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... Walter Appel (aka Earl Warren) über »Roberta Lee«, Schubladen und »Zagetanten«

Walter Appel ... Walter Appel (aka Earl Warren) über »Roberta Lee«, Schubladen und »Zagetanten«

Kelters Offensive auf dem Taschenheftmarkt geht weiter: Nach »Mythenwald« im Bereich Fantasy startete auch schon »David Johnson« im Bereich »Abenteuer á la Indy«. Am 25. Mai kommt »Roberta Lee« hinzu. Diese Serie wird von Walter Appel verfasst. Walter ist ja einer der ganz Erfahrenen der Branche, vom Dämonenkiller über Jerry Cotton bis hin zum Western. Für Walter kein Problem. Der erste Band  der Serie »Roberta Lee« erscheint am 25. Mai in Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen. Das nahmen wir zum Anlass, Walter Appel zu befragen. - Und nun ist es da... Das Interview

 

Roberta Lee 1 - Das Schwert des Dschingis KhanZauberspiegel: Stell uns doch »Roberta Lee« einmal vor. Wer ist sie? Was ist sie?
Walter Appel (Earl Warren):Die Romane spielen in der Gegenwart. Hauptakteurin ist Roberta Lee, mit vollem Namen General Roberta E. Lee - wörtlich, was ihr Vater, der berühmte Archäologieprofessor Dexter E. Lee, nach ihrer Geburt beim Standesamt unter Einsatz von Gewaltandrohung eintragen ließ. Er hatte sich einen Sohn gewünscht, dann war es "nur" eine Tochter, dazu noch rothaarig. So alkoholisierte er sich entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten recht heftig, weshalb ihm das unterlief.
Roberta, die strikt Wert darauf legt, nur und korrekt mit diesem Vornamen angesprochen zu werden, wirft ihm das heute noch vor, was ihren Vater jeweils verlegen macht. Professor Lee tritt jeweils in den Romanen zusammen mit Roberta auf, zu der er ein kompliziertes und nicht spannungsfreies Verhältnis pflegt.
Ein weiterer Akteur ist Harry Stuart, Robertas treuer Begleiter und Assistent - er kommt nie dazu, endlich seine Doktorarbeit zu schreiben, weil sie ihn so auf Trab hält. Er ist pummelig und unsportlich, im Gegensatz zu Roberta, wächst im Ernstfall jedoch über sich selbst hinaus.
Roberta hat einen Doktortitel und spricht sieben Sprachen - sie ist derzeit 24 Jahre und galt als Wunderkind. Ihr Markenzeichen sind ihre langen, feuerroten Haare. Grüne Augen. Sie arbeitet für das Smithonian-Institut in Washington, ist jedoch seltenst daheim. Sie kann Kampfsportarten, Reiten, Schießen, Fechten, ein Sportflugzeug oder einen Hubschrauber fliegen, bedient sich durchaus moderner Mittel und ist mutig und kess.
Fürchtet niemand. Sie hat einen guten Charakter, sieht gut aus - 1,80 m, Modelfigur, worauf sie sich nichts einbildet und hat eine besondere Begabung, immer wieder in gefährlichste Abenteuer verwickelt zu werden, die sie anzieht wie ein Magnet. Sie kämpft gegen Geheimbünde, Sekten, Grabräuber, Banditen und Verbrecher. Die Serie hat einen Mystic-Fantastic-Touch und ist stark actionbetont. Ein archäologischer Hintergrund ist jeweils gegeben.
Robertas Geliebter, ein Captain der Green Berets, ist vor anderhalb Jahren verschollen - da sie ihn sehr liebt und der Meinung ist, dass er irgendwo noch lebt, gibt sie sich keinem anderen Mann hin, in der Hoffnung, sie würde ihn wiedersehen. Obwohl sie manchmal in Versuchung geführt ist, was Männer betrifft.
Doch so steht sie allein ihre Frau. Ob in der Wüste Gobi, in Guatemala, auf Island oder in New Mexico - Roberta Lee und ihr Team, wie man ihren Dad und Harry nennen könnte - ob Maya-Götter, die geheimnisvolle Schlangenfrau, seltsame Wesen in den Cenotes von Yucatan, die Schätze der Azteken behüten - und vieles andere - Roberta stößt immer in die Vollen.

Zauberspiegel: Kann man »Roberta Lee« als eine Mischung aus »Indy« und »Lara Croft« bezeichnen? Oder was ist diese Figur sonst?
Walter Appel (Earl Warren): Ich würde sagen, es ist eine eigenständige Figur, die ich persönlich kreiert habe. Irgendwelche Anleihen, Inspirationen, Ähnlichkeiten wird es immer geben – so haben alle RomanheldenInnen die Nase mitten im Gesicht und den Hintern hinten. Ich halte nichts davon, sich unbedingt Trends anschließen zu wollen. Siehe die vielen Zauberlehrlinge, die im Kielwasser von Harry Potter schwimmen.
Auch die Zwergenorgie, die uns nach den Erfolgen von Markus Heitz erreicht hat. Überall zwergt es – jetzt flaut es wohl schon wieder ab. Serienmörder sind zur Zeit auch große Mode. Allerdings nicht bei der Fantastik. Roberta hat innovative Züge – General Roberta E. Lee heißt sie vollständig. Ich habe zwei, drei Running Gags in der Reihe. Slapstick ist’s nicht, soll es nicht werden.
Ich habe mir schon intensive Gedanken gemacht. Auch darüber, dass ich bewusst keine Liebesgeschichten oder Affären der Heldin in die Serie integriere. In der nächsten Zeit jedenfalls nicht. Diese würden nur stören und von der Headline des Charakters ablenken. Etwas mehr Sorgen hat mir bereitet, dass Roberta noch immer in einen vermissten Captain der Green Berets verliebt ist, von dem sie überzeugt ist… Zuviel will ich hier nicht verraten.
Jedenfalls kann sie schießen, einen Hubschrauber fliegen, Nahkampftechnik, Freeclimbing, einiges andere. Wie ich da vermeide, dass sie zu militaristisch wirkt.
Ich denke, das wird aus den Romanen ersichtlich sein. Um sich ballern lasse ich Roberta nicht. Das ist keine Story, wenn nur geknallt wird. Genausowenig wie im Film – das gibt keine Handlung, wenn nur möglichst viel in die Luft fliegt oder möglichst viele Computeranimationen gebracht werden. Daran kranken einige der neueren Filme.
Roberta hat als persönliches Markenzeichen ihre langen feuerroten Haare. Sie ist temperamentvoll, hat einen guten Charakter, ist mutig – zudem sind die aus ihrer Kindheit rührenden Spannungen zwischen ihr und ihrem Vater, dem weltbekannten Archäologieprofessor Dexter E. Lee, der sie alleinerziehend großzog (mehr schlecht als recht von seiner Seite aus) ein Element der Reihe. Die beiden mögen sich sehr, kabbeln sich jedoch öfter. Harry Stuart, Robertas Assi, ist ein genaues Gegenteil von ihr, total unsportlich, pummlig, eher klein – Roberta ist 1,80 m -, eher pessimistisch. Die tragende Figur der Reihe ist Roberta Lee, dann kommt ihr Vater, mehr als Beigabe Harry – und sehr starke und geheimnisvolle Gegner mit - nicht übertriebenen – übernatürlichen oder am Rand des Übernatürlichen angesiedelten Fähigkeiten.
Von der Grabräuberei als Storygrundlage halte ich wenig. Das wird rasch langweilig. Mal wird dies gesucht und geraubt, mal das – das ist mir zu eingleisig.

Zauberspiegel: Wie würdest Du die Serie einordnen? In welche Schublade passt sie oder soll sie sich Konventionen entziehen?
Walter Appel (Earl Warren): Die Reihe soll weder in irgendeine Schublade passen, noch sich allen Konventionen entziehen. Spielt in der Gegenwart, also iPhone, Notebook, Skype usw. mit drin, spielen jedoch keine entscheidenden Rollen. Es handelt sich um eine Mischung von Action, Archäologischem, handlungsbetonter Story teils mit Überraschungseffekten und auch überraschenden Wendungen. Exotische – oder nicht alltägliche - Schauplätze. Wüste Gobi, Tibet, Guatemala, Yucatan, Island usw. Auf einen archäologischen Background habe ich Wert gelegt und für die Stories jeweils recherchiert. Also Grabmal des Dschingis Khan, Kalender der Mayas (Maya-Kultur). Besiedlung bzw. Erschließung der Südsee in präkolumbianischer Zeit (Doppelrumpfboote, Navigation in der Weise der alten Polynesier, um Beispiele zu nennen). Auch Moderneres – Gentechnik – Klonen, was ein verbrecherischer Archäologe anwendet, weshalb dann ein von ihm geschaffenes Monster im Roman erscheint.
Nicht zu sehr Horror-Touch. Fantastic, übernatürliche Effekte, jedoch nicht zu übertrieben. Ist schwer kurz zu umreißen, sollte man lesen.

Zauberspiegel: Wer soll »Roberta Lee« lesen? An wen denkst Du?
Walter Appel (Earl Warren): An dich, Hermann (Hermann von Allwörden, Redakteur), dich habe ich immer vor Augen gehabt, als ich die Figuren kreierte und die Romane schrieb. <Laughing>. Im Ernst jetzt: LeserInnen, die etwas Innovatives lesen wollen. Oder welche, die Interesse an guter Unterhaltung haben. Ich habe mir da ernsthaft keine Gedanken um eine bestimmte Zielgruppe gemacht. – Einfach lesen, reinlesen.

Roberta Lee 2 - Showdown am HimalayaZauberspiegel: Ist Roberta nicht ein wenig zu perfekt geraten? Trägt sie nicht die Bürde vieler Helden, ein wenig zuviel zu können bzw. einfach zu gut zu sein?
Walter Appel (Earl Warren): Das glaube ich nicht. Roberta – derzeit 24 – galt als Wunderkind, und sie ist nun mal topfit. Sie begeht jedoch auch Fehler, gelegentlich sogar krasse, hat Todesangst (allerdings steht sie da nicht da und bibbert, sie macht was), kennt enttäuschte Liebe. Für sie ist das Leben im Grund genommen ein einziges großes Abenteuer. Sie ist ein sehr positiver Mensch.
Eine Zagetante konnte ich da nicht gebrauchen. Sie geht auf die Menschen und auf die Dinge zu. In Washington im Smithonian Institut, bei dem sie eigentlich angestellt ist, hält sie sich selten auf. Beim 1. Roman nicht – Pilotroman – Das Schwert des Dschingis Khan -, aber sonst fange ich bisher immer mit Roberta vor Ort und in medias res an.

Zauberspiegel: Wird es in der Serie so etwas wie einen roten Faden geben, der als Überbau dient.
Ich denke da an das Prinzip der Serie »Pretender«, in der der Held zu einem  sich mit dem »Centre« und den Geheimnisse da befasste und zum anderen einen einzelnen Fall löste und einen Misstetäter seiner Strafe zuführte bzw. Jemanden rehabilitierte.
Gibt es also im Laufe der Zeit bei »Roberta Lee« Romane geben, wo auf wiederkehrende Probleme stößt und zugleich ein auf einen Roman beschränktes Problem löst?

Walter Appel (Earl Warren): In den ersten beiden Romanen spielt ein Geheimbund eine Rolle – Das Auge des Drachen oder Drachenauge -, ich erwähne da, dass es weltweit sehr locker – oder auch gar nicht – kooperierende Bünde dieser Art gibt. Ein anderer Ableger dieser Organisationen wird irgendwann mal wieder auftauchen – in den ersten 8. Romanen, die ich bisher fertig konzipiert und zum Großteil bereits geschrieben habe, jedoch nicht mehr.
Ich halte davon nicht so sehr viel. Das geht zu sehr auf die Schiene „Gegen die Mafia“, und dann kommt immer die Mafia, nichts als die Mafia, überall ist die Mafia, und das läuft sich bald tot. Der rote Faden sind bei mir die Hauptfiguren und die Thematik – archäologischer Background, rasante Story, Action, guter Schuss Fantastik, geheimnisvolle Elemente, moderne Technik vorhanden. Wobei diese nicht im Vordergrund steht, wenn Roberta einen Schwertkampf austrägt – es kommen keinesfalls dauernd welche, das sind keine Fechtmeisterschaften – braucht sie keinen Computer dafür.
Sie kommuniziert jedoch durchaus übers Internet – nicht ständig – und schaut sich mal einen Ort, zu dem sie dann aufbricht, vorher per Google Earth an.


Zauberspiegel: Wie stark wird das phantastische Element der Serie ausgeprägt sein?
Walter Appel (Earl Warren): Das phantastische Element spielt eine wichtige und auch tragende Rolle. Jedoch vor einem realistischen und actionbezogenen Hintergrund. Es ist auch noch ungefähr nachvollziehbar, Roberta hat z. B. Gegner mit übernatürlichen - oder besonderen - Fähigkeiten, die jedoch nicht ins Unendliche auswuchern. Oder  in einem der Romane ist von Kloning und Gentechnik die Rede, zusätzlich zum archäologischen Bereich - Gentechnik und Kloning gibt es. Mehr kann ich darüber nicht verraten, wie das nun speziell in den Roman hineinspielt und sich auswirkt, da ich keine Gags und Storytwister vorausnehmen will.
Es sind jeweils in sich abgeschlossene Romane, die man/frau auch unabhängig voneinander lesen kann. Also wenn jemand Band 7 kauft, wird er mit dem Verständnis der Hauptpersonen und der Handlung in Bezug auf frühere Romane keine Probleme haben.
Es sind jeweils in sich abgeschlossene Romane, die man/frau auch unabhängig voneinander lesen kann. Also wenn jemand Band 7 kauft, wird er mit dem Verständnis der Hauptpersonen keine Probleme haben.

Zauberspiegel: Wie weit im Voraus hast Du die Serie schon im Kopf oder lässt Du Dich da treiben?
Walter Appel (Earl Warren): Das ist sehr einfach. Im Moment schreibe ich an Band 7. Danach kommt Band 8 – dann schauen wir uns mal die Verkaufszahlen an, und dann sehen wir weiter. Ich persönlich habe kein Problem, Roberta Lee lange fortzuführen.
An dieser Stelle möchte ich mich beim Verleger bedanken, der die Reihe herausbringt. Auch für die intensive Vorgabe, die Stories in der Gegenwart handeln zu lassen. Ich hatte da erst auf eine frühere Zeit geschielt, schon aus dem einfachen Grund, weil es heutzutage kaum noch weiße Flecke auf der Landkarte gibt. Oder gar keine mehr – andererseits, so offensichtlich ist nun auch nicht alles. Beim Schreiben habe ich dann gemerkt, dass man die Gegenwart durchaus für Abenteuer-Action-Fantastic-Stories dieser Art nehmen kann.
Sehr gut sogar. Sehr sehr gut.
Abgesehen davon – Stories in der Gegenwart  – hat man mir vollkommen freie Hand gelassen, was mich sehr freut. Sowohl bei den Charakteren als auch bei den Stories.

Zauberspiegel: Besten Dank für die Antworten und viel Erfolg mit »Roberta Lee«.
Walter Appel (Earl Warren): Danke. Kauf mal 10.000 Stück davon und bestell beim Verlag nach, ordere das für ein Jahr, dann wird es bestimmt ein Erfolg. – Aber <Laughing> ich denke, es wird auch so gehen.
Alles Gute und danke für’s Interview.

Kommentare  

#46 Harantor 2010-05-22 14:06
Zitat:
Ja, aber einen US oder englischen Kleinverlag mit Kleinverlagen hier zu vergleichen , das kann man nicht.
Das stimmt. Von Atlantis bis Zaubermond reicht das nicht um sich zum Beispiel mit ChiZine zu vergleichen. Und die sind nicht riesig.

Und was es auch noch zu bedenken gilt: Das Heft/Taschenheft ist kein Trendsetter und war das auch nie, sondern nimmt populäre Strömungen anderer Medien auf und vervielfältigt diese, um den Bedarf nach mehr (Grusel, Abenteuer, Krimi, Western oder was auch immer) zu decken. Vom Heft gingen nie Trends aus und das ist auch nicht die Aufgabe des Hefts/Tachenhefts.
#47 Guido 2010-05-22 14:07
Hier werden ein paar Sachen in einen Topf geworfen, die man schon aufdröseln sollte. A) haben wir sicher Heftromane. Einverstanden. Hohe Auflagen, weit verbreitet. B) haben wir Verlage, die schwerpunktmäßig alte (aber auch neue) Sachen machen, die irgendwo aus der Heftroman-Ecke kommen, und dies (nach)drucken. Diese Verlage setzen zunehmend auf Direktvertrieb, weil keine Verkäufe über den Buchhandel möglich sind, weil ihr Publikum schon bei 1,50 für ein Heft stöhnen - Buchhandelspreise machen da nur die ganz Harten mit. Und dann gibt es C) kleine Verlage, die ihre Bücher entweder direkt verkaufen (eher die Ausnahme), die mit Heftromanen aber nichts zu tun haben, die Bücher an den _Buchleser_ verkaufen - Leute, die 15 EUR für ein Piper-Paperback ausgeben, bezahlen auch dasselbe für ein Paperback aus einem kleinen Verlag; da der Vertrieb übers Barsortiment identisch ist, finden auch solche Bücher ihre Käufer. Darüber redet man in Heftromankreisen natürlich nicht, weil man das nicht kennt und dafür kein Geld ausgibt, weil man lieber auf ein Heft für 80 Cent wartet...
#48 a3kHH 2010-05-22 14:16
@mythor : Weisheit und Allwissenheit schon im Babyalter mit Löffeln gefressen, was ? Schade, das da nicht auch die gepflegte Ausdrucksweise bei war.

@harantor : Ich glaube, Du unterschätzt deutlich die Kraft von Mundpropaganda und Qualität. Mir fällt bei Thalia in Hamburg auf, daß mehr und mehr nach den persönlichen Eindrücken / Erfahrungen / Meinungen von Freunden & Bekannten die Regale aufgefüllt werden. Und mehr und mehr Kleinverlage dort angeboten (und teilweise auch heftigst beworben) werden. Dabei sind das natürlich meine Eindrücke aus dem SF&F-Genreregal, ich sehe mir das aber beim nächsten Mal auch im Bereich Western & Krimi / Thriller mal an.
Du führst Potter als Beispiel an, das nächste Beispiel ist Coruum oder Tanya Huff. Von daher denke ich, daß dies immer "normaler" wird.
Aber das ist Spökenkiekerei, warten wir's einfach mal die nächsten Jahre ab.
#49 Harantor 2010-05-22 14:26
Zur #48: Da musst Du eben trennen, ob das Heftinspirierte oder von Heftserien übernommene Bücher, Paperbacks meinst oder eben die von Guido (#46) angesprochenen anders motivierten Paperbacks und Hardcover. Hier geht es um die Strahlkraft von heftromaninspirierten Stoffen und die gibt es nicht. Nichts vermengen, was vermengt gehört (und daher war auch mein Hinweis auf Potter definitiv fehl am Platze).

Edit: Denn Guidos Hinweis, dass Kleinverlage ja nicht nur alte Heftserien übernehmen fortführen oder heftinspirierte Serien entwickeln ist nützlich und da müssen wir auch trennen. Rattentanz von Michael Tietz ist auch ein Beispiel für ein erfolgreiches Kleinverlagsprodukt, aber das ist meilenweit entfernt vom Heftroman...

Daher Obacht: Diskussion kreist letztlich um Heft und heftinspiriertes. Darum streiten wir. Was Kleinverlage darüber hinaus machen, steht auf eiem anderen Blatt und sollte anderweitig diskutiert werden.

@Guido: Was meinst Du, Lust (und Zeit) einen Artikel über Kleinverlage jenseits der Heftromanstoffe?
#50 Guido Latz 2010-05-22 17:34
Das geht nicht, weil ich ja eigentlich nur weiß, was in meinem Laden vor sich geht. :-)

Allgemein kann man aber sagen, dass es in der Praxis so ist, dass die Vertriebsschienen - in der Phantastik-Szene - bei den Verlagen nicht deckungsgleich sind; die einen stehen im Buchhandel, die anderen nicht. Die einen verkaufen mehr über Amazon, die anderen weniger. Und auch die Direktverkäufe sind von Verlag zu Verlag unterschiedlich, was unterschiedliche Gründe hat. Als Beispiele kann man aber z.B. Basilisk nennen, dort erscheint John Normans GOR in einer Neuauflage (neu übersetzt, ungekürzt). Oder Wurdack, dort erscheint MARK BRANDIS neu. Okay, das sind jetzt zwei Nachdruckserien... Aber die kann man halt am ehesten anführen, weil das bekannte Namen sind - wenn ein Verlag von einem Buch/Autor ein paar hundert Stück - oder mehr - verkauft, dann "ist das so"; das kriegen halt die Käufer mit (...), da Lärm drum machen bringt aber meist nichts, weil Bücher ihre Käufer finden, wenn es sie denn gibt. Radau machen, unnötigen, kurbelt den Verkauf meist nicht an. Was mich betrifft, könnte ich Robert Asprins TAMBU nennen, der im Vorjahr als deutsche Ersteröffentlichung erscheint. Oder die Novelle DIE SCHWESTERN von Jack Ketchum, die im Sommer kommt.
#51 Larandil 2010-05-22 20:14
Hmmmm. Also ich erinnere mich noch gut, wie der ziemlich kleine Verlag Festa Brian Lumleys Necroscope-Romane zuerst auf den Markt brachte - und jetzt erscheinen sie bei Heyne und/oder Bastei.
Es kommt also schon mal vor, daß die großen Verlage bei den kleinen fischen gehen.
#52 Harantor 2010-05-23 01:22
@Larandil: Masterton ist auch nicht unbedingt das, was ich »heftorientiert« nennen würde.
#53 Larandil 2010-05-23 10:37
@Harantor: Mit Heftverlagen kenne ich mich nicht gerade aus - jenseits dessen, was mein Bahnhofskiosk führt. Trotzdem ist Brian Lumleys Schicksal lehrreich.
1975 erschien einer seiner Romane bei Pabel als Vampir-Taschenbuch. 1979 ein zweiter bei Bastei, der mich aus den falschen Gründen schaudern ließ; Cthulhus netten, sympathischen Bruder wollte ich nun wirklich nie kennenlernen. Aber danach gab es lange nichts mehr von Lumley auf Deutsch zu lesen bis auf ein paar Kurzgeschichten, die später in der Zauberzeit erschienen waren. Man darf wohl sagen, die großen Verlage hatten Brian Lumley abgeschrieben.
Ja, und dann kam Festa mit der Necroscope-Reihe auf den Markt. Und plötzlich verkaufte sich Lumley wieder und wurde für Heyne und Bastei erneut relevant. Wäre das ohne Festa auch passiert? Lumleys Vampire sind jedenfalls nicht besonders kompatibel mit den Fans von "Blood in the City" und "Bis(s) zum Abwinken".
#54 mythor 2010-05-23 11:54
Ja, das wäre auch ohne Festa pasiert. Bastei hat immer mal gern gerade bei Vampirsachen experimentiert. Poppy Z. Brites Verlorene Seelen etc wurden hier auch ohne Festa veröffenlicht. Bei Bastei.
#55 Larandil 2010-05-23 12:35
@mythor: Also das Vampirrevival im Taschenbuch Anfang der 90er mit Anne Rice und Nancy A. Collins fand doch erst mal bei Goldmann statt. Bastei zog dann nach mit Poppy Z. Brite und Nancy Baker, haben aber Lumley außen vor gelassen. Dessen erster Necroscope erschien 1986 in England und erfreute sich dort einiger Anhänger, aber für den deutschen Markt war Lumley wohl "verbrannt".
#56 mythor 2010-05-23 14:57
also hat goldmann angefangen. Du sagst es. KEIN Kleinverlag. Nur weil man irgendeinen Autor außen vorlässt den dann ein anderer nimmt, ist das kein trend!
#57 Laurin 2010-05-23 15:34
mythor: Wär es wirklich ohne Festa passiert? Schon möglich, aber darüber können wir ehrlich mal nur spekulieren 8)
#58 Larandil 2010-05-23 16:52
Mythor - ich stehe jetzt vor der Wahl. Entweder kann ich vermuten, daß du ü-ber-haupt nicht verstehen willst, worüber ich schreibe - oder ich kann glauben, dass du einfach nur Nebelkerzen werfen möchtest.
Als die Vampire wiederkamen, damals Anfang der 90er, da hatte Lumleys Necroscope schon seine englischsprachige Fangemeinde. Nichtsdestotrotz wurde er von den großen Taschenbuchverlegern standhaft ignoriert, egal ob Bastei, Heyne oder Goldmann. Da mußte erst Frank Festa daherkommen, und der hat den ersten Necroscope auf Deutsch im Jahr 2000 herausgebracht. Die Großen hatten also reichlich Zeit, sich Brian Lumley noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, aber sie taten es einfach nicht.
Und deshalb halte ich den Kleinverlagen die Stange. Weil sie die Trüffelschweine sind in Zeiten, wenn die Großverlage lieber in Übersee Ausschau halten, was sich dort gerade wie blöd verkauft und was man deshalb mit relativ geringem Risiko in den deutschen Markt werfen könnte.
Und wenn dann der Trend ausbricht, dann schauen die Großen gerne mal bei den Kleinen, ob man eventuell für kleines Geld jemanden findet, der schreiben kann, was das Volk gerade will.
#59 Earl Warren 2010-06-05 02:44
Hi,
leider musste ich meine Teilnahme beim Colonia Con + Lesung absagen. Mich hat ein Magen-Darm-Virus erwischt. Wie sich das nun anfühlt und was es macht, will ich nicht näher beschreiben - übel auf jeden Fall.
Die Postings hier verfolge ich mit Interesse. Mit einer krassen Ansprache, wenn sie mal vorkam, habe ich kein Problem, solange diese nicht zum Selbstzweck wird.
Ich bin kein Bundespräsident, der sich in der Würde seines Amts gekränkt sieht und zurücktritt.
Tja, da kann man nichts machen - wg. dem Virus, oder das, was ich da mache, ist für einen Con-Auftritt nicht geeignet.
Alsdann, und postet mal weiter schön, ab und zu gebe ich auch meinen Senf dazu.
Walter
#60 Sarkana ~^v^~ 2010-09-06 15:29
Nur um mal was zu den Cora-Titelbildern zu sagen. Die würden nur Fotos verwenden, ist nichts anderes als ein Gerücht. :-*
Die Historicals sind allesamt gezeichnet, Baccara sind teils Fotos, teils Zeichnungen und My Lady allesamt gezeichnet. Ob die Leser(innen) unbedingt Fotos wollen sei mal dahingestellt, Kalter Zielgruppe ist aber tendenziell auch älter als die von Cora.

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