The OSCAR 2009 went to... - Deutschland holt den Goldjungen
Deutschland holt den Goldjungen!
Und vielleicht gab es noch geringere Unterschiede zu den Vorjahren, die sind dann aber wahrscheinlich in der Aufregung und im Allgemeinen Freudentaumel nicht so augenscheinlich geworden. Sofort stellt sich die Frage: Und, springt der Oscarfanatiker jetzt vor Freude im Dreieck und reißt den werberelevanten 19 bis 25 Jährigen gleich mit?
Atmosphäre war das große Zauberwort, doch mit dem Eindruck jemand hat die Formel vergessen. Filmfreaks aller Welt, die jährlich an den Bildschirmen kleben, durften eine Show erleben
Nun, wie umschreibt es am besten Man hat nichts vermisst und alles war beim Alten. Was war wirklich anders? Nun, die erste große Änderung war zweifellos, die Bühne in den Zuschauerraum hinein zu ziehen und zum Publikum keinen trennenden Orchestergraben mehr zu haben. Das sorgte für eine intimere, unmittelbarere Atmosphäre. Was nichts daran änderte, das es sich um eine Show handelte, wie all die Jahre zuvor.
Auch ein exzellenter Hugh Jackman, der richtig singen und richtig tanzen kann, hat wenig beigetragen, die Preisverleihung aus dem Rahmen des Gewohnten zu holen. Wo kaum ein neues Konzept erkenntlich wird, werden sich auch keine neuen Zuschauer rekrutieren lassen. Sollten sich die Macher tatsächlich auf dem richtigen Weg für höhere Quote und der zu steigernden Attraktivität der Show glauben, müssen sie schleunigst Krisensitzung halten. Für den Stammseher ist diese Kritik ohnehin nur bedingt von Bedeutung, denn wer die Jahre zuvor mit Leidenschaft dabei war, wird sich auch in folgenden Jahren die Nacht um die Ohren schlagen. Es geht um den Moment, um die winzigen Augenblicke von Reaktionen und Gefühlen. Es geht um das eigene Bedürfnis ein Teil von dem Unerreichbaren zu werden.
Die Eröffnungsnummer, ebenso unverändert, stellte nicht nur die in Liedform die fünf Besten Filme vor. Zum Leidwesen aller Kritiker bezog Hugh Jackman auch noch das nicht Nominieren von DARK KNIGHT mit ein. Das nahm gleich zu Anfang einigen Wind aus den Segeln der Miesmacher. Wie nicht anders zu erwarten, wenn auch zugegebenermaßen anders erhofft, holte Heath Ledger posthum die Statue, die von seiner Familie in Empfang genommen wurde. Ein Moment der dabei weniger emotional ausfiel, als zu befürchten war. Neben Peter Finch für NETWORK ist Ledger erst der zweite Darsteller, der nach seinem Ableben geehrt wird. Und dann steht da ja noch ein Film mit ihm aus.
Wer die Nominierungen kannte und seine favorisierten Darsteller über den Bildschirm zuwinken wollte, der musste etwas Geduld mitbringen. Als zweite große Änderung gilt die Präsentation aller vier Kategorien im Darstellerbereich. Jede nominierte Person wurde mit persönlichen Worten vorgestellt, und zwar von vormaligen Oscar-Gewinnern, die zusammen auf der Bühne standen. Das generierte eine sehr emotionale Atmosphäre. Aber die Spannung erhöhte sich dadurch nicht wirklich, sondern vermittelte eher das Gefühl, nur um der künstlich aufgebauten Emotionen Willen etwas auf zu blasen. Vielleicht gewöhnt man sich in Zukunft daran, ist es doch nur eine sehr subjektive Empfindung.
David Rockwells Bühnenentwurf orientierte sich deutlich am Design der großen Nachtclubs der 30er und 40er Jahre. Sehr viel Glitzer und Glamour, Kristalle natürlich von Swarovski, wie immer wieder werbewirksam betont wurde. Ein Bühnenbild, das seinen Ansprüchen und Inspirationen durchaus gerecht wurde. Doch wesentlich beindruckender war die Kulisse einer nachgebauten Studiohalle anlässlich der Verleihung von Ausstattung, Makeup und Kostüm.
Über die Vergabe des begehrten Glatzköpfigen ohne Genitalien, ließe sich in diversen Kategorien so mancher wilder Streit vom Zaun brechen, und wird auch noch einige Freaks zum Zetern bringen. Das besorgen besagte Leute dann mal bei anderen Gelegenheiten. Fakt jedenfalls ist, das mit acht von neun möglichen Oscars SLUMDOG MILLIONAIRE ganz schlicht und ergreifend der Abräumer ist (eigentlich zehn Nominierungen, aber zweimal in derselben Kategorie). Gut, wer die Arbeit kennt, welche die Kameraleute zwecks der Tricktechnik bei BENJAMIN BUTTON leisten mussten, wird wohl SLUMDOGS Kamera-Oscar nicht so ganz nachvollziehen können. Das nur als eines von vielen Beispielen. Doch die im Vorfeld gehandelten Favoriten wurden in dieser Nacht mit ihrer Antithese konfrontiert. Vertriebstechniken, Startermine, Kampagnen, das alles sollte die Industrie endlich einmal genauer überdenken. Was diesen großen Favoriten in der vergangenen Nacht widerfahren ist, könnte eigentlich auch als Ohrfeige durchgehen und ist schon ein Zeichen dafür, dass trotz angedachter Bemühungen noch einiges im Argen ist in Hollywood. Kein Zweifel, das SLUMDOG MILLIONAIRE der Film sein kann, wie ihn seine Gewinne dastehen lassen, aber wir sprechen von Hollywood und da wirken manche Entscheidungen äußerst ungewöhnlich.
Den emotionalsten Auftritt hatte zweifellos die für VORLESER ausgezeichnete Kate Winslet, nicht übertrieben, ein wenig zum mit schluchzen, einfach was fürs Herz eben. Als Darsteller in MILK geadelt, wurde Sean Penns Dankesrede politisch, aber absolut im Rahmen und ungewöhnlich korrekt. Doch wirklich in Erinnerung bleiben, wird wohl Ben Stillers Auftritt. Mit Natalie Portman sollte er die Statue für Kameraarbeit verleihen und kopierte dabei in voller Maske den jetzt schon legendären Auftritt von Joaquin Phoenix in der Letterman-Show, Kaugummi und Halbsätze inklusive. Eine nicht zu schlagende Einlage, die weit über den Tellerrand der Unterhaltung hinwegblickte. Später wurden als dritte, augen- du ohrenscheinliche Änderung, die Bilder der im vergangenen Filmjahr Verblichenen, von einem Live Auftritt von Queen Latifah bekleidet. Das sorgte auch Atmosphäre, aber unterschied sich nicht wirklich von den sonstigen Rückblicken.
Der BAADER MEINHOF KOMPLEX ging baden, was außer für die Nominierten nicht wirklich tragisch ist. Dennoch kann der Deutsche als solcher wieder einen aus seinen Reihen gratulieren. Jochen Alexander Freydank schaffte es mit seinem Kurzfilm SPIELZEUGLAND die Mitglieder der Academy zu überzeugen. Nun ist der Live-Action Kurzfilm einer der vier undankbarsten Kategorien, aber die positiven Ereignisse müssen eben hervorgehoben werden. Freydank machte einen sympathischen Eindruck, und uns damit stolz. Das ganz auch noch in fast akzentfreiem Englisch, also auf Freydank Dankesrede bezogen.
Der für SLUMDOGS Regie ausgezeichnete Danny Boyle begann seine Dankesrede mit Eindrücken aus dem Saal des Kodak Theaters. Er wüsste nicht, wie es auf dem Bildschirm rüber kommt, aber im Auditorium selbst wäre die Atmosphäre dank der Veränderungen überwältigend. Der Zuschauer selbst hat von diesen Veränderungen wirklich nicht viel mitbekommen, sofern man diese als Veränderungen bezeichnen kann. Die Frage bleibt also im Raum hängen, ob sich etwas getan hat, in welcher Richtung auch immer. Oder war alles nur Augenwischerei? Sollte der Vorwurf tatsächlich fallen, wäre er gar nicht so verkehrt. Doch muss die Gegenfrage gestattet sein, wie man eine sowieso auf engstem Zeitrahmen gesteckte Preisverleihung soviel anders gestalten kann, um ein verlorenes Publikum zurück zu holen und neue Zuschauer zu gewinnen.
Letztlich ist es dem unverbesserlichen Narr auch egal. Nach wie vor geht es um den Moment, um die winzigen Augenblicke von Reaktionen und Gefühlen. Es bleibt einfach bei diesem ureigensten Bedürfnis ein Teil von dem Unerreichbaren zu werden. Und wer mit einem persönlichen Tipp auch noch richtig liegt, der verschmilzt für einen kurzen Moment auch mit diesem, ihm eigentlich fernen Teil des Universums.
"The Curious Case of Benjamin Button"
(Paramount and Warner Bros.)
"Frost/Nixon"
(Universal)s
"Milk"
(Focus Features)
"Der Vorleser - The Reader"
(The Weinstein Company)
"Slumdog Millionaire"
(Fox Searchlight)
Richard Jenkins in "The Visitor"
Frank Langella in "Frost/Nixon"
Sean Penn in "Milk"
Mickey Rourke in "The Wrestler"
Josh Brolin in "Milk"
Robert Downey Jr. in "Tropic Thunder"
Philip Seymour Hoffman in "Glaubensfrage - Doubt"
Heath Ledger in "The Dark Knight"
Michael Shannon in "Zeiten des Aufruhrs - Revolutionary Road"
Anne Hathaway in "Rachel Getting Married"
Angelina Jolie in "Der fremde Sohn - Changeling"
Melissa Leo in "Frozen River"
Meryl Streep in "Glaubensfrage - Doubt"
Kate Winslet in "Der Vorleser - The Reader"
Amy Adams in "Glaubensfrage - Doubt"
Penélope Cruz in "Vicky Cristina Barcelona"
Viola Davis in "Glaubensfrage - Doubt"
Taraji P. Henson in "The Curious Case of Benjamin Button"
Marisa Tomei in "The Wrestler"
Danny Boyle for "Slumdog Millionaire"
Stephen Daldry for "Der Vorleser - The Reader"
David Fincher for "The Curious Case of Benjamin Button"
Ron Howard for "Frost/Nixon"
Gus Van Sant for "Milk"
"The Curious Case of Benjamin Button"
Screenplay by Eric Roth; Screen story by Eric Roth and Robin Swicord
"Glaubensfrage - Doubt" Written by John Patrick Shanley
"Frost/Nixon" Screenplay by Peter Morgan
"Der Vorleser - The Reader" Screenplay by David Hare
"Slumdog Millionaire" Screenplay by Simon Beaufoy
"Frozen River" Written by Courtney Hunt
"Happy-Go-Lucky" Written by Mike Leigh
"In Brügge - In Bruges" (Written by Martin McDonagh
"Milk" Written by Dustin Lance Black
"WALL-E" Screenplay by Andrew Stanton, Jim Reardon; Original story by Andrew Stanton, Pete Docter
"Bolt" (Walt Disney)
"Kung Fu Panda" (DreamWorks Animation, Distributed by Paramount)
"WALL-E" (Walt Disney)
"Der fremde Sohn - Changeling" Art Direction: James J. Murakami, Set Decoration: Gary Fettis
"The Curious Case of Benjamin Button" Art Direction: Donald Graham Burt, Set Decoration: Victor J. Zolfo
"The Dark Knight" Art Direction: Nathan Crowley, Set Decoration: Peter Lando
"The Duchess" Art Direction: Michael Carlin, Set Decoration: Rebecca Alleway
"Zeiten des Aufruhrs - Revolutionary Road" Art Direction: Kristi Zea, Set Decoration: Debra Schutt
"Der fremde Sohn - Changeling" Tom Stern
"The Curious Case of Benjamin Button" Claudio Miranda
"The Dark Knight" Wally Pfister
"Der Vorleser - The Reader" Chris Menges and Roger Deakins
"Slumdog Millionaire" Anthony Dod Mantle
"Australia" Catherine Martin
"The Curious Case of Benjamin Button" Jacqueline West
"The Duchess" Michael O'Connor
"Milk" Danny Glicker
"Zeiten des Aufruhrs - Revolutionary Road" Albert Wolsky
"The Betrayal (Nerakhoon)" A Pandinlao Films Production, Ellen Kuras and Thavisouk Phrasavath
"Encounters at the End of the World" A Creative Differences Production, Werner Herzog and Henry Kaiser
"The Garden" A Black Valley Films Production, Scott Hamilton Kennedy
"Man on Wire" A Wall to Wall Production, James Marsh and Simon Chinn
"Trouble the Water" An Elsewhere Films Production, Tia Lessin and Carl Deal
"The Conscience of Nhem En" A Farallon Films Production Steven Okazaki
"The Final Inch" A Vermilion Films Production, Irene Taylor Brodsky and Tom Grant
"Smile Pinki" A Principe Production, Megan Mylan
"The Witness - From the Balcony of Room 306" A Rock Paper Scissors Production, Adam Pertofsky and Margaret Hyde
"The Curious Case of Benjamin Button" Kirk Baxter and Angus Wall
"The Dark Knight" Lee Smith
"Frost/Nixon" Mike Hill and Dan Hanley
"Milk" Elliot Graham
"Slumdog Millionaire" Chris Dickens
"The Baader Meinhof Complex" A Constantin Film Production; Germany
"The Class" A Haut et Court Production; France
"Departures" A Departures Film Partners Production; Japan
"Revanche" A Prisma Film/Fernseh Production; Austria
"Waltz with Bashir" A Bridgit Folman Film Gang Production; Israel
"The Curious Case of Benjamin Button" Greg Cannom
"The Dark Knight" John Caglione, Jr. and Conor O'Sullivan
"Hellboy II: The Golden Army" Mike Elizalde and Thom Floutz
"The Curious Case of Benjamin Button" Alexandre Desplat
"Defiance" James Newton Howard
"Milk" Danny Elfman
"Slumdog Millionaire" A.R. Rahman
"WALL-E" Thomas Newman
"Down to Earth" from "WALL-E" Music by Peter Gabriel and Thomas Newman; Lyrics by Peter Gabriel
"Jai Ho" from "Slumdog Millionaire" Music by A.R. Rahman; Lyrics by Gulzar
"O Saya" from "Slumdog Millionaire" Music and Lyrics by A.R. Rahman and Maya Arulpragasam
"La Maison en Petits Cubes" A Robot Communications Production; Kunio Kato
"Lavatory - Lovestory" A Melnitsa Animation Studio and CTB Film Company Production; Konstantin Bronzit
"Oktapodi" A Gobelins, L'école de l'image Production; Emud Mokhberi and Thierry Marchand
"Presto" A Pixar Animation Studios Production; Doug Sweetland
"This Way Up" A Nexus Production; Alan Smith and Adam Foulkes
"Auf der Strecke (On the Line)" An Academy of Media Arts Cologne Production; Reto Caffi
"Manon on the Asphalt" A La Luna Production; Elizabeth Marre and Olivier Pont
"New Boy" A Zanzibar Films Production; Steph Green and Tamara Anghie
"The Pig" An M & M Production; Tivi Magnusson and Dorte Høgh
"Spielzeugland (Toyland)" A Mephisto Film Production; Jochen Alexander Freydank
"The Dark Knight" Richard King
"Iron Man" Frank Eulner and Christopher Boyes
"Slumdog Millionaire" Tom Sayers
"WALL-E" Ben Burtt and Matthew Wood
"Wanted" Wylie Stateman
"The Curious Case of Benjamin Button" David Parker, Michael Semanick, Ren Klyce and Mark Weingarten
"The Dark Knight" Lora Hirschberg, Gary Rizzo and Ed Novick
"Slumdog Millionaire" Ian Tapp, Richard Pryke and Resul Pookutty
"WALL-E" Tom Myers, Michael Semanick and Ben Burtt
"Wanted" Chris Jenkins, Frank A. Montaño and Petr Forejt
"The Curious Case of Benjamin Button" Eric Barba, Steve Preeg, Burt Dalton and Craig Barron
"The Dark Knight" Nick Davis, Chris Corbould, Tim Webber and Paul Franklin
"Iron Man" John Nelson, Ben Snow, Dan Sudick and Shane Mahan
Bildquelle: AMPAS, Reuters, AP
Kommentare
Sollte irgendjemand in der von mir oben aufgeführten Liste noch am frühen Morgen den Namen Brad Pitt als bester Hauptdarsteller gelesen haben, so sei folgendes dazu angemerkt
DAS WAR ICH NICHT - DAS WAR SCHON !
Aufmerksamen Redakteuren entgeht soetwas natürlich nicht. Der Fehler war hoffentlich schnell genug ausgebessert, weil ein ein übler Computervirus noch sein übliches tat. Dieser Virus nennt sich komischerweise auch noch Jolie und ändert Buchstabenfolgen beliebig nach dem Biorhythmus des Anwenders.
Ich hoffe inständig mit diesen plausiblen Erklärungen genug Abbitte geleistet zu haben.
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Mir gefällt MILK ausserordentlich gut, aber warum diese
geschichte als Original-Drehbuch verkauft wurde, hat
sich mir nicht erschlossen.
Intelligenter, einfühlsamer und origineller war WALL-E
mit Abstand zu allen anderen in dieser Drehbuch-Kategorie.
Eine der Entscheidungen, die den Abend nicht ganz
so optimal gestalteten.