Ringo´s Plattenkiste - Dire Straits - Brothers in Arms
Dire Straits - Brothers in Arms
Vom Tellerwäscher zum Millionär – fast könnte man die Karriere unserer heutigen Band so beschreiben. Die Musiker kamen nämlich fast durchwegs aus dem musikalischen Nichts und gaben sich einen Namen, der ihre finanzielle Situation selbstironisch widerspiegelte: sie waren Dire Straits – ziemlich abgebrannt.
Gründungsmitglieder waren die Brüder Mark und David Knopfler, Bassist John Illsley und Drummer Pick Withers. Im Gründungsjahr 1977 arbeitete Mark hauptberuflich als Lehrer (!), sein Bruder David als Sozialarbeiter. Illsley studierte noch. Musiziert wurde nur nebenbei. Bis auf Pick Withers, der bereits auf eine zehnjährige Erfahrung zurückblicken konnte, da er zuvor schon für Dave Edmunds, Gerry Rafferty und die Prog-Folkband Magna Carta gespielt hatte. Schauen wir uns den Werdegang der vier Musiker mal ein wenig an.
Mark Knopfler machte schon früh Bekanntschaft mit Musik durch seinen Onkel Kingsley, der im Familienkreis gerne mal Harmonika spielte und Honky-Tonk auf dem Piano zum Besten gab. Der junge Knopfler hörte gerne Rock and Roll und wollte unbedingt eine Rote Fender, wie sie sein Vorbild Hank Marvin spielte. Da sein Vater sich die aber nicht leisten konnte, bekam er stattdessen eine Höfner-Gitarre, auf der er fortan fleißig übte. In den Sechzigern spielte er dann in verschiedenen Schülerbands und eiferte seinen musikalischen Vorbildern nach: Hank Marvin, Elvis Presley, B.B. King und viele andere. Mit 16 Jahren hatte er gar einen kleinen Auftritt mit einer Klassenkameradin im lokalen Fernsehen.
Withers und Mark kannten sich schon eine Weile, denn sie spielten seit 1973 in einer Pub-Band namens Brewers Droop (ein Slangausruck für Impotenz). Mit David und John gründeten sie schließlich die Pub-Band Cafe Racers. Ihr musikalischer Stil war für die damalige Zeit recht ungewöhnlich, denn sie kombinierten Elemente aus Jazz, Folk, Reggae und Softrock zu einer smarten und wohlklingenden Melange, die in krassem Gegensatz zum damaligen Musikgeschmack stand. Schon bald benannte sich die Band in Dire Straits um.
Der etwas seltsame Name geht angeblich auf einen Mitbewohner von Pick Withers zurück, der sich darüber amüsierte, dass die Band die Küche eines Freundes (Simon Cowe von Lindisfarne) als Proberaum benutzte. 1977 nahmen sie ein Demotape mit 5 Stücken auf, das unter anderem die Songs "Sultans of Swing", "Water of Love" und "Down to the Waterline" mit dem sie aber wenig Erfolg hatten. Bis sie schließlich auf Charlie Gillett stießen, einen professionellen Radio DJ mit eigener Sendung: Honky Tonk. Gillett hatte kurz zuvor schon Ian Dury und Elvis Costello zu Plattenverträgen verholfen und nahm sich nun auch der Dire Straits an. Ursprünglich wollten die vier Musiker den DJ nur um einen Rat bitten, der fand die Musik der Straits aber so gelungen, dass er „Sultans of Swing“ in seiner Show spielte. Und siehe da, kaum 2 Monate später flatterte ein Plattenvertrag des Labels Vertigo ins Haus. Vertigo war ursprünglich auf Prog spezialisiert und hatte Bands wie Cressida, Colosseum, Gravy Train, Gentle Giant und andere unter Vertrag. Das Label hatte aber auch maßgeblichen Anteil an der Entstehung des Genres Hard/Heavy-Rock, da es z.B. Platten von Black Sabbath und Uriah Heep veröffentlichte. Mitte der Siebziger wilderte es dann aber auch vermehrt in moderateren und auch kommerziellen Gefilden, wozu wohl auch die Dire Straits zählten.
Wie dem auch sein. Die Straits hatten nun einen Deal und gingen im Februar 1978 ins Studio, um ihr Debutalbum aufzunehmen. Die selbstbetitelte Platte erschien im Oktober und wurde ein überraschender Erfolg. Sie belegte die vorderen Plätze in den internationalen Charts, die ausgekoppelte Single „Sultans of Swing“ war lange in den Top Ten vertreten. Die Band tourte ausgiebig und war vor allem in den USA sehr erfolgreich. „Sultans“ kletterte dort gar auf Platz 4 der Charts, und sogar Bob Dylan wurde auf die Briten aufmerksam: flugs engagierte er Mark und Pick als Sessionmusiker für sein geplantes Album „Slow Train Coming“. Die Band spielte auch als Vorgruppe der Talking Heads während deren US-Tour. Die Band war 1978 auch im Rockpalast zu hören und zu sehen.
Kein übler Einstand also für Anfänger und Neulinge im Rockbusiness. Die Musik der Dire Straits unterschied sich auch sehr wohltuend von damals angesagtem Punk, New Wave und Disco. Sie produzierten einfache, handgemachte und entspannte Musik mit schönen Melodien, und die kam bei den Hörern gut an. Charakteristisch für den Sound war Knopflers unverwechselbares Gitarrenspiel. Im Gegensatz zu den üblichen Rockgitarristen schlug er die Saiten nämlich nicht mit einem Plektrum an, sondern zupfte sie mit seinen Fingern und verlieh so den Melodien einen fast singenden Sound, der entfernt an Ricky King erinnerte.
Auch seine Songs waren nicht nach dem üblichen Rock-Schema Strophe-Refrain-Mittelteil-etc. aufgebaut, sondern sehr individuell, oft mit einem langen Intro, bzw. Outro. Kompositorisch hatte Knopfler einen Hang zu längeren Stücken, was für die End-Siebziger auch völlig untypisch war. Dort waren kurze und knappe Songs angesagt. Prog und lange Tracks waren passe, man war zur radio- und singlekompatiblen Kürze zurückgekehrt.
Angetan vom Erfolg schickte Vertigo die Band nach der Tour im Dezember sofort wieder ins Studio. Diesmal ging es nach Nassau in Chris Blackwells Compass Point Studio. Dort nahmen auch die B 52s ein halbes Jahr später ihr Debut auf (Ringo berichtete). Das von Jerry Wexler und Barry Beckett produzierte Album erschien im Juni 1979 unter dem Titel „Communiqué“ und führte den entspannten und beschwingten Stil des Erstlings nahtlos fort und belegte kurz nach Erscheinen schon Platz 1 der LP-Charts in Deutschland. Wie schon zuvor, stammten alle Songs von Mark Knopfler. Die ausgekoppelten Singles "Lady Writer" und "Once Upon a Time in the West" hingegen waren nicht so erfolgreich wie die des Erstlings.
1980 machte sich die Band an die Arbeit zu ihrem dritten Album, „Making Movies“. Rhythmusgitarrist David Knopfler verließ aufgrund von Differenzen mit seinem Bruder die Band bereits während der Aufnahmen. Alle von ihm bereits eingespielten Gitarrenparts wurden komplett gelöscht und von Mark neu aufgenommen. Behilflich dabei war ihm Sid McGinnis, der in den Credits aber nicht erwähnt wurde. Der musikalische Stil hatte sich ebenfalls geändert, denn Mark kehrte dem beschwingten Sound der beiden ersten Platten den Rücken und die Musik wurde rockiger, was Drummer Pick Withers nicht sehr behagte. Ein Trend, der sich auf dem 1982er Album „Love over Gold“ noch fortsetzte. Ergänzt wurde der Line-up durch Hal Lindes an der Rhythmusgitarre und Alan Clark an den Keyboards. Knopflers bereits erwähnter Hang zu längeren Kompositionen fand auf diesem Album mit „Telegraph Road“ seinen Höhepunkt: das Stück ist satte 14 Minuten lang, was den Musik Express seinerzeit dazu bewog, die Dire Straits machen nun Prog-Rock. Was Unsinn ist, denn eine Laufzeit von 14 Minuten alleine macht noch lange keinen Prog.
Es folgte eine ausgedehnte Tour, bei der die Aufnahmen zum 1984er Live-Album „Alchemy“ entstanden. Die Straits hatten sich mittlerweile von einer sympathischen Pub-Band, die zu Beginn ihrer Karriere selten vor einem Publikum von mehr als 1000 Menschen spielten, zur massenkompatiblen Stadionband gewandelt. Auf „Alchemy“ wird das deutlich. Die Songs sind breitgewalzt und in die Länge gezogen. Leider geht auch Knopflers virtuoses Spiel im Soundgefüge unter. Das Doppelalbum verkaufte sich trotz des völlig geschmacklosen Covers sehr gut. Allerdings kriselte es in der Band ein weiters mal. Withers war nach „Love over Gold“ ausgestiegen, seinen Platz nahm nun Terry Williams ein.
Knopfler widmete sich dem Schreiben von Filmmusik und war verantwortlich für die Soundtracks von „Local Hero“ und „Cal“. Illsey veröffentlichte sein erstes, kaum beachtetes Soloalbum.
Im Oktober 1984 machte sich die Band daran, ihr fünftes Album aufzunehmen. Die Songs hatte Knopfler in den vergangenen Jahren schon geschrieben und übte sie vor dem Studiotermin schon mal vorher mit der Band in England ein. Die Straits belegten dann bis Februar 1985 George Martins edles AIR-Studio auf der karibischen Insel Montserrat. George Martin? Kennt keiner? Bestimmt kennt ihr den, denn er war in den Sechzigern maßgeblich am Erfolg eines Quartetts aus Liverpool beteiligt, die unter seiner Obhut zu unsterblichen Legenden wurden: Die Beatles. Kennt auch keiner? Macht nix, die kommen hier irgendwann auch einmal dran.
Martin war ein hervorragender und äußerst kreativer Arrangeur und ein gewiefter Produzent, der immer neue Ideen hatte und diese auch verwirklichte. Martin beeinflusste maßgeblich den Sound der Beatles, machte ihn vielschichtiger und brachte auch die Arrangements ihrer Songs zu neuer Komplexität. Martin produzierte bis zur Auflösung der Beatles sämtliche Alben und wurde gerne als fünfter Beatle bezeichnet
Zurück zum Studio. AIR steht für Associated Independent Recording und wurde von Martin 1965 in London geründet und war zuerst nur ein Kollektiv verschiedener Musik-produzenten. 1970 erst entstand das Tonstudio, leider hatten sich die Beatles zu diesem Zeitpunkt schon aufgelöst. 1979 eröffnete Martin eine Zweigstelle auf der karibischen Insel Montserrat, und schon bald tummelten sich weltbekannte Acts aus aller Welt, aber auch Neulinge im Rock- & Pop-Business wie z.B. The Police nahmen dort auf. Die Dire Straits waren dort bis März 1985 präsent und nahmen auf. Das AIR wurde 1989 übrigens durch einen Hurrikan nahezu zerstört, den Rest erledigte dann 8 Jahre später ein Vulkanausbruch.
Das Studio selbst war mit seinen 6 x 8m eher klein, und so musste der Platz gut überlegt eingeteilt werden. So wanderte das Drumkit in die äußerste linke Ecke und wurde mit verschiedenen Mikros ausgestattet. Eins für die Toms, jeweils zwei verschiedene für die Bass-Drum und die Snare, ein weiteres für Hi-Hats, und schließlich eins im Hintergrund positioniert, um ein wenig ambienten Gesamtsound einzufangen.
Das Klavier kam in die rechte Ecke, gleich daneben die Hammond, die Synthesizer kamen direkt in den Control-Room. Illsley kam mit seinem Bass in eine separate Kammer.
Gitarrist Lindes war während der England-Sessions schonausgeschieden und wurde durch Jack Sonni ersetzt, der in den Credits aber unerwähnt blieb. Fletcher kam als zweiter Keyboarder neu hinzu und war schon als Session-Musiker für Roxy Music tätig. Der bisherige Drummer Terry Williams wurde aus der Band gedrängt, da sein Schlagzeugspiel lt. Dorfsman angeblich nicht zum gewünschten Sound des Albums passen würde. Er wurde durch den Jazzdrummer Omar Hakim ersetzt, der zuvor bei Weather Report und für George Benson trommelte.
Produziert wurde das Album von Neil Dorfsman, der schon als Tontechniker beim Love over Gold Album mitgewirkt hatte und ebenso für Bob Dylan, Bruce Springsteen und Diana Ross an den Regler gesessen hatte. Brothers in Arms war seine erste Produzentenarbeit. Ein besonderer Clou bei den Sessions war die Tatsache, dass alle Tracks komplett digital aufgenommen und abgemischt wurden, was zum einen wohl der geplanten Veröffentlichungsstrategie geschuldet war, zum anderen aber Mark Knopflers stetigem Streben nach noch besserer Soundqualität unter Nutzung moderner Technologien. Lt. Neil Dorfsman wurden die digitalen Einzelspuren über ein analoges Board abgemischt, anschließend re-digitalisiert und dann auf DAT überspielt. DAT steht für Digital Audio Tape und ist – grob gesagt - im Wesentlichen eine Weiterentwicklung der Audiokassette. Aufgrund der digitalen Aufzeichnung und der hohen Abtastrate ist die Klangqualität, der der Audiokassette deutlich überlegen und sogar hochwertiger als die der CD. Es gab sowohl bespielte DATs, als auch leere, die man selbst bespielen konnte. Die DAT konnte sich aber nie durchsetzen und verschwand bald wieder vom Markt.
Technische Probleme während der Aufnahmen führten zum Verlust bereits aufgenommenen Materials bei 3 Stücken. Das verloren gegangene Material musste also neu aufgenommen werden, dies geschah dann in New York Anfang 1985 unter Mitwirkung einiger prominenter New Yorker Sessionmusiker. Unter anderem waren Mike und Randy Brecker mit dabei, die schon mit Zappa zusammenarbeiteten. Als sich auch noch John Illsey das Handgelenk verstauchte, mussten die Bassparts teilweise von anderen Musikern übernommen werden: King Crimsons Tony Levin, sowie der Saturday Night Live House Band Bassist Neil Jason sprangen kurzerhand ein.
Hier die Tracklist des Original-Albums:
Das fertige Album erschien weltweit im Mai 1985 als LP und gleichzeitig auf CD. Die CD-Version unterschied sich nur geringfügig von der LP. Das Label packte nämlich nicht, wie damals üblich, Bonus-Tracks drauf, um den höheren Preis zu rechtfertigen. Die Tracks der CD waren einfach teilweise wesentlich länger als die der LP. Philips und Sony legten beim Kauf eines ihrer CD-Player auch einige Monate lang eine Brothers-in-Arms-CD bei. Eine Tatsache, die einerseits maßgeblich die Verkaufszahlen des Albums in die Höhe schnellen ließ, andererseits auch den Schwanengesang des Vinyls einleiteten.
Die Vinyl-Version erschien in einfachem Sleeve, das eine scheinbar schwebende Gitarre zeigt. Die recht ungewöhnlich anzusehende Gitarre ist eine A National Style 0 Resonator Gitarre aus dem Jahre 1937. Eine Resonator Gitarre unterscheidet in der Bauweise sich grundsätzlich von herkömmlichen Akustikgitarren. Während deren Korpus nämlich aus Holz ist, besteht der der Resonator-Gitarre aus Metall, üblicherweise aus Aluminium. Im Inneren des Korpus sind die Resonatoren unterhalb der Decke angebracht. Auch sie sind aus Aluminium. Beim Spielen werden nun diese Resonatoren in Schwingungen versetzt, die den Sound verstärken. Die Resonator kann folglich mit einer größeren Lautstärke aufwarten als ihre hölzernen Kollegen. Knopfler spielt eine Resonator auf dem Stück “Romeo and Juliet” auf dem 1981er Album Making Movies.
Fotografiert wurde das Instrument von Deborah Feingold, einer bekannten Fotografin, die schon Größen wie James Brown, Madonna, David Byrne und viele andere abgelichtet hatte. Die Rückseite des Covers zeigt dieselbe Gitarre noch einmal, diesmal aber ist sie gemalt, und zwar von dem deutschen Künstler Thomas Steyer. Steyer kontaktierte damals immer wieder von ihm verehrte Musiker, und lieh sich ihre Gitarren aus, um sie zu malen. Ein ähnliches Covermotiv ziert die Hülle der LP “The Booze Brothers” von Knopflers ehemaliger Band Brewers Droop.
Die Innentasche zeigt das luftige Wolkenmotiv des Covers und ist auf der einen Seite mit den Lyrics bedruckt, auf der anderen mit den Album-Credits.
Sehen wir uns die Tracks mal ein wenig genauer an.
eröffnet die Platte mit einer für die Band typischen Ballade. Knopfler besingt hier mit einem Augenzwinkern seinen Kummer, dass er zu weit von seiner Liebe getrennt sei. Ein gelungener Auftakt, bietet er dem Hörer nämlich alles, was einen typischen Dire-Straits-Song ausmacht: eine eingängige und leicht wehmütige Melodie, dazu Knopflers singende Gitarre und seine rauchige Stimme. Der Song ist klassisch instrumentiert, ganz ohne zusätzliche Instrumente oder Sounds. Nur ein wenig Background-Vocals und sparsame Synthesizerklänge gibt es. Der Song wurde auch als Single ausgekoppelt, konnte sich aber nicht in den Top Ten plazieren. In den USA erschien der Song mit dem Titel „If i had you“ als B-Side.
Der Song ist auf CD 05:12 Minuten lang, auf Vinyl nur 03:59.
Der Song wurde unter anderem deshalb so populär, weil das dazugehörende Musikvideo ein Novum darstellte: es war komplett am Computer gestaltet und animiert worden, es war sogar das erste computergenerierte Musikvideo überhaupt! Was damals aber aufsehenerregend war, wirkt aus heutiger Sicht recht primitiv und auch ein wenig lächerlich. Die Figuren sind eckig und pixelig, die Bewegungen steif und abgehackt. Der Song selbst ist untypisch für die Dire Straits: sehr rhythmisch, sehr rockig. Vor allem Knopflers üblicher-weise melodiöse Gitarre ist krachig. Knopfler und Dorfsman wünschten sich für dieses Lied eine Art ZZTop-Sound, was sie durch geschicktes Positionieren der Aufnahmemikros zustande brachten. Angeblich wurde die Gitarrenspur nachträglich nicht bearbeitet oder mit Effekten versehen. dürfte wohl einer der bekanntesten, wenn nicht sogar der bekannteste Song der Dire Straits sein. Knopfler erzählt vom mühsamen Leben zweier Lieferanten, die schwere Haushaltsgeräte herumschleppen und neidisch auf eine Band auf MTV schauen und davon schwärmen, wie schön es wäre, wenn sie ebenfalls “Geld fürs Nichtstun” bekämen. Und Gratis-Weiber noch dazu.
Die Kopfstimme im Intro “I want my MTV” und der hohe Begleitgesang stammten von Sting, der in den Original-Credits aber unerwähnt blieb. Als Single ausgekoppelt wurde der Song ein Millionenseller. Obwohl ironisch und satirisch gemeint, nahmen viele Hörer den Text wohl ein wenig zu ernst und Knopfler wurde gar Sexismus und Homophobie vorgeworfen, was darin begründet lag, dass er seinen Möbelpacker abfällig von “Faggots” zu sprechen, sobald er im TV einen Gitarristen (Knopfler selbst) sieht. In späteren Versionen wurde – politisch korrekt aus “Faggots” schlicht “Maggots”. Charakteristisch für die Band ist das lange Intro. Nach ca. eineinhalb Minuten voller schwebender Synthesizerwolken und Stings hoher Kopfstimme beginnt der eigentliche Song mit dem markanten und sägenden Riff. Die Synthies und Sting bleiben dem Song während seiner ganzen Länge erhalten, mal mehr, mal weniger im Hintergrund. Die Drums sind leider ein wenig steril und klingen wie aus der Dose. Das Drum-Intro stammt übrigens von Terry Williams. Insgesamt ein geradliniger und straighter Song, sehr eingängig und massenkompatibel. Die Single belegte weltweit die vordersten Plätze der Charts, was hauptsächlich an MTV und dem Video geschuldet war. Als B-Side diente eine Live-Version des Songs Love over Gold“.
Der Song ist auf CD 08:25 Minuten lang, auf Vinyl nur 07:04.
ist ein munteres und poppiges Rock and Roll-Stück, von dem Jungen namens Johnny erzählt, der so gerne Erfolg im Musikbusiness haben würde und von einer großen Karriere träumt. Der Song, bzw. dessen leierkastenähnliches Orgel-Intro diente in den Achtzigern unter anderem als Titelmelodie der deutschen Version von „Fawlty Towers“ und „37°“. Einfacher und schlichter Gute-Laune-Pop. Untypisch für die Band ist der klassische Songaufbau: Strophe-Strophe-Refrain. Dorfsman wollte den Song eigentlich nicht auf der Platte haben, doch Knopfler konnte sich durchsetzen. Walk fand Verwendung als B-Side von So far away und wurde später als eigene Single ausgekoppelt, die Platz 2 der UK-Charts erreichte. Auf der B-Side befand sich eine Live-Version von One World. Der Song ist auf CD 04:12 Minuten lang, auf Vinyl 04:07m was also kaum ins Gewicht fällt.
Weiter geht es mit , einer langsamen Ballade mit einem sehr schönen Bar-Jazz-Trompeten-Intro, gespielt von Randy Brecker, zu dem sich bald sein Bruder Michael am Saxophon gesellt Die Brecker-Brothers waren in den Siebzigern und Achtzigern gefragte und versierte Sessionmusiker, die unter anderem schon mit Frank Zappa auf Tour waren. Zu hören sind sie auf dem Album „Zappa in New York“. Your Latest Trick ist eine jazzige und melancholische Ballade und lädt zum Träumen ein. Hakim spielt diesmal ein wenig lebendiger und abwechslungsreicher und bezieht auch die Rims in sein Spiel mit ein. Sehr wohltuend nach dem eher faden Sound der Vorgängertracks.
Der Song ist auf CD 06:33 Minuten lang, auf Vinyl nur 04:46.
Eine weitere Ballade, das wie ein Wiegenlied klingt und ganz im Stil der alten Dire Straits gehalten ist. Es dominieren Knopflers Gitarre und seine warme, einschmeichelnde Stimme. „Warum sich sorgen“, singt er. „Nach dem Regen wird wieder die Sonne scheinen“. Klingt recht kitschig nach einer sehr schlichten und naiven Philosophie, aber Knopfler trägt es sehr überzeugen vor. Tolle Schmusemusik. Bussi für Mark Knopfler! Drums gibt es in diesem Song nur dezent und auch nur gegen Ende, und auch die Synthesizer begleiten nur sanft und setzen Akzente. Auf diesem Track ist übrigens King Crimsons Tony Levin am Chapman-Stick zu hören. Der Song ist auf CD 08:30 Minuten lang, auf Vinyl nur 05:22, was hauptsächlich an dem sehr langen Outro liegt. Könnte übrigens ewig so weitergehen.
Seite 1 ist dann aus, drehen wir die Platte dann mal um.
ist ein vielschichtiger und höchst komplizierter Song, trotz seiner scheinbaren klanglichen Schlichtheit. Vor einem unaufdringlichen Reggae-Rhythmus tummeln sich Shakuhachi und Panflöte aus dem Synthie, Knopflers Gitarre und einer dezenten Trompete, von Dave Plews gespielt. Der Song handelt vom Krieg und dessen Sinnlosigkeit. Ride ist einer von 3 Songs, die Knopfler vor dem Hintergrund des Falkland-Krieges geschrieben hatte. Sehr schön ist das Outro mit Knopflers Gitarre, das von Grillengezirpe untermalt wird. Der Song ist auf CD 06:58 Minuten lang, auf Vinyl nur 05:57.
ist eine überwiegend akustische Folkballade über einen Kriegsverbrecher, der angeblich sein bisheriges Leben bereut und Gott um Vergebung bittet. So wie es typisch für den Menschen ist. Man bereut erst, wenn es zu spät ist. Geschehenes wird dadurch nicht ungeschehen, und die Glaubwürdigkeit solcher Schuldbekenntnisse ist äußerst fragwürdig und zweifelhaft. Jack Sonni gibt hier ein kurzes Gastspiel am Guitar-Synthesizer.
beendet die kurze Phase der Nachdenklichkeit mit einem knalligen Funk-Rocksong, vorangetrieben von Neil Jason am virtuos gespielten Bass, während Zwischendurch immer wieder mal die „alten“ Dire Straits durchklingen. „One world in harmony“, eine schöne Idee, leider aber utopisch.
Die beiden letzten Songs sind auf CD genauso lang, wie auf Vinyl.
Kommen wir nun zum Titelsong, . Aus den Tiefen der Lautsprecher drängen sich Pink Floyd-ähnliche Synthesizerschwaden und grollendes Gewitter und läuten den Song ein. Synthesizer und Gitarre harmonieren und ergänzen sich in dieser langsamen und melancholischen Ballade, während Omar Hakim auf seine Rims klopft. Die Musik steigert sich langsam, aber stetig. Weitere Instrumente gesellen sich nach und nach hinzu, von denen hauptsächlich die Hammond-Orgel erwähnenswert ist. Thematisch handelt das Stück wieder vom Krieg: Brothers in Arms – Waffenbrüder. Ein Soldat liegt verwundet auf dem Schlachtfeld und richtet, dem Tode nah, ein wehmütiges Abschiedslied an seine Kameraden. Knopfler bringt das tatsächlich sehr überzeugend rüber. Brothers in Arms erschien ebenfalls auf Single, mit Going Home vom Local Hero Soundtrack auf der B-Side.Der Song ist auf CD 06:59 Minuten lang, auf Vinyl nur 06:00. Und dann ist diese tolle Platte leider schon wieder aus.
Das Album schlug ein wie eine Bombe. Im UK belegte es kurz nach Erscheinen sofort den ersten Platz und blieb für ca. 4 ½ Jahre in den Charts. In den USA blieb es 9 Wochen lang auf Platz 1, in Australien gar 34 Wochen! Die CD-Version schaffte gar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde als erste CD, die 1 Million Mal verkauft wurde. Die folgende Tour der Band war nicht minder erfolgreich: über 2,5 Millionen Tickets wurden verkauft, die Band spielte fast 250 Gigs in 100 Städten. Inzwischen war auch Terry Williams wieder zur Band gestoßen, die um den Saxophonisten Chris White ergänzt wurde. Die Dire Straits traten auch beim legendären Live-Aid-Festival auf, wo Sting als Gastsänger mit dabei war.
Die Tour dauerte noch bis ins Jahr 1986 an, und dann war erst mal Schluss. Obwohl noch in den Charts vertreten, hörte man nur noch wenig von der Band. 1987 kursierten Gerüchte von einer Auflösung, die aber nicht dementiert wurden. Erst 1988 traten sie wieder ins Licht der Öffentlichkeit, als sie anlässlich des 70. Geburtstages von Nelson Mandela im Londoner Wembley-Stadion spielten, unterstützt von niemand Geringerem als Eric Clapton. 1989 war Knopfler mit Guy Fletcher, Brendan Croker und Steve Phillips mit der Band „The Notting Hillbillies“ unterwegs, die 1990 ihr erstes und einziges Album „Missing… Presumed having a good time“ herausbrachten und anschließend auf Tour gingen. 1 Jahr später gingen dann auch die Straits wieder ins Studio, um ein neues Album aufzunehmen, das gleichzeitig auch ihr letztes sein sollte: On every Street. Eine Platte ohne nennenswerte Höhen, die ihrem Vorgänger in keinster Weise das Wasser reichen konnte. Die Musiker gingen getrennte Wege, die Band wurde offiziell aber nie aufgelöst.
Saxophonist Chris White ist seit Kurzem mit einer Band namens „Dire Straits Experience“ unterwegs, allerdings ist er selbst der Einzige, der Combo, der jemals mit der Original-Band zusammengespielt hatte. Meiner Meinung nach ist das Projekt nur Geldmacherei.
An mir selbst ging „Brothers in Arms“ damals recht spurlos vorbei. Lediglich Money for Nothing kannte ich vom TV her, konnte dem Song aber nichts abgewinnen, genauso wenig wie der Band selbst. Prog aus den Siebzigern fand ich immer noch klasse, aber mit damals aktuellen Bands hatte ich nichts am Hut. Vor allem das Schweißband-Image der Band stieß mich ab. 1985 hörte ich gelegentlich Punk, die Violent Femmes und Kevin Coyne. Stammgast auf meinem Plattenteller waren nach wie vor Peter Hammill und Van der Graaf Generator. Aber Dire Straits? Nein, danke.
Ich lernte das Album erst einige Jahre später schätzen, ca. 1990. Ich hatte zu dieser Zeit eine heiße, aber kurze Affäre mit einer Kollegin, und bei der lief die Platte rauf und runter. Und tatsächlich gefiel sie mir sogar (die Platte natürlich). Vor allem The mans too strong hatte es mir angetan. Einige Jahre später stellte ich eine Kompilation unter dem Titel „Thats not really reggae“ zusammen. Konzept der Platte waren Reggae-Songs von Bands, die eigentlich keinen Reggae machten. Und auch die Dire Straits waren mit „Ride across the River“ vertreten, aber auch The Stranglers, Frank Zappa und Van der Graaf Generator! Brothers in Arms ist ein phänomenales und ausgezeichnetes Album, das auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig wird. Was für Fleetwood Mac Rumours war, ist dieses Album für Knopfler & C. Die Aufnahmen sind perfekt, die Songs stellen den kreativen Höhepunkt in Knopflers Schaffen dar. Lediglich Hakims Beitrag mindert den Gesamteindruck. Sein Spiel ist uninspiriert und fade, wenig abwechslungsreich, der Sound seiner Drums sehr trocken. Williams, und vor allem Withers gefielen mir da bei weitem besser. Aber das ist Geschmackssache.
Was wurde aus den Beteiligten?
wollte nach der letzten Tour der Band nicht mehr on the Road gehen und widmete sich seinen Soloprojekten. 1996 erschien sein erstes Soloalbum: Golden Hearts. Anfragen bezüglich einer Re-Union lehnte Knopfler bisher ab. “Er vermissen den weltweiten Ruhm (und den damit verbundenen Rummel) in keinster Weise”, wie er sagt. 1996 bis 1998 ging er überraschend wieder mit den Notting Hillbillies auf Tour und schrieb die Musik für mehrere Soundtracks.Ab 2000 folgten bis heute insgesamt 8 Soloalben. Knopfler geht immer wieder mal auf Tournee, aber nicht mehr in so übergroßem Rahmen wie seinerzeit mit den Dire Straits.
brachte in den Achtzigern 2 Soloalben heraus und war 2002 bei einigen, von Knopfler organisierten, Benefizkonzerten dabei, bei denen auch noch weitere Dire-Straits-Musiker mitwirkten. Seit 2008 hat er noch weitere 6 Soloalben veröffentlicht, das letzte erschien dieses Jahr unter dem schlichten Titel “VIII”. Illsley litt jahrelang an Leukämie und gilt seit einer Stammzellentransplantation als geheilt.
Alan Clark spielte immer wieder mal mit Knopfler zusammen und wirkte häufig bei dessen Soundtracks mit. Er ist häufig auf David Knopflers Soloalben zu hören und ging 2010 mit Marius Müller-Westernhagen auf Tour.
war ebenfalls Mitglied der Notting Hillbillies und ging in den Neunzigern wieder mit Roxy Music auf Tournee. Bis jetzt erschienen 4 Soloalben von ihm.
spielte nach seinem kurzen Gastspiel bei den Dire Straits mit Madonna, Mariah Carey und Nile Rodgers. 2014 war er Mitglied der begleitband von Kate Bush. Hakim veröffentlichte bis heute 3 Soloalben.
Terry Williams kehrte für die Promotion-Tour sowie für Videoclips wieder kurzzeitig zu den Straits zurück. Danach ist es still um ihn geworden. Williams arbeitete als Sessionmusiker für bekannte Acts wie z.B. Meat Loaf, Nick Lowe, Dolly Parton und andere.
P.S.: Zu den beiden tumben Möbelpackern aus dem Money for nothing Video habe ich ein lustiges Bild im Netz gefunden. Da hat sich doch tatsächlich jemand die Mühe gemacht, und sich für ein Cosplay ein passendes Outfit gebastelt.
Kommentare
"walk of life" fand ich damals wie heute schrecklich, wahrscheinlich habe ich mir das Album deshalb nicht gekauft. Werde definitiv mal wieder rein hören...
"Latest trick" hatte ich schon fast vergessen. Klasse song, der mich an die alten Sachen von Al Stewart erinnert.
Ich konnte mit den frühen "Abgebrannten" auch mehr anfangen. Sultans ist unübertroffen - trotz Stirnbänder.
Mir persönlich gefallen die beiden ersten Alben am besten, da pur und ungeschminkt, ganz ohne Pomp und Gastmusiker daherkommen. Aber es ist auch gut, dass die Band sich weiterentwickelt hat, und vor allem, dass sie den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören gewählt haben. So manch einer kann es einfach nicht bleiben lassen und wiederholt sich ständig, bis es eigentlich gar nichts mehr zu Wiederholen gibt.
Ganz nebenbei: ich hatte bis gestern 3 weitere Artikel in Arbeit, einer davon war sogar schon fertig. Dummerweise ist mir dann mein USB-Stick durchgeschmort, und leider hatte ich diesen als alleinigen Speicherort gewählt. Tja, was soll ich sagen? Why worry, schreib ich halt alles nochmal!
Zum Glück nicht bei diesem vorzüglichen Artikel.
Ich speichere meine Artikel und andere Texte immer erst auf der guten alten Festplatte und zusätzlich auf nem stick, den ich immer bei mir habe, falls die Hütte brennt...
Der nächste wird sich einer Band widmen, die Ende der Sechziger nur ein einziges Album herausbrachten und sich dann wieder auflösten. Keine Single, Keine Konzerte. Nur diese eine Platte.