Eigene Erfahrungen zu Thriller verarbeitet: Die Moortochter von Karen Dionne
Eigene Erfahrungen zu Thriller verarbeitet
»Die Moortochter« von Karen Dionne
Eines Tages fand sie heraus, dass er ein Psychopath ist, der ihre Mutter vor vielen Jahren entführt und seitdem in der Hütte gefangen gehalten hatte.
Als Helena das erfahren hatte, floh sie mit ihrer Mutter aus dem Moor und vor ihrem Vater. Dieser wurde daraufhin gefasst und kam ins Gefängnis. Als sie nun, 15 Jahre später, in den Nachrichten hört, dass ihr Vater aus dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses geflohen ist, weiß sie sofort, dass er sich wieder im Moor versteckt. Und noch etwas ist Helena klar: Nur sie kennt sich dort ebenso gut aus wie er und kann ihn finden…
„Die Moortochter“ ist der dritte Roman von Karen Dionne, bei dem sie ziemlich genau weiß, wovon sie spricht. Sie selbst ist mit ihrem Mann und ihrer sechs Wochen alten Tochter in die Wildnis der Upper Peninsula gezogen, um dort zu leben. Während sie in einem Zelt schliefen, bauten sie eine kleine Hütte – ohne Strom, ohne fließendes Wasser, nur mit einem kleinen Holzofen - in der sie fortan wohnten.
Dass Dionne das Leben im Moor am eigenen Leib erfahren hat, merkt man dem Buch an. So detailliert und umfangreich werden Fauna und Flora beschrieben, so genau wird der Alltag unter den widrigen Umständen geschildert, dass dies in solcher Form wohl nur mit dem speziellen Hintergrund der Autorin möglich ist. Das allein macht den Roman Dionnes schon lesenswert.
Aus Helenas Sicht erzählt Dionne abwechselnd die Geschichte der Gefangenschaft der beiden Frauen (die Helena ja gar nicht als solche erlebt hat) und das Geschehen 15 Jahre später beim Ausbruch des Vaters. Darin liegt für mich allerdings die Schwäche des Buches. Immer, wenn der Plot in einem der beiden Settings etwas Fahrt aufnimmt, erfolgt ein Zeitsprung. Was sonst oft als eine Art Cliffhanger zwischen den Kapiteln genutzt wird, um die Dramatik noch weiter zu steigern, hatte hier für mich gegenteiligen Effekt. War man froh, dass endlich ein bisschen Spannung aufkam, flaute diese durch die Wechsel zwischen den Geschichten oft direkt wieder ab.
Zu den Stärken des Romans hingegen zählt – neben dem bereits erwähnten breiten Hintergrundwissen der Autorin – die aus meiner Sicht überzeugende Psychografie der Hauptfigur Helena. Dionne weiß ihre ambivalente Beziehung zum Vater genauso glaubhaft darzustellen wie die Verwirrungen um die eigene Identität.
Alles in Allem ist „Die Moortochter“ für mich ein unterhaltsames, kurzweiliges Buch, dass leider in manchen Teilen den von mir bei einem „Psychothriller“ erwarteten Nervenkitzel etwas vermissen lässt.
Die Moortochter