... Rebecca Gablé über Löwenherzen und Ohneland, Mütter, Väter und Könige mit Talent
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"Von Ratlosen und Löwenherzen"
: ... Magna Charta...
: Das stimmt. Das haben ihm die Engländer bis heute nicht verziehen, dass er nur sechs Monate da war.
: Ich denke, es hat funktioniert, weil seine Mutter da und während seiner Abwesenheit eine Art Vizekönigin war.
: Ja genau. Der Hauptgrund war das funktionierende System. Aber Eleonore hatte ein Leben lang politische und auch Verwaltungs-Erfahrung. Wie leistungsfähig das System, speziell unter ihrer Ägide, war kann man daran sehen, dass sie das Lösegeld für Richard zusammen bekommen hat.
: Der Liebling war Richard, das kann man, glaube ich, sagen. Eleonore hat zumindest versucht Johann aufzuhalten. Sie hat den englischen Adel gegen John beeinflusst, so das Johns erste Revolte gegen Richard, die er ja mit Philipp II. Auguste von Frankreich zusammen geplant hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen ist. John fand in England einfach nicht genügend Unterstützung. Das lag sicherlich an Eleonore.
Aber irgendwann, vor allem als John dann König war, dann wurde sie sehr alt. Da waren dann ihre Möglichkeiten und ihr Einfluss dann letztlich doch begrenzt. Da hat sie sich dann ja auch zurückgezogen.
: Das hätte auch passieren können. Aber er hatte ja nun mal eben reichlich Nachkommen. Letztlich war es ja fast Zufall, dass Johns Sohn den Thron bestiegen hat.
Da gab es ja auch den französischen Kronprinzen, der sich gesagt hat, dass die Engländer zerstritten sind. Da hat der sich gedacht, er fährt da mal hin und sieht zu, dass er sich den Thron unter den Nagel reißen kann.
Natürlich gibt es da keine wirklichen Zufälle. Es war die Loyalität des englischen Adels zum Könighaus.
: Der Teil des englischen Adels, der sich letztlich durchgesetzt hat, wollte das nicht. Hinzu kam, dass auch der Papst das nicht wollte. Das hat natürlich auch ne Rolle gespielt.
: Ja, ganz offensichtlich! Man fragt sich, woher das kam? Sein Vater war ja eher eine tragische Figur, der von seinen Anlagen her bestimmt ein prima Abt gewesen wäre. Bestimmt hätte er auch viele andere Dinge gut machen können. Nur zum König war er leider überhaupt nicht geboren. Seine Mutter war zumindest sehr willenstark, entschlossen und handlungsfähig. Aber: So ganz rühmlich war die Rolle ja nicht, die sie gespielt hat.
Irgendwie hat Edward trotz seiner Eltern ja doch ganz viel versprechende Charaktereigenschaften ausgebildet und hat mit achtzehn Jahren eben die Schreckensherrschaft seiner Mutter und ihres Liebhabers beendet und die macht übernommen.
Dann hat er immerhin nicht immer nur gut 50 Jahre lang regiert, aber es war nie langweilig.
: Naja, ich glaube, es wäre nicht wirklich anders gekommen. Nur: Wir hätten keine Tudor-Zeit gehabt.
: Irgendeine Art von Reformation hätte auf jeden Fall stattgefunden, denn die Welt war dafür einfach reif. Aber die Reformation hätte sich ganz anders entwickelt.
Also mal angenommen, Richard III. hätte seine Nichte Elisabeth of York geheiratet. Das wollte er ja. Was wäre dann gewesen? Das Haus York hätte umgekehrt genauso mit den Thronansprüchen der übrig gebliebenen Lancasterianer auseinandersetzen und plagen müssen. Für den Sohn von Richard hätte sich als Braut ebenso Katharina von Aragon angeboten...
Letztlich spielen für eine schlüssige, seriöse Spekulation zu viele unbekannte Größen hinein. Da begibt man sich einfach auf zu dünnes Eis. Es gibt da keine einfachen Antworten. Zu viele Dinge sind miteinander verzahnt.
: Ich habe zu danken. Gleichfalls eine schöne Messe und bis zum nächsten Jahr dann...