Kreuzzug zu den Inkas - »Der Untergang des Sonnenreiches«
Kreuzzug zu den Inkas
»Der Untergang des Sonnenreiches«
Schon „Cleopatra“ hatte im Jahr 1963 den Niedergang des aufwändigen Hollywood-Monumentalfilms eingeläutet, weil Joseph L. Mankiewiczs mit Elizabeth Taylor und Richard Burton publikumswirksam besetzter Film deutlich teurer ausfiel als geplant und das Produktionsstudio 20th Century Fox an den Rand des Ruins trieb. Es folgten daraufhin nur noch wenige ernst zu nehmende und groß budgetierte Historienfilme, von denen „Der Untergang des Sonnenreiches“ einer der letzten dieser klassischen Ära gewesen sein dürfte. Trotz opulenter Außenaufnahmen in Südamerika und einer handverlesenen Besetzung fällt der Film nur bedingt in diese Kategorie, weil es Regisseur Irving Lerner nie ganz gelang, den Bühnenursprung des Films zu verschleiern, der über weite Strecken ein dialoglastiges und philosophisch angehauchtes Kammerspiel ist, das man auch mit weit weniger Aufwand gänzlich in Studiokulissen als Fernsehspiel hätte inszenieren können.
Um 1530 schickt sich der spanische General Francisco Pizarro (Robert Shaw) an, mit rund 150 Männern abermals nach Südamerika aufzubrechen, um sich auf die Suche nach einem sensationellen Goldschatz der Inkas zu machen. Er hat den Segen von König Carlos V. (James Donald), muss die Expedition aber aus eigenen finanziellen Mitteln stemmen. Er wird begleitet vom königlichen Berater Estete (Michael Craig), einem idealistischen jungen Abenteurer (Leonard Whiting), dem Edelmann Hernando De Soto (Nigel Davenport) und einem ehrgeizigen Dominikanermönch (Andrew Keir), der sich die Christianisierung der Heiden auf die Fahnen geschrieben hat. Vor Ort erfährt die Gruppe von den Inkas, dass sie ihren Anführer Atahuallpa (Christopher Plummer) als Gott bezeichnen. Pizarro tituliert sich ebenfalls als Gott, um das Interesse des Stammeshäuptlings zu erregen. Der tappt tatsächlich in die Falle und wird zum Gefangenen der spanischen Eroberer. Pizarro verspricht Atahuallpa erst dann die Freiheit, wenn er ihm und seinen Männern eine enorme Menge an Goldschätzen überlässt.
Irving Lerners Film ist auch heute noch reichlich gewöhnungsbedürftig. Zunächst protzt „Der Untergang des Sonnenreiches“ mit tollen Landschaftsaufnahmen und Massenszenen, um sich dann recht schnell zu einem Kammerspiel in künstlichen Studiokulissen zu entwickeln, bei dem einzig die Dialoge zwischen den Hauptfiguren im Mittelpunkt stehen. Der damals noch recht junge und hübsche Christopher Plummer liefert eine überaus exzentrische Darstellung ab, während die hintergründigen Gedanken Peter Shaffers über Religion fast untergehen. Ebenso skurril mutet das entscheidende Gemetzel zwischen Spaniern und Inkas an, das Lerner in Zeitlupe zu Flamenco-Rhythmen inszenierte. Für Fans der Stars sicherlich eine Entdeckung, zumal der Film seit fast 20 Jahren nicht mehr gezeigt wurde, insgesamt aber hinter den Erwartungen zurückbleibend. Die DVD-Erstveröffentlichung glänzt mit einem exzellenten, sehr scharfen und detailreichen Bild (im Widescreen-Format 2,35:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist nicht zu beanstanden. Die Laufzeit beträgt allerdings wiederum nur 107 Minuten, was der seinerzeit hierzulande für die Kinoauswertung um 10 Minuten gekürzten Fassung des Films entspricht. Als Extras gibt es eine kleine animierte Bildergalerie (mit dem deutschen Kinoaushangsatz) sowie den verkleinerten Nachdruck des Neuen Filmprogramms (Nr. 5602) zum Film, der auf vier Seiten im Booklet-Format Fotos, den Inhalt und technische Angaben zum Film enthält.