Landgericht - Geschichte einer Familie im ZDF

ZDFDer Zweiteiler „Landgericht – Geschichte einer Familie" erzählt von den Kornitzers, die den Holocaust im Exil überle­ben. Die Eltern schicken ihre Kinder 1938 mit dem Kindertrans­port nach England in eine ungewisse Zukunft. Der jüdische Ehe­mann darf nach Kuba ausreisen, die christliche Ehefrau Deutschland jedoch nicht verlassen.

Der Preis für das Überleben ist hoch: Die Familie wird in alle Winde zerstreut. Schon bald reißt der Briefkontakt ab. Es ist eine Geschichte der Flucht, deren Wunden auch in der Nachkriegszeit nicht heilen. Beraubt, gedemütigt und verfolgt müssen Eltern und Kinder ihre Heimat verlassen.

Sie werden getrennt, verlieren sich aus den Augen und müssen in einer fremden Welt ein neues Zuhause finden.
 
Nach der Rückkehr des Vaters erleben wir seinen Kampf um Wie­dergutmachung. Doch auch die eigene Heimat ist ihm in der Zwi­schenzeit fremd geworden. Während er, der jüdische Richter, im Land der Täter um Gerechtigkeit ringt, findet die Mutter in Eng­land nach zehn Jahren endlich die gemeinsamen Kinder wieder. Die Eltern wollen ihre Familie, ihr Recht auf Glück zurück. Doch was ist das Beste für die Kinder, die inzwischen bei einer liebe­vollen Pflegefamilie aufgenommen worden sind? Die ehemaligen Flüchtlinge wollen ihre Familie und das neue Deutschland wort­wörtlich wieder gut machen. Dass dieser Wunsch nicht in Erfül­lung gehen wird, erzählt von einer Schuld, die seit damals be­schwiegen wurde. Ursula Krechel hat dieses Thema in ihrem preisgekrönten Roman öffentlich gemacht.Heide Schwochow hat die literarische Vorlage einfühlsam adaptiert. In dem Wissen, dass der Roman auf wahre Schicksale rekurriert, sollte der Zweiteiler, neben dem unermüdlichen Kampf um eine Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen, auch die aufwühlende Familiengeschichte dramatisch fassen. Heide Schwochow hat diese Balance gefunden. Matthias Glasner konnte mit herausra­genden Schauspielern, in den Hauptrollen Johanna Wokalek und Ronald Zehrfeld, der Geschichte Gesicht und Leben verleihen. Die leisen Töne, die kleinen Gesten in diesem Film erzählen von Menschen, die gelernt haben, ihre Gefühle zu kontrollieren – ge­rade weil sie Leid und Verfolgung ertragen mussten. Und doch kann das Schweigen sie nicht gegen die wachsende Trauer um ihre Verluste und vor der glühenden Wut über die Verweigerung von Gerechtigkeit schützen.

So erzählt „Landgericht – Geschichte einer Familie" die aufstrebende junge Bundesrepublik aus einem anderen, un­gewohnten Blickwinkel und gewinnt mit der Beschreibung von Flucht und Vertreibung eine entsetzliche Aktualität, die wir bei Erscheinen des Romans und der Entscheidung, ihn zu verfilmen, in diesem Ausmaß nicht ahnten. Vor allem aber ist es ein Film nach einer wahren Geschichte, der einen bisher blinden Fleck unserer jüngsten Geschichte sichtbar machen möchte.
 
Teil 1: Abschied
Berlin 1938. Richard und Claire Kornitzer sind ein elegantes Paar. Als promovierter Jurist hat er schon als junger Mann Aufsehen erregende Fälle als Richter verhandelt. Claire ist eine Frau mit Stil und hat erfolgreich ihre eigene Werbefilmfirma gegründet. Dass Richard Jude ist, hat nie eine Rolle gespielt. Bis vor ein paar Jahren. Richard darf inzwischen nicht mehr als Jurist arbeiten, Claire hat ihre Firma verloren. Die beiden entschließen sich schweren Herzens, ihre Kinder Georg (8) und Selma (5) in Sicherheit zu bringen. Mit einer Hilfsorganisation schicken sie sie nach England.
Kurz nach dem Abschied von den Kindern erhält Richard ein Visum für Kuba und muss Claire allein in Berlin zurücklassen. Die Gestapo nimmt ihr ihre letzten Wertgegenstände und damit die Chance, ein Visum für sich zu bezahlen. Als Claire schließlich ohne Arbeit, Möbel und Geld ist, ist sie leichte Beute für den GestapoHauptmann. Claire flieht mit nur einem Koffer aus Berlin und landet im Schwäbischen.
Während Richard mühsam im kubanischen Exil Fuß fasst, nehmen die Kinder in England vor ihrer übergriffigen Gastfamilie Reißaus. In den Kriegswirren landen sie in einem Kinderheim und müssen glauben, dass ihre Mutter tot ist. Georg übersteht nur durch Selmas aufopfernde Pflege eine Gelbsucht. Schließlich nimmt die liebevolle Familie Hales beide Geschwister bei sich auf.
Der Briefkontakt zwischen den Familienmitgliedern ist schon längst abgerissen, als Richard das Kriegsende in Kuba feiert. Ungewollt, aber leidenschaftlich hat er sich in die junge Lehrerin Charidad verliebt und ist erneut Vater geworden. 1947 hält er dann einen Brief von Claire in Händen – den ersten seit fast zehn Jahren. Er hat diesen Moment herbei gesehnt und gefürchtet –und muss sich entscheiden.
 
Teil 2: Wiederkehr
Richard kehrt zu Claire zurück. Er will ein neues Deutschland aufbauen, Recht und Gerechtigkeit wieder herstellen. Doch er muss sich an zahlreichen bürokratischen Hürden abarbeiten, bevor ihm schließlich eine Stelle als Richter in Mainz angeboten wird. Auch hier verstört ihn, wie viele Juristen nahtlos vom NSRegime auf hohe Posten in der NachkriegsJustiz gewechselt sind. Claire sucht währenddessen unermüdlich nach ihren Kindern, die in England verschollen sind. Sie lernt englisch und telefoniert Kinderheime ab, doch ohne Erfolg.
Aber das Blatt wendet sich. Richards Beharrlichkeit zahlt sich aus: Er übernimmt in Mainz einen spektakulären Prozess und ist voller Zuversicht, im Sinne der NSOpfer urteilen zu können. Zur selben Zeit findet Claire die Kinder bei Familie Hales. Doch Claires Hoffnung auf eine heile Familie wird enttäuscht: Georg will in England studieren, Selma bei ihren Pflegeeltern bleiben. Den Versuch, Selma für ein Leben in Deutschland zurück zu gewinnen, muss Claire nach nur wenigen Wochen aufgeben.
Richard endet bei seinem wichtigen Prozess schließlich zwischen den Fronten der Opfer und der Täter des NSRegimes. Er scheitert daran, seine moralisch hohen Ansprüche mit der Realität der Rechtsprechung in Einklang zu bringen. In hilfloser Ver­zweiflung wendet er sich offen gegen seine Kollegen und ehemaligen NSJuristen. Er verbeißt sich in den kommenden Jahren in einen kleinteiligen Kampf um seine Rehabilitation und Wieder­gutmachung und macht sich viele Feinde. Die große Liebe zwischen Richard und Claire droht daran zu zerbrechen.
 
Sendetermine: Montag, 30. Januar 2017, und Mittwoch, 1. Februar 2017, jeweils 20.15 Uhr
Bild: ZDF-Logo aus der Wikipedia

 

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