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Zeit zu leben und Zeit zu sterben - Heimaturlaub zwischen Trümmern

Zeit zu leben und Zeit zu sterben

Heimaturlaub zwischen Trümmern

 

Der Schriftsteller Erich Maria Remarque ist durch die Neuverfilmung seines Klassikers „Im Westen nichts Neues“ wieder in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Im Jahr 1958 wurde ein weiterer seiner Kriegsromane mit großem Staraufgebot für die Leinwand adaptiert, Regie führte der deutsche Hollywood-Exilant Douglas Sirk. Nun ist „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ hierzulande erstmals bei OneGate auf BluRay-Disc erschienen.

1929 hatte Erich Maria Remarque (1898-1970) seine Erfahrungen als junger Rekrut während des Ersten Weltkriegs in einem Roman verarbeitet und unter dem Titel „Im Westen nichts Neues“ veröffentlicht. Die unerbittlichen Schilderungen des Kriegsalltags machten Remarque weltweit bekannt, bereits 1930 nahm sich Hollywood des Stoffes an, wo er von Lewis Milestone erstmals kongenial verfilmt wurde. Zwei Remakes des Stoffes sollten in den kommenden Jahren folgen, das letzte 2022 von Edward Berger, das mit vier Oscars prämiert wurde. Remarque indes geriet schon kurz nach Veröffentlichung auf die Schwarze Liste der Nazis, 1933 wurde auch „Im Westen nichts Neues“ ein Opfer der Bücherverbrennungen. Nachdem Remarque zunächst in die Schweiz emigriert war, siedelte er mit Beginn des Zweiten Weltkriegs in die USA über. Im Jahr 1948 kehrte er in die Schweiz zurück, wo er 1954 den Roman „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ schrieb, der sich nun mit den Gräueln des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzte. Auch hier gab es nur wenige Jahre später eine stargespickte Hollywoodverfilmung, die der Exil-Deutsche Douglas Sirk (bürgerlich Detlev Sierck) mit einem Cast aus US- und deutschen Schauspielern realisierte. Sirk (1897-1987) galt damals als Meister des Melodramas, der mit seinen emotionalen Dramen „Was der Himmel erlaubt“, „Es gibt immer ein Morgen“ oder „In den Wind geschrieben“ für viele andere Regisseure bis heute zum Vorbild wurde.

Im Jahr 1944 kämpft der Deutsche Ernst Gräber (John Gavin) an der russischen Front, obwohl sich schon deutlich abzuzeichnen beginnt, dass der Rückzug nach Westen nur noch eine Frage der Zeit ist. Nach zwei Jahren wird Gräber endlich wieder ein dreiwöchiger Urlaub genehmigt. Zurück in Deutschland muss er feststellen, dass sein Elternhaus von Bomben zerstört worden ist. Ob seine Eltern noch leben, kann ihm zunächst niemand eindeutig beantworten. In seiner Not sucht er auch den ehemaligen Hausarzt der Familie auf, der aber ebenfalls nicht mehr da ist. Stattdessen begegnet Ernst dessen Tochter Elisabeth Kruse (Liselotte Pulver), die sich zu einer aparten jungen Frau entwickelt hat. Die beiden sehen sich immer häufiger und verlieben sich schließlich ineinander. Beide wissen allerdings, dass ihr Liebesglück zunächst nur von kurzer Dauer sein kann, denn Ernst muss nach Beendigung seines Urlaubs an die Ostfront zurück. Während sie versuchen, die begrenzte gemeinsame Zeit zu genießen, wird die Stadt weiter von Bombenangriffen erschüttert, auch das Haus der Kruses wird unbewohnbar. Auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf geht Ernst zu seinem ehemaligen Lehrer Professor Pohlmann (Erich Maria Remarque), den die Nazis aufgrund seiner Gesinnung aber auf dem Kieker haben.

Sirks Film ist ein starkes Antikriegsdrama, das zahlreiche humane Aspekte berücksichtigt, Schwarzweißzeichnung zu vermeiden versucht und den Zuschauer schnell für sich einnimmt. Um den breiten Publikumsgeschmack zufriedenzustellen, hat der Regisseur allerdings auch einige Sentimentalitäten eingebaut, die mitunter Langatmigkeit hervorrufen. Alles in allem aber ein gelungenes Stück Vergangenheitsbewältigung, das den Krieg in all seinen grausamen Facetten eindringlich einzufangen versteht. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films aus dem Jahr 1958 bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) und einen der Entstehungszeit entsprechenden Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit englischen Untertiteln), der nicht weiter zu beanstanden ist. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man allerdings leider komplett verzichtet.

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