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Duell auf dem Kasernenhof: Einst ein Held

Duell auf dem Kasernenhof
Einst ein Held

Mit dem frisch gebackenen Oscar-Preisträger Alec Guinness („Die Brücke am Kwai“) realisierte Ronald Neame 1960 die Romanadaption „Einst ein Held“ – nur eine von vielen gemeinsamen Kooperationen der beiden vielfach preisgekrönten Briten. Nun ist der Kasernenhoffilm mit seinen exzellenten Darstellerleistungen hierzulande wieder neu auf DVD erschienen.
Guinness und Neame hatten sich bereits Mitte der 1940er Jahre kennengelernt, als beide an den Charles-Dickens-Adaptionen „Geheimnisvolle Erbschaft“ und „Oliver Twist“ zusammengearbeitet hatten – Alec Guinness seinerzeit als aufstrebender Schauspielstar, Ronald Neame noch in seiner ursprünglichen Funktion als Kameramann.

1952 schließlich drehte Neame seinen dritten Film als Regisseur, „Der Unwiderstehliche“, und besetzte hier erstmals Guinness in der Hauptrolle. Drei weitere gemeinsame Arbeiten sollten im Laufe der Jahrzehnte folgen, „Des Pudels Kern“ und „Einst ein Held“ in kurzer Folge Ende der 1950er Jahre und zum Abschluss schließlich wieder eine Dickens-Verfilmung, „Scrooge“ im Jahr 1970.

„Einst ein Held“ ragt insofern aus diesen vier gemeinsamen Star/Regie-Kollaborationen heraus, weil es sich eindeutig um den dramatischsten und ernsthaftesten der Filme handelt, aber wie alle anderen basiert auch „Tunes of Glory“, so der Originaltitel, auf einer Romanvorlage.

Die hatte in diesem Fall der Schriftsteller James Kennaway (1928-1968) selbst für die Leinwand adaptiert und damit prompt seine erste und einzige Oscar-Nominierung erhalten. Später sollte Kennaway noch an den Drehbüchern zu den bekannten Filmen „In den Schuhen des Fischers“ und „Die Luftschlacht um England“ mitschreiben, bevor er 1968 mit gerade einmal 40 Jahren durch einen Herzanfall am Steuer seines Wagens ums Leben kam.

Lieutenant Colonel Jock Sinclair (Lord Alec Guinness) führt die Division seiner schottischen Piper-Einheit mit raubeinigem Charme. Der hochverdiente Offizier ist zwar ein notorischer Trinker, aber dennoch bei den meisten seiner Kollegen und Untergebenen äußerst beliebt. Nun soll an seiner Stelle Lieutenant Colonel Basil Barrow (Sir John Mills) das Kommando übernehmen.

Schon bei seiner vorzeitigen Ankunft in der Kaserne macht sich der „Neue“ unbeliebt, denn das wilde „Herumgehopse“ der angetrunkenen Soldaten ist ihm ein Dorn im Auge. Deswegen ordnet er schon am nächsten Tag, seinem ersten offiziellen Arbeitstag, an, dass sämtliche Offiziere ab sofort jeden Morgen noch vor dem Frühstück Tanzunterricht bekommen sollen.

Diese sture Art, die sich in etlichen weiteren bürokratischen Verhaltensweisen Barrows wiederfindet, stößt dem ganzen Regiment äußerst sauer auf, weswegen sich die Männer bald auf die Seite ihres alten Kommandanten schlagen. Dieser hat derweil aber noch andere Probleme, denn seine gerade erwachsen gewordene Tochter Morag (Susannah York) trifft sich immer wieder heimlich mit einem der Soldaten, Corporal Ian Fraser (John Fraser).

Als Sinclair eines Abends Zeuge einer solchen Begegnung wird, rastet er aus und schlägt Fraser brutal mit der Faust ins Gesicht. Da dieser zu diesem Zeitpunkt eine Uniform trug, zieht der Vorfall bald weitreichende Kreise, zumal Barrow von Major Charlie Scott (Dennis Price) dazu angeraten wird, der übergeordneten Dienststelle Bericht zu erstatten.

Die schottische Armee als Schauplatz für ein Autoritätsduell, das in den Händen des versierten Dramaturgen Ronald Neame zu einem exzellenten Schauspielerduell zwischen Alec Guinness und John Mills wird.

Mit viel Feingefühl machen die beiden Mimen das Seelenleben ihrer Figuren sichtbar und reißen in so mancher gelungenen Szene die Aufmerksamkeit an sich. Gegen Ende wirkt der Film zwar etwas zerfahren, aber insgesamt ist mit „Einst ein Held“ dennoch ein intelligentes und einfühlsames Drama entstanden, das nicht zuletzt auch aufgrund eines gewissen Exotikfaktors nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

Die DVD-Wiederveröffentlichung bietet ein ganz passables Bild (im Widescreen-Format 1,66:1), bei dem das Filmkorn allerdings noch recht deutlich zu sehen ist und im vorletzten Akt ein dunkler Laufstreifen am rechten Bildrand auftritt.

Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) ist dem Alter entsprechend in Ordnung und immer gut zu verstehen. Die Extras umfassen den englischen Originaltrailer sowie eine schöne animierte Bildergalerie.

© by Frank Brenner

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