die römische Provinz Britannia vor keltischen und piktischen Überfällen aus dem Norden zu schützen. Der Befehlshaber ist Artorius Castus alias Arthur. Fünfzehn Jahre später geht für die letzten sechs verbliebenen Ritter (Lancelot, Galahad, Gawain, Tristan, Bors und Dagonet) der Truppendienst am Hadrianswall zu Ende. Allerdings erfahren die Ritter, dass ein großes Heer der Sachsen mordend und plündernd zum Wall vordringt ...

Genaueres kann man auf diversen Seiten im Internet finden und nachlesen. Vorab sei gesagt, dass die Inhaltsbeschreibung viel mehr verspricht als das, was der Film hergibt.

Gespart wurde in an diesem Film nahezu überall: an der Beleuchtung, den Requisiten und an einigen Schauspielern.

Die Beleuchtung: welche Beleuchtung? Der Film wurde wohl gänzlich ohne Scheinwerfer gedreht, alles war finster und dunkel. Dazu kamen noch Szenen im Walde, also noch finsterer und noch dunkler. Zum Glück lag an einigen Schauplätzen Schnee, so dass es nicht zu dunkel gewesen ist. Ansonsten wäre der Film so dunkel gewesen, wie nachts in einer Kohlengrube, wenn das Licht aus ist ...

Die Requisiten: welche Requisiten? König Arthur spielt ja bekanntlich in England, im Mittelalter, zur Ritterszeit. Doch statt den Schauspielern Ritterrüstungen zu verpassen, wie es sich für einen anständigen Rittersfilm gehört, steckte man die Ritterschaft in Römerrüstungen.
Yepp, in Römerrüstungen! Dat muss man sich mal vorstellen! Arthur in Römerrüstung!
Natürlich bleibt so ein Fauxpas bei den Zuschauern nicht unentdeckt, daher argumentierte man im Film, dass Arthur ein Römer sei – zumindest ein halber. Und Lancelot und die fünf anderen Ritter natürlich auch. Alles Römer, oder was?

Die Schauspieler: König Arthur, oder sollte ich besser sagen „Centurio“ Arthur wurde von Clive Owen gemimt. Nicht zu verwechseln mit dem sympathischen Blondschopf Owen Wilson.
Dieser allseits bekannte Clive Owen hat zum Beispiel in solch illustren Filmen wie Sin City mitgespielt und in ... Ja, wo eigentlich noch?

Natürlich durfte auch in diesem Film der berühmt-berüchtigte Eyecatcher, das Weibsstück, nicht fehlen. Das wurde in Form von Keira Knightley verkörpert.
Knight(ley) zumindest etwas, was man mit Ritter in Verbindung bringen kann, auch wenn es nur der Name einer Schauspielerin ist.
Die edle Ritterschaft findet dieses holde Weibsstück zufällig als einzige Überlebende (inkl. eines kleinen Jungen) in einer Kerkergrube. - Wer hat sich nur dieses bescheuerte Drehbuch ausgedacht?

Der ganze Film handelt eigentlich nur davon, dass die Sachsen in Britannien einfallen.
Die römischen Ritter, also die kleine Handvoll Haudegen, begleiten einen Flüchtlingstreck durchs winterliche Unterholz, bis es letztendlich zur großen Schlacht Römer und Kelten gegen die bösen Sachsen kommt. Dabei wissen wir doch alle, dass Arthur König der Sachsen ist. Immerhin brachte er den Sachsen das Angeln bei. Seit dem heißen sie Angelsachsen ...
Ja, die Rotte an Rittern in Monty Pytons Ritter der Kokosnuss war durchaus größer.

Bin ich jetzt auf alles Wichtige eingegangen oder habe ich noch etwas vergessen?
Ach ja: Merlin und dat Schwert.
Merlin ist in diesem Film kein Zauberer, sondern der Oberguru der keltischen Waldläufer. Für die Darsteller der Waldläufer hatte man so gut wie gar keine Kostüme übrig, daher hat man sie einfach mit blauer Farbe beschmiert, die wohl noch von Mel Gibsons Film Braveheart (1995) übrig geblieben scheint.

Wie wir alle wissen – zumindest will uns der Film dies weismachen -, war es damals im finsteren, düsteren Mittelalter alter Brauch, dass die Männer alle auf dem Schlachtfeld sterben ... Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Haben die Familienangehörigen immer die alten, im Sterben liegenden greisen Männer aufs Schlachtfeld gekarrt, damit sie dort mang den Kämpfenden sterben? Da ist es doch wohl eher realistischer, wie in Ritter der Kokosnuss dargestellt, dass die Toten (oder fast Toten) an den Leichensammler verschachert werden.
Na jedenfalls hatten die Kelten und Römer im bewaldeten Britannien sehr wenig Holz, so dass man Schwerter auf die Gräber steckte, statt Holzkreuze oder andere Alternativen. Und Klein-Arthus wollte nun auch ein Schwert haben und da hat er dann ganz einfach das Schwert aus dem Grab seines Vaters gezogen ...
Ich weiß nicht, ob man so was macht; jedenfalls scheint so die Legende des "Schwertes im Stein" entstanden zu sein. War eben kein Stein, sondern ein Grabhügel ...

Letztendlich kommt es zur alles entscheidenden Schlacht Kelten und Römer gegen die Sachsen. Natürlich sucht Guinevere (Keira Knightley) – das Flittchen aus der Kerkergrube - in der Nacht Arthur auf, um sich noch mal eben vor dem Kampf begatten zu lassen.
Ist klar, eh? Statt dass sich die Männer vor einem Kampf noch mal 'ne Frau schnappen – wie es damals wirklich war -, übernimmt die Frau diesen Part und schnappt sich den Kerl.
Und ja! Aber natürlich ist Guinevere eine arg gefährliche Schwertkämpferin! Wie sollte es auch anders sein? Wohlgemerkt von der elbenhaften Keira Knightley dargestellt, die ohne Rüstung an der Schlacht teil nimmt.

Wirklich gut wurden die Sachsen dargestellt. Für ihre Perücken und unechten Bärte orientierte man sich an entsprechende Vorbilder aus Asterix und Obelix.
Sehr gut hat mir Schauspieler Stellan Skarsgard (Stiefelriemen Bill aus Piraten der Karibik) als Sachsenanführer Cerdic gefallen.
Mit Keira Knightley und  Stellan Skarsgard hat sich Bruckheimer also zwei Piraten der Karibik geschnappt. Und Mads Mikkelsen eher bekannt als Le Chiffre aus James Bond 007: Casino Royal und der Neuverfilmung Kampf der Titanen spielt auch mit.

Aber jetzt kommt 's! Haltet euch fest!
Zu allem Überfluss spielt auch Untalent Til Schweiger mit.
Ja, wirklich! Der Schweiger Til spielt tatsächlich in diesem Film mit. Alle Sachsen-Darsteller achteten auf ihre Requisiten – bis auf Schweiger Til, der verschlampte natürlich mal wieder vor Drehbeginn seine Perücke und rennt fortwährend im ganzen Film mit geschorenem Haupt durch die Szenerie. - Sehr amateurhaft. - Man hätte ja mal wenigstens 'ne Ersatzperücke bereitstellen können, aber eine Ersatzperücke für olle Til war wohl in dem kleinen Budget nicht eingeplant. Oder wurde vielleicht sogar so doll gespart, dass man für den armen Til vorab schon gar keine Perücke mehr übrig hatte? Man weiß et nicht ...Embarassed

Vor allem ist es ja ein unheimlich komplizierter, unverständlicher Film, den man erst nach dem zweiten Ansehen halbwegs versteht. Ansonsten gibt es für mich keinen Grund, warum dieser Film innerhalb von zwei Tagen zwei mal gesendet wurde?!

King Kong
Kommen wir nun zum zweiten Sparfilm: King Kong von 1976.
Ausgestrahlt am 17. Mai bei Kabel1.
Kennt ihr noch den wirklich gut gemachten alten King Kong von 1933?
Der Film hatte wirklich Flair: der Urwald war wirklich urig und der ganze Film passte irgendwie. Und dann waren da ja noch diese urzeitlichen Viehcher. Die Dinosaurier und Flugsaurier. Und ganz besonders anzumerken der Kampf zwischen King Kong und dem T-Rex! Für mich die Hauptattracktion des Films. Das Einzige, was damals der Nerv tötete, war das ständige Geplärre der weißen Frau.

Aber wir reden ja hier vom „Sparfilm“ aus dem Jahre 1976.
Um möglichst viel zu sparen hat man den Film ganz einfach in neuerer Zeit, sprich 1976, angesiedelt. Dadurch ging sehr viel Flair verloren. Da man bereits 1976 wusste, dass die Dinosaurier ausgestorben sind, ließ man diese auch im Film komplett weg – zumindest habe ich keinen gesehen. Das heißt, auch der Kampf gegen den T-Rex fiel weg. - Man musste ja schließlich sparen.
Selbst der Holzstamm, der beim riesigen Tor in der Mauer als Riegel diente, war aus Kunststoff – wurde wohl höchstwahrscheinlich aus irgendeinem Vergnügungspark ausgeliehen und das Affenkostüm ebenfalls.

Selbst Jeff Bridges sieht so aus, als ob er direkt von der Straße aufgelesen und für den Film engagiert wurde. So wie der mit seiner Matte und Vollbart aussieht, würde ich mich gar nicht auf die Straße trauen, geschweige denn vor die Kamera. Aber auch hier machten die Produzenten aus der Not eine Tugend: Sie ließen ihm seinen Vollbart und sparten so den Maskenbildner ein.

Insgesamt kommt mir der Film so vor, dass der Regisseur vor dem Problem stand, einen 134 Minuten langen Abenteuerfilm mit nichts zu füllen. Denn es fehlt Abenteuer, Action, Spannung und Handlung – wenn man mal vom Kampf auf dem Empire State Building absieht.
Wie gesagt, müssen wir immer im Hinterkopf behalten: es ist ein „Sparfilm“. So sparsam, dass die Schiffscrew ihre Uniformen vom Loveboat geliehen bekommen haben.
Produziert wurde der Film übrigens von Dino de Laurentis.

Mehr gibt es über einen Sparfilm ohne Setting, Flair, Action und Handlung auch nicht zu sagen.
Jedenfalls war ich nach diesem Film so desillusioniert, dass ich anschließend erst einmal Peter Jacksons King Kong aus dem Jahre 2005 eingelegt habe...

Copyright Olav Linke 18.Mai 2012

Kommentare  

#16 Lefti 2012-05-23 21:26
Du sprichst mir aus der Seele, Friedhelm, aber ich fühlte mich in meiner Ehre gekränkt. :sigh:

Ich gebe Dir in allem recht, außer mit der berühmt-berüchtigten Teengeneration. Meine eigenen Erfahrungen zeigen mir, daß es da zwei verschiedene Sorten gibt. Einmal jene, die sich sehr wohl interessieren und jene, die überhaupt keine Peilung mehr haben. :eek:
#17 Larandil 2012-05-23 21:55
Na dann haue ich doch auch mal ins Kontor und biete als Beginn des Mittelalters 732, die Schlacht von Tours und Poitiers, bei der ein anderer Karl den Mauren zeigte, wo der Hammer hängt. Jener Karl zog danach eine Heeresreform bei den Franken durch, ließ eine schwere gepanzerte Reiterei aufstellen ... und stattete diese "Ritter" mit Lehen aus.
#18 Laurin 2012-05-24 00:54
Heißt es nicht eigentlich "das dunkle Mittelalter", weil eben der Anfang irgendwie im Dunkeln liegt? :D
#19 Pisanelli 2012-05-24 09:53
Das Mittelalter wird gemeinhin mit dem Ende der Völkerwanderung angesetzt, also zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert. Man muss allerdings unterscheiden zwischen dem Weströmischen Reich und dem Oströmischen Reich. Letzteres existierte länger und bewahrte auch länger die antiken (römischen) Traditionen. King Arthur spielt also definitv noch in der Spätantike, was auch mit der Wanderung der Sachsen Sinn macht. Die Pikten waren vermutlich übrigens KEIN keltischer Stamm, sondern eben die Pikten. Sie gehören jedenfalls nicht der keltischen Sprachgruppe an, die auf dem Festland und in Südengland existierten. Es wird darüber noch gestritten. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Einwanderergruppe aus älterer Zeit, die sich aufgrund ihrer isolierten Lage länger der bekannten keltischen Integration entzog.
Aber erwartet wirklich irgendjemand von einem Hollywoodstreifen historische Wahrheiten?
#20 Andreas Decker 2012-05-24 11:19
zitiere Lefti:
Das war 476! Ab da an beginnt das Mittelalter!


Am 1. Januar oder doch erst am 31. April um 12? :lol:

Und da sind noch nicht die diversen Kalenderformen eingerechnet. Geschichte ist wirklich verwirrend :sad:

zitiere Pisanelli:

Aber erwartet wirklich irgendjemand von einem Hollywoodstreifen historische Wahrheiten?


Aber unbedingt! Sonst wären ja die ganzen Nostradamus-Streifen auf dem Hisory-Channel ja nur dumme Panikmache und der schiefsingende Nero in Quo Vadis Blödsinn :lol:
#21 Kerstin 2012-05-24 11:55
Wikipedia mag zwar nicht in jedem Punkt das Maß aller Dinge sein, aber wenigstens kann da jeder nachgucken und sich zumindest eine grobe Vorstellung der Materie holen.

de.wikipedia.org/wiki/Mittelalter

Auch da ist der Anfang des Mittelalters doch ein paar Jahre nach 476 datiert, wenn auch darauf hingewiesen wird, dass der genaue Anfang umstritten ist.
#22 Lefti 2012-05-24 20:28
Zitat:
Andreas Decker: Die vier "upgedateten" waren aber auch so was von schlecht und daneben. Als wäre Poirot durch ein Zeitloch gefallen :D
Die vier "geupdateten" waren eines Peter Ustinov unwürdig. :-x

Zitat:
Friedhelm: Vielleicht habe ich was verpasst, Lefti - aber ich frage trotzdem: Warum jetzt dieses..???
Weil: Zitat:
WArum die Aufregung um "King Arthur"... Erst einmal konnte der Streifen eh nur entstehen, weil Fantasymovies nach Peter Jacksons "Lord of the Rings-Triologie" einfach in waren. Und mehr ist das Ding nicht - reine Fantasy.. Jerry Bruckheimer hat die Gunst der Stunde genutzt - wie viele andere übrigens auch - und hat eine Popcorn-Version der "King Arhtur"-Geschichte fabriziert. Mehr isses nicht - und mehr will das ganze auch nicht sein... Historische Wahrheiten interessieren dabei einfach niemanden.
So sehe ich das auch und habe lediglich geschrieben, wie der Film im TV auf mich gewirkt hat und dass ich unter "King Arthus" etwas anderes erwartet habe und mir vorstelle. Mag sein, dass der Film im Kino ganz anders gewirkt hat. Und man darf durchaus auch anderer Meinung sein. - Das erlaube ich. :P
Ich wollte bei Leibe keine Diskussion über das Mittelalter lostreten. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass diesbzgl. so viel gepostet wird.

Zitat:
Laurin: Heißt es nicht eigentlich "das dunkle Mittelalter", weil eben der Anfang irgendwie im Dunkeln liegt? :D
Diese Frage ist absolut diskussionswürdig ;-) und ich schlage sie hiermit als "Frage der Woche" vor! :D

Zitat:
Andreas Decker: zitiere Lefti: Das war 476! Ab da an beginnt das Mittelalter! Am 1. Januar oder doch erst am 31. April um 12? :lol:
Am 04. September 476 wurde Romulus Augustulus abgesetzt.

Euch ist schon klar, dass wir hier über Geschichtsstoff aus der 7. Klasse reden? :oops:

Zitat:
Kerstin: Wikipedia mag zwar nicht in jedem Punkt das Maß aller Dinge sein, aber wenigstens kann da jeder nachgucken und sich zumindest eine grobe Vorstellung der Materie holen.
...
Auch da ist der Anfang des Mittelalters doch ein paar Jahre nach 476 datiert, wenn auch darauf hingewiesen wird, dass der genaue Anfang umstritten ist.
1.) Vertraue niemals Wikipedia - da stecken zu viele Laienangaben drin. Da halte ich es wie Alter Hahn und empfehle als Nachschlagewerk entsprechende Bücher.
2.) Hast Du als Beginn des Mittelalters die Zeit von Karl, dem Großen angegeben (siehe Posting # 11). Der lebte jedoch 747 n.Chr. - 817 n.Chr., also ein paar hundert(!) Jahre nach Beginn des Mittelalters, sozusagen mitten drin. Also red' Dich jetzt nicht raus! :P
#23 Kerstin 2012-05-24 21:49
Lefti, lies mal genau: Für mich fängt das Mittelalter frühestens mit Karl dem Großen an.

Für mich. So hat es jedenfalls auch mein Geschichtslehrer gesehen und so sieht das die Mehrheit der Aktiven im Mittelalter-Reacment, ebenfalls eine Reihe von Sachbuchautoren.

Das muss nicht heißen, dass ein anderer den Anfang des Mittelalters früher datiert. Nur Artus schon als mittelalterlich zu betiteln, das ist halt nach gängiger Meinung doch ein bisschen zu früh. Eigentlich hatte ich das überhaupt nur angeführt, weil mich gestört hat, dass wieder einmal Mittelalter gleichgesetzt wurde mit Rittern in Harnischrüstung und mit Topfhelm. Das kam nämlch erst nach 1350 auf und repräsentiert definitiv nur einen kleinen Teil des Mittelalters, ganz gleich, an welchen Jahreszahlen man das jetzt festnageln will.
#24 Pisanelli 2012-05-25 11:43
zitiere Kerstin:
Lefti, lies mal genau: Für mich fängt das Mittelalter frühestens mit Karl dem Großen an.

Für mich. So hat es jedenfalls auch mein Geschichtslehrer gesehen und so sieht das die Mehrheit der Aktiven im Mittelalter-Reacment, ebenfalls eine Reihe von Sachbuchautoren.

Sei mir nicht böse, Kerstin, aber ich weiß ja nicht, welcher Jahrgang Dein Geschichtslehrer war und ganz bestimmt wird kein Historiker den Beginn des Mittelalters mit Karl dem Großen gleichsetzen. Soviel zu den "Sachbuch-Autoren". Ich bin Historikerin - und ich sage Dir, heutzutage sieht man, wie schon gesagt, ohne Frage den Beginn des Mittelalters deutlich vor Karl dem Großen.
Man muss zu der ganzen Diskussion vielleicht mal sagen, dass die Legende um König Artus definitiv im Mittelalter entstand - vielleicht nicht ihre Frühformen, aber die verschriftlichte Form. Und in der Form (Camelot-Sage, Sage um den Heiligen Gral) hat sie tatsächlich mehr mittelalterliche Elemente als spätantike, aber auch die spielen immer wieder rein, genauso wie die ganz archaischen (keltische Fruchtbarkeitsrituale etwa). Die Artus-Sage ist einfach ein schönes Beispiel, wie Legenden über Jahrtausende wachsen und jede Zeit ihre Idee mit reinspielen lässt.
Ich persönlich halte Artus ja für einen keltischen Stammesführer, der vielleicht tatsächlich schon romanisiert war - aber das Mittelalter hat ihn "romantisiert". Genauso wie Robin Hood. Die Wahrheit ist verloren gegangen, aber das macht überhaupt nichts, denn die Legende steht für das Ideal - und das hat die Zeit überdauert - bis heute. Und von daher ist es die Sage wert, wieder und wieder verfilmt, umgeschrieben oder sonstwie medial in Szene gesetzt zu werden. Um die Details geht es doch gar nicht, sondern um die Botschaft.
#25 GoMar 2012-05-25 21:20
#29 Pisanelli

"Um die Details geht es doch gar nicht, sondern um die Botschaft."

Liebe Pisanelli, das ist ein wahres Wort, und nebenbei eins der besten in der ganzen Diskussion hier.

Auch ich bin an und für sich ein an genauer Historie sehr interessierter Mensch, aber mir ist selbstverständlich klar, wenn sich alle Filmemacher und Romanschreiber ganz genau an historische Fakten halten würden, dann gäbe es nur Sachfilme und -bücher - und sonst gar nichts in diesen diversen Genres.

Wollen das wirklich alle diejenigen, die hier die großen Kritikkeulen schleudern?
#26 Lefti 2012-05-26 19:57
Zitat:
Kerstin: Lefti, lies mal genau: Für mich fängt das Mittelalter frühestens mit Karl dem Großen an. Für mich.
Liebe Kerstin, ich habe geschrieben: Rede Dich jetzt nicht raus! :P

Wenn für Dich das Mittelalter erst 747 n.Chr. anfängt dann ist das natürlich Deine Sache. Schließlich fängt für mich ja die Neuzeit nicht mit der Entdeckung Amerikas sondern erst mit der Mondlandung an. :-* :P :-* :P

Auf was für ein Niveau diskutieren wir hier, wenn jeder denkt, er könne den Beginn einer Ära für sich selbst festlegen? :eek:

Wenn Deiner Meinung die Spätantike ca. 450 n.Chr. endete und das Mittelalter erst ca. 750 n.Chr. anfing, wie nennt man denn die Zeit dazwischen? :eek:

Übrigens für alle Kurzentschlossenen: heute um 20:15 Uhr bringt n-tv eine Doku über King Arthus. Die wird bestimmt auch noch mal in den nächsten Tagen wiederholt. Also, schmeißt Euch ran!

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