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... Rebecca Gablé über Löwenherzen und Ohneland, Mütter, Väter und Könige mit Talent

Rebecca Gablé

... Rebecca Gablé über Löwenherzen und Ohneland, Mütter, Väter und Könige mit Talent

Von Heinrich II. und seiner Frau direkt zu den Söhnen und noch ein paar Generationen weiter. Unser Gespräch mit Rebecca Gablé auf der Buchmesse ging weiter. Mitten im Publikumsbetrieb am Lübbe-Stand setzten wir unseren Streifzug durchs englische Mittelalter fort, dass wir anlässlich des Gablé’schen Sachbuches "Von Ratlosen und Löwenherzen" führten...

 

Von Ratlosen und LöwenherzenZauberspiegel: Von den Eltern, Heinrich II. und Eleonore zu den Söhnen. Das ging ja bis John, in deutsch ja Johann Ohneland und die...
Rebecca Gablé: ... Magna Charta...
Zauberspiegel: Genau. Dann war da Richard Löwenherz, der Schlachtenlenker auf Kreuzzug. Dessen Popularität in England ja, ob seiner langen Abwesenheit, noch heute – im Gegensatz zu Hollywood – nicht sonderlich hoch ist.
Rebecca Gablé: Das stimmt. Das haben ihm die Engländer bis heute nicht verziehen, dass er nur sechs Monate da war.
Zauberspiegel: Was sagt das über England aus? Kann es sein, dass er deshalb nicht in England war, weil England ‚funktioniert hat’?
Rebecca Gablé: Ich denke, es hat funktioniert, weil seine Mutter da und während seiner Abwesenheit eine Art Vizekönigin war.
Zauberspiegel: Und es gab ein funktionierendes System.
Rebecca Gablé: Ja genau. Der Hauptgrund war das funktionierende System. Aber Eleonore hatte ein Leben lang politische und auch Verwaltungs-Erfahrung. Wie leistungsfähig das System, speziell unter ihrer Ägide, war kann man daran sehen, dass sie das Lösegeld für Richard zusammen bekommen hat.
Zauberspiegel: Aber es ist ihr ja auch nicht gelungen, John auszubremsen, solange Richard weg war. John war ja dann offenbar nicht ihr Lieblingssohn.
Rebecca Gablé: Der Liebling war Richard, das kann man, glaube ich, sagen. Eleonore hat zumindest versucht Johann aufzuhalten. Sie hat den englischen Adel gegen John beeinflusst, so das Johns erste Revolte gegen Richard, die er ja mit Philipp II. Auguste von Frankreich zusammen geplant hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen ist. John fand in England einfach nicht genügend Unterstützung. Das lag sicherlich an Eleonore.
Aber irgendwann, vor allem als John dann König war, dann wurde sie sehr alt. Da waren dann ihre Möglichkeiten und ihr Einfluss dann letztlich doch begrenzt. Da hat sie sich dann ja auch zurückgezogen.
Zauberspiegel: Das Könighaus hat dann ja auch die Herrschaft Johns überlebt. Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür? Diese Herrschaft hätte ja das Ende der Dynastie sein können.
Rebecca Gablé: Das hätte auch passieren können. Aber er hatte ja nun mal eben reichlich Nachkommen. Letztlich war es ja fast Zufall, dass Johns Sohn den Thron bestiegen hat.
Da gab es ja auch den französischen Kronprinzen, der sich gesagt hat, dass die Engländer zerstritten sind. Da hat der sich gedacht, er fährt da mal hin und sieht zu, dass er sich den Thron unter den Nagel reißen kann.
Natürlich gibt es da keine wirklichen Zufälle. Es war die Loyalität des englischen Adels zum Könighaus.
Zauberspiegel: Es kommt wohl auch die Abneigung hinzu, von einem französischen König regiert zu werden.
Rebecca Gablé: Der Teil des englischen Adels, der sich letztlich durchgesetzt hat, wollte das nicht. Hinzu kam, dass auch der Papst das nicht wollte. Das hat natürlich auch ne Rolle gespielt.

Zauberspiegel: Dann kommen wir mal zu ihrem persönlichen ‚Lieblingskönig’, Edward III.. Der hat es ja als Teenager auf den Thron gebracht. War er mit Talent ausgestattet?
Rebecca Gablé: Ja, ganz offensichtlich! Man fragt sich, woher das kam? Sein Vater war ja eher eine tragische Figur, der von seinen Anlagen her bestimmt ein prima Abt gewesen wäre. Bestimmt hätte er auch viele andere Dinge gut machen können. Nur zum König war er leider überhaupt nicht geboren. Seine Mutter war zumindest sehr willenstark, entschlossen und handlungsfähig. Aber: So ganz rühmlich war die Rolle ja nicht, die sie gespielt hat.
Irgendwie hat Edward trotz seiner Eltern ja doch ganz viel versprechende Charaktereigenschaften ausgebildet und hat mit achtzehn Jahren eben die Schreckensherrschaft seiner Mutter und ihres Liebhabers beendet und die macht übernommen.
Dann hat er immerhin – nicht immer nur gut – 50 Jahre lang regiert, aber es war nie langweilig.

Zauberspiegel: Das stimmt. Seine Regentschaft hat ja auch Romane gefüllt. Allein zwei von Ihnen.
Zum Abschluss aber mal zu den Rosenkriegen und zur Aufforderung einer neuen Spekulation. Was wäre wenn nicht das Haus Lancaster letztendlich den Sieg davon getragen hätte, sondern eben das Haus York.

Rebecca Gablé: Naja, ich glaube, es wäre nicht wirklich anders gekommen. Nur: Wir hätten keine Tudor-Zeit gehabt.
Zauberspiegel: Dann hätte Heinrich VIII. gefehlt und die Gründung der Anglikanischen Kirche. Was wäre dann aus dem Konflikt mit Spanien geworden?
Rebecca Gablé: Irgendeine Art von Reformation hätte auf jeden Fall stattgefunden, denn die Welt war dafür einfach reif. Aber die Reformation hätte sich ganz anders entwickelt.
Also mal angenommen, Richard III. hätte seine Nichte Elisabeth of York geheiratet. Das wollte er ja. Was wäre dann gewesen? Das Haus York  hätte umgekehrt genauso mit den Thronansprüchen der übrig gebliebenen Lancasterianer auseinandersetzen und plagen müssen. Für den Sohn von Richard hätte sich als Braut ebenso Katharina von Aragon angeboten...
Letztlich spielen für eine schlüssige, seriöse Spekulation zu viele unbekannte Größen hinein. Da begibt man sich einfach auf zu dünnes Eis. Es gibt da keine einfachen Antworten. Zu viele Dinge sind miteinander verzahnt.

Zauberspiegel: Unsere Zeit ist leider um. Besten Dank und eine schöne Messe.
Rebecca Gablé: Ich habe zu danken. Gleichfalls eine schöne Messe und bis zum nächsten Jahr dann...

 

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