Michael Blake (1945 – 2015)
Michael Blake
(1945 – 2015)
Erwähnenswert ist vielleicht, dass Michael als junger Mann in New Mexico studiert hat, also in einem Gebiet der Kiowa, in dem sein Script ursprünglich auch handelte. Kevin Costner hat dann den Ort der Handlung weiter nach Norden, in das Land der Lakota verlegt, was der Geschichte als Film in kommerzieller Hinsicht sicher gut getan hat.
Ich kann mich noch an eine seiner Vorlesungen erinnern, die er bei Bookmans in Tucson gehalten hat, kurz bevor er mit Krebs diagnostiziert wurde. Er hat uns alle mit seiner Art begeistert, irgendwo in der amerikanischen Geschichte ein Stück Gerechtigkeit zu finden, in der die Lebensart und das damit verbundene Selbstverständnis der indianischen Völker nicht karikiert oder in den Dreck gezogen wurden.
Michael Blake war damals schon ein Anwalt für ein Volk, das es so, wie er es beschrieben hatte, nicht mehr gab, oder, was für ihn noch schlimmer gewesen wäre, vielleicht nie gegeben hat. Michael hatte damals auf mich in seiner Menschlichkeit, aber auch in seinem Mut, politische Machtspiele der damaligen Regierung seines Heimatlandes aufs Schärfste zu verurteilen, einen tiefen Eindruck gemacht.
Michael war ein Kämpfer, der in der Geschichte der Ureinwohner Amerikas sein literarisches Schlachtfeld fand. Da blieb er ein Sieger, aber das persönliche Schicksal meinte es nicht so gut mit ihm. Kurz nach seinem grossen Erfolg, der ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht hatte, wurde Michael Blake schwer krank.
Später, noch immer gezeichnet von der Chemo, trafen wir uns im E. Broadway-Ihop in Tucson zum Frühstuck. Bei Kaffee, Bacon and Eggs redeten wir über seine Absicht, eine Serie über die Geschichte der nordamerikanischen Indianer zu schreiben. Er brachte mir den Teil eines Manuskriptes zum Durchlesen mit. Ich kann mich heute über den, wie ich auf Anhieb fand, missratenen Titel erinnern: INDIAN YELL.
Es ist dann nichts aus diesem Projekt geworden, außer einem einzigen Band, denn die Krankheit hatte ihn schon fest im Griff, nur wussten wir das beide nicht. Krebs und Alzheimer sind in ihrer Kombination ein Feind, der nicht mit Pfeil und Bogen zu besiegen ist. Jahrelang machte Michael weiter, ein steter Kampf, in dem ihm immer mehr von dem genommen wurde, was er einmal wusste und was ihn einmal zu meinem Freund Michael Blake hatte werden lassen.
Seine Frau, seine Kinder umsorgten ihn auf einer Ranch in der Nähe von Sonoita, mitten in einem Gebiet, das einmal ein Teil der „Apacheria“ war. Vor einigen Tage habe ich für den Blitz- Verlag einen neuen Roman der Delgado-Reihe zu Ende geschrieben, der in diesem Gebiet handelt, wo im Mai 1871, genau hundertvierzig Jahre vor dem Todestag von Michael Blake, der junge, verwegene Offizier Howard B. Cushing mit seinem F-Trupp auf einem Patrouillenritt unterwegs war, und drei Tage später in eine Falle der Apachen geriet, aus der es für ihn kein entkommen gab.
Jetzt, nachdem Michael nicht mehr unter uns ist, widme ich diesen Roman ganz allein ihm, auch im Namen der deutschsprachigen Western Autoren, die mit viel Mut und Zuversicht einige der Pfade reiten, die Michael Blake in seinem Film und in seinem Leben zurückgelegt hat. Einer davon ist „The Holy Road“, die Fortsetzung zu „Der mit dem Wolf tanzt“, die um ein Jahrzehnt danach handelt. Ob die Geschichte je verfilmt wird, weiß ich nicht. Das Buch finde ich nicht up to par mit "Dances with Wolves", aber Michaels Frau, die ich sehr gut kenne, ist eine begnadete Script-Autorin und die Cousine von Viggo Mortensen. Mal sehen, was da noch kommt, ich hoffe etwas, was Michael zu Ehren gereicht. Sein Leben war ihm Kampf genug.
“Michael, we are all on the same trail. Just look over your shoulder, you'll see a whole bunch of us following you. Rest in peace, my friend!
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