Die Kinder von Windermere - Fernsehfilm und Begleit-Dokumentation
Der deutsche Psychologe Oscar Friedmann betreute die Kinder dort einen Sommer lang, und sie lernten, mit ihren grauenhaften Erfahrungen umzugehen. Dort wurde ihnen Hoffnung auf ein neues Leben gegeben.
"Die Kinder von Windermere" ist ein packendes Drama nach dieser wahren Begebenheit und wurde von BBC und ZDF anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau produziert. Der Film wird am Montag, 27. Januar 2020, zeitgleich in beiden Sendern ausgestrahlt. Außerdem wird an diesem Tag ein Screening des Films in der Bayrischen Vertretung in Brüssel vor Abgeordneten des Europäischen Parlaments stattfinden.
Der Film ist ein Zeichen der Hoffnung nach dem finstersten Kapitel deutscher Geschichte. Im Mittelpunkt stehen die Jugendlichen Arek Hershlikovicz, Ben Helfgott, Ike Alterman, Sala Feiermann, Salek Falinower und Sam Laskier. Die jungen Darsteller wurden in ganz Europa gecastet und hatten keine Schauspielerfahrung. Sala und Arek sind auch im wahren Leben ein Paar. Vor dem Dreh erhielten die Jugendlichen eine geballte Ladung Geschichtsunterricht, um sie so besser an ihre Rollen heranzuführen. Fußball ist eine tragende Storyline im Film. Leider konnten alle Jungen zu gut Fußball spielen. Das war ein Problem, denn vor der Kamera sollten sie bewusst schlecht performen, um dem englischen Gegner eine Chance zu geben. Am Set hat das für viele Lacher gesorgt.
Die Stärke dieser Kinder, ihr Mut und ihr Lebenswille zeichnen diesen Film aus und lassen ihn zum Erlebnis werden. In einer geschützten Umgebung wird den traumatisierten Kindern nach Jahren unmenschlicher Gräuel und permanenter Todesangst wieder ein angstfreier und lebensbejahender Alltag ermöglicht. Die Kinder lernen, was es heißt, genug zu essen zu haben und allein in einem Zimmer zu schlafen. Außerdem lernen sie Englisch und bereiten sich mithilfe des einfühlsamen Trainers Jock Lawrence (gespielt von Iain Glen) auf ein Fußballspiel mit den Einwohnern des Dorfes vor. Doch die Vergangenheit bleibt präsent, und viele bekommen erst in England Gewissheit, dass ihre Familien ausgelöscht wurden. Doch in Windermere werden sie in ihrem Schmerz und Kummer nicht alleingelassen.
Zentrale Figur und Ansprechpartner für die Kinder ist der Psychologe Oscar Friedmann, im Film gespielt von Thomas Kretschmann, der eine Art Vaterfigur für viele der Jugendlichen wird und dessen Ziel es ist, den jungen Heranwachsenden beim Bewältigen ihrer Erfahrungen zu helfen.
Das hoch emotionale Drehbuch von BAFTA-Gewinner Simon Block beleuchtet ein bisher noch nicht erzähltes Kapitel aus dem Umfeld des Holocausts. Die Freundschaft der Kinder von Windermere war der Grundstein für eine Zukunft in Freiheit, und der Zusammenhalt ihrer Nachkommen ist ihr Vermächtnis.
Der Film erzählt die Geschichte eines Neuanfangs voller Hoffnung und Zuversicht, und er zeigt, was es bedarf, damit ein Neuanfang nach dem Grauen überhaupt möglich ist.
Claus Wunn, ZDF-Hauptredaktion Internationale Fiktion
In dem Drama "Die Kinder von Windermere" wird die berührende Geschichte von rund 300 Kindern und Jugendlichen erzählt, die nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern während der Endphase des Zweiten Weltkrieges nach England gebracht werden. In der geschützten Umgebung am Lake Windermere sollen sie einen Sommer lang unter der Betreuung des deutschen Psychologen Oscar Friedmann lernen, mit ihren grausamen Erlebnissen während des Holocausts umzugehen.
Der Film rückt eine kleine Gruppe traumatisierter 13- bis 17-Jähriger in den Mittelpunkt, die, nach Jahren des Schreckens, wieder einen normalen, angstfreien und lebensbejahenden Alltag erleben können. Am Lake Windermere lernen sie wieder, was es heißt, zu leben. Hier legen sie den Grundstein für eine bessere Zukunft – auch, wenn viele der Kinder erst dort erfahren, dass es keine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihren Familien gibt
In der Dokumentation zum Film "Die Kinder von Windermere", über Jugendliche, die bei Kriegsende aus Konzentrationslagern der NS-Zeit nach England gebracht wurden, erzählen Überlebende ihre Geschichte.
"Wir kamen aus der Hölle in den Himmel", erinnert sich Sam Laskier. Er war einer der 300 jungen Juden verschiedenster Nationalitäten, die sich nach der Befreiung der KZs durch die Alliierten im englischen Windermere erholen sollten.
In der idyllischen englischen Landschaft rund um den See von Windermere wurden die Kinder von Familien aufgenommen. Sie fanden dort eine neue Heimat. Mit psychologischer Unterstützung sollten sie lernen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Einige der letzten noch Lebenden des Kindertransportes berichten in sehr persönlichen Statements von ihren Erfahrungen.
Wie andere, die sein Schicksal teilten, schildert Arek Hersh in der Dokumentation, was der Neuanfang für ihn bedeutete: "Ich begann wieder, mich als ein menschliches Wesen zu fühlen." Der therapeutische Umgang mit den traumatisierten Kindern beeinflusste die Entwicklung der Kinderpsychologie weltweit. Auch deshalb ging das "Windermere-Projekt" in die Geschichte ein.
Bild: ZDF-Logo aus der Wikipedia