Große Stimmen des deustchen Hörspiels: Zum Tod von Christian Rode
Große Stimmen des deustchen Hörspiels:
Zum Tod von Christian Rode
Konrad Halver erzählte mir immer wieder von den Vorzügen so mancher Theater aber auch ihrer Nachteile. So ertrug er die übergroße Bühne des Hildesheimer Stadttheaters, welches ihm eine viel zu breite Bühne hatte. Peter Fricke lobte die ausgefeilte Sprache in der Literatur und auf der Bühne. Nicht eine einzige Rolle ist es, welche die Damen und Herren der Kunst ins Schwärmen geraten lassen – nein – es ist immer die Kunst als Ganzes. Von der Pike auf gelernt, an den großen deutschen und internationalen Schauspielhäusern sind sie zudem geworden was sie später waren. Wirkliche Stars und Künstler.
Von ihrer Zunft rücken heutzutage kaum noch welche nach. Manch einer ist meist durch große Film- oder Fernsehrollen in Erinnerung geblieben. Andere prägten sich durch ihre Stimme in unser Gedächtnis. Und die großen des Schauspiels hatten diese Stimme, denn sie ist ihr Werkzeug, wie mir mancher Interviewpartner verriet. Stimm- und Gesangsausbildung gehört schließlich zum Schauspiel dazu. Ein Musical musste man mithin auch spielen können.
Es gibt aber Stimmen, die immer besonders im Gedächtnis blieben. Christian Rode war einer dieser Stimmen. Der Mime war weniger bekannt durch Film und Fernsehen, obwohl er in „Die Akte Odessa“ eine Minirolle neben Jon Voigt einnahm. Und dann gab es diesen französischen Schinken „Brennt Paris?“, wo er gleich mit mehreren Superstars wie Jean-Paul Belmondo, Gerd Fröbe, Kirk Douglas u.v.a. zusammentraf. Seine Rollen waren aber so klein, dass er nicht mal in der Besetzungsliste zu finden war. Nein – all diese Filme brachten ihn nicht langhaltig ins kollektive Gedächtnis der Nation. Auch nicht der Winnetou -oder Kommissar X-Film, dem er eigentlich nur als Statist beiwohnte.
Rode wurde am 20.07.36 in Hamburg geboren und war schon damit in einem Mekka des Synchrones gelandet. Zunächst absolvierte er aber seine Ausbildung bei keinem geringeren als Gustav Gründgens. Neben seiner Bühnenarbeit war immer wieder das Synchrongeschäft ein Betätigungsfeld für den Mimen. Früh wurden die Studios auf das tiefe Timbre des sonst eher unauffälligen Rode aufmerksam. So synchronisierte er u.a. Christopher Lee in „Sleepy Hallow“ (1999). Albert Finney lieh er seine Stimme in mindestens zwei Filmen. Auch Christopher Plummer synchronisierte er u.a. in „Nürnberg – Im Namen der Menschlichkeit“ (2000). Die Liste lies sich unentwegt fortsetzen mit Namen wie z.B. Patrick Stewart, Michael Caine, Robert Culp, Martin Landau und Roy Scheider.
Doch am beliebtesten war er vor allen in den letzten Jahren als Hörspielsprecher. Bereits in den 70er Jahren wurde er von Heikedine Körting ins EUROPA-Studio geholt. Dort hatte er Gastrollen in den Abenteuer-Hörspielen nach Karl May, Jules Verne und anderen Autoren der Weltliteratur. Später wurde er durch Rollen in TKKG und die drei ??? dem jugendlichen Publikum ein Begriff. In der Gruselserie von H.G. Francis übernahm er 1981 anstelle von Günther Ungeheuer den Erzählpart für das Hörspiel „Das Duell mit dem Vampir“. Etwas später folgte ein Einsatz in der Serie Dämonenkiller als Donald Chapman.
Mit dem Ende des Hörspielbooms Ende der Achtziger Jahre verschwanden auch große und bekannte Stimmen in der Versenkung. Doch die meisten wurden um die Jahrtausende reaktiviert, als das kommerzielle Hörspiel ein Revival feierte. Rode übernahm 2003 in dem Wallace-Hörspiel „Das indische Tuch“ von TITNIA-MEDIEN die Rolle des dubiosen Dr. Amersham. Das Hörspiel gilt als Meisterwerk. Auch im „Gruselkabinett“ vom gleichen Label war er mehrmals am Mikro.
Im gleichen Jahr folgte seine Paraderolle als Sherlock Holmes in der gleichnamigen Maritim-Serie. 66 Folgen lang und insgesamt 10 Jahre hatte er diese Rolle in der Serie inne. Er übernahm dann dennoch weiterhin diese Rolle in der Reihe „Sherlock Holmes – die neuen Fälle“. In beiden Serien war Peter Groeger sein Partner als Dr. Watson. Groeger starb etwa einen Monat vor Rode.
In der Dreamland-Gruselserie sprach er fast ausschließlich den Erzähler. Bei Tony Ballard war er Tucker Peckinpah. Produzent Thomas Birker lobte seine schauspielerische Seite aber auch die menschliche und erwähnte die Freundschaft, die ihn mit Rode verband.
Das kommerzielle Hörspiel hat durch Rode viel gewonnen. Viele schwärmen noch heute von seiner Darstellung als Beast-Man in „Masters of the Universe“ (1984-1987). Die Liste der Hörspieltitel unter seiner Mitwirkung ist bis zu seinem Tod auf über 300 angewachsen.
Die Kleinsten kannten seine Stimme als Bert aus der Sesamstraße.
„Dulden muss der Mensch sein Scheiden aus der Welt, wie seine Ankunft: Reif sein ist alles.“ Das sagt Shakespeare. Und es trifft es ganz gut. In dem Satz steckt mehr Trost als man denkt. Alles geht zu Ende. Am Ende eines langen Lebens ist das auch ganz normal. Von den wenigsten bleibt mehr als die persönliche Erinnerung. Von Herrn Rode jedoch bleibt noch etwas mehr. Seine Stimme in unzähligen Rollen. Sei es im Film oder Hörspiel.