Kommunistische Ideale - »Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats«
Kommunistische Ideale
»Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats«
Das Leben des in Rüsselsheim geborenen Kernphysikers Klaus Fuchs (1911-1988) diente im Laufe der Jahre auch für einige Filme als Vorlage. 1990 realisierte Joachim Hellwig über Fuchs einen der letzten Dokumentarfilme der DEFA-Studios der DDR, „Väter der tausend Sonnen“. Im gleichen Jahr erschien auch die deutsch-schweizerische Doku „Klaus Fuchs – Atomspion“ von Donatello & Franco Dubini sowie Wolfgang Meyer. Doch bereits zu Lebzeiten des Wissenschaftlers hatte sich Ludwig Cremer 1965 in einem zweiteiligen Dokumentarspiel der spannenden Thematik angenommen. „Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats“ entstand für das ZDF und war mit Robert Graf publikumswirksam und prominent in der Titelrolle besetzt. Das nüchterne Schwarz-Weiß-Drama, das die Fakten gleichfalls akribisch wie spannungsreich aufrollt, ist nun durch seine DVD-Veröffentlichung in der Reihe „Pidax Historien-Klassiker“ wieder fürs Heimkino zugänglich gemacht worden.
Dr. Klaus Fuchs (Robert Graf) arbeitet 1949 als Kernphysiker im britischen Harwell und ist unter seinen Wissenschaftskollegen allgemein sehr beliebt. Der gebürtige Deutsche war bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus seinem Heimatland geflohen, hatte in Großbritannien studiert und wurde schließlich zu einer Koryphäe auf seinem Gebiet. Als er nun um seine Entlassung aus dem Forschungsteam bittet, weil sein Vater eine Professur in Leipzig annehmen will, und Fuchs fürchtet, dass er dadurch von den dort regierenden sowjetischen Besatzern in die Zange genommen werden könnte, weckt das das Misstrauen seiner Kollegen. Sein Freund Captain Henry Arnold (Kurt Ehrhardt) wendet sich an seinen Vorgesetzten William J. Skardon (Josef Meinrad), der den Rat von Sir Edward Wingate (Paul Hoffmann) sucht. Gemeinsam mit dem Scotland-Yard-Commander Stevens (Werner Peters) entscheidet man sich, Klaus Fuchs genauer unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, ob er eventuell der Sowjetspion sein könnte, der in den zurückliegenden Jahren den kommunistischen Feind mit detaillierten Informationen zum Bau der Atombombe versorgt hat. In zahlreichen Gesprächen mit Skardon plaudert Fuchs unbefangen über seine Vergangenheit und seine kommunistische Gesinnung.
Ein Zweiteiler wie „Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats“ würde in der heutigen Fernsehlandschaft nicht mehr produziert werden. Ohne viel Schnickschnack führt uns Ludwig Cremer unvermittelt in das hochkomplexe und anspruchsvolle Milieu zwischen Kernphysik und Atomspionage, lässt uns teilnehmen an den dialoglastigen Scharmützeln zwischen einem naiven Idealisten und einem Sicherheitsbeamten auf der Suche nach der Wahrheit. Da ist die volle Aufmerksamkeit des Publikums gefordert, aber die klaren und scharfen Dialoge der Krimiroutiniers Maria Matray und Answald Krüger („Die fünfte Kolonne“, „Das Kriminalmuseum“) machen es einem leicht, an der vertrackten Handlung interessiert dranzubleiben. Die exzellente Besetzung aus gefeierten Theater- und Fernsehstars macht das Ergebnis darüber hinaus zu einem wahren Gedicht. Die DVD-Erstveröffentlichung des rund 135minütigen Zweiteilers erfolgt auf einer DVD im schwarz-weißen Vollbildformat (4:3), das nicht zu beanstanden ist, und im deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0), der ebenfalls den Anforderungen genügt. Als Extra ist ein 24minütiges Interview mit Jürgen Goslar enthalten, der hier eine Nebenrolle spielte und über seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Erfolgsproduzenten Helmut Ringelmann berichtet.