Golden Globes 2010
Golden Globes 2010
und rein persönliche Gedanken
Das passiert bei jeder Award-Show. Doch bei den GOLDEN GLOBES war etwas definitiv anders. Es begann im Vorfeld, im Rahmen anderer, vorangegangener Preise, und es zog sich durch die aktuelle Veranstaltung der HOLLYWOOD FOREIGN PRESS ASSOCIATION, weiterführend HFPA genannt.
Haben sich die GOLDEN GLOBES wirklich überholt? Sind sie mit einem Schlag obsolet geworden? Man gewann den Eindruck. Deftige Scherze auf Kosten des übertragenden Senders NBC, der in der Branche gerade seinen Ruf mit der OBrien-Leno-Affäre versaut. Und noch derbere Halbwitze auf Kosten der HFPA wegen ihrer Unbestechlichkeit, die bekanntlich schon einmal untergraben worden war. Über den gesamten Abend verteilt glaubte man herauszuhören, dass man die Veranstaltung als solche und die Übertragung im Besonderen gar nicht für voll nimmt. Den Preis selbst nimmt man allerdings gerne mit nach Hause.
Meryl Streep tritt gegen Meryl Streep in derselben Kategorie mit zwei unterschiedlichen Filmen an und gewinnt. Jessica Lang tritt gegen Drew Barrymore in derselben Kategorie für denselben Film an und verliert. Matt Damon tritt nicht gegen Matt Damon an, obwohl zweimal in unterschiedlichen Kategorien für zwei unterschiedliche Filme nominiert und verliert trotzdem. Vera Farmiga tritt gegen Anna Kendrick in derselben Kategorie für denselben Film an beide verlieren. Sandra Bullock ist als Darstellerin in Komödie und gleichzeitig in Drama nominiert und gewinnt ausgerechnet für Drama. Was für ein Abend.
Ein Abend, der merkwürdig begonnen hatte, weil Moderator Ricky Gervais Monolog über Penis-Verkleinerung und Masturbations-Verhalten den Zusammenhang zum eigentlichen Anlass vermissen ließ. MoNique gewinnt den ersten Preis des Abends als Nebendarstellerin in PRECIOUS, ist dabei sehr emotional, aber ehrlich, und gewinnt noch dazu sehr viel Sympathiepunkte. An dieser Stelle hätte man die Veranstaltung abbrechen können und gut wäre es gewesen.
Ein Abend, der merkwürdig begonnen hatte, weil Moderator Ricky Gervais Monolog über Penis-Verkleinerung und Masturbations-Verhalten den Zusammenhang zum eigentlichen Anlass vermissen ließ. MoNique gewinnt den ersten Preis des Abends als Nebendarstellerin in PRECIOUS, ist dabei sehr emotional, aber ehrlich, und gewinnt noch dazu sehr viel Sympathiepunkte. An dieser Stelle hätte man die Veranstaltung abbrechen können und gut wäre es gewesen.
Philip Berk soll als Vorsitzender der HFPA von Felicity Huffman angesagt werden, doch sie vergisst, warum sie auf der Bühne ist. Anscheinend kann sie den Teleprompter nicht lesen. Sie stammelt zusammenhanglose Worte, bis sie von Philip Berk erlöst wird, der nach Huffmans Auftritt noch verstörter wirkt als in seinen Ansprachen in den Jahren zuvor. Das hätte an manch anderen Orten unterhaltsam sein können, war hier allerdings nur peinlich. Aber wiederum bezeichnend für den Rest der Veranstaltung.
Meryl Streeps Dankesrede für den Preis für JULIE AND JULIA ließ einen die Augenbraue hochfahren. Es gab tatsächlich Beobachter, die ihre Rede als ergreifend titulierten. Diese Menschen sollten dem Rest der Welt mal erklären, was Streep eigentlich sagen wollte. Stand sie unter Drogen? Bei einer Streep wagt es natürlich kein Orchester, nach Ablauf der gegebenen Redezeit die Preisträgerin von der Bühne zu fiedeln. So zog sich das Nichts-sagen gefühlt endlos hin.
Meryl Streeps Dankesrede für den Preis für JULIE AND JULIA ließ einen die Augenbraue hochfahren. Es gab tatsächlich Beobachter, die ihre Rede als ergreifend titulierten. Diese Menschen sollten dem Rest der Welt mal erklären, was Streep eigentlich sagen wollte. Stand sie unter Drogen? Bei einer Streep wagt es natürlich kein Orchester, nach Ablauf der gegebenen Redezeit die Preisträgerin von der Bühne zu fiedeln. So zog sich das Nichts-sagen gefühlt endlos hin.
Oh, Robert Downey Jr. war sehr gut, als er für SHERLOCK HOLMES geehrt wurde. Er drohte umgehend mit der Zerstörung des Saals, sollte das Orchester es wagen, ihn von der Bühne zu komplimentieren. Er bedankte sich bei niemandem. Nicht bei Warner, die ihn Holmes spielen ließen, schließlich hätte Warner ihn gebraucht, um gegen AVATAR anzustinken. Er bedankte sich erst recht nicht bei Joel Silver, der ihn zum zwölften Mal ins Leben zurückgeholt hatte. Und dass er keine Dankesrede hatte, wäre seiner Frau zu verdanken, die noch am Morgen behauptet hatte, Matt Damon würde gewinnen. Das hatte rauen Charme und auch Stil.
Als man sich selbst das erste Mal mit dem Gedanken konfrontiert, dass es für die Abschlussmoderation Zeit wird, stellt man entsetzt fest, dass gerade erst 90 Minuten vergangen sind. Halbzeit, und man möchte eigentlich Feierabend machen. Das gibt dem Filmfreak zu denken. Was ist nur so anders dieses Jahr?
Noch 12 Monate vorher waren die GOLDEN GLOBES eine bedeutende Gegenbewegung zum OSCAR, weil sie eben nicht als Indikator dienten, wie Unwissende ständig propagieren möchten. Doch mit einem Mal scheinen sie überflüssig, weil jede Vereinigung ihre eigenen Preise verleiht. Was in den jeweiligen Branchen auch begrüßt wird. Wenn die Vereinigung der Regisseure Kathryn Bigelow als beste Regisseurin für HURT LOCKER TÖDLICHES KOMMANDO wählt, dann hat das Gewicht. Wenn die Vereinigung von Auslandsjournalisten James Cameron für AVATAR als besten Regisseur wählen, dann sind das eben nur Journalisten und nicht die Vereinigung der Filmkritiker. Die Filmkritiker prämierten nicht nur Bigelow als beste Regisseurin, sondern wählten auch HURT LOCKER zum besten Film.
Irgendwie scheinen sich all diese Gedanken auf diesem einen Abend abzuladen. Was bleibt, ist ein sehr emotionaler, aber auch sehr lustiger Jeff Bridges, der für seine Rolle in GRAZY HEART gewann. Bridges packte und nahm einen mit, ohne eine Spur sentimental zu werden. Der Rest? Chloe Sevigny wirkte total verwirrt. Tom Hanks riss eine für ihn ungewöhnliche Zote, die weit unter der Gürtellinie traf. Sophia Lorens zahllose, kosmetische Eingriffe sind nur noch peinlich. Christoph Waltz tat zwar auf der Bühne überrascht, war allerdings zeitgleich mit der Nennung seines Namens aufgestanden und seine spontan gedachte Ansprache klang sehr einstudiert. Vielleicht kam alles nur an diesem Abend sehr ungünstig zusammen. Oder haben die GLOBES am Ende doch ausgedient?
Die Regie hat absolut gepennt, als würde man keinen Wert mehr auf eine anständige Sendung legen. Nach den Werbepausen liefen ständig irgendwelche Gäste hin und her oder standen irgendwo in der Gegend herum. Kameraleute waren dieses Jahr ständig im Bild, um sich gegenseitig abzuschießen. Die Regie schneidet auf Matt Damon, als Jeff Bridges Name verlesen wird. Eine Zeit lang werden nur Schnittfehler produziert, indem zu Kameras geschnitten wurde, die noch gar nicht ihr Motiv hatten. Der Ablauf erinnerte an erste Proben oder an Schulfernsehen, aber nicht an eine Sendung aus dem Herzen der Filmindustrie.
Auch die Aufnahmeleitung schien anderweitig beschäftigt, weil sich durch die ungünstige Anordnung der Tische die Künstler auf dem Weg zur Bühne irgendwo im Saal verliefen. Und dann der peinlichste Moment des Abends, als die Programmmacher Martin Scorsese mit einem Videoclip ehren wollten, der drei Minuten dauerte. Eine anfangs sehr schön geschnittene Kollage aus sämtlichen Scorsese-Filmen, bei der jede kurze Szene von einem anderen Film abgelöst wurde. Und in den letzten zwanzig Sekunden wird nichts anderes gezeigt als eine Clip-Show aus SHUTTER ISLAND, der bisher letzte Scorsese-Film, der jede Werbeunterstützung brauchen kann, weil ihn die Weinstein-Brüder vergangenes Jahr wegen finanzieller Probleme nicht veröffentlichen konnten. Aber die HFPA ist ja nicht käuflich, wie Ricky Gervais, Sandra Bullock und andere Gäste im Laufe des Abends immer wieder zur Sprache bringen.
Einen Haufen hochgradiger Schauspieler vor grünen Wänden dazu zu bringen, in eine total fremde Welt einzutauchen, ist gewiss eine Meisterleistung an Regiearbeit. Nikki Finke nennt den Film abschätzig DER MIT DEM SCHLUMPF TANZT, und das trifft wunderbar, doch sollte man nicht ungerecht werden. Dass James Cameron in seinen unablässigen Bemühungen sehr viel für die Filmindustrie getan hat, kann nicht bestritten werden. Verwundert dann noch der Preis als bester Film für DANCES WITH SMURFS? Nicht wirklich. Aber gegen HURT LOCKER? Oder den überragenden UP IN THE AIR? Ach, es kommen noch die BAFTAS und die Vereinigung der Regisseure hat auch noch nicht gewählt.
Noch 12 Monate vorher waren die GOLDEN GLOBES eine bedeutende Gegenbewegung zum OSCAR, weil sie eben nicht als Indikator dienten, wie Unwissende ständig propagieren möchten. Doch mit einem Mal scheinen sie überflüssig, weil jede Vereinigung ihre eigenen Preise verleiht. Was in den jeweiligen Branchen auch begrüßt wird. Wenn die Vereinigung der Regisseure Kathryn Bigelow als beste Regisseurin für HURT LOCKER TÖDLICHES KOMMANDO wählt, dann hat das Gewicht. Wenn die Vereinigung von Auslandsjournalisten James Cameron für AVATAR als besten Regisseur wählen, dann sind das eben nur Journalisten und nicht die Vereinigung der Filmkritiker. Die Filmkritiker prämierten nicht nur Bigelow als beste Regisseurin, sondern wählten auch HURT LOCKER zum besten Film.
Irgendwie scheinen sich all diese Gedanken auf diesem einen Abend abzuladen. Was bleibt, ist ein sehr emotionaler, aber auch sehr lustiger Jeff Bridges, der für seine Rolle in GRAZY HEART gewann. Bridges packte und nahm einen mit, ohne eine Spur sentimental zu werden. Der Rest? Chloe Sevigny wirkte total verwirrt. Tom Hanks riss eine für ihn ungewöhnliche Zote, die weit unter der Gürtellinie traf. Sophia Lorens zahllose, kosmetische Eingriffe sind nur noch peinlich. Christoph Waltz tat zwar auf der Bühne überrascht, war allerdings zeitgleich mit der Nennung seines Namens aufgestanden und seine spontan gedachte Ansprache klang sehr einstudiert. Vielleicht kam alles nur an diesem Abend sehr ungünstig zusammen. Oder haben die GLOBES am Ende doch ausgedient?
Die Regie hat absolut gepennt, als würde man keinen Wert mehr auf eine anständige Sendung legen. Nach den Werbepausen liefen ständig irgendwelche Gäste hin und her oder standen irgendwo in der Gegend herum. Kameraleute waren dieses Jahr ständig im Bild, um sich gegenseitig abzuschießen. Die Regie schneidet auf Matt Damon, als Jeff Bridges Name verlesen wird. Eine Zeit lang werden nur Schnittfehler produziert, indem zu Kameras geschnitten wurde, die noch gar nicht ihr Motiv hatten. Der Ablauf erinnerte an erste Proben oder an Schulfernsehen, aber nicht an eine Sendung aus dem Herzen der Filmindustrie.
Auch die Aufnahmeleitung schien anderweitig beschäftigt, weil sich durch die ungünstige Anordnung der Tische die Künstler auf dem Weg zur Bühne irgendwo im Saal verliefen. Und dann der peinlichste Moment des Abends, als die Programmmacher Martin Scorsese mit einem Videoclip ehren wollten, der drei Minuten dauerte. Eine anfangs sehr schön geschnittene Kollage aus sämtlichen Scorsese-Filmen, bei der jede kurze Szene von einem anderen Film abgelöst wurde. Und in den letzten zwanzig Sekunden wird nichts anderes gezeigt als eine Clip-Show aus SHUTTER ISLAND, der bisher letzte Scorsese-Film, der jede Werbeunterstützung brauchen kann, weil ihn die Weinstein-Brüder vergangenes Jahr wegen finanzieller Probleme nicht veröffentlichen konnten. Aber die HFPA ist ja nicht käuflich, wie Ricky Gervais, Sandra Bullock und andere Gäste im Laufe des Abends immer wieder zur Sprache bringen.
Einen Haufen hochgradiger Schauspieler vor grünen Wänden dazu zu bringen, in eine total fremde Welt einzutauchen, ist gewiss eine Meisterleistung an Regiearbeit. Nikki Finke nennt den Film abschätzig DER MIT DEM SCHLUMPF TANZT, und das trifft wunderbar, doch sollte man nicht ungerecht werden. Dass James Cameron in seinen unablässigen Bemühungen sehr viel für die Filmindustrie getan hat, kann nicht bestritten werden. Verwundert dann noch der Preis als bester Film für DANCES WITH SMURFS? Nicht wirklich. Aber gegen HURT LOCKER? Oder den überragenden UP IN THE AIR? Ach, es kommen noch die BAFTAS und die Vereinigung der Regisseure hat auch noch nicht gewählt.
Der ehrlichste Applaus an diesem Abend ging dann auch an Jason Reitman und Sheldon Turner, als sie für ihr Drehbuch zu UP IN THE AIR gewannen. Ansonsten? Das Publikum klatscht, natürlich. In vielen Gesichtern ist dabei allerdings anderes zu sehen als Begeisterung, Zustimmung oder Interesse. Ein sehr seltsamer Abend. Da sitzen sie alle zusammen, die, nach denen man sich verzehrt. Man sollte sich daran erfreuen, wie man es die Jahre zuvor auch getan hat. Was gilt den schon ein Preis? Geht es nicht um die Show? Sollte man meinen. Diese in vieler Hinsicht überschatteten GOLDEN GLOBES lösten aber auf unbestimmte Weise ein anderes Gefühl aus.
Kann es sein, dass sich eine Institution innerhalb von nur 12 Monaten in Bedeutungslosigkeit verflüchtigt? Die Bildtotale des Saales zeigte, dass noch während Ricky Gervais Verabschiedung die meisten Gäste bereits aufgestanden waren.
Kann es sein, dass sich eine Institution innerhalb von nur 12 Monaten in Bedeutungslosigkeit verflüchtigt? Die Bildtotale des Saales zeigte, dass noch während Ricky Gervais Verabschiedung die meisten Gäste bereits aufgestanden waren.
Kommentare
Vorallem muss ich sagen, waren meist gute Filme nominiert und dazu haben fast immer auch die Kandidaten gewonen, die es am meisten verdient hatten.
Vielleicht hat mir dieses Jahr der intellektuelle Zugang gefehlt.
Als gestandener Kerl hab' ich natürlich nichts gegen ein paar
deftige Zoten. Und Ricky Gervais liebe ich. Aber gleich in den
ersten fünf Minuten über Gewohnheiten informiert zu werden,
die sehr wenig mit der Thematik des Abends zu tun hatten,
war mir dann schon zuviel.
Und warum stellt sich Harrison Ford da oben hin, wo man seit
Jahr und Tag weiß, wie sehr er es hasst auf einer Bühne zu
stehen. Peinliche Nummer. Irgendwie.
Bei den Oscars letztes Jahr hat am meisten genervt, das sie
mit umfassenden Veränderungen geprahlt hatten und davon
kaum etwas zu bemerken war.