Wenn der Wallace hilft - Kueglers Pommery
Wenn der Wallace hilft
Kueglers Pommery
... einen ganz und gar prominenten sogar. Der allseits bekannte Edgar Wallace und seine zahlreichen Romane weisen dem Inspector den Weg zur Lösung der Verbrechen und den Hintermännern. Wenn Pommery nicht weiter weiß holt er sich Rat aus den Romanen des Meisters, aber nicht vom Meister selbst. Und so hieß die Jugendbuchreihe auch einst: Edgar Wallace löst das Rätsel ...
Also der Slogan zu Der unheimliche Pfeifer von Blending Castle ist ein bisschen irreführend. »Edgar Wallace - Neue Abenteuer« stimmt so gar nicht. Nicht etwa neue Abenteuer von oder mit dem Autor werden hier geboten, doch dergleichen hat den Blitz Verlag noch nie abgehalten, wenn der Slogan griffig war. Daher also nicht unbedingt etwas mit oder von Edgar Wallace erwarten. Pommery heißt der Held und der Autor früher John Gilmoor und jetzt Dietmar Kuegler ...
Was den Leser (eben auch mich) durchaus verwirrte, dass bei etwas mehr als 150 Seiten Inhalt der Pfeifer von Blending Castle bereits entlarvt wird.
Was soll denn da auf den noch ungelesenen Seiten denn noch kommen? Wird der Pfeifer dann noch lange durch die Geheimgänge des Schlosses gejagt entkommt und versucht sein Werk anders fortzusetzen ...?
Mitnichten. Es gibt noch zwei weitere Fälle, die der Verlag weder im Klappentext, im Inhaltsverzeichnis oder auf dem Titel erwähnt. Nun ja ... Solche Kleinigkeiten können einem Verleger und seinen leitenden und weniger leitenden Mitarbeitern schon mal entfallen. Aber es gab mal ne Zeit, da waren Jugendbücher nicht zwangsläufig dick. Die Originale einst waren nur sechzigseitige Hardcover. Daher passen drei Fälle in ein Blitz-Standard-Taschenbuch. Demzufolge muss dann noch und hoffentlich bald der zweite Band mit den letzten drei Fällen folgen. Zu hoffen steht, dass der Blitz Verlag nicht noch weitere Folgen zu planen wagt, es sei denn Kuegler würde die schreiben.
Nachdem also Pommery den Pfeifer von Blending Castle entlarvt hat, bekommt er es mit der Bruderschaft der Ratten zu tun. Hier ist es schade, dass der Verlag auf den Originaltitel verzichtete, der deutlich stärkere Wallace-Assoziationen mitbringt. Er lautete "Das irische Halstuch". In diesem Fall gibt es eine wunderschöne Szene als Kuegler eine Szene im Hafen des nebelverhangenen London aufbaut.
Im Kopf des Wallace-Filmfan wurden sofort Bilder wach, die an die schwarz/weißen Wallace-Verfilmungen erinnerten und obwohl Pommery und sein dazukommender Assistent Sergeant Daven so gar nicht wie Fuchsberger und Arent beschrieben werden, sehen die beiden Helden in meinem Kopf so aus.
Kuegler hat also nicht nur die Romane von Edgar Wallace gelesen, sondern war auch ein sehr aufmerksamer Betrachter der Filme.
Und auch den Titel des dritten falls in diesem Buch wurde vom Verlag geändert. Aus Der schwarze Armbrustschütze (wieder sehr Wallace-nah) wurde Der Überfall des Phantoms (eher eine Art Allerwelts-Titel). Auch hier beweist Kuegler, dass er sich mit Thema Wallace sowohl in gedruckter Form als auch als bewegtes Bild sehr eingehend befasst hat. Pommery lässt keine Gelegenheit aus seinem Assistenten zu erklären, dass Edgar Wallace bereits in ähnlicher Form Krimis geschrieben hat.
Was Blitz also nach 30 Jahren wieder vorlegt, ist auf der einen Seite eine Hommage an die Romane von Edgar Wallace und die (deutschen) Verfilmungen derselben. Das toll und sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Nur darf man keine harte Action erwarten. vor drei Jahrzehnten ging es in deutschen Jugendbüchern ruhig und gesittet zu. Da wurde nicht gnadenlos Gewalt ausgeübt. Selbst die Action in den Film in schwarz/weiß war noch härter.
Und doch kann auch ein Leser heutiger tage daran seinen Spaß finden wenn er eben das erwartet was er auch bekommt: Ein Jugendbuch. Kuegler hat diese etwas bizarre Idee, dass Romane den Weg zur Lösung eines Falls weisen, gut umgesetzt. Das ganze ist insoweit in sich schlüssig. Die Charaktere könnten im Grunde den Filmen der sechziger entsprungen sein. Allerdings benimmt sich Pommery manchmal ein bisschen wie Columbo. Aber das ist nicht wirklich unpassend. Wer also Lust hat auf flott erzählte Krimis für Jugendliche, der wird hier gut bedient.
Kommentare
Gibt es denn wenigstens eine bibliographische Notiz, dass das eine Neuausgabe der Kibu-Ausgabe ist?
Wenn also etwas fehlt (und ich werde den Artikeltext dahingehend noch ergänzen), dann ist es das Bonusmaterial, das den Spruch von der "exklusiven Sammlerausgabe" wahr macht. Aber das Fehlen von für den Sammler interessanten Material bzw. auch dessen mangelnde Qualität hat ja bei Blitz schon Tradition.
John Gilmoor (Dietmar Kügler)
Edgar Wallace löst das Rätsel:
1 Der unheimliche Pfeifer von Blending Castle 1983
ISBN: 3-88101-700-3
59 S.
2 Das irische Halstuch 1983
ISBN: 3-88101-701-1
58 S.
3 Der schwarze Armbrustschütze 1983
ISBN: 3-88101-702-X
59 S.
4 Die goldenen Mönche 1984
ISBN: 3-88101-732-1
60 S.
5 Die Bande der Affen 1984
ISBN: 3-88101-733-X
58 S.
6 Die Glasaugenmenschen 1985
ISBN: 3-88101-740-2
59 S.