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10 Dinge, denen man auf der Buchmesse nicht entgehen kann

Frankfurter Buchmesse 200910 Dinge,
denen man auf der Buchmesse nicht entgehen kann

Seit einigen Tagen sind wir schon wieder zuhause, immer noch an den Nachwirkungen laborierend (schmerzende Knochen, Tüten mit Prospekten und Visitenkarten, viele Pläne im Kopf), haben eine Diashow mit Fotos der Buchmesse zusammen gestellt ...  Und dabei kamen sie uns in den Sinn, eben jene 10 Dinge, denen man auf der Buchmesse nicht entgehen kann. Zehn Dinge, die einfach immer irgendwie da sind, zehn Dinge, die einem immer wieder begegnen und mal mehr oder weniger nerven oder auch nur auffallen.

Der Countdown beginnt mit der Nummer 10:10.

 Buchmesse2009

Die German-Gang - Natürlich gibt es sie nicht! Aber man könnte es fast meinen. Man kann auf der Messe in den Deutschen (und sogar Internationalen) Hallen nicht unterwegs sein, ohne an fast jeder Ecke auf einen der Namen der folgenden Autoren zu stoßen: Markus Heitz - Kai Meyer - Wolfgang Hohlbein. Jaja, ich weiß, Andreas Eschbach, Frank Schätzing gehören irgendwie auch in diese Riege, aber aufgefallen ist es mir im vergangenen und besonders in diesem Jahr mal wieder bei den drei Erstgenannten.
Das eine oder andere Mal taucht bei mir die Frage auf, was die unglaubliche Marktakzeptanz (wahlweise kommerzieller Erfolg oder weniger polemisch "Beliebtheit") der drei Autoren ausmacht.
Hohlbein allerortenIch nehme an, dass allein die Verkündigung "ich schreibe ein Buch" ausreicht, um einen Vertrag unterschreiben zu können.

9.

 

Großen Tüten - Der ZVAB verteilt sie in Papierform vor der Messe, Langenscheidt verschenkt sie aus Plastik. Große Tüten. Wer nicht das größte Ärgernis der Messe hinter sich herzerrt (polemisierend - siehe unten), der trägt die Gewaltigen über die Schulter. Und wenn genügend Beute drin ist, werden diese Tüten zu modernen Keulen, die ordentliche Hiebe austeilen können. Die Strahlkraft dieser Tüten ist so unglaublich, dass die Verlage sie spätestens ab dem 3. Tag nur noch 1x pro Stunde in einem kleinen Haufen auf ihren Präsentationsflächen "auswerfen", denn sonst sind sie ratz-fatz weg. *flüster* Kleiner Tipp: Aus einer etwas weniger voluminösen Papiertasche mit schönen Aufdrucken kann man sehr außergewöhnliche Lampen machen - aber das ist eher was für Bastelseiten.

8.

 Markus Heitz

Rolltreppenstehenbleiber - Rolltreppe fahren ist den Deutschen nicht gegeben. Die simple Weisheit "rechts stehen, links gehen" erschließt sich schon einmal nur wenigen, aber mit den Herrschaften kann man leben. Die Krönung der Deppen auf Rolltreppen sind jene, die tapfer damit hochfahren - bevorzugt in Gruppen zu fünf oder sechs Personen - dann aber an Bewegungs-Alzheimer leiden, (will sagen: Sobald sie am Ende der Treppe sind bleiben sie stehen und starren verwegen in die Gegend, nicht daran denkend, dass ihnen Leute folgen). Selbst wohlmeinde Zurufe reißen diese Dame und Herren nicht aus ihrer Lethargie bzw. Antriebslosigkeit. Berührt man sie beim verzweifelten Versuch des Ausweichens, erntet man finstere Blicke. Die Gruppen bleiben am Ende der Treppe vorwiegend stehen, bilden ein Besprechungsgrüppchen und tauschen sich darüber aus, wohin der Weg nun führen soll.
Tipp: Vor der Buchmesse im Warenhaus Verhalten auf der Rolltreppe bis zur Automation trainieren...

7.

Zur Diskussion um Urheberrecht

Erotische Leseproben - Seit drei Jahren durchstreifen junge Frauen die Halle 3. Plötzlich sind sie da, sie lächeln gewinnend und dann gibt es erotische Leseproben. Seit drei Jahren die gleichen ... Ich habe sie 2006 gelesen. Ja, sie sind möglicherweise für diesen oder jenen sogar erotisch. Aber können die nicht mal ein paar neue anfertigen?! Dann hätte ich während einer Zigarrettenpause wieder was zu lesen, wenn man nicht gerade jemanden zum Plaudern findet.

6.

 

Dauergrinsende B-, C-, D-Promis - Wann ist eigentlich das letzte Kochbuch von den beiden da erschienen, die sich (immer noch) mit unglaublich arrogantem Gehabe in der Promilounge räkeln? Und warum schreibt die da ein Buch über Zungenbürsten? Wen interessiert es darüber zu lesen, dass Casting-Shows gefakt sind? Und wer weiß davon wirklich noch nicht?
Horst von Allwörden - Möchtegern-PromiEs macht den Eindruck, dass eine unzählige Menge von TV- und Leinwand-Ungrößen sich über das Schreiben von Büchern wieder ins Gespräch bringen wollen oder ein Zubrot brauchen. Naja, wenigstens sind SIE so bekannt, dass man etwas von ihnen druckt. (Da hat es so ein Möchtegern2-Promi wie Horst schon schwer Tongue out.)

5.

 

Minderjährige Neuentdeckungen - Der Verlag Alfred A. Knopf hat es vorgemacht mit Christopher Paolini und Eragon, und seitdem machen es (fast) alle nach. Die jungen, hoffnungsvollen Nachwuchsautoren werden immer jünger, haben es nicht mehr so leicht wie Paolini und werden heiß gehandelt. Verlage schmücken sich mit "einer tollen Neuentdeckung, ein Junge, der wirklich ein außergewöhnliches Talent hat, mit 4 Jahren seinen ersten Roman mit 800 Seiten verfasst hat und gerade an seiner Biographie arbeitet".
Das Meiste davon ist nett aber überschätzt. Und es scheint, als würde der unnachgiebige Hunger des Fantasybuchmarktes dazu führen, dass Dinge, die manchmal besser in einem Fanmagazin oder der Wochenendbeilage der lokalen Zeitung aufgehoben wären, gedruckt werden.

4.

 

Pawel Adam Piotrowicz, Herder-VerlagNeue Medien - Handyroman, E-Book, Audio-Book, PC-Software ... und die Tausend anderen Medien, die ich gerade vergesse. Der Markt des gedruckten Wortes hat sich unleugbar verändert. Seit der Erfindung des Buchdrucks hat sich einiges getan. Und überall auf der Messe, mit Ausnahme des Antiquariatsbereiches, stößt man auf sie.

3.

 

Menschentrauben, wenn es etwas umsonst gibt - vor allem Taschen (siehe 9) - Oh ja, da hetzt man durch die Hallen, aber dann verschenkt Langenscheidt wieder Taschen, oder irgendein anderer Verlag verteilt irgend etwas anderes ... Schon bilden sie sich: Gangfüllende Menschentrauben, die danach streben, die umsonst feilgebotenen Taschen oder anderen Werbe- oder Merchandiseartikel zu ergattern. Selbst die hintanstehenden Menschen (die noch nicht einmal genau wissen was es gibt) halten sich ran. Der zu einem Termin Eilende muss diese Trauben erkennen und zügig ausweichen, Umwege laufen, denn so einfach durchlassen, das klappt nur eingeschränkt. Man könnte ja etwas verpassen. Huii ... da drüben wird gerade kostenlos der obligatorische Pudding am Oetker-Stand verteilt.
Dracula?"Mist", stellt Horst gleich darauf fest. Wir kamen zu spät und haben ihn verpasst. Und nichtmal ein schönes Food-Design-Poster gibt es am Stand, geschweige denn eine Tasche.

2.

 

Romantic (Vampir-) Fantasy - Man stolpert überall über sie, in jedem Gang, in jeder Halle. Am Lyx-Verlag sogar in Persona des Vampirs Peter. Ich bin gespannt, was der Nachfolgeroman zu Bram Stokers Dracula zu bieten hat, der sich an dem ursprünglichen Kern der Geschichte orientieren will.
Natürlich ist es jedem unbenommen zu lesen was man möchte, aber ich bekomme "die Krise", wenn ich das sehe. Kleinverlage, große Publikumsverlage, deutsche Hallen, internationale Verlage, offenbar kommt keiner ohne mindestens einen Roman in diesem Bereich aus. Überall fletschen sie die Zähne, sind untot, sterben nie. War es ein Werbeslogan, der lautete: "Nur Vampire lieben ewig"? (Tina, bitte vergib mir :-)
Natürlich entwickelt sich Literatur weiter, natürlich entwickeln sich Prototypen weiter, wie beispielsweise Helden heute in der Regel nicht mehr eindimensional sein können.
Sinnlich, düster, geheimnisvollKlar, dass dies auch vor Vampiren und anderen Untoten nicht Halt macht. Aber so langsam finde ich es ausgesprochen nervig, ständig über sie zu "fallen". Ach übrigens ... der schon nicht mehr ganz so neue Trend in Romantic Fantasy soll in Richtung Gestaltwandler gehen. Das wird ein Fest :-). 

 

1.
 
Hackenporsche - Der Hackenporsche ist im Laufe der Jahre immer zahlreicher geworden. Es ist ja auch viel leichter, die erjagte Beute auf Rädern hinter sich herzuziehen, als sie in erbeuteten Taschen (siehe 9) über die Schulter, in Rucksäcken auf dem Rücken oder gar in mitgebrachten Aktentaschen zu tragen.
Der Hackenporsche ist ja an sich gar nicht so übel, aber... die Menschen, die sie benutzen und hinter sich herziehen, machen sich offenbar wenig Gedanken über Wendekreise oder ihren zusätzlichen Raumbedarf. Das sind Stolperfallen! Liebe Mitmenschen. Achtet auf Eure Hackenporsches und Eure Raumforderung... Nervig!

Kommentare  

#1 koldir 2009-10-22 12:19
Markus Eschbach? :-*
#2 Harantor 2009-10-22 13:23
Gefunden. Der war in der Tat Absicht und bezieht sich auf einen Running gag... Danke. Ich wußte, es geht schnell... - Jetzt wird er korrigiert. Eigentlich wollte ich auch die Namen tauschen (Andreas Heitz wäre dann aber zu auffällig gewesen)
#3 blu 2009-10-22 15:12
Na na, wer hetzt denn da gegen Vampir-Romantik? Zur Strafe rezensiere ich demnächst gleich mal Frau Schweikerts Buch! :lol:

Ansonsten: Sehr schöner Artikel, und SEHR zutreffend - ich sags ja, nächstes Jahr nur bewaffnet (vielleicht mit spitzigen Vampirzähnchen?) Harhar, ;-)
#4 Bettina.v.A. 2009-10-22 16:00
Niemand hetzt ... :-* ich hab ja auch gar nichts dagegen. Ich muss es ja nicht lesen :P .

übrigens ... zum Thema Romantic Fantasy und Gestaltwandler. Der 2. Band "Söhne der Insel" ist bei mir angekommen :sigh:
#5 blu 2009-10-22 16:39
... und Du bist nicht begeistert darüber?
#6 Bettina.v.A. 2009-10-22 16:43
:-*
#7 blu 2009-10-22 16:52
Ahja.. mir schwant Übles *Augen zuhalt* :eek:
#8 Jan Hartmann 2009-10-24 22:11
Zu 9: An der Anzahl der mitgenommenen Tüten und Verlagsprogramme erkennt man die Messeerfahrung der Besucher:
Je mehr Tüten desto unerfahrener.
(Alte Buchhändlerweisheit) ;-)

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