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Die Grasharfe - Flucht ins Baumhaus

Die Grasharfe

Flucht ins Baumhaus

 

Charles Matthau, der Sohn von Leinwandlegende Walter Matthau, holte für seine Kinoadaption des Truman-Capote-Romans „Die Grasharfe“ 1995 noch einmal seinen Vater und dessen Leinwandpartner Jack Lemmon vor die Kamera. Auch in den weiteren Rollen ist der Film publikumswirksam und prominent besetzt. Bei One Gate ist er nun wieder auf DVD erschienen, in einer schlichten Neuauflage ohne weitere Extras.

In acht Filmen spielten Jack Lemmon (1925-2001) und Walter Matthau (1920-2000) herrlich gegensätzliche Charaktere, die sich kabbelten und beharkten, aber irgendwie auch nicht ohneeinander konnten. Angefangen hatte diese erfolgreiche Leinwandkooperation 1966 mit dem Billy-Wilder-Film „Der Glückspilz“, legendär ist darüber hinaus die Neil-Simon-Adaption „Ein seltsames Paar“ aus dem Jahr 1968. Billy Wilder brachte die beiden noch zwei weitere Male gemeinsam auf die Leinwand, in „Extrablatt“ und „Buddy, Buddy“. Ein Revival ihrer Partnerschaft erlebten Lemmon und Matthau dann in den 1990er Jahren, in denen vor allem die Komödie „Ein verrücktes Paar“ (1993) die Kassen klingeln ließ und 1995 mit „Der dritte Frühling“ noch eine Fortsetzung spendiert bekam. 1998 spendierte man auch dem Neil-Simon-Klassiker mit „Immer noch ein seltsames Paar“ ein Sequel. Und dazwischen traten die beiden Vollblutkomödianten auch immer mal wieder in denselben Filmen auf (wie beispielsweise „JFK: Tatort Dallas“), ohne dass man die Werke als tatsächliche Matthau-Lemmon-Filme bezeichnen würde. In diese Kategorie fällt auch die Truman-Capote-Verfilmung „Die Grasharfe“ aus dem Jahr 1995, die von Matthaus 1962 in New York geborenem Sohn Charles („Mrs. Lamberts letzte Reise“) inszeniert wurde. Erfreulicherweise ist für Lemmon in der deutschen Fassung auch hier noch dessen Stammsprecher Georg Thomalla (1915-1999) zu hören, der dem Star zu diesem Zeitpunkt schon seit 40 Jahren seine deutsche Stimme lieh und dies bis zu seinem Tod noch sieben weitere Male tun sollte.

Collin Fenwicks Eltern sind innerhalb kurzer Zeit ums Leben gekommen. Der elfjährige Junge wird daraufhin im Haus der Cousinen seines Vaters aufgenommen, die kaum gegensätzlicher sein könnten. Verena Talbo (Sissy Spacek) ist die reichste Anwohnerin des Ortes, aber emotional kühl und verschlossen. Ihre ältere Schwester Dolly (Piper Laurie) hingegen ist eine Seele von Mensch, die sich stets um das Wohl der anderen bemüht. So sammelt sie beispielsweise Kräuter in den Wäldern und Wiesen, um daraus Medizin herzustellen, die sie erfolgreich an treue Abnehmer verkauft. Als Verena darin ein Geschäft wittert und die Tränke mit Hilfe des Chicagoer Geschäftsmannes Dr. Morris Ritz (Jack Lemmon) zu Geld machen will, weigert sich Dolly zum ersten Mal in ihrem Leben. Gemeinsam mit dem mittlerweile 16jährigen Collin (Edward Furlong) und der treuen, dunkelhäutigen Hausangestellten Catherine (Nell Carter) nimmt Dolly Reißaus und verschanzt sich im Baumhaus eines mächtigen Paternosterbaums. Rasend vor Wut hetzt Verena Sheriff Candle (Joe Don Baker) und Reverend Buster (Charles Durning) auf ihre Schwester, um diese zur Heimkehr zu bewegen. Aber das Außenseitertrio fühlt sich ganz wohl im Baumhaus und erhält bald noch Unterstützung durch den pensionierten Richter Charlie Cool (Walter Matthau), der sich von seinen Angehörigen ebenfalls missverstanden fühlt.

Die größtenteils im Jahr 1940 angesiedelte Romanadaption hält sich über weite Strecken sehr eng an die literarische Vorlage, deren Atmosphäre sie gekonnt einzufangen versteht. Wie im Buch gibt es auch im Film den erwachsenen Collin Fenwick als Ich-Erzähler, der die Vorkommnisse aus der Retrospektive schildert. In seiner Stimmung erinnert Charles Matthaus Film an die gleichfalls nostalgisch-autobiografischen Werke Woody Allens oder an Südstaaten-Filme wie „Cookie’s Fortune – Aufruhr in Holly Springs“, die den eigentümlichen Charme der Natur und Bewohner dieser Region einzufangen verstehen. Die Geschichte selbst ist überwiegend unspektakulär und weist nur wenige dramatische Zuspitzungen auf. Doch Liebhaber von sentimental-verklärten Kindheitserinnerungen oder großem Schauspielerkino (in weiteren Rollen glänzen hier u.a. noch Mary Steenburgen, Sean Patrick Flanery und Roddy McDowall) kommen hier ohne Frage auf ihre Kosten. Die DVD-Wiederveröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), der Ton hingegen ist in der deutschen Synchronfassung (Dolby Digital 2.0 Stereo) etwas verrauscht, die englische Originalversion (in Dolby Digital 5.1) ist da wesentlich klarer. Bonusmaterial wurde keines hinzugefügt.

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