Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - Der Namenlose
Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
Der Namenlose
Der Namenlose
Im Jahr 1952 wurde im Isabella Verlag (Karin Wrba) eine neue Serie begonnen, die sich um einen Gauner mit meisterhaften Streichen dreht. Der Autor war Ludwig Ladislaus Aichhorn. Das seltsame an der Isabella Ausgabe ist, daß beide Hefte dasselbe Titelbild haben. Es handelt sich dabei um folgende Titel:
Lt. Katalog der österr. Nationalbibliothek sind nicht mehr als diese 2 Hefte erschienen.
Der erste Band handelt von einem Gauner, der wie Till Eulenspiegel andere Gauner hereinlegt und austrickst. Ich fand das Heft recht unterhaltend.
Im 2. Heft stößt der "Mann ohne Namen" oder "Namenlose" in Europa auf eine kongeniale Partnerin.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass es nach bisherigem Wissensstand insgesamt 3 Ausgaben dieser 2 Hefte gab:
Die erste Ausgabe erschien 1949 in der Reihe "Das spannende Buch", Die nächste Ausgabe der 2 Titel erschien 1950 in "Die spannende Reihe" und die dritte Ausgabe als "Der Namenlose" im Isabella/Wrba Verlag. Ich selbst konnte mir nur das 2. Heft der 1. Ausgabe organisieren. Dabei konnte ich feststellen, daß die Romantexte identisch sind, mit denselben Lettern und Druckfehlern. Zu meiner Überraschung fand ich auf der Rückseite dieses Heftes eine kaum mehr leserliche Liste von insgesamt 10 Titeln, was zeigt, daß mehrere Romane geplant waren.
Nachweisbar sind aber nur die ersten beiden Titel. Nur 2 Titelbilder konnte ich auftreiben, neben dem 2. Heft 1. Ausgabe auch das 1. Heft der 2. Ausgabe.
Weder "Das spannende Buch" noch "Die spannende Reihe" befinden sich im Bestand der öster. Nationalbibliothek; daher sind die Hefte kaum aufzutreiben. Erstaunlicherweise befindet sich die "Spannende Reihe" im Bestand der deutschen Nationalbibliothek.
Im Vorwort des ersten Heftes steht Folgendes:
Da diese weitgehend unbekannten Romane praktisch kaum mehr erhältlich sind, werde ich daher versuchen, etwas über den Inhalt dieser Romane zu erzählen.
Der Namenlose
Der Namenlose arbeitet zu Beginn als Sekretär bei einem New Yorker Makler. Als dieser einmal verreist, entnimmt er aus dem Tresor Wertpapiere, sucht einen bekannten Wucherer auf und verkauft ihm 2 Aktien zum halben Kurswert. Dann macht er dem Wucherer weis, es handle sich um besonders gute Fälschungen und bietet ihm den Rest des Paketes zum halben Kurswert an, sobald sich der Wucherer überzeugt hat, daß jede Bank die "Fälschungen" kauft. Der Austausch Geld gegen Aktien findet in einem Städtchen außerhalb von New York statt.
Dann geht der Namenlose zur Polizei, legitimiert sich als Direktor der Gesellschaft und sagt, er hätte die Tasche mit den Aktien im Zug vergessen. Die Polizei hält den Zug an und findet die Tasche. Der Wucherer, vor lauter Angst, er könnte wegen der vermeintlichen Fälschungen verhaftet werden, bestreitet, daß ihm die Tasche gehört. So bekommt der Namenlose die Aktien zurück und legt sie in den Tresor seines früheren Chefs zurück.
Im zweiten Streich übertölpelt er einen Händler mit Kirchengeräten, wobei er in der Rolle eines altersschwachen Priesters auftritt. Köstlich ist die Szene, als er den Händler ein Bischofsgewand anprobieren läßt, sich 2 Kelche schnappt und auf die Straße läuft. Der Händer, der ihn als Bischof kostümiert verfolgt, wird für verrückt gehalten und festgenommen. Derweilen räumt der Namenlose das leere Geschäft aus und bietet dem Händler den Rückkauf der gestohlenen Gegenstände an. Zum Pech des Händlers wird der nach dem Rückkauf wegen Versicherungsbetrug und Besitz gestohlener Juwelen verhaftet.
Im zweiten Teil hat sich der Namenlose nach Paris abgesetzt und beobachtet in einem Hotel, wie eine angebliche Miß Morgan eintrifft. Diese wird nachts angeblich beraubt, alle Kleider und das Bargeld sind verschwunden. Aus Angst vor einem Skandal zahlt das Hotel eine Garderobe für das Mädchen und ersetzt das angeblich gestohlene Bargeld.
Der Namenlose verfolgt das Mädchen und macht ihm den Vorschlag, sich zusammen zu tun.
Als nächster Streich stehlen sie als Vater und Tochter verkleidet einem Juwelier die Edelsteine eines Kolliers, indem sie diese nach einer Ablenkung austauschen. Das Kollier soll am nächsten Tag abgeholt werden und bleibt im Tresor des Juweliers. Am nächsten Tag erscheint der Namenlose in der Maske seines Sekretärs, entdeckt die Fälschung und verlangt den Kaufpreis zurück.
Das nächste Opfer ist ein Pariser Hehler, dem der Namenlose die Steine verkauft und ihn dann an die Polizei verpfeift. In der Maske eines biederen Ehepaares schiffen sich die beiden dann nach England ein.
Wenn diese Romane auch nicht zu meinem Sammelgebiet gehören, sind sie jedenfalls lesenswert. Falls man so ein Heft oder eine Kopie bekommen kann, sind diese Heftchen durchaus zu empfehlen.
Es dürften, wie man aus der Titelliste ersehen kann, weitere Hefte geplant gewesen sein, aber daraus wurde nichts, mehr als diese 2 Hefte sind nicht erschienen. Das typische Schicksal, wie ich sagen muß, vieler österr. Kleinserien.
Vielleicht waren die Romane auch für den Umfang von 64 Seiten bei einem Preis von 2,50 bis 3,-. Schilling zu teuer, wenn man berücksichtigt, daß ein Kilo Brot in der Nachkriegszeit ca. 1,- Schilling gekostet hat.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen Heftserien.
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