Zeitalter der Konflikte - »Der spanische Bürgerkrieg«
Zeitalter der Konflikte
»Der spanische Bürgerkrieg«
Die historisch-politischen Dokumentarspiele, die der Fernsehjournalist Peter von Zahn (1913-2001) mit seiner Windrose-Produktionsgesellschaft realisierte, gehörten in den 1960er und 1970er Jahren zu den hochwertigsten und intelligentesten Formaten, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm entstanden. Rund 50 Jahre später scheint es nahezu undenkbar geworden zu sein, solche Filme, noch dazu zur Hauptsendezeit am Abend, auf das deutsche Fernsehpublikum loszulassen. Allzu schnell dürften die meisten anhand der Faktenfülle, der Dialogintensität und der schnörkellosen Inszenierung bei Zweiteilern wie „Der spanische Bürgerkrieg“ überfordert sein. Marktanteile und Einschaltquoten dürften ein Übriges tun, damit derart engagierte und gehaltvolle Produktionen schon in der Pitchingphase von stromlinienförmigen Redakteuren vom Tisch gewischt werden. Pidax hat in seiner Reihe „Historien-Klassiker“ von dieser Produktionsfirma vor einigen Jahren bereits den Fernsehfilm „Die Kuba-Krise 1962“ von Rudolf Nussgruber herausgebracht, nun folgt der ungefähr zeitgleich entstandene Zweiteiler „Der spanische Bürgerkrieg“, der sich mit einem weiteren weltpolitisch bedeutenden historischen Ereignis auseinandersetzt. Mit der Inszenierung wurde der Österreicher Rudolph Cartier betraut, der mehrere Jahrzehnte auch für die BBC tätig war und einige Folgen von „Kommissar Maigret“ mit Rupert Davies verantwortete.
Im Jahr 1936 kommt es in Spanien zu blutigen Kämpfen auf den Straßen und offenen Auseinandersetzungen zwischen der Arbeiterklasse und der privilegierteren Gesellschaftsschicht. Bei den anstehenden Parlamentswahlen sind die Klüfte zwischen den Linken und den Rechten schier unüberwindbar. Obwohl die Volksfront den Sieg davonträgt, wird die neue Regierung wieder von liberalen und bürgerlichen Republikanern gestellt. In der Armee formt sich ein Widerstand, der schließlich zu einem Putsch führt, der von den Generalen Mola (Günther Tabor), Kindelán (Benno Hoffmann) und Franco (Wolfram Schaerf) angeleitet wird. Ihnen gegenüber stehen die sozialistischen Vorreiter Largo Caballero (Karl John), Prieto y Tuero (Jürgen Janza) sowie einige Kommunisten um Hernández Tomás (Horst Michael Neutze) und La Pasionaria Ibarruri (Anneliese Römer). Während Franco in Spanisch-Nordafrika in der Stadt Melilla seine Truppen zusammenzieht und dank Unterstützung Adolf Hitlers seinen Angriff auf das kontinentale Spanien realisieren kann, hoffen die Kommunisten auf Hilfe durch die Sowjetunion unter Führung Josef Stalins (Alexander Allerson). In Städten wie Toledo, Madrid oder Valencia kommt es zu brutalen Kämpfen, in denen Spanier sich gegenseitig vernichten.
Drehbuchautor Hellmut Andics („Bürgerkrieg in Russland“) hatte es hier sichtlich schwer, die unzähligen Gruppierungen, ihre Ziele und ihre Strategien transparent und für sein Publikum verständlich aufzubereiten. Der Laie weiß vermutlich wenig über die innerspanischen Differenzen in den 1930er Jahren, was die Zugänglichkeit zu dieser komplexen und akribisch rekonstruierten Epoche ebenfalls nicht gerade vereinfacht. Die messerscharfen Dialoge benötigen ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, doch die namhafte Besetzung aus renommierten Theater- und Fernsehstars verhindert erfolgreich, dass die Darbietung allzu trocken ausfällt. Gleichwohl benötigt man als Zuschauer schon ein größeres Interesse an dieser Thematik, um sich auf die Scharmützel, die Lagebesprechungen und die Diskussionen an Konferenztischen einlassen zu können. Da die Spielszenen fast ausnahmslos im Studio entstanden, werden die Geschehnisse durch dokumentarische Aufnahmen aus den Kriegsjahren selbst unterfüttert. Der Zweiteiler (Gesamtlaufzeit 177 Minuten) weist bei seiner DVD-Erstveröffentlichung auf einer Scheibe ein ganz gutes Bild (im schwarz-weißen Vollbildformat 1,33:1) und einen gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0) auf. Extras sind keine vorhanden.
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