Revolution und Konterrevolution - »Bürgerkrieg in Russland«
Revolution und Konterrevolution
»Bürgerkrieg in Russland«
Als die grundlegenden Umwälzungen in Russland begannen, war der Erste Weltkrieg noch nicht ausgestanden. Trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich in erster Linie gegen das deutsche Kaiserreich richteten, kam es auch in Russland selbst zu Unstimmigkeiten, die sich in Gewalttätigkeiten entluden. Nach dem Sturz des Zaren und der Ermordung seiner ganzen Familie, wurde eine erste provisorische Regierung gewählt, der Minister Kerenski (Kurd Pieritz) vorstand. Ebenfalls im Jahr 1917 kehrt Wladimir Iljitsch Lenin (Nikolaj Rytjkov) aus dem Schweizer Exil in seine russische Heimat zurück. Er will den Krieg beenden und seiner Partei der Bolschewiki an die Macht verhelfen, obwohl diese in der Bevölkerung keine Mehrheit erzielen können. Gemeinsam mit Lew Dawidowitsch Trotzki (Friedrich Georg Beckhaus) und Josef Stalin (Hubert Suschka) verfolgt Lenin dennoch unerbittlich seine hehren Ziele von einem sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat, in dem die Macht der Kapitalisten und Großgrundbesitzer ausgeschaltet ist. Dafür sind den Männern sämtliche Mittel recht.
Mit Gewalt zerschlagen sie die konstituierende Versammlung der ersten demokratisch gewählten Regierung Russlands und schrecken auch vor Erschießungen Andersdenkender nicht zurück. Mit dem Sturm auf das Winterpalais in Sankt Petersburg erringen die Bolschewiki einen ersten größeren Sieg. Doch der Bürgerkrieg ist damit noch nicht zu Ende. Als Antagonisten zur Roten Armee um Lenin wird von den Konterrevolutionären die Weiße Armee gegründet, die bald unter das Kommando des ehemaligen Admirals Koltschak (Wolf von Gersum) gestellt wird, der gemeinsam mit General Denikin und dessen Streitkräften im Süden gegen die Bolschewiki zu Felde zieht. Eine weitere militärische Größe stellen die Kosaken aus den Steppengebieten Osteuropas dar, die maßgeblich an der Erschließung Sibiriens beteiligt sind und mitunter dem alten Zarenregime noch nachtrauern (im Fünfteiler personifiziert durch Reinhard Kolldehoff als Oberstleutnant Krasilnikow). Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs schalten sich mit Deutschland, den USA, Japan, England und Frankreich auch noch etliche andere Staaten in die Auseinandersetzungen in Russland ein und versuchen, die Geschicke des Landes zu deren eigenen Gunsten zu beeinflussen.
All diese komplexen und ineinander verwobenen Ereignisse, die sich in Russland in den Jahren 1917 bis 1921 ereigneten, sind in Wolfgang Schleifs („Ferien wie noch nie“) Miniserie anschaulich und packend nacherzählt worden. Mit einem unglaublichen Aufwand, der sich in riesigen Massenszenen (mit bis zu 1000 Komparsen!) und etlichen seinerzeit noch weitgehend unüblichen Außenaufnahmen widerspiegelt, ist es den Filmemachern überzeugend gelungen, diese geschichtlich so wichtige Epoche nachzustellen. Immer wieder eingearbeitet sind dabei historische Originalaufnahmen, die ebenfalls maßgeblich zur Authentizität des Gezeigten beitragen. Darüber hinaus hat man sich bei der Besetzung auch um optische Ähnlichkeit zu den ikonografischen Personen bemüht, was ebenfalls höchst bemerkenswert gelungen ist. Der gebürtige Russe Nikolaj Rytjkov (1913-1973), der in die Rolle Lenins schlüpfte, sieht diesem wirklich unglaublich ähnlich, agiert allerdings reichlich pathetisch, was den Erzählfluss der Miniserie mitunter etwas ausbremst. Die DVD-Erstveröffentlichung der fünf spielfilmlangen Episoden (Gesamtlaufzeit: 456 Minuten) erfolgt in einer Amaray-Box auf drei DVDs, deren Bild (im schwarz-weißen Vollbildformat 1,33:1) dem Alter entsprechend in Ordnung ist. Auch der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden, Extras sind keine mit aufgespielt.
Kommentare
www.youtube.com/watch?v=QBmm4D907Xw&list=PLB2vhKMBjSxP6Q3Y_dwL_2az12RZQR8PB&index=1&t=3s
Man darf sich nicht vom Sponsor am Anfang (in diesem Fall) abschrecken lassen, und es ist auf Englisch - mit zusätzlichen englischen Untertiteln - aber von einem deutschen/internationalen Team produziert. Diese Episode - es gibt noch zusätzliche Episoden über die diversen Kriege, die die Bolschewisten im Westen zur gleichen Zeit geführt haben gegen Polen, Lettland, Ukraine usw - gibt einen guten Überblick über das absolute Chaos der Zeit.