40 Jahre Tatort-Haferkamps Fälle: Der Feinkosthändler
Schließlich wird bekannt, daß Wever Mordabend zweimal Mal zur Villa Böhmer gefahren ist. Das Netz der Indizien wird immer dichter. Aber dann tritt eine überraschende Wende ein. Wever sieht eine Möglichkeit, sich von allen Schwierigkeiten zu befreien - eine äußerst gefährliche Möglichkeit, nicht nur für Wever.
Zum ersten Mal bei Haferkamp ist der Mörder nicht von Beginn an bekannt. Somit tappt zunächst nicht nur der Kommissar, sondern auch der Zuschauer im Dunkeln. Allerdings wird bald klar, wer der Täter ist. Für den Zuschauer unschwer zu ermitteln. Doch Haferkamp hat zwei Verdächtige zur Auswahl. Biggi Lambertz, die Angestellte des Feinkostladen oder der Chef desselben, Herr Wever. Nur dem Zuschauer ist klar, dass es der eigene Sohn des Feinkosthändlers sein muss, der die Frau aus welchen Gründen auch immer erschlagen hat. Schließlich gesteht dieser seinem Vater die Tat. Nach einem Diskothekbesuch bietet sich dafür die Villa Böhmer an, da Biggis Mutter dort putzt und die Besitzerin verreist ist. Nach anfänglichem Sträuben geht Andreas mit in das Haus.
Frau Böhmer kommt früher als erwartet von ihrer Reise zurück. Aus Angst sie würde alles seinem Vater sagen, dreht Andreas durch. Damit ist anch 45 Krimiminuten alles klar. Auch sonst verläuft der Fall in weiten Teilen ziemlich vorhersehbar. Nur das Ende bringt nochmal etwas Tempo in den verstaubten Fall, der in guten Ansätzen stecken bleibt. Die Erzählweise ist neu, denn Täter nicht zu früh zu offenbaren, dennoch tut man dies dann in einer Phase, in der dieser Krimi ohnehin nicht mehr viel zu bieten hat. Das Ruder wird herumgerissen, als das kleine Biest Biggi den Erpressungsversuch startet.
Die Kritiker bemängelten oft, das Der Feinkosthändler einer jener Tatort-Folgen mit Felmy ist, in denen er fast zur Randfigur verkam, was ihrer Ansicht nach Regisseur Hajo Gies zu verdanken sei. Ich finde das nicht. In dieser Folge kommen Haferkamp und Kreutzer sogar sehr gut zur Geltung. Nicht weniger als in anderen Folgen. Völliger Quatsch also. Nur weil der Kommissar nicht allzu früh in Erscheinung tritt wie heutzutage üblich nach 5 Minuten. Der Film zeigt gut, wie ein verzweifelter Mann, der diesmal nicht der Mörder ist, versucht seine kleinbürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten und dabei letztlich zu allen Mitteln greift. Haferkamp ermittelte stets in Fällen mit viel Alltagsauthenzität. Das waren Geschichten, die durchaus nebenan passieren konnten.
In der Rolle der Biggi sieht man hier interessanterweise die blutjunge Marie-Louise Millowitsch, die heute als Mareille Millowitsch bekannt ist. Gedreht wurde der Fall unter dem simplen Titel "Feinkost".
Zur Einleitung - Zur Übersicht - Haferkamps Fälle
Kommentare
Aber in einem Punkt hast du dich geirrt: der Junge ist über 18 Jahre alt. Der Vater sagt das ganz ausdrücklich bei Minute 49.