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40 Jahre Tatort - Haferkamps Fälle: Acht Jahre später

40 Jahre Tatort (und mehr)ACHT JAHRE SPÄTER

Kommissar Haferkamp ist in Gefahr. Der Einbrecher Brossberg wird nach 8 Jahren Haft entlassen. Haferkamp hatte ihn gestellt. Und bei einem Feuergefecht, das der Verhaftung vorausging, hat Haferkamp Brossbergs Bruder getötet. Brossberg hat Rache geschworen. Und auch seine ehemalige Geliebte, Frau Pallenburg, von der Brossberg sich verraten glaubt, will er umbringen.

Haferkamp (Felmy) und Frau Pallenberg (Christina Ostermayer)Haferkamp nimmt das alles nicht sehr ernst. Wer wird nach 8 Jahren noch seine Rache ausführen wollen!? Aber plötzlich taucht Frau Pallenburg bei Haferkamp zu Hause auf. Sie fühlt sich von Brossberg bedroht und bittet Haferkamp um Schutz. Haferkamp ist nicht begeistert. Wie soll er der Frau Schutz gewähren? Es passt ihm gar nicht, dass sein Privatleben gestört wird. Aber schließlich, was soll er machen? Wenn die Frau wirklich bedroht ist, kann er sie nicht einfach wegschicken. Er resigniert und beherbergt sie in seiner Wohnung (1).

Ungewöhnliche Kulisse
In groben Zügen gibt die Inhaltsangabe die gesamte Handlung wieder. Ich möchte aber dennoch ein Stück ausführlicher werden. Die Jagd auf Brossberg ist ganz interessant und brillant durch perfekte Kameraführung in Szene gesetzt. Man sieht Haferkamp quasi im Kohlenpott hinter Brossberg her hetzen. Das sind allerlei Stahlwerke, Güterbahnwagoons und Hochöfen. Eine wahrlich anschauliche Kulisse für eine derartig angelegt Verfolgungsjagd in einem Krimi.
Allerdings endet sie Jagd reichlich unspektakulär auf einem Hochofen als Haferkamp ohnmächtig wurde. Im Krankenhaus erfährt der Kommissar, dass auch Brossberg ohnmächtig aufgefunden wurde. Er musste also kurz nach Haferkamp ebenfalls die Besinnung verloren haben.

Immer wieder aufs Neue
Der Haftrichter entlässt Brossberg da ihm ein Mordanschlag auf Frau Pallenberg nicht nachzuweisen ist, und  er nur aus einem Reflex heraus vor der Polizei geflohen ist.
Zurück in seiner Wohnung trifft Haferkamp wieder auf Frau Pallenberg. Die hatte sich bei ihm eingenistet, weil sie Angst vor Brossberg hat. Haferkamp war stets gegen die Untermieterin, doch die Frau hat mit Selbstmord gedroht, falls Haferkamp sie nicht aufnimmt. So fügte sich der Kommissar letztlich dem Willen der Frau, die Brossbergs ehemalige Geliebte war. Haferkamp vermutet nicht zu Unrecht, das noch alte Bindung zwischen den beiden besteht. Auch wenn Brossberg sagt, er wolle Frau Pallenberg umbringen, so kann das durchaus eine Falle sein.
Haferkamp bleibt misstrauisch. Als er mit der Pallenberg feiert und trinkt, löst sie einige Pillen in seinem Glas auf. Haferkamp bekommt dies mit. Er trinkt das Bier nicht, stellt sich aber ohnmächtig.  Er ist sicher auf diese Weise Brossberg anzulocken, und er behält Recht.
 
Schief gewickelt
Wer einen actionreichen Krimi mit viel Tempo erwartet ist schief gewickelt. Das war ein Haferkamp nie. Die Krimis aus Essen lebten stets von der Konfrontation Täter und Kommissar und überzeugten durch unfreiwillige Komik und perfide Psychoduelle zwischen Kommissar und Verbrecher. Damit baute man die Krimis ähnlich auf wie beim amerikanischen Colombo, nur viel einfallsreicher und spannender, was an intelligenten Drehbüchern, guten Schauspielern und dem Schauplatz Essen lag.
Das eigentliche Duell findet hier übrigens nicht zwischen Haferkamp und Brossberg statt, sondern eher zwischen dem Kommissar und Frau Pallenberg. Dabei ist sie als Gegner tatsächlich lange Zeit nicht klar. Ebenso wie Haferkamp grübelt auch der Zuschauer, ob sie nun wirklich gemeinsame Sache mit Brossberg macht. Auf diese mitreißende Art einen Krimi zu erzählen, nenne ich schon Kunst.
 
Der insgesamt 39. Tatort war der erste Fall für Haferkamp und erzielte eine Einschaltquote von 66 % Marktanteil. Damit war dieser Fall, der Zweiterfolgreichste der Haferkamp-Ära. Haferkamp war der Nachfolger von Sieghard Rupp als Zollfahnder Kressin.

Kommissar Finke alias Klaus Schwarzkopf hat hier einen kleinen Gastauftritt.
 

Kriminalkommissar Haferkamp - Hansjörg Felmy
Kaslik - Ulrich von Dobschütz
Kreutzer - Willy Semmelrogge
Scheffner, sein Chef - Bernd Schäfer
Ingrid, seine Ex-Frau - Karin Eickelbaum
Frau Pallenburg - Christina Ostermayer
Brossberg - Relja Basíc
Wärter - Hans Beerhenke
Direktor - Max Mairich
Wilke - Hermann Günther
Haftrichter - Herbert Bötticher
Vorsitzender - Walter Feuchtenberg
Wirt - Walter Spiske
Eisenbahner - Werner Gaefke
Müller - Klaus Münster
Gastkommissar - Klaus Schwarzkopf
Buch: Karl-Heinz Willschrei
Regie: Wolfgang Becker
Erstsendung: 28.04.1974
 
(1) Das Erste
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