Romandebüt für Drehbuchautor - »Angstmörder« von Lorenz Stassen
Romandebüt für Drehbuchautor
»Angstmörder« von Lorenz Stassen
Obwohl die Beweislage eindeutig scheint, beteuert Rölscheid seine Unschuld. Meller und seine Referendarin glauben ihm. Und so beginnen sie, anders als die Polizei, für die der Täter schnell feststand, auch in andere Richtungen zu ermitteln. Dabei stößt Nina in der Presse auf einen ganz ähnlichen Fall in Aachen vor einiger Zeit. Auch hier beschwört ein mutmaßlich überführter Mörder, er habe seine Ehefrau nicht umgebracht und auch hier hat die ermordete Frau ihren Mann zuvor wegen häuslicher Gewalt angezeigt.
Liegt hier etwa ein Muster vor? Geht ein Serienmörder um, der seine Opfer ganz gezielt auswählt und den Verdacht mir großer Akribie auf die Ehemänner lenkt? Als Meller und seine Referendarin diese Möglichkeit gerade ernsthaft in Betracht zu ziehen beginnen, unternimmt Rölscheid einen Selbstmordversuch und muss ins künstliche Koma versetzt werden. Er ist nun nicht mehr verhandlungsfähig und Mellers Mandat somit nichtig. Doch Meller beschließt, trotzdem weiter zu ermitteln…
„Angstmörder“ ist der erste Roman des Kölner Autors Lorenz Stassen. Eigentlich gelernter Chemielaborant, wechselte er schnell ins Filmgeschäft, zunächst als Aufnahmeleiter und Texter für TV-Shows. Seit 1997 arbeitet Stassen als freischaffender Drehbuchautor. Aus seiner Feder stammen einige Folgen bekannterer Fernsehserien, wie beispielsweise Soko Köln, Alarm für Cobra 11 und Die Wache. Mit „Angstmörder“ soll nun auch der Sprung zum Romanautor gelingen.
Stassens Romandebüt liest sich (vielleicht eben weil es sich um ein solches handelt) wie das Patentrezept für einen gängigen Roman. Man nehme einen Protagonisten, der anfangs nicht dem typischen Profil eines Helden entspricht und somit genug Platz hat, sich über die Geschichte hinweg zu einem solchen zu entwickeln. Nach Möglichkeit gebe man ihm noch eine Schwäche mit, sein Kryptonit quasi, das ihm zum Erreichen seines Ziels irgendwann im Weg steht. Weiter nehme man einen Gegenspieler, der natürlich sehr böse, aber irgendwie auch menschlich ist und den der Protagonist jagen kann, bis der Gegenspieler auch für unseren Protagonisten zur Gefahr wird. Für das Herz der Leser am besten nebenbei noch eine Liebesgeschichte einbauen.
Was den Plot angeht, präsentiert uns Stassen da also erstmal nichts, was unbedingt als innovativ zu bezeichnen wäre. Nun muss man aber auch nicht immer das Rad neu erfinden, wenn es so wie es ist ganz gut rollt. Und Stassens „Angstmörder“ rollt, um in dem Bild zu bleiben, ganz ordentlich. Zwar kommt die Hauptfigur Nicholas Meller zum Teil etwas romanfigurentypisch daher, aber Meller ist so sympathisch und durch seine ich-Perspektive so nah am Leser, dass er mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen hat. Da stört dann auch die obligatorische Liebesgeschichte nicht mehr, weil es mich tatsächlich mal sehr interessiert hat, was bezüglich des Beziehungsstatus der Figuren passiert.
Auch zeigt sich bei Lorenz Stassen wieder einmal, dass Drehbuchautoren ein besonderes Gespür für Dialoge haben. Sämtliche Wortäußerungen wirken natürlich, jeder Satz scheint genauso sagbar. Auch das trägt sicherlich zur Authentizität der Figuren bei. Daneben überzeugt Stassen durch ein angenehm kurzweiliges Erzähltempo, erfreulich detaillierte Recherche, fesselnde Cliffhanger zwischen den einzelnen Kapiteln und einige Wendungen, die man dann doch nicht kommen sehen hat.
Alles in allem also keine Geschichte, die man so oder so ähnlich nicht schon gelesen hätte, aber das dafür in sehr guter Qualität. Lieber so, als etwas nie Dagewesenes, bei dem ich mich von Seite zu Seite quälen muss. Für mich ein gelungenes Debüt, an dessen Ende ich bedenkenlos zu Stassens etwaigen weiteren Büchern greifen würde, vielleicht ja sogar für ein Wiedersehen mit Nicholas Meller.