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Wilde Zeiten: ROCK'N'ROLL FILM STARS

Wilde Zeiten - Das US-B-Kino der 50igerROCK'N'ROLL FILM STARS

Elvis Presley war nicht der einzige Rock'n'Roller, der Filme gemacht hat. Okay, die anderen haben in der Filmwelt kaum eine solche Karriere hingelegt (worüber sie vielleicht auch froh sein können), aber sie waren dabei.

Obgleich, meist beschränkten sie sich darauf, ihre Hits darzubieten und so nur einen Backround für die meist einfältigen Handlungen zu bieten.

Rock'n'nRoll-Stars im FilmDer Rock'n'Roll war in den 50'ern eine reine Domäne des B-Films. Die großen Studios standen der aufkommenden wilden Musik einer völlig neuen Jugend eher skeptisch und ein wenig hilflos gegenüber. Der klassische Bigband- und Swingsound wurde abgelöst von einer Musik, die den Swing mit Blues und Soul kombinierte, radikal und (in den Ohren der damaligen Hörer) gewalttätig klang. Rock'n'Roll war die Sprache einer neuen Generation, die sich abnabelte von der Spießigkeit des Bürgerlichen.

Musikfilme waren bis in die 50'er hinein eher eine fade Erscheinung. Meist handelte es sich um Musikerbiografien oder schwere Dramen, die den dornigen Weg eines fiktiven Komponisten oder Interpreten nachzeichneten. Diese Filme hatten ihr Publikum und waren trotz aller Eintönigkeit immer recht erfolgreich.

Der B-Film wurde mehr und mehr zu einer Kulturform für die Jugend. Dramen und auch Komödien waren sowohl von jungen Leuten bevölkert und wurden auch von jenen frequentiert. So war es nur eine logische Konsequenz, dass auch andere Kulturformen, wie etwa die Musik, in diesen Filmen ihren Niederschlag fanden. Es waren findige Produzenten wie Sam Katzman oder Roger Corman, die das Potential erkannten, mit schnell und billig produzierten Musikfilmen Kohle zu scheffeln.

Mitte der 50'er Jahre begann die kleine Welle der Rock'n'Roll-Filme, die durch ihren internationalen Verkauf auch dazu beitrug, diese neue Musik der amerikanischen Jugend in der ganzen Welt zu verbreiten. Einige dieser Streifen wurden in diversen europäischen Ländern sogar verboten, da man befürchtete, dass die Jugend durch diese Musik verdorben werden könnte. Heutzutage mag das kaum nachvollziehbar sein, denn wenn man sich anschaut, wie Kids sich wirklich gewalttätige Videos von Rappern oder Heavy Metal Combos 'reinziehen, muss man über die braven Filme der 50'er nur müde grinsen. Aber zu jener Zeit sah man das halt anders.

Bill Haley and the CometsAls Begründer des Rock-Films ganz allgemein kann man die Sam Katzman Produktion ROCK AROUND THE CLOCK (Außer Rand und Band, 1956) ansehen. Darin geht es um einen Musikproduzenten namens Steve Hollis (Johnny Johnston), der eher zufällig in ein kleines Nest gerät, in dem allabendlich in einem Schuppen die Post abgeht. Dort spielen Bill Haley and the Comets zum Tanz auf. Die Musik erscheint Hollis neu und wild und er wittert seine Chance, mit dieser Band ganz gross heraus zu kommen. Nebenbei verliebt er sich noch in die Tänzerin der Band Lisa Johns (Lisa Gaye). Hollis organisiert ein Konzert in einer Grosstadt, holt sich als Acts noch Freddie and his Bellboys und die Platters hinzu.

Bill Haley (eigentlich William John Clifton Haley, 1925-1981), ein Vorreiter der Rock'n'Roll-Ära, der ganz geschickt den klassischen Swing mit den neuen Rhythmen verband, hatte in diesem Film neben seinen Musikauftritten sogar eine Sprechrolle, die er ganz passabel meisterte. Interessant an diesem Film ist sicherlich kaum die Handlung oder gar die etwas unglaubwürdige Liebesgeschichte. Er legte aber einige Grundsätze für die Filme um moderne Musik fest. In den meisten Filmen (auch heute noch) steht das Verhältnis der Musiker zu ihren Produzenten/Managern im Mittelpunkt. Um die Musik auch optisch darzustellen, werden Musikerauftritte eigentlich immer von Tänzern begleitet (heute mehr noch als damals).

Sam Katzman und der Regisseur Fred F. Sears wurden recht schnell angefeindet für den Film, da man eben glaubte, dass dieser Streifen die neue gewalttätige Musik zu sehr verharmlose. So ist der folgende Film vom selben Gespann nur als clever anzusehen, der den Kritikern ganz gehörig den Wind aus den Segeln nahm.

DON'T KNOCK THE ROCK (Außer Rand und Band – 2. Teil, 1956) erzählt die Geschichte von Arnie Haines (Alan Dale), der in sein Heimatdorf zurückkehrt, wo er allerdings von den erwachsenen Bewohnern gemieden wird, weil er diese harte Rock'n'Roll-Musik macht. Die Kids, von denen er als Held verehrt wird, laufen ihm nach und so nutzt er seinen Einfluss, um seine Fans zu guten Menschen zu machen, zu zeigen, dass die neue Musik nicht zwangsläufig einen schlechten Einfluss hat.

Eine entsetzlich kitschige Story, aber dennoch ein unterhaltsamer Film. Glaubwürdigkeit, zumindest damals, bekam der Film dadurch, dass Hauptdarsteller Alan Dale tatsächlich ein Rock'n'Roll-Performer war. Ansonsten gibt sich wieder Bill Haley mit seinen Comets die Ehre und es gibt Little Richard zu bewundern, ein wahres Energiebündel und ob seiner Stimmgewalt eine Ausnahmeerscheinung im damaligen Rock'n'Roll-Zirkus. Kuriosum am Rande: Der Film hatte sogar einen kleinen Gastauftritt von Adriano Celentano.

Little RichardLittle Richard (eigentlich Richard Wayne Penniman, geboren 1932) ist eine äusserst charismatische Erscheinung und zudem eben ein mit einer kräftigen Stimme gesegneter Sänger. Bis heute ist er ein immer wieder gern gesehener Gast in Filmen und TV-Streifen (zuletzt drehte er CAPITOL FOURTH, 2007, für das Fernsehen). Mit seiner wuchtigen, teilweise aggressiven Stimme sorgte er damals für großes Aufsehen und stieß vor allem bei der älteren weißen Bevölkerung auf Ablehnung. Obgleich in der Musikbranche der Rassismus nicht ganz so ausgeprägt war wie in anderen Teilen des Lebens hatte man doch die Befürchtung, dass er als Schwarzer einen negativen Einfluss auf die Jugend haben konnte.

Während DON'T KNOCK THE ROCK für Bill Haley schon der letzte Auftritt war, konnte man Little Richard als nächstes in der Musikkomödie THE GIRL CAN'T HELP IT (Schlagerpiraten, 1956) von Frank Tashlin sehen, wo er neben Fats Domino und den Platters einige Nummern zum Besten gab. Ein anderer Farbiger gab ebenfalls noch 1956 sein Filmdebut. Chuck Berry, sicherlich der kreativste Musiker aus der Riege der Rock’n’roll-Größen, trat in ROCK! ROCK! ROCK! auf, dem einfältigen Film um ein Mädchen, das durch verschiedene Jobs versucht Geld für ein Kleid zu bekommen, um zu einer große Rock-Fete gehen zu können. Dennoch ein vergnüglicher Film, da er in erster Linie sich der Musik widmet, die von Bands vorgetragen wird, die heute wirklich niemand mehr kennt.

Chuck BerryChuck Berry (eigentlich Charles Edward Anderson Berry, geboren 1926) schrieb als einer der wenigen Musiker jener neuen Ära beinahe alle seine Songs selbst. Er war/ist ein wahrer Gitarrenvituose und ein echtes Improvisationstalent. Auch er stiess natürlich auf einige Ablehnung bezüglich seiner Hautfarbe.

Mit Little Richard zusamen zu sehen war Chuck Berry in MR. ROCK AND ROLL (1957), einem eher belanglosen Film um einen Radio-Discjockey, der bestochen wird, damit er einige Songs promoted. Wie ein roter Faden durch die Rock'n'Roll-Filme zieht sich der Hauptdarsteller Alan Freed, der tatsächlich diesen Beruf ausübte und nebenbei noch selbst Musik machte. In einem großen Teil der Filme trat er als Ansager oder eben Discjockey auf.

Jerry Lee LewisChuck Berry trat noch in einem weiteren Film auf, in dem Freed einen Produzenten spielte, der sich mal wieder gegen die Anfeindungen der neuen Musik durch die spießige Gesellschaft zur Wehr setzen musste. Der Film hiess GO, JOHNNY, GO! (1959) und bezog seinen Titel aus dem Song von Johnny B. Good von Berry (der dann u. a. auch in „Back To The Future“ zum Besten gegeben wurde).

Eine weitere Rock'n'Roll-Legende, Jerry Lee Lewis (geboren 1935), trat lediglich in einem Film auf, nämlich JAMBOREE (1957). Lewis galt immer als etwas arrogant und möglicherweise scheute er den Filmauftritt. Er hatte auch nicht gerade den besten Ruf, neigte er doch dazu, bei seinen Auftritten recht aggressiv zu sein und manchmal auch sein Klavier auf der Bühne zu zerlegen. Könnte sein, dass die Produzenten ihn deshalb nicht besetzten, um dem Klischee, das der Musik anhaftete, nicht auch noch Recht zu geben.

Die Zeit der Rock'n'Roll-Filme war nur von kurzer Dauer. Schon Ende der 50'er ebbte das Ganze wieder ab, zumal auch die Musik stagnierte. Zudem waren die Filme inhaltlich einfach zu banal, um dauerhaft bestehen zu können. Dennoch sind einige von ihnen auch heute noch gut anzusehen. Zumindest interessant sind die Auftritte der Musiker, die oft einen Riesenspaß machen.



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