Ringo´s Plattenkiste - Roger Glover & Guestst: The Butterfly Ball and the Grasshopper`s Feast
The Butterfly Ball and the Grasshopper`s Feast
Heute geht es um ein kurioses und leider etwas in Vergessenheit geratenes Stück Rockgeschichte. Obwohl es sich per se nicht unbedingt um Rockmusik handelt. Und das, obwohl der Urheber ein klassischer Rocker und auch beileibe kein Unbekannter sein dürfte. Genauso wie die Mehrheit seiner Mitmusiker, die an diesem originellen Werk beteiligt waren. Die Rede ist von „The Butterfly Ball and the Grasshoppers Feast“, von keinem Geringeren als dem Deep-Purple-Bassisten Roger Glover.
1974 war Deep Purple auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt, was aber nicht ganz ohne Komplikationen blieb. Innerhalb der Band kam es zu Spannungen, die schließlich zum Split der Band im Jahre 1975 führen sollte. Bassist Glover verließ die erfolgreiche Band bereits 2 Jahre vorher nach dem siebten Studioalbum „Who Do We Think We Are“. Seine Kollegen machten noch weiter und produzierten 3 weitere Alben, bevor sie sich vorläufig auflösten. Vor allem der Keyboarder Jon Lord war sehr stark in die Band eingebunden, obendrein veröffentliche er einige Soloalben. So war es dann auch kein Wunder, dass er für weitere Projekte keine Zeit fand. So auch für die ihm angebotene Arbeit, ein Kindergedicht des Briten William Roscoe, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts, zu vertonen. „The Butterfly Ball and the Grasshoppers Feast“, ist ein naives und recht kurzes Werk, das in der Welt der Insekten und anderen Kleintieren spielt und aus 13 Vierzeilern besteht. Die Story ist simpel. Die oben erwähnten Wald- und Wiesenbewohner planen ein großes fest, eine Art Ball, zu dem alle zusammenkommen und gemeinsam feiern und fröhlich sind. Roscoe war eigentlich kein Poet oder Dichter, sondern in erster Linie Jurist. Herausgetan hat er sich als einer der ersten Abolitionisten Großbritanniens. Das recht erfolgreiche Werk erfuhr noch 2 Fortsetzungen, die aber nicht mehr von Roscoe selbst stammten.
Etwa 170 Jahre später, also 1973, erschien ein reich illustriertes Kinderbuch mit dem gleichen Titel, das aber nur lose auf dem Werk Roscoes basierte, Roscoes Szenario erweiterte und sich mehr mit den Vorbereitungen der kleinen Tierwesen für das geplante Fest beschäftigte. Ein gewisser William Plomer, der zuvor schon Librettos für Benjamin Britten verfasste, schrieb die Texte des Buches, die von einem jungen Künstler namens Alan Aldridge illustriert wurden. Glover war das Werk flüchtig bekannt, er hatte es einmal in der Werbebeilage einer Sonntagszeitung entdeckt. Es gefiel ihm ganz gut, vergaß es allerdings auch recht schnell wieder. Bis er eines Tages im Büro seiner Management-Firma wieder damit Bekanntschaft machte. Ein gewisser John Craig der Company Lions Films wollte eine musikalische Adaption des Werkes realisiert haben und suchte nach einem passenden Songwriter, bzw. einer Band. Craig schwebte eine Art Soundtrack zu einem geplanten Film vor, wobei das Album bereits vor dem Film veröffentlicht werden sollte. Zuvor hatte er bereits Jon Lord kontaktiert, der aber, wie bereits erwähnt, keine Zeit dafür hatte. Auch Pink Floyd war der Stoff angeboten worden, aber auch die winkten ab. Pink Floyd hatten zwar bereits Erfahrungen mit Soundtracks, sie waren 1969 für den Film „More“, sowie 1972 für „Obscured by Clouds“ für die Filmmusik verantwortlich, aber vermutlich sagte ihnen das Thema nicht zu. Außerdem waren sie nach dem epochalen „The dark Side of the Moon“ wohl mehr an der Verwirklichung ihres eigenen musikalischen Konzepts interessiert. Meiner Meinung nach waren Pink Floyd auch unpassend, eher könnte ich mir Jethro Tull vorstellen. Diese überraschten ihre Fans auf dem 1973 erschienenen Album „A Passion Play“ mit dem thematisch ähnlichen Intermezzo „The hare who lost his Spectacles“. Glover erinnerte sich wieder an das Buch, er hatte Zeit und war neuem gegenüber aufgeschlossen und sagte schließlich auch zu.
Er traf sich kurze Zeit später mit den Schöpfern des Buches, zuerst mit William Plomer, dem Verfasser der wunderlichen Texte. Dieser war recht angetan von der Idee einer Vertonung und empfahl Glover einige Musikstücke, die seiner Meinung nach stilistisch als Inspiration und Vorlage dienen könnten. Es handelte sich dabei natürlich um klassische Musik, unter anderem von Benjamin Britten. Glover aber schwebte etwas völlig anderes vor. Die Musik sollte nicht schwer und orchestral sein, sondern heiter und beschwingt, vergleichbar mit der Musik der Beatles. Bei Illustrator Aldridge stieß Glover damit auf vollstes Verständnis, war dieser doch bedeutend jünger als Plomer und außerdem an der Gestaltung des Buches „The Beatles Illustradted Lyrics“ beteiligt.
Aldridge war unter anderem für das Cover Elton John`s Album „Captain Fantastic and the Brown Dirt Cowboy” verantwortlich. Seine bekannteste Arbeit aber dürfte wohl das Logo des Hard Rock Cafes sein. Glover machte sich an die Arbeit, komponierte, schrieb Lyrics und entwickelte ein Konzept für die geplante Rockoper. Die einzelnen Charaktere des Buchs wurden ausgewählt, mit der Idee, dass sie von jeweils einem extra für sie ausgesuchten Sänger dargestellt wurden. Die Songs sollten mehr oder weniger nahtlos ineinander übergehen, obwohl ein jeder für sich selbst eigenständig war. Was allerdings fehlte, war ein durchgehendes, bzw. wiederkehrendes musikalisches Thema. Plomer verstarb übrigens kurz darauf und konnte die Veröffentlichung des Albums leider nicht mehr miterleben.
Die Charaktere wurden wie folgt besetzt:
Es gab noch eine Reihe weiterer Figuren, die aber nicht besetzt, sondern nur besungen wurden:
Old blind Mole, Simon Centipede, The Fox, Toad in bed, Lily Lizard, The Caterpillars, The Long-eared Bat, The Business Mouse.
Glover rekrutierte zu diesen Sängern eine illustre Schar an Musikern, die als Band die Musik einspielen sollte. Seine guten Kontakte aus seiner Zeit bei Deep Purple waren ihm dabei sehr hilfreich.
Die Band setzte sich wie folgt zusammen:
Einige der Stücke wurden von Martyn Ford`s Mountain Fjord Orchestra begleitet. Ford spielte mit Eddie Hardin bereits zusammen in der Spencer Davis Group.
Les Binks war vorher für Eric Burdon tätig, Giles war Gründungsmitglied bei King Crimson. Jack Emblow are als Studiomusiker für die Beatles und Elton John tätig. Ray Fenwick war Mitglied der Spencer Davis Group, ebenso Eddie Hardin. Eddie Jobson war bei Curved Air und Roxy Music. Karan arbeitete unter anderem für die Beatles, The Yardbird und viele andere. Jon Lord war natürlich Keyboarder bei Deep Purple, Mike Moran war Produzent und Sessionmusiker und war zusammen mit Ann Odell Mitglied bei Blue Mink, einer britischen Popgruppe. Nigel Watson war eigentlich Gitarrist und arbeitete mit Fleetwod Mac`s Peter Green zusammen. Auf Butterfly Ball ist er an der singenden Säge zu hören.
Ein ganzer Haufen erprobter Musiker und alter Hasen also.
Die meisten Songs schrieb Glover im Alleingang, allerdings bekam er bei 4 Tracks Unterstützung von seinen Mitmusikern. So war er beispielsweise eines Nachmittags in Eddie Hardins Haus, wo sie den Song „Homewards“ gemeinsam komponierten, als Hardin einige lustige und beschwingte Akkorde auf dem Piano klimperte und Glover spontan eine Melodie dazu einfiel. Aus diesem Zusammenspiel entstand der bekannteste Song des Albums, „Love is all“.
Auch Ronnie James Dio und Mickey Lee Soule sind bei zwei Tracks als Co-Autoren angegeben. Glover kannte die beiden von der Band Elf, für die er schon ihren Erstling produzierte.
Nachdem alle Songs geschrieben waren, ging es zum Aufnehmen ins Studio, genauer gesagt ins Kingsway Recorder Studio in London. Als Toningenieur war Louis Austin tätig. Glover kannte das Studio bereits, war er doch schon einige Male mit Deep Purple dort gewesen. Während der Aufnahmen kaufte übrigens Ian Gilllan das Studio. Austin war ein erfahrener Mann, der bereits für Queen, Fleetwood Mac und natürlich auch Deep Purple gearbeitet hatte. Das Kingsway war übrigens für lange Zeit eins der Top-Ten-Studios Londons.
Die Aufnahmen zogen sich unerwartet in die Länge und dauerten schließlich 6 Monate, was nicht zuletzt daran lag, dass fast die gesamte zusätzliche Arbeit an Glover selbst hängenblieb, da er von seinem Management kaum Unterstützung bekam und er schließlich alles selbst organisieren musste.
Das fertige Album erschien nach einigen weiteren Verzögerungen schließlich im November 1974 als wunderschön aufgemachte LP im Klappcover mit einem Cover von Alan Aldridge. Auf der Innenseite waren die Lyrics der Songs abgedruckt, garniert mit einigen weiteren Illustrationen Aldridges.
Für Promotion-Zwecke wurde eine Sigle ausgekoppelt: „Love is all“ mit „Old blind Mole“ und „Magician Moth“ als Flipside.
„Love is all“ wurde ein ziemlicher Erfolg, vor allem in den Niederlanden, was nicht zuletzt an dem dazu extra gedrehten Zeichentrickfilm lag.
Die Tracklist des Original-Albums sieht aus wie folgt:
Wer die CD besitzt, wird hier einen weiteren Song vermissen, dazu später aber mehr.
Sehen – bzw. hören – wir uns die Songs aber mal ein wenig genauer an.
Dawn ist eine leider etwas kurz geratene Ouvertüre, die das Album einläutet. Zu romantischem Vogelgezwitscher spielt Glover schwebende Melodien auf dem Synthesizer. Kaum hat man sich in den rein instrumentalen Song eingefunden, ist er auch schon wieder zu Ende.
Get ready ist ein lupenreiner Brit-Pop-Song, ganz in der Tradition der Beatles. Glenn Hughes (Glovers Nachfolger bei Deep Purple singt den Part von Harold the Herald. Begleitet wird er dabei von Martyn Ford`s Orchester. Toll sind hier vor allem die Fanfaren. Hughes besingt den Part des Harold, der sich auf das bevorstehende Fest freut und vorbereitet.
Saffron Dormouse And Lizzy Bee ist ein Duett zwischen dem Siebenschläfer Saffron (Helen Chapelle) und der fleißigen Biene Lizzy (Barry St. John). Begleitet ebenfalls von Ford`s Orchester, diesmal dirigiert von Mike Moran. Das Stück selbst ist musikalisch weder Rock, noch Pop, sondern am ehesten musicalartig. Die Sängerin Chapelle ist weitgehend unbekannt, trat 1984 als Background-Sängerin bei Barclay James Harvest auf. St. John – trotz des männlichen Vornamens Barry eine Frau, die eigentlich Elizabeth Thompson hieß – war bis 1973 Mitglied der Les Humphries Singers. Ebenso wie ihr Kollege John Lawton, der später noch in Erscheinung treten wird. Barry St. John war übrigens zusammen mit Liza Strike als Background-Sängerin bei Pink Floyd`s „The dark Side of the Moon“ zu hören. Im Jahre 1965 hatte St. John einen Hit mit dem Titel „Come away Melinda“, uns Rockfreunden sehr gut bekannt durch Uriah Heep`s Interpretation auf dem Album Very 'Eavy ...Very 'Umble.
Harlequin Hare ist der One-Man-Band des Hasen gewidmet. Gesungen von Neil Lancaster (Mitglied beim James Last Orchester) und begleitet von Akkordeon und Band. Auch der Hase bereitet sich auf das große Fest vor. Musikalisch passend zum Thema der One-Man-Band ist der Song ein Stück Jahrmarkts- oder Zirkusmusik.
Old blind Mole, der blinde Maulwurf, der sich ebenfalls auf den großen Ball freut, wird von John Goodison besungen. Goodison`s dunkle und gefühlvolle Stimme passt hervorragend zum Charakter des Maulwurfs, der selbstzufrieden unter der dunklen und kühlen Erde lebt. Der bluesige Song ist ein frühes Stück des Jahre später aufkommenden Genres Drum n`bass, besteht er doch tatsächlich nur aus Tabla, Bass, Fingerschnippen und Gesang. Der Sänger selbst blieb ebenfalls weitgehend im Dunkeln und tat sich unter anderem mit seiner Band Big John's Rock and Roll Circus heraus, mit der er einen einzelnen Nr—1-Hit in Südafrika verbuchen konnte. Weiterhin war er für The Brotherhood of man (save your kisses for me)tätig, ebenso wie für die Bay City Rollers, für die er den Hit „Give a little Love“ mitverfasste. Goodison verstarb 1988.
Magician Moth ist ein weiteres, minimal instrumentiertes Instrumentalstück, das Glover weitgehend im Alleingang auf dem Synthesizer eingespielt hat. Ein sehr langsamer und melancholischer Song, leider ebenfalls wieder zu kurz geraten.
No Solution ist wieder etwas länger. Besungen wird die kranke und im Bett liegende Kröte von Mickey Lee Soule, der eigentlich Keyboarder in der Band Elf war. Lee Soule erinnert sich, als er eines Tages mit Ronnie James Dio bei Glover war, von diesem zum einem Gesangspart überredet wurde. Der Song selbst ist funky und beschwingt. Sehr gut auf ihm kommt erstmals Thompsons Fagott zum Tragen. Witzig sind auch die gesanglichen Einsprengsel der weiblichen Backgroud-Sängerinnen. Sehr eingängig ist der Refrain „Don`t drink the Water“. Lee Soule war später übrigens zusammen mit Ronnie James Dio Gründungsmitglied der Band Rainbow.
Behind The Smile ist einer der Höhepunkte des Albums, ein gnadenlos eingängiger Offbeat-Song, fast schon ein Reggae. Sehr sparsam instrumentiert mit Drums, Bass, Synthesizer und Piano, dargeboten von niemand geringerem als David Coverdale, dem Deep-Purple-Sänger und späterem Whitesnake-Gründer. Coverdale beschwört in diesem Song Lily the Lizard vor dem räuberischen Fuchs.
In Fly away singt Liza Strike zu den Raupen, die sich einst als wunderschöne Schmetterlinge in die Lüfte erheben sollen. Musikalisch eher eine Art Country-Song, zu dem auch die Gitarre passt. Liza Strike war übrigens zusammen mit Barry St. John als Background-Sängerin bei Pink Floyd`s „The dark Side of the Moon“ zu hören.
Aranea ist eine Art Rumba, gesungen von Judi Kuhl, der damaligen Freundin und späteren Ehefrau Roger Glovers. Aranea ist eine eingebildete Spinne, die sich in diesem Song im Spiegel selbst bewundert und meint, sie werde die Schönste des Balles sein. Glover war sich damals der nicht überzeugenden und eher bescheidenen Sangeskünste seiner Freundin wohl bewusst, wollte aber auf dem Album neben professionellen Sängern auch ungeübte dabei haben. Was ihm hiermit gelungen ist. Kuhl und Glover heirateten später, ließen sich aber wieder scheiden. Der Ehe entstammt eine Tochter, Gillian Glover.
Der nächste Song, Sitting in a Dream, schließt die erste Plattenseite mit einem Kracher ab, einem gewaltigen sogar. Sitting in a Dream ist eine wunderschöne und zeitlose Ballade, die sich langsam aufbaut und allmählich steigert. Gesungen wird sie von Froggy, niemand geringerem als Ronnie James Dio, dem damaligen Sänger der Band Elf. Glover kannte Dio und seinen Keyboarder Mickey Lee Soule schon, als er ihren Erstling im Jahre 1972 produzierte. Kongenial begleitet wird der Sound orchestral, dirigiert von Del Newman. Im Hintergrund sind spärliche Synthesizerklänge zu vernehmen. Newman war zuvor bereits mit Größen wie Cat Stevens, Elton John oder Carly Simon tätig. Dio ist übrigens der einzige Sänger, der mehr als einmal auf dem Album eine tragende Rolle spielt. Sitting in a Dream ist von Anfang bis zum Ende perfekt durchkomponiert und arrangiert, hier ist nichts dem Zufall überlassen. Der Song ist ein sehr schönes Beispiel für Dio`s Talente als Sänger. Glover sagte einmal, Dio könnte alles singen, selbst Sinatra-Songs. Damit endet dann auch schon die erste Plattenseite.
Seite 2 beginnt mit Waiting, einer wunderschönen Ballade, dargebracht von Jimmy Helms als Kingfisher (Eisvogel). Das Stück ist sehr ruhig und sparsam instrumentiert, dominierend ist das Piano. Mehr ist auch nicht nötig und wäre sogar störend, da Helms Gesang einfach zu schön ist. Helms kam vom Broadway, wo er im Musical Hair mitspielte. Später in den Neunzigern war er Mitglied bei Londonbeat, die einen Riesenhit mit I've Been Thinking About You hatten.
Sir Maximus Mouse ist ein waschechter und eingängiger Rocksong, der ebenso gut auf ein Deep-Purple-Album gepasst hätte. Eddie Hardin singt hier über eine geschäftstüchtige und skrupellose Business-Maus.
Dreams Of Sir Bedivere ist ein Instrumental, das ein wenig proggig ist und mit Snare-Drums und Synthesizer beginnt, um dann in ein zuckersüßes Streicherarrangement mit Klavierbegleitung überzugehen. Der Song endet mit einer vorbeifahrenden Dampflokomotive. Eine sehr schöne Komposition, die nahe am Kitsch entlangdriftet, ohne dabei auszurutschen. Sir Bedivere ist keine Figur aus Butterfly Ball, sondern eine Gestalt aus der Artus-Sage.
Together Again greift das Intro des Vorgängersongs auf, um sich dann in einen bluesigen, von Tony Ashton – als Newt, der Molch - mit leicht angesoffener Stimme gesungenen Song verwandelt. Begleitet nur von einem swingenden Barpiano. Ashton war vorher bei Ashton, Gardner and Dyke, sowie kurzzeitig bei Family. Später war er Mitglied bei Paice, Ashton, Lord, einem sehr kurzlebigen Projekt. Ashton verstarb 2001.
Watch Out For The Bat ist kurz, soulig und funky. John Gustafson singt beschwörend über die für die Insekten gefährlichen, langohrigen Fledermäuse. Gustafson war eigentlich Bassist bei Roxy Music und ging später zu Ian Gillan. Er verstarb 2014.
Little Chalk Blue findet sich nicht auf der LP, sondern entstand erst später, als Butterfly Ball live aufgeführt werden sollte. Um den Song richtig hinzubekommen, wurde an einem einzigen Abend eine Studioversion aufgenommen, erinnert sich Sänger John Lawton, der bei Lucifer`s Friend und den Les-Humphries –Singers war und wenig später zu Uriah Heep ging. Eine recht schöne und melancholische Ballade, begleitet von Streichern und sparsam eingesetzten Bläsern.
The Feast ist wieder ein Instrumental, dargeboten nur von Piano. Leicht melancholisch angehaucht um Simon, dem Tausendfüßler gewidmet. In diesem Song finden sich auch eingestreute melodie-Zitate einiger vorangegangener Songs, wie z.B. aus Saffron Dormouse.
Love Is All ist der bekannteste Song des Albums, gesungen von einem bestens aufgelegte Ronnie James Dio als Froggy. Der Song ist eindeutig inspiriert von den Beatles, musikalisch ebenso wie textlich. Der Song selbst behandelt den eigentlichen Butterfly Ball und eben das ihm zugrundeliegende Motto Love is all. Der Song wurde als Single ausgekoppelt und wurde ein Riesenerfolg, unter anderem Nr. 1 der Charts in den Niederlanden.
In Homeward ist der Ball vorbei und Froggy macht sich traurig singend auf den Nachhauseweg und schließt das Album ab. Begleitet wird er dabei von Orchester, Piano und – überflüssigerweise – von einem Kinderchor. Homeward ist sehr kitschig mit 4 Minuten zu lange geraten.
Und damit ist das Album dann auch zu Ende.
Roger Glover ist eine ganz tolle Platte gelungen, die sich aber nicht ohne weiteres einordnen lässt. Ein Konzeptalbum ist es zwar, aber es ist nicht uneingeschränkt ein Rockalbum. Eine Rockoper ist es auch nicht, ebenso wenig wie ein Musical. Für beides fehlt – wie eingangs bereits erwähnt – der Zusammenhang der einzelnen Songs. Insgesamt betrachtet wirkt das Album nicht sehr homogen, ein wenig unzusammenhängend. Mehr wie eine Nummernrevue verschiedener Stile. Aber das macht aus Butterfly Ball keineswegs ein schlechtes Album, bietet es doch, trotz einiger Schwächen, einige hervorragende Songs, die Glovers musikalisches Potential unter Beweis stellen. Bei Deep Purple war er, obwohl durchaus am Songwriting beteiligt, letzten Endes doch nur der Bassist. Aus dem ursprünglich geplanten Film – zu dem das Album den Soundtrack stellen sollte – wurde leider nichts. Lediglich zu Love is all entstand ein kleiner Animationsfilm mit einem durch die Lande ziehenden, singenden Frosch. Interessant an diesem Album ist auch die Tatsache, wie sehr die Beteiligten und ihre Herkunft eigentlich miteinander waren. Was wohl für die gesamte damalige Musikszene zutraf. Auch die bei uns Rock-Fans eigentlich verpönten Les-Humphries-Singers entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als wahrer Talentpool.
1975 wurde das Werk einmalig auch live in der ehrwürdigen Royal Albert Hall aufgeführt. Die Musiker auf der Bühne waren weitgehend identisch mit der Besetzung der Album-Aufnahme. Leider war Ronnie James Dio nicht mit von der Partie. Offiziell verhindert, inoffiziell bekam er von Ritchie Blackmore – in dessen Band Rainbow er inzwischen mitwirkte – ein klares Verbot ausgesprochen. Blackmore und Glover waren sich nicht grün, was letzten Endes auch mit zu Glovers Ausstieg bei Deep Purple führte. Ersetzt wurde er aber durchaus würdig von niemand geringerem als Ian Gillan, Glovers Kollegen aus gemeinsamen Purple-Zeiten. Das Publikum war begeistert.
Die Playlist war identisch mit dem Album, lediglich Little Chalk Blue ergänzte das Set, das ein wenig in der Reihenfolge der Songs vom Album abwich. Eine besondere Ohren- und Augenweide ist neben Eddie Jobson mit seiner gläsernen Violine der zu Unrecht weitgehend unterschätzte Tony Ashton, der sein ganzes Talent ausspielt und seine Mitmusiker mit seiner Performance zum Schmunzeln und Lachen bringt.
Neben den bereits genannten konnte Glover auch Horror-Legende Vincent Price als Erzähler verpflichten, sowie Stil-Ikone Twiggy, die den Song Homeward singt. Das Ganze wurde auch gefilmt und lief auch in Deutschland im Fernsehen. Ein wenig störend sind leider die dazugeschnittenen Spielszenen, die doch recht billig und amateurhaft wirken.
Die grandiose LP wurde im Laufe der Zeit mehrmals wiederveröffentlicht. Mal mit, mal ohne Klappcover. Einmal sogar als Doppelalbum zusammen mit Eddie Hardin`s The Wizards Convention. Im Laufe der Jahre kam das Album natürlich auf CD heraus, ebenfalls in verschiedenen Versionen. Zuletzt erschien 2018 eine sehr schöne Sammelbox mit 3 Discs. Auf der ersten ist das neu abgemischte und soundtechnisch verbesserte Album. Auf der zweiten sind Bonus-Tracks, die allerdings kein neues Material bieten, sondern lediglich Alternativversionen und einige Tracks aus einer BBC-Radio-Präsentation. Auf Disc 3 ist dann die Love-is-all-EP enthalten, die ebenfalls nichts Neues bietet. Abgerundet wird das Ganze mit einem 20-seitigen Hochglanzbooklet und einem zusammenfaltbaren Lyric-Sheet, das wie der Innenteil des LP-Klappcovers gestaltet ist.
Was ist aus den (zumindest wichtigsten und bekanntesten)Beteiligten geworden?
verstarb 1973.
fertigte weiterhin Platten- und Buchcover an und verstarb 2017.
lebt noch und war nach Butterfly Ball erfolgreich als Produzent tätig und veröffentlichte einige Soloalben (unter anderem war ihm 1984 mit The Mask ein kleiner Hit vergönnt), bevor er wieder Mitglied der reformierten Deep Purple wurde.
machte weiterhin Musik (unter anderem bei Hardin & York) und veröffentlichte das thematisch ähnliche Album Wizards Convention. 2015 verstarb er.
spielte bei Zappa, King Crimson, Jethro Tull, Yes und UK.
war als Solomusiker erfolgreich, wirkte aber auch in Bands mit. So etwa bei Whitesnake oder dem kurzlebigen und nicht sehr erfolgreichen Projekt Paice, Ashton, Lord. Der Musiker verstarb 2012.
hatte 1977 mit dem Song Rock Bottom einen großen Hit, der außerdem beim Eurovision Song Contest den zweiten Platz belegte. Später schrieb er Filmmusik und arbeitete mit Queen und Freddy Mercury zusammen.
hatte 1977 einen kleinen Hit mit der Disconummer Let Your Body Go Downtown. Später arbeitete er mit seinem Orchester unter anderem für Phil Collins, Kate Bush, Elton John, Culture Club und Grateful Dead. Für letztere war er für die Orchestrierung des Albums Terrapin Station verantwortlich.