Österreichische Raritäten - Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965 - Egon Schott, der Mann der Rifland war
Österreichische Raritäten
Heftreihen der Jahre 1945 bis 1965
Egon Schott, der Mann der Rifland war
Bei meiner Beschäftigung mit einer meiner Lieblingsserien aus dieser Zeit, Rifland, die im Vettermann Verlag zwischen 1949 und 1953 in insgesamt 24 Heften und 2 Sonderbänden erschienen ist, fragte ich mich schon damals als Schüler, wer wohl der Autor sei, der derartig lebendig die Fauna und Flora des brasilianischen Urwaldes schildern konnte. Ich war schon damals überzeugt, daß der Autor sich nicht alles aus den Fingern gesogen hatte und sicher einiges davon selbst erlebt hatte. Damals las ich auch mit Begeisterung Karl May, aber diese Heftchen eröffneten mir eine neue, damals noch unbekannte Welt.
Die Jahre vergingen, bis ich kürzlich die Heftchen wieder einmal aus dem Schrank holte um sie einzuscannen und zu digitalisieren. Sie hatten auch nach über 60 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Übrig blieb die Frage nach dem Autor.
Wikipedia und der Katalog der Österr. Nationalbibliothek (ÖNB) zeigten mir, daß der Autor im wirklichen Leben Egon Schott hieß, aber sonst war über ihn nichts vermerkt, auch die Suche im Internet brachte nichts. Also suchte ich nach anderen Büchern des Mannes und wurde bald fündig. Ich fand 3 Bücher aus 1935, "Windstärke 10", "Kampf mit Riesenschlangen" und "Paradies der Affen". Bei der weiteren Suche in der Nationalbibliothek stieß ich auf eine Monographie von Theresia Rundkorn, "Egon Schott alias Julius Steiner, Blitzlichter aus einem österr. Autorenleben".
Dieses Werk erklärte mir, warum es kaum etwas über diesen Mann zu finden gab. Aber eins nach dem anderen.
Egon Schott reiste nämlich unter mehreren Pseudonymen, Selvan Sil, Egon Schott-Steiner, E.S. Rifland, Eldon Rifland, Edward Steel, Edwin Solt und last not least Julius Steiner, geboren 22.1.1892, gestorben 1976.
Julius Steiner besuchte in Wien das Gymnasium und war dann Soldat im 1. Weltkrieg, erhielt einige Orden und war nach dem Ende des Krieges gerade 26 Jahre alt. Damals nannte er sich Kaufmann und Schriftsteller. In den Jahren bis 1922 fuhr er mit einem Trampschiff nach Südamerika und verbrachte wohl einige Zeit dort; er hatte also einiges Wissen über diese Länder. Ab 1923 war er wieder in Österreich, es sind einige Werke aus dieser Zeit bekannt und er gründete einen Julius Steiner Verlag.
1930, im Alter von 38 Jahren trat er der illegalen NSDAP bei und brachte es, wie Bilder in der Nationalbibliothek zeigen, in der SA bis zum Obersturmbannführer. Nach einigen Gefängnisstrafen in den Jahren bis 1933 flüchtete er nach Deutschland und wurde Mitglied der österr. Legion, einer paramilitärischen Einheit.
Von 1938 bis Kriegsende war er für die SA-Gruppe Donau als Leiter der Pressestelle tätig, daneben war er als Autor und Verleger seiner Bücher tätig. 1947 wurde gegen ihn nach dem Kriegsverbrechen- und Verbotsgesetz ermittelt, es kam aber zu keiner Verurteilung.
Danach versuchte er im Zivilleben Fuß zu fassen, arbeitete für eine Margarinefabrik und gründete mit Hilfe eines Strohmannes den Vettermann Verlag; er selbst bekam wegen seiner Vergangenheit nicht die Genehmigungen dazu.
In den Jahren bis 1953 erschien sein Hauptwerk, die Abenteuerserie Rifland. Es war auch eine Buchausgabe geplant, die kam über den ersten Band nicht hinaus.
Dann verliert sich seine Spur, weitere Publikationen gab es nicht mehr. Auch die Rifland Serie wurde nicht mehr fortgesetzt, das Thema war wohl nicht mehr fortzusetzen.
Die letzten Hefte wurden dann zum halben Preis abverkauft, was für mich bei meinem damaligen kleinen Taschengeld ein Vorteil war.
Abgesehen von seinem etwas bewegten Leben war Egon Schott/Julius Steiner ein großartiger Erzähler, wobei die meisten seiner Romane fast vergessen sind. Sie sind allerdings teilweise umgearbeitet in die Rifland Serie eingeflossen.
Mit Hilfe der Monographie von Frau Rundkorn kann ich einen groben Überblick über sein Schaffen geben, wobei er anfangs das Pseudonym Egon Schott benutzte.
Zur Riflandserie ist noch zu bemerken, daß darin Texte aus seinen früheren Werken verwendet wurden, ein damals nicht unüblicher Vorgang.
Charakteristisch für sein Werk sind die in seinen Büchern beschriebenen Abenteuerreisen mit wechselnden Helden, deren Namen auch in der Liste seiner Pseudonyme vorkommen. Schott schildert wie Karl May in der Ich-Form die Abenteuer seines jeweiligen fiktiven Helden meist in Südamerika oder in Zusammenhang mit der Seefahrt.
Abschließend möchte ich noch bemerken, daß obige Bibliographie nur die wichtigsten seiner Werke enthält und auch sein Lebenslauf nur verkürzt dargestellt wurde, was für einen ersten Überblick reichen sollte, da ja bisher kaum etwas über Egon Schott/Julius Steiner bekannt war.
Ansonsten empfehle ich die oben erwähnte Monographie von Frau Rundkorn, wo alles viel genauer und mit Quellenangaben dargestellt wird.
Kommentare
Manchmal findet man unter den Steinen auch was Ekliges.
Die Rifland Romanhefte waren ein aufregender
Begleiter meiner Jugendzeit. Leider ist
meine "Sammlung" verlorengegangen, aber
die Geschichten sind in mir sehr lebendig
geblieben.